Hallo zusammen

Wie bei den meisten hier registrierten führt auch mich die Glücksspielsucht in diese Sphäre des Internets.
Ich habe mittlerweile eine, trotz meines noch nicht sehr fortgeschrittenen Alters, lange Geschichte mit dem Spiel.
Diese ist hier aber noch nicht mein Anliegen obwohl ich sie in der nächsten Zeit niederschreiben werde.

Ich komme aus der Schweiz und habe sehr viel Geld in einem auf Malta lizenziertem Casino verspielt. Seit Anfang Jahr herrscht eine Netzsperre für nicht in der Schweiz lizenzierte OCs, ich musste jedoch nie eine VPN installieren um bei diesem Casino zu spielen und konnte mich mühelos registrieren, einzahlen und verlieren. Normalerweise würde ich den Mund abputzen und weitermachen, à la "Wettschulden sind Ehrenschulden", doch jetzt ist einfach der Moment erreicht um zu sagen, dass damit Schluss ist.

Meine Frage ist: Wie gross ist die Chance mit einer Klage gegen das Casino mein Geld wiederzusehen auch wenn es nur ein Teilbetrag sein sollte. Das Angebot des OCs in der Schweiz ist klar illegal und nicht in einer Grauzone wie es in Deutschland der Fall ist. Ich habe mich als Spieler nicht strafbar gemacht (habe ich schon bei einem Anwalt abgeklärt).
Ich bin mir bewusst, dass meine Frage nicht klar beantwortet werden kann, jedoch hoffe ich auf ein paar konstruktive Antworten und freue mich auf gute Diskussionen und Plaudereien in der Zukunft.

PS: Ich bin seit 3 Monaten Spielfrei und in einer Therapie und hoffe das ich Spielfrei bleibe.

Das Angebot des OCs in der Schweiz ist klar illegal und nicht in einer Grauzone wie es in Deutschland der Fall ist. Ich habe mich als Spieler nicht strafbar gemacht (habe ich schon bei einem Anwalt abgeklärt).

Nun, was heißt Grauzone? Wenn es um die Legalität eines Online Casinos hierzulande geht?
Online Glücksspiel ansich ist in Deutschland, ausgenommen Schleswig Holstein(Da sie dem Staatsvertrag als einziges Bundesland nicht beigetreten sind), ausnahmslos verboten
In der Schweiz ist es jedoch grundsätzlich möglich, legal Online Glücksspiel anzubieten. (Bedingung: Das Casino besitzt eine Konzession bzw Erlaubnis der schweizerischen interkantonalen Behörde)

Aber davon mal ab, so rein spekulativ, das Casino wird sich bei einer Rückforderung deinerseits auf ihre national gültige Lizenz berufen und darauf hinweisen, das sie der maltesischen Gesetzgebung unterliegt und du somit keinen zivilrechtlichen Anspruch darauf hast.
Nun müsstest du also den Klageweg einschreiten. Malta ist EU Mitglied und somit auch an international europäische Abkommen gebunden. Laut der Verordnung „Brüssel I“ (44/2001) wird geregelt, welche Gerichte für Rechtssachen mit grenzübergreifendem Bezug zuständig ist und wie Entscheidungen in einem anderen Mitgliedstaat anerkannt und vollstreckt werden können. Grundsätzlich gilt, dass die Gerichte des Mitgliedstaats zuständig sind, in dem der Beklagte seinen Wohnsitz hat. Je nachdem wo der Erfüllungsort ist und wie man das genau auslegt, wäre auch eine Klage hier möglich. Jedoch besteht auch nach erfolgreicher Klage die Gefahr, das Malta die Anerkennung versagt. 

Welche Möglichkeiten du grundsätzlich über den "EU Weg" hättest, erfährst du z.B. in folgend genannter Verordnung:
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:32012R1215&from=EN

Mein persönliches Fazit: Der Klageweg würde wahrscheinlich nicht nur teuer werden, sondern auch seeehr seehr lang. Ohne eine klare Aussicht auf Erfolg würde ich das Risiko nicht eingehen.

Das ist es ja, das Casino verfügt über keine Konzession in der Schweiz und umgeht selbst die Netzsperre.
Das es viel Kosten wird ist mir bewusst aber ich werde jeden einzelnen Rappen vom Casino zurückfordern.
Danke dir für die Links!

Darf ich fragen über welche Größenordnung wir hier sprechen, wie viel du eingezahlt hast und zurückfordern willst?

Es wären 8'000 Chf.

