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Ich werde es schaffen

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Ich werde es schaffen
« am: 25 Dezember 2019, 16:30:29 »
Hallo Zusammen,

ich war nun länger nicht mehr hier und hatte heute das Verlangen mit jemandem über dieses Thema zu "sprechen".

Tja, wie die Dinge so laufen habe ich die letzen Monate mal mehr mal weniger gespielt.
Ich hatte kürzere und längere Spielpausen und dann wieder volle Pulle weitergedaddelt.
Aber ich bin nun an einem Punkt, an dem ich absolut keine Lust mehr habe.

Ich habe mich nun im Umkreis von 25km in so ziemlich jeder bis auf einer Spielhalle sperren lassen.
Die eine habe ich ausgelassen - tja nun weil sie einfach keinen Briefkasten hat und vom 24. bis einschließlich 27. zu hat.
Da ich aktuell bis zum 7. Urlaub habe, werde ich mich hier am 28. ebenfalls sperren lassen.
Schon interessan - Spielhallen die keinen Briefkasten haben. Warum wohl?  :D

Eine SHG und die Diakonie habe ich besucht - ich war aber ehrlicherweise wirklich enttäuscht. Der Kerl in der SHG hatte selbst keinerlei Erfahrung mit Sucht egal welcher Art und mein Inneres konnte ihn irgendwie einfach nicht ernst nehmen. Könntet Ihr?
Dann habe ich bestimmt ein Dutzend Psychologen in meiner Umgebung kontaktiert, die mir sympathisch wirkten. Entweder es kam absolut keine Antwort, oder "..leider nicht mein Fachgebiet..".

Meine persönliche finanzielle Bilanz wirkt mit etwas Abstand, garnicht so "übel" und definitiv machbar.
Ich habe rund 10 Jahre gespielt.

Aktuell habe ich:

Dispo -1200€
Kredit noch etwa 5800€
Arbeitgeberdarlehen mit rund 3600€
Private "Kredite" in Höhe von etwa 1200€

Summa summarum etwas mehr als 11 Riesen. Eine gute Stange Geld - aber ich denke ich bin vergleichsweise noch "glimpflich" davon gekommen.

Ich bin jetzt etwa eine Woche wieder "clean". Der Vorsatz ist dieses Jahr nicht mehr zu spielen und das neue Jahr spielfrei zu beginnen. Ich bin überzeugt, dass ich es schaffen werde.

In einem anderen Beitrag hat jemand über seine Gefühle geschrieben und das hat mich zum nachdenken gebracht.
Tatsächlich habe ich die letzten 10 Jahre nie großartig über Gefühle nachgedacht oder gesprochen.
Wenn ich es beschreiben müsste, dann wäre es wohl ein "Klumpen" etwas. Nicht definierbar.
Ich weiß ehrlich nicht ob ich mich wirklich über etwas "freuen" oder "ärgern" kann, oder ob es nur gespielt ist, weil ich es sich eben in so einer Situation gehört.
Hätte mich meine Freundin nicht gefragt, ob ich mich denn über irgendwas freuen kann, dann wäre mir das wahrscheinlich auch nichtmal aufgefallen.

Ich finde es wirklich bewundernswert, wie sehr sie sich über irgendwelche Kleinigkeiten freuen kann.
Es zu beobachten stimmt mich aber nachdenklich, weil ich mich dann Frage warum ich diese Freude nicht empfinde.
Kann ich es nicht, habe ich es verlernt?

Naja ich werde nun versuchen alle 2 oder 3 Tage euch auf dem Laufenden zu halten, wie es bei mir aussieht.

