Hallo Reamon,
ich bin Andreas, ich bin Spieler und mehrfach süchtig,
Heute Morgen hatte ich zwei Themen:
Wieso muß ich mit meinen Herzbeschwerden (Mühlstein auf der Brust) mich darum kümmern, daß meine Esssuchtgruppe nächstes Jahr neue Räume findet, und wieso muß ich ich wissen, wie präzise die Versicherungspolice bei Schlüsselverlust aufgestellt ist, wenn es dafür einen Interessenverein gibt?
Wieso kann ich in einer Gruppe zwar Weihnachtslieder singen, die aber keinen christlichen Bezug haben, weil diese die Gefühle von eventuell anwesenden Nicht - Christen , Atheisten, Andersgläubigen verletzten könnten?
Das sind dann Themen, in denen ich mich in meinen Bedürfnissen weit zurück gestellt fühlen kann, mich abgelehnt, verlacht, verspottet fühlen kann.
Sicher, wenn ich Dienste über Dienste in meinen Gruppen tue, erwarte ich Lob und Anerkennung, auch wenn ich es gar nicht hören will, nur - meine Seele schreit danach! Also mache ich mich auf den Weg, weil Dienste ja getan werden wollen, und Dienste Genesung bringen. Auf einer Freizeit, vor über 25 Jahren habe ich es erlebt, daß ich in den Wald wollte, Holz suchen, Holz für den Kamin hacken, eben das, was Männer so tun. Nur die anderen Männer haben oben auf dem Dachboden gelegen, mit den Frauen auf der Matratze... Da hab' ich Holzscheite genommen, und mit Wut gegen die Hütte geschmissen, Schön, daß andere Menschen Liebe und Zuwendung, eben hier - körperliche Liebe erhalten, und ich muß in meine Traumwelten niedersteigen, um träumen zu dürfen, irgendwann einmal geliebt zu werden.
Heute Vormittag war ich im Gottesdienst. Es war eine kleine Gemeinde, und es waren nicht nur ältere Gottesdienstbesucher anwesend, sondern auch viele Konfies. Dann wurde mein Lieblingslied gegeben, brauch' ich ja kein Gesangbuch für, und ich sang kräftig mit. In der 5. Strophe konnte ich nicht mehr, weil der Textgebende schreibt, daß alle die im Dunkeln wohnen, bei Gott Zuwendung finden, wenn sie --- Glauben.
Das sind Signale, die ich nicht akustisch umsetzen kann. nur mit meinem kranken Herzen aufnehme.
Auch hier habe ich Spott und Hohn erlebt, dafür habe ich auch ein Lieblingslied, - 350 Nummern später im EG.
In der realen Welt gehe ich unter, was und wer bin ich denn: Altersrentner wg Schwerbehinderung, Sozialhilfeempfänger, also ein Kostenfaktor für alle, die Leistung bringen, Steuen zahlen.
Wie viel Steuern zahlen eigentlich Spielsüchtige bei der Ausübung ihrer Sucht?
Warum wird vielen Verbänden und Vereinen die Gemeinnützigkeit aberkannt?
Ich bin Heute frei vom selbstzerstörerischen Glücksspiel, frei von Alkohol, frei von Tabak, also ab aufs Abstellgleis.
Ich kann mich nirgendwo einsamer fühlen, als wenn ich unter Menschen bin.
Ich werde immer Menschen brauchen, mit denen ich in einer Solidaritätsgemeinschaft bin.
Gemeinsam können wir Lieder singen, (Ich denke an ein Marienlied,
Gemeinsam können wir ein Meeting organisieren, jede, jeder in seiner Stärke,
Gemeinsam schaffen wir es.
Nach meinem Gefühlsausbruch in der Kirche geht es mir wieder besser, und wie im Link beschrieben, nicht der Mittwoch Morgen zählt, wenn ich in der Drobs einen Nutzungsvertrag abschließen sollte, und den alten in der Kirchengemeinde kündige, nicht der Anruf beim Notarzt, der ja von der Zentrale wieder abgewiesen wird, mit dem Hinweis "112 anrufen"!
Das Hier und Jetzt zält allein, und das ist voller Begegnungen die guttun, manchmal auch mit mir selber, mit meinem inneren Kind vielleicht, oder mit jemanden , der mir seine Hand auf meine schmerzende Schulter legt, wie Heute die Pastorin, als sie mir einen Stapel Kirchenzeitungen zum Verteilen in die Hand drückte.
So bin ich eben, und das ist mein Leben.
Liebe Grüße
an no singing in the streets
Andreas