Guten Morgen,
wie beurteilt denn dein Anwalt die Chancen? Gibt es bereits vergleichbare Fälle? Habt ihr die ESBK eingeschaltet?
Alles Gute!
LG Ilona

Hallo Ilona,

In der Schweiz gibt es noch keine verleichbaren Fälle. In Österreich wurde jedoch ein Anbieter verurteilt einem Spieler die Verluste zu erstatten.
Die ESBK haben wir noch nicht kontaktiert.

Hallo Hybris,

Wenn du klagst musst du mit circa 4.000 CHF Kosten rechnen.
Klagen ist leider ein gefährlicher "Zock" denn du musst wie gesagt 4k einsetzen um eventuell deine 8k zurückzubekommen.
Dieses "eventuell" ist meiner Schätzung nach 20-25% also wärs mathematisch gesehen unklug diesen "Zock" zu probieren.

Es kommt aber natürlich auch auf deine finanzielle und emotionale verfassung an wie du dich letzendlich entscheidest!
Solltest du finanziell gut aufgestellt sein und viel Geduld mitbringen, dann könnte man diesen (teuren) Weg bestreiten!

VG
Hinterda

Hallo zusammen, danke für die zahlreichen Antworten

Ich will hier im Forum niemandem zu nahe treten, ich weiss ganz genau, was das Glücksspiel mit der Psyche anstellt und ein langwieriger Rechtstreit nicht unbedingt gewollt ist.
Wieso wird im Forum so zaghaft mit einem Einschalten eines Anwalts oder einer Klage gegen das Casino umgegangen? Ich gehe jetzt nur von der Rechtssprechung in der Schweiz aus und das Angebo aller OCs aus Malta usw. ist klar illegal, diese Casinos zielen auf diejenigen ab welche sich in der Schweiz haben sperren lassen und somit auch für das Onlineangebot hiesiger Casinos gesperrt sind.

Das betreffende Casino ist ein BigPlayer, es kann doch nicht in deren Sinn sein zurecht verklagt zu werden? Oder sehe ich das falsch?

Weil die meisten hier kein Geld für diese hohen Kosten haben... die eben für den juristischen Weg notwendig sind. Die allermeisten haben nicht nur kein Geld für diesen Weg, sondern auch keine Lust sich höchstwahrscheinlich jahrelang damit zu beschäftigen. Denn der Weg verlangt nicht nur Geld. Und was tust Du, wenn du in erster Instanz verlierst? Machst du weiter? Willst du alle Möglichkeiten ausschöpfen? Kannst du das? Du bekommst maximalen Widerstand. Wenn Du aber das besagte nicht als Hindernis siehst, dann mach das bitte.

Das ist mir absolut bewusst aber es wird in diesem Forum aber auch danach gefragt, nicht über die Casinos zu gehen sondern über die Zahlungsdientleister.
Vergleichen sich die Casinos mit den Spielern bevor es überhaupt zur Klage kommt oder wie ist das?
Es ist ja nicht so das Malta eine Oase wie Curacao ist. Sie unterliegen dennoch der Rechtssprechung der EU.
Ich denke die Casinos wollen einfach kein höchstrichterliches Urteil und wenn man nue gegen die Zahlungsdienstleister geht bleibt das auch so.
Wie schon gesagt, ich wollte und will hier niemandem zu nahe treten!

Nein, es geht gegen die Zahlungsdienstleister, weil man einfach und schnell sein Geld zurückbekommt und man dabei den Spieß umdreht.

Jetzt müssen die klagen nicht wir.

Die kennen keine finanzielle Angst und haben auch einen langen Atem - alles das wobei wir uns im Klagefall gegen ein Kasino schwer tun würden - ABER sie wissen auch, dass ihre Chancen nicht sehr hoch sind und scheuen daher ein Grundsatzurteil. Bei PayPal werden die vielen Chargebacks wahrscheinlich die Gewinnmarge so verkleinert, wenn nicht sogar ins Minus getrieben haben, dass diese sich mittlerweile komplett aus dem Kasino-Geschäft zurückgezogen haben.

Hi hybris, gruss auch von einem schweizer. Hat "dein" Casino eine farbe oder sonst etwas wunderliches? Egal....

Ein Stück weit verstehe ich dein Wunsch, das Casino wegen der Umgehung der Sperre einzuklagen. Dein Verlust bzw die erwähnte Summe ist ja nichts, wofür man sich gleich massiv verschulden muss. ärgern tut er einem natürlich trotzdem. Und ich wollte auch am liebsten die Casinos verklagen aus verschiedenen Gründen, aber man soll sich wirklich gut fragen WARUM man das tun will.

