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Gericht

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Gericht
« am: 27 Februar 2020, 16:52:21 »
Hallo ihr Lieben

Vielleicht kann mir jemand von euch helfen oder ein Hinweis geben. Das ganze spielt sich in der Schweiz.

Mit meinem Ex haben wir ein gemeinsames Kind, das bald 3 Jahre alt wird. Beim Gericht ist immer noch das Verfahren wegen Kindesunterhalt / Sorgerecht / Besuchsrecht hängig.
Ein grosses Problem war und ist immer noch das Spielsucht. Er verspielte sein gesamtes Einkommen online für Sportwetten. Es ist auch von einem gemeinsamen Bekannten den Hinweis gekommen, dass er auch Pocker spielt.

Bei der ersten Verhandlung im Gericht, erzählte ich von seinen online Wetten und habe Kreditkarten Auszüge seiner Kreditkarte dargestellt wie auch von meiner, weil er von meiner Karte auch 2500 verspielt hat. Auf seinen Lohnkonto Auszügen sieht man, dass er sein gesamtes Lohn ähnlich wie bei den verspielten Beträgen auf seiner Kreditkarte überweist.
Ich habe deutlich gesagt, dass er online spielt.
Im August 2019, verlangte das Gericht von ihm, wie auch von mir, sämtliche Kreditkarten Auszüge der letzten zwei Jahren. Er hat seine nicht zugestellt mit der Begründung, dass er kein Geld um sie auszudrücken hat.
Heute habe ich eine Verfügung vom Gericht bekommen. Es wurde verfügt, dass Swiss Casino aufgefordert wird, einen Auszug aus dem Register der gesperrten Personen, beziehungsweise eine Bestätigung, dass keine Spielsperren bestehen, einzureichen.

Ich verstehe und begreife es nicht. Wieso fordert das Gericht die Bankkonto Auszüge nicht!?
Wenn er online spielt, hat er keine Spielsperren. Ich nehme an, dass solche Sperren nur für Leute gibt, die in einem realen Casino spielen.

Sein Anwalt stellt ihn als der arme, liebende Vater, der einen Berg Schulden hat, aber das mit Spielsucht nichts zu tun hat. Erklärung aber wie sie entstanden sind gibt es keine.
Ich habe so dermassen Angst, dass wieder mal alles unter dem Teppich gekehrt wird und wir weiterhin mit dem Konsequenzen sein Verhalten leben müssen. Ich denke mir auch, dass er sich bestätigt in seinen Handlungen fühlen wird und das nur noch mehr Elend bringen wird.
Es sieht auch danach aus, dass er auf Grund seinen Schulden nicht rückwirkend Alimente bezahlen muss, was für mich bedeutet, dass die letzten drei Jahren wir ihn indirekt finanziert haben und das macht mich wütend. Damals habe ich auch KESB (Jugendamt) von den Sportwetten erzählt, wie auch von den Drogen. Nichts. Einen Unterhaltsvertrag wollte er auch nicht unterschreiben, weswegen wir jetzt vom Gericht stehen.
Was für mich noch verdächtig scheint ist, dass er ab dem Sommer 2019 ein neues Lohnkonto hat. Vor der ersten Verhandlung war noch das alte Konto. Ich vermute, dass das alte abgelöst ist, damit die Kontobewegungen nicht nachvollziehbar sind. Vom neuen Konto gab es nur einen Auszug und da war zu sehen, dass einen Tag nach der Lohnauszahlung fast den gesamte Betrag bis zu etwa 200 CHF an einem Bankomat ausbezahlt worden ist. Meine Gedanken sind, dass er ES jetzt anders macht. Ich erinnere mich, dass es gewisse "Gutscheine" am Kiosk gab, die man auch für online Wetten nützen kann. Den Name weiss ich aber nicht mehr.

Ich fühle mich hilflos, erneut "ausgetrickst", sehr enttäuscht. Wenn am Schluss bloss als Lügnerin im Gericht noch dastehe, werde es schwer verkraften.
Es macht mich auch fertig, dass Ressourcen angesetzen werden, die eigentlich für nichts sind. Ich will es nicht glauben und wahr haben, dass man mit Lügen und Betrügen doch durch das Leben gehen kann!

Einen Anwalt habe ich nicht mehr, weil ich mir es nicht leisten kann und mich nicht noch mehr verschulden möchte. Unentgeltliche Rechtspflege wurde rückwirkend abgewiesen. Ich lese aber viel und vorbereite mich für die nächsten Verhandlungen, die erst im Sommer sind.

Kann ich überhaupt was machen ausser wieder mal betonen, dass es online ist?

