Hallo liebe Community,

ich bin ganz neu hier und wollte mir auch etwas von der Seele schreiben.
Zu mir: ich bin 26, seit 2 Jahren süchtig und warte auf meine Stationäre, die im Januar beginnt.

In letzter Zeit ist alles unglaublich scheisse.. Die gesamtsituation überfordert mich total, weil ich nicht mit dem Suchtdruck umzugehen weiß.
Eigentlich sollte alles schön sein, ich hab ne tolle Freundin und gerade mein Abi erfolgreich nachgeholt. Aber irgendwie steht immer das spielen im Mittelpunkt. ich bin nicht in der lage an einer spielo vorbeizugehen ohne, dass ich ALLES was ich in der tasche hab zu verzocken!
Ich weiss einfach nicht was los mit mir ist.
Ich will aufhören und will wieder ganz normal sein aber irgendwie klappt das alles nicht.
Vor allem aber kann ich mich selbst nicht nachvollziehen, an dem einen Tag schwöre ich auf Besserung- an dem anderen zocke ich.
Es ist einfach zum Ausrasten.

Lg Costa.


 
 

Guten Morgen Costa und herzlich willkommen!

Zunächst einmal finde ich es super, dass Du über Deine Not sprichst.
Das ist nämlich die Voraussetzung, dass Du Deinen Genesungsweg erfolgreich beschreiten kannst.

Wir alle leben unsere Erfahrungen. Doch wir machen dabei eben nicht alle, die uns z.B. in einer solchen Situation wie Deiner, weiterhelfen können.
Dann, sofern wir dazu bereit sind, greifen wir auf die Erfahrungen Anderer zurück und reflektieren, ob wir sie für uns annehmen können.

Das Alles braucht Zeit - manchmal auch viel Zeit.
Daher - habe etwas Geduld mit Dir! Rom wurde nicht an einem Tag erbaut!

ich bin nicht in der lage an einer spielo vorbeizugehen ohne, dass ich ALLES was ich in der tasche hab zu verzocken!

Ich nehme jetzt mal meine Glaskugel zur Hand und frage:
Wenn Du in eine Halle gehst, nimmst Du Dir vor nur einen bestimmten Betrag zu verspielen?

Ich kann mich tatsächlich noch an meine aktive Zeit erinnern
Da wurde so etwas tatsächlich doch zu einem perfiden Spiel mit mir selbst, in der ich den Kontrollverlust vor Ort fabrizierte.
Tatsächlich aber beginnt der viel füher - zum größten Teil unbewusst.

So weiss ich ja, dass Geld mein Suchtmittel ist. Kein Suchtmittel - keine Suchtausübung.
OK, so ganz stimmt das auch nicht, denn Du könntest z.B. in der Halle Anderen zuschauen ...

Also haben wir schon zwei Punkte, an die wir ansetzen können:
1. Verbaue Dir mindestens bis nach der Therapie den Zugang zu Geld.
Wenn sie bereit dazu sind, dann lasse Dir von Deinen Elter oder Deiner Freundin ein Taschengeld geben, damit Du gerade immer so viel dabei hast, wie Du für den normalen Lebensbedarf benötigst.
Macht ein so genanntes Geldmanagement miteinenander. Also gemeinsames Haushaltsbuch einrichten - gemeinsam mit Deinem Geld auch planen.
Wie werden Schulden getilgt, was kannst Du Dir von dem, was übrig bleibt, gönnen.
2. Meide alle Lokalitäten, in denen Glückspiel zu finden ist. Wechsle ruhig die Straßenseite, versuche wenn möglich andere Routen zu finden - Hauptsache, Du suchst aktiv nach Aussen den Abstand. Wenn Du dies machst, wirst Du auch innerlich den Abstand suchen.

Punkt 3 hatte ich im Grunde auch schon angesprochen: Suche Dir eine SHG in Deiner Nähe. Das Reden hilft ungemein. Die Gemeinschaft - das gleiche Ziel - bindet.

Und - schreibe auch hier ruhig weiter. Gerade wenn Dich der Suchtdruck quält, dann kannst Du hier sofort Dampf ablassen und so wieder auf andere Gedanken kommen.

Punkt 4 ist jetzt etwas komplizierter: Wieso möchtest Du spielfrei werden?
Lasse bei der Beantwortung der Frage ruhig das Geld erst einmal weg.
Es geht bei der Frage also darum, was Dir wichtig ist. Es geht um Deine Ziele und wie Du diese erreichen kannst.

Aber genug davon erst einmal, mein Magen erinnert mich daran, dass er sich ein Frühstück genehmigen möchte. Ich werde ihm also diesen Gefallen tun ...

Wir lesen uns ...