Weil DU hast das Geld eingesetzt, obwohl DU es besser wusstest. Niemand hat DICH gezwungen. DU hast auf den Button geklickt, ob es nun Slots, tisch-spiele oder wetten sind. Und ich nehme an, als gesetzes-laie wohlgemerkt, dass es die Richter auch so sehen werden.

Was du versuchen kannst ist bei entsprechenden gamblingforen einen PR Typ aufzutreiben (oftmals schreiben die dort mit und lesen ziemlich aufmerksam entsprechende Einträge) und so versuchen einen Teil des geldes zurück zu erhalten. Im prinzip damit drohen, den Schweizer Behörden dies zu melden.

Ich persönlich finde es wichtiger mich zu fragen, warum ich diesen ärger verspüre und lernen muss damit umzugehen. Zwischendurch träume ich von amerikanischen anwaltsserien wo der kleine Mann Recht erhält gegen solche Organisationen..Aber die realität ist anders. Und im gegensatz zu vielen solchen Traum-Fällen: Ich bin selber schuld, kein Casino hat mich gezwungen Geld einzuzahlen. Damit umzugehen ist die wirkliche Wahrheit und Herausforderung.....

Bleib stark auf deinem Weg......

Hallo Wombelero

Erstmal, "mein" Casino ist ein Branchenriese der mehrere Fussballvereine sponsert und damit ihren Deckmantel der Legalität wahren wollen.

Es ist nicht nur die Summe an sich die mir wehtut, ich habe in meiner "Spielerkarriere" ein vielfaches in den Sand gesetzt. Es ist mir auch bewusst das ICH derjenige war, der diese Summen eingezahlt hat und ich im Endeffekt auch irgendwo mitschuldig bin.
Jedoch habe ich eine allgemeine Neigung zu Risiko und krankhaftem Spielverhalten, nun ja und wie mein Nickname es vielleicht andeuten lässt, ist Fortuna nicht immer auf meiner Seite. Aus diesem Grund habe ich mich im DACH-Raum sperren lassen und bin demzufolge auch für alle "legitimen" Onlinecasinos gesperrt.
Seit Anfang Jahr, das ist bekannt, herrscht mehr oder weniger eine komplette Netzsperre für nicht in der Schweiz konzessionierte Casinos, viele Giganten der Branche haben eingelenkt und bieten ihre Spiele nicht mehr für in der Schweiz Sesshafte an. Jedoch gibt es ein paar schwarze Schafe die dies Umgehen wollen und mit Pseudodomains dieses Gesetz umgehen.
Mit diesem Angebot zielen sie eindeutig auf die Süchtigen, welche sonst nirgends Spielen können. Das ist ekelhaft und sollte nicht einfach mit der "Begründung", dass man sowieso keine Chance hat verworfen werden.
Ich habe mittlerweile einen Anwalt darauf angesetzt und werde schauen was passiert. Zusätzlich werde ich in den nächsten Wochen ein Paar Formate (wie z.B das Y-Kollektiv auf Youtube) anschreiben. Ich verstehe es ABSOLUT wenn man den "leichten" Weg über CB geht aber das ist schlussendlich nur Symptombekämpfung und wird den Casinos nicht Einhalt gebieten.
Das was mich schon immer zum Spiel getrieben hat, treibt mich jetzt an gegen dieses mit aller Macht zu kämpfen. Man kann meine Sichtweise als kindliche Naivität und hoffnungslosen Optimismus abtun aber irgendwann, irgendwo wird ein Richter dies auch so sehen und wenn ich nicht derjenige bin der diesen Traum ins Ziel trägt, bin ich froh wenigstens einen kleinen Teil für eine gute Sache getan zu haben.

@Wombolero

Es gibt immer zwei Seiten der Medaille und alle Schuld beim Spieler zu suchen ist, in meinen Augen total daneben die ganzen OC und auch die Zahlungsdienstleister wissen sehr wohl das es, zumindest in Deutschland, verboten ist. Juckt die aber nicht und die machen weiter und weiter und verdienen dann auch noch Geld mit Süchtigen!

Zwischendurch träume ich von amerikanischen Anwalts Serien wo der kleine Mann Recht erhält gegen solche Organisationen. Aber die Realität ist anders.

Wieso träumen? Die Realität ist doch schon seit dem 16.12.2019 vorhanden und an Halloween hat der Spuk hoffentlich auch ein Ende. Also einfach nach Stuttgart schielen ^^