Gruß und schöne Weihnachtszeit! :-)


Re: Ich werde es schaffen
« Antwort #1 am: 25 Dezember 2019, 17:56:35 »
In der Tat, schreiben tut gut.....Danke für die Updates, hoffe du kannst stark bleiben und den Spielhallen weiterhin fern bleiben.
Deine Beschreibung des Klumpens macht mich nachdenklich und erinnert mich nicht nur an meine Situation, sondern an viele mehr oder weniger nahestehende Leute in meinem Umfeld. Eine innere Unruhe, Unzufriedenheit, nicht erfüllt sein, Sinn des lebens suchen oder eben Klumpen.
Dieses ungelöste Problem suchen wir doch zu überwinden mit verschiedenen Massnahmen. EInige fangen an zu reisen oder treiben Sport wie bekloppt, andere gründen Familien und wieder andere enden in einer Sucht, da die Tätigkeit anfangs funktioniert hat.

Versuch mal an diesem Klumpen zu arbeiten, vielleicht kommt dann auch die Freude wieder an kleinen Dingen? Solange ich voll am spielen war hatte ich auch Mühe, irgendwelche Regungen zu zeigen. Die meisten Emotionen waren meistens gespielt, damit mein eigentlicher zustand niemandem auffiel. Seit ich aufgehört und mich u.a. meiner Frau geöffnet habe kehrten die Emotionen wieder zurück. Auch wenn es oftmals traurigkeit über das verlorene Geld ist....

Geh doch mal zu einem Seelsorger udn erzähl ihm vom Klumpen?
Dir auch schöne und vor allem spielfreie Weihnachtszeit!

Re: Ich werde es schaffen
« Antwort #2 am: 25 Dezember 2019, 20:47:23 »
Du verstehst diesen Klumpen.. Ich habe es so oft probiert, es Freunden zu erklären und zu beschreiben, aber keiner hat es verstanden oder nachvollziehen können.

Es ist wie eine Sehnsucht nach etwas, von dem man nicht weiß was es ist. Wie ein Loch mit Unterdruck, welches man versucht zu stopfen..

Bei mir war es irgendwie wie ein Rattenschwanz.
Ich habe dieses Loch versucht mit Arbeit zu stopfen. Je mehr ich gearbeitet habe, desto größer wurde das Loch. Um mich von der Erschöpfung abzulenken, habe ich mich ins Spiel reingesteigert.

Wenn ich so zurück denke, dann war das bereits in meiner Kindheit/Jugend so.
Mit echtem Leben irgendwie nicht klargekommen, also in eine Scheinwelt geflüchtet. Damals halt noch in diversen MMORPGs. 

Raffiniert, dieses Gehirn.  :)

*

Offline taro

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Re: Ich werde es schaffen
« Antwort #3 am: 25 Dezember 2019, 23:15:06 »
Zitat misterhappy: "Eine SHG und die Diakonie habe ich besucht - ich war aber ehrlicherweise wirklich enttäuscht. Der Kerl in der SHG hatte selbst keinerlei Erfahrung mit Sucht egal welcher Art und mein Inneres konnte ihn irgendwie einfach nicht ernst nehmen."

Moin misterhappy,

Ich weiß nicht wo du da warst, eine SHG war es auf jeden Fall nicht. Das Wesen einer SHG ist ja gerade, das dort selbst Betroffene sind. Der Kerl über den Du schreibst scheint sich verlaufen zu haben.

Taro

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Offline Olli

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  • 7.011
Re: Ich werde es schaffen
« Antwort #4 am: 26 Dezember 2019, 09:00:03 »
Guten Morgen Misterhappy!

Puh, 5 Jahre versuchst Du es nun abstinent zu werden und kämpfst innerlich wie der Laienboxer aus Schritt 1 aus "12 Schritte, aber wie?" (ist hier im Forum zu finden).

Du wirst regelmäßig, wenn nicht ko, dann zumindest zu Boden geschlagen.
Dann stehst Du auf, tänzelst ein wenig um Deinen Gegner, weichst einigen Hieben aus und denkst Dir: Gleich erwische ich ihn ...
Zwischen den einzelnen Runden besuchst Du "mal" einen Profitrainer, doch was soll er Dir schon erzählen, wenn er doch selbst nie im Ring gestanden hat?
Außerdem weisst Du ja bereits alles aus Büchern und das Internet liefert auch genug Informationen.

