Viele Jahre stand ich unter Druck, leider auch schon vor meiner Spielsucht. Ich sehe das heute so, dass ich diesen Druck, nach dem Tod meines Mannes auf das Spielen verlagert habe. Meine Seele u. mein Körper brauchten wohl diesen Druck, es musste wohl so sein, damit ich endlich lernte mit mir ins Reine zu kommen. Die Spielsucht hat ja eine Vorgeschichte. Nun ist über 1 Jahr nach der Therapie vergangen und ich merke sehr, wie ich mich verändert habe oder noch verändere.
Ist es Selbstschutz, keine Ahnung. Jedenfalls bin ich immer total offen auf die Menschen zu, ich wollte, dass mich jeder liebt oder anerkennt und dachte wahrscheinlich, wenn ich meine Seele offen darlege, wenn ich alles glaube was man mir erzählt werde ich geliebt u. bekomme Anerkennung. Ich habe gelernt, dass dem so nicht ist.
Mein Druckgefühl ist nicht mehr vorhanden und ich spüre Lebensfreude. Ich wurde die Tage gefragt, was ich mir für die Zukunft wünsche und mir viel nur „Gesundheit“ ein. Es ist merkwürdig aber ich sehe nach der Therapie, die harte Arbeit darstellte, dass ich die Menschen u. mich anders sehe. Heute hinterfrage ich etwas, wenn ich es nicht glaube oder Misstrauen in mir aufkommt, was ich früher nicht tat. Ich wollte ja die heile Welt, erst recht beim zocken. Mein Wesen ist anders geworden, ich gehe nicht mehr, mal etwas hart ausgedrückt, weil so schlimm war es nicht, aber trotzdem "gebückt" durch die Welt.
Ich trete heute anders auf, ich kann absolut „Nein“ sagen, wenn ich es für nötig halte, ich kann mich wehren, was ich sonst nie tat - ich nahm alles hin - und ich kann Kritik verteilen, aber auch annehmen, mmmh manchmal auch etwas härter als ich vielleicht sollte, daran arbeite ich jetzt
. Sonst falle ich ins andere Extrem u. das will ich auch nicht.
Wir Spieler wissen wie viel Energie es kostet, diese Krankheit zu stoppen, denn heilbar ist sie ja nicht.
Ich stelle jetzt fest, dass meine Verwandlung stattfindet, was positiv für mich ist aber für manche Menschen halt auch nicht, das Dummchen von gestern bin ich heute nicht mehr. Anerkennung und Liebe brauche ich nicht mehr zu suchen, die habe ich und das ist auch gut so. Mich interessiert nun, wie es Euch geht, inwiefern eine Wandlung stattgefunden hat, was Ihr Euch wünscht. Seid Ihr zufrieden oder sucht Ihr noch!
Unter dem Strich gesehen, suche ich nichts mehr, habe Lebensfreude, kann mich heute alleine beschäftigen, war früher undenkbar, setze mich keinem Druck mehr aus!
Arbeiten muss ich noch an dem Wort "GEDULD" die fehlt mir noch, ich will alles gleich sofort. Geduld u. abwarten, das ist meine Schwachstelle. Gut wenn man die Baustellen erkennt
.
LG Marzipine
Was mir noch einfällt: WIR TROCKENE SPIELER gehen nicht mehr unter dem TEPPICH. Das ist ein neues Lebensgefühl, was ich nicht mehr missen möchte! Das ist es doch Wert, nicht mehr zu spielen, wir haben alle Gefühle durchlebt und nun heißt es DAS LEBEN IST LEBENSWERT!