Ich weiss einfach nicht was los mit mir ist.
Ich will aufhören und will wieder ganz normal sein aber irgendwie klappt das alles nicht.
Lg Costa.

Hi Costa, willkommen hier. Und wir alle wissen was los ist mir dir, weil wir es alle auch so kennen: Du bist süchtig. Und leider ist das kein Zustand, wo der Vorsatz und Wille ausreicht. Eher früher als später kommt das nächste Lebenstief und die Stimme in dir wird lauter.
Das wichtigste ist die Einsicht, dass man ein Problem hat und die Sucht bekämpfen will. Also nicht nur ein Lippenbekenntnis um anderen zu gefallen. Dazu benötigt man Hilfe, alleine geht es nicht. Der vorherige Rat ist dann der wichtigste: Du darfst nicht an Geld gelangen! Du musst dich jemandem anvertrauen, der deine finanziellen Angelegenheiten übernimmt und du darfst nur mit ein wenig Taschengeld rumlaufen. Keine kreditkarte, bankkarte usw!

Ruf die Nummer an wenn du mit jemand reden willst und finde eine Gruppe in deiner Nähe bis die stationäre beginnt. Wäre schade wenn in der Zwischenzeit die Sucht wieder gewinnt (vor allem weil die Weihnachtszeit oftmals genug stressig ist).
Bleib stark und gib den schleimigen Casino-Bossen nicht noch mehr von deinem hart verdienten Geld!
W

Guten Morgen- vielen Dank für die schnellen Antworten!

Meine Familie und meine Freundin wissen davon und haben meine Karten schon einkassiert.
Ich lasse mir auch ein Taschengeld auszahlen, aber dann setzt direkt auch der Gedanke ein, wie ich zumindest einen Teil, auch wenn es nur 10 euro sind, wieder verzocken kann!
Irgendwie akzeptiere ich diesen Teil meiner Persönlichkeit noch nicht.. Ansonsten würde ich sicher anders damit umgehen.
Meine Freundin verbringt jede freie Minute mit mir und versucht mich immer von der Arbeit abzuholen, weil ich den Lohn immer abends/nachts ausgeschüttet bekomme und damit auch immer flüssig bin
Vorgestern hatte ich früher frei und sie hat mich 30 mal anrufen müssen bis ich die nächste kneipe verlassen konnte- natürlich ohne den Lohn.
Das ist mega schlimm und das auch für unsere Beziehung, sie hat mich zwar als Spieler kennengelernt aber das kanns ja auch nicht sein!
Ich komme mir einfach so zügellos und unbeherrscht vor- wie en kleines Kind, das sobald man es alleine lässt, den Kühlschrank plündert...

Zu dem kleineren Beträgen: ich nehme mir das zwar vor aber im inneren weiß ich schon, dass ich mehr zocken werde sobald der andere Betrag weg ist ..

Ich war schon in zwei SHGs aber bin irgendwie einfach nicht mehr hingegangen nach ner Zeit .. Habe mir dann immer gedacht, dass ich lieber lerne oder arbeite in der zeit..

Ich muss das alles wieder in Angriff nehmen, und zwar jetzt! ich lasse mich heute in den Spielos um die Arbeit herum sperren und mache mir ne notfallkarte mit leuten, die ich anrufen kann.

Danke euch, costa

Was für eine nummer meintest du denn wombelero ?

HOTLINE-Glücksspielsucht NRW
Kostenfreie & anonyme Experten-Hotline:
Deutsch 0800 - 0776611

Die Nummer ist auf de Seite immer oben rechts zu finden, egal wo Du Dich hier gerade im Forum befindest.

Moin Costa,

Du nimmst die Krankheit Spielsucht nicht ernst, was Du ja schon selbsterkannt hast. Das Geldentziehen klappt natürlich nicht. Anstatt mit Deiner Freundin Katz und Maus zu spielen solltest Du den Rahmen so setzen, das du den Entschluss nicht zu spielen auch umsetzen kannst.
Wie das geht erfährst du wenn du regelmässig die Shg besuchst.
Du hast spät Drin Abitur gemacht, war das Drin Wunsch oder wurde es erwartet? Was ist der nächste Schritt? Lebst Du Dein Leben oder eines für Deine Eltern oder Freundin?
Liebst du Deine Freundin, oder glaubst Du sie lieben zu müssen.

Das sind Fragen die es sich lohnt anzuschauen. Ich habe mein Abi erst nach gemacht als ich schon Spielfrei war. Ich legte genau mit der Frau, mit der ich auch Leben wollte.  Alleine dadurch und das Leben das da mit Schwung auf mich zu kam machten das Spielen für mich völlig uninteressant.

Taro