Das ist ein schönes Thema und zum Einstand werde ich aus meiner Sicht mein Empfinden beschreiben.
In der Anfangszeit meiner Spielfreiheit war es kein Thema, mir selbst zu verzeihen...
Vielmehr buhlte ich darum, dass mir andere Menschen verzeihen.
Menschen, die ich verletzt, betrogen und belogen hatte.
Der Gedanke, mir selbst zu verzeihen, für das, was ich mir selbst auch zugefügt hatte, kam gar nicht auf.
Erst später, als ich begriff, auf welchem Weg ich gelandet war, erkannte ich in vollem Umfang, was ich auch MIR SELBST alles zugefügt hatte.
"Verzeihen" tat dennoch nicht Not, denn ich konnte mir das nicht selbst vorwerfen.
Mit jedem Schritt, den ich weiter weg kam von meiner aktiven Zeit der Suchtausübung, trat ich auch ein Stück weiter in mein eigenes Leben ein, welches ich zu formen begann.
Ich habe mir und anderen Menschen tatsächlich viel Böses angetan, um meiner Sucht zu fröhnen, aber ich war (und bin auch heute noch) viel zu sehr damit beschäftigt, mein wundervolles Leben zu Leben...mit Höhen, mit Tiefen, mit Banalem, mit der ganzen Breitseite, welche mir das Leben zu verpassen bereit ist.
Ich brauche mir nicht verzeihen, denn da ist nichts, was ich mir vorzuwerfen hätte.
Meine Sucht auszuleben ist ein Umstand, den ich in meinem Innersten nie gewollt habe, jedenfalls nicht "bewußt",.
Ich ging nie meinen Weg, um das ZIel der Sucht zu erreichen, weil ich es gewollt hätte.
Was aber nach Eintritt der Spielfreiheit geschehen ist, ist es, dass ich den Vergleich habe, das Bewußtsein habe, die Möglichkeit auswähle, niemals wieder in einen solchen flachen emotionalen Bereich zu geraten, den ich dann auch noch zuschütten würde mit Sucht (gleichgültig, ob stofflich gebunden, oder psychischer Art).
Was bleibt, ist die lakonische Feststellung "War nicht schön, war krank, aber: es WAR"
Mein Leben fesselt mich viel zu sehr im Moment, warum sollte ich da noch lange über Vergangenes resümieren?
Es ist mir im Moment zu wichtig, um mir vorzustellen, was in Zukunft sein KÖNNTE.
Ich habe nur 1 (zugegeben "sehr schönes"!) Leben und das findet immer im Moment statt.
Ich lernte aus meiner Vergangenheit, DIE Fehler nicht mehr zu machen, die meine Zukunft verbauen würden, aber SEIN tue ich im JETZT.
Alles, was mich in meinerm Leben an diese Stelle gebracht hat, war wichtig und geeignet, mich so zu erleben, wie ich heute bin...
Müsste ich mir "Verzeihen", dann würde ich auch die Richtigkeit meines Lebens auf dem Weg zum Heute in Frage stellen...das wäre ähnlich verrückt für mich, wie zu sagen "hätte ich dieses, oder jenes Spiel anders betrieben, wäre ich heute reich"...das wäre absurd.
NÖ!
Mache ich nicht!
"Verzeihen finde ich gar nicht so enorm wichtig für mich, aber die AKzeptanz mir selbst gegenüber, so, wie ich bin, auch sein zu dürfen..mehr noch "zu Wollen", DIE ist für mich essentiell....weswegen ich letztlich froh bin, einen Weg gegangen zu sein, der mich im Hier ankommen ließ