Es tut mir Leid für den langen Post, aber kürzer konnte ich es nicht fassen.


Liebe Grüsse
R.


*

Offline Olli

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  • 7.338
Re: Gericht
« Antwort #1 am: 27 Februar 2020, 17:05:25 »
Hi R.!

Ich kann Dir leider nicht auf Deine Fragen antworten, da ich die Rechtslage in der Schweiz nicht kenne.

Du hörst Dich aber an, als wärest Du ziemlich alleine mit Deinen Problemen und Sorgen.
Warst Du schon mal in einer Suchtberatungsstelle? Die sind nicht nur für Spieler, sondern auch für derren Angehörige da.
Hier könntest Du Dir alles mal von der Seele reden und wer weiss ... vielleicht bekommst Du ja auch ein paar Hinweise bezüglich Deines Rechtsstreites.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Gericht
« Antwort #2 am: 28 Februar 2020, 09:10:20 »
Guten Morgen Olli

Vielen Dank für deine Worte!

Ganz allein bin ich nicht. Meine Familie und Freunde unterstützen mich, aber schlussendlich mit dem ganzen Gefühlschaos muss man allein klar kommen.

Nach der Trennung im Frühling 2018, habe ich eine SHG für Angehörige besucht und vorher einzelne Sitzungen mit einer Psychologin im Spielsuchtszentrum gehabt.
Das wie auch das Forum hier hat mir sehr geholfen, mich mit der Tatsachen zu befassen, besser verstehen und nicht in bodenlosen Hoffnungen zu verfallen.
Ich werde mich mit Sicherheit erneut mit dem Spielsuchtzentrum in Verbindung setzen.

Für mich ist sehr schwierig mit der Geschichte unsers gemeinsames Lebens abzuschliessen, weil ich immer wieder Behörden erzählen muss was geschah. Obwohl die Spielsucht das Ende dieses Lied war und das letzte was ich damals erfahren habe, ist doch die Spielsucht, die enorm die Beziehung prägte. Erst als ich von der Spielsucht erfahren habe, konnte ich mir sein Verhalten erklären.
Er persönlich ist natürlich nicht spielsüchtig... Das sei ein Business.
Ich versuchte auch seiner Familie zu reden, zuerst mit der Mutter, dann mit der Schwester. Die Mutter hat alles unter dem Teppich versteckt. Monate später als ich mit der Schwester gesprochen habe, meinte sie, dass die Mutter behauptet hat von nichts zu wissen. Ich war so sauer, weil das eine dreiste Lüge ist. An seiner Schwester erzählte er, dass er nur zu wenig verdient, aber ich nur Geld wolle.
Der Mann kam zu mir in der Schweiz und ich habe umfassend für ihn gesorgt. Als Monate später begonnen hat zu arbeiten, fehlte ihm aber trotzdem das Geld. Nach der Trennung hat seine Familie nie gefragt ob er für sein Kind sorgt und wenn ich erzähle was hier eigentlich läuft, bekomme ich keine Antwort oder die Erklärung, dass wir zu weit entfernt sind und er die Geschichte anders präsentiert. Das war zuletzt vor fast einem Jahr und weder die, noch ich meldete mich mehr.
Mittlerweile hat sich ein damaliger guter Freund von ihm bei mir gemeldet. Er hat seit vielen Jahren kein Kontakt mehr mit ihm, weil er auch ihn betrogen und ausgenützt hat. Der Freund erzählte mir, dass die Familie sehr wohl seit Jahren von seinen Spiel-Problemen weiss. Dass am Anfang, vor etwa 15 Jahren, als sie gemeinsam begonnen haben zu spielen oft auch seinen Vater im Wettbüro getroffen haben... und noch weitere grausame Geschichten wie er seine damalige Freundinen finanziell betrogen hat.

Nun war meine letzte Hoffnung, dass im Gericht alles rauskommt. Die habe ich eigentlich immer noch. Aber es gibt die Momente, wo das Gefühl alles wird runter gehen, sehr stark ist.  Manchmal sieht alles wie eine Komödie aus, ich kann sogar ernsthaft darüber lachen..., weil ich längst nicht mehr weinen kann.

Ich lese viel da und ich sehe wie es sein soll, wenn seine persönliche Geschichte eine Wende macht. Bis jetzt gab es kein einziges Zeichen dafür.

Hass oder Wut ihn gegenüber empfinde ich nicht. Staunen und Ohnmacht sind mein ewiges Zustand. Komischerweise bin aber gegenüber seine Familie sehr, sehr wütend.

Liebe Grüsse
R.

 

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