Ich frage Dich: Wiw lange soll das mit Deinen Arrangements mit Dir selbst noch so weiter gehen?

Du hast einmal gesagt, dass Du überzeugt davon bist, dass Du es auch alleine schaffen kannst abstinent zu werden.
Im Grunde lebst Du diesen Gedanken immer noch - nicht wahr? Und das, obwohl Du in der SHG warst und obwohl Du sage und schreibe 3 Mal bei der Diakonie warst.

Du blockst  - innerlich. Alles was rational ist, ziehst Du Dir rein wie ein Schwamm das Wasser. Doch sobald die Arbeit an der emotionalen Ebene beginnt, findest Du Ausreden.

All das, was Du in Deinen beiden letzten Schreiben beschreibst, zeugt von einer inneren Leere.
Diese hat etwas mit einem Mangel zu tun - einem Emotionalen.
Solch ein Mangel beruht meistens auf nicht gemachten Erfahrungen in der Kindheit.
Vielleicht ist da eine Sehnsucht nach Liebe, die unerfüllt blieb. Vielleicht ein Mangel an Bestätigung des eigenen Ichs - wer weiss das schon ...

Aber moment ... doch ... da gibt es Menschen, die Dir helfen können Deine Ursache für Deinen Unterdruck heraus zu finden.
Du kennst sie bereits - doch sie hatten keine Chance - weil Du gekniffen hast.

Zur Genesung gehört nicht nur die absolute Aufrichtigkeit nach aussen - die nach Innen ist genau so wichtig.
Es geht nur gemeinsam.

Lasse Dich bitte ein auf eine Therapie - Du kannst sie ja ambulant machen.
Dort wirst Du feststellen, dass Du längst noch nicht so viel über Dich weisst, wie Du momentan annimmst.
Es wird spannend es heraus zu finden.

5 Jahre ... jetzt bist Du Mitte 20 ... da wird es doch langsam mal Zeit "erwachsen" zu werden (im Sinne von emotionaler Reife).

Lasse Dich bitte auf dieses Wagnis ein - teste es - erlebe es - fühle es ... was hast Du da zu verlieren?

Oder Du tänzelst weiter und wartest auf den nächsten KO ... dann lesen wir uns so ca. in einem Jahr wieder - und dann in 2  - und dann in 3 ...
Das Leben ist zu kurz, um es mit Glückspiel zu verschwenden.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Ich werde es schaffen
« Antwort #5 am: 27 Dezember 2019, 17:15:11 »
Hi Misterhappy, hoffe du wirst wieder happy. Olli hat eine schöne und überaus passende analogie geschrieben. In der Tat ist es eine grosse Gefahr, wenn man die Sucht unterschätzt. Man denkt die Sucht im Griff zu haben mit eisernem Willen, ein bisschen Internet-Hilfe und überschätzung.
Mittlerweile bin ich zum Schluss gekommen, dass es grundsätzlich ALLEN Leuten gut tun würde, regelmässig einen Coach aufzusuchen. Jemand den man vertraut, aber nicht der beste kumpel oder Partnerin sein kann. Aber ganz speziell bei uns süchtigen ist es absolut notwendig. Denn das nächste Lebenstief kommt und dann fallen wir wieder in die alten Muster zurück.

Ich möchte wagen dir zu empfehlen, es zweigleisig anzupacken, natürlich in kleinen Schritten.

1) Such dir eine anständige SHG oder Sucht-Berater!! Vertrau dich jemand an der dir aus dem Sumpf hilft.
2) Probier eine Seelsorge. Kann durchaus gegen den Klumpen helfen. Auch wenn du nun denkst, du hast mit dem kirchlichem Kram nichts am Hut, lass dich nicht abschrecken. Ein Seelsorger wird nicht nicht bekehren, sonder einfach zuhören und neue Perspektiven aufzeigen. Und wenns nichts bringt? Janu, du hast schon wesentlich blöderes mit deiner Zeit (udn Geld) angestellt, oder nicht?
Wenn du mir angeben willst in einer PM kann ich dir allenfalls mit einigen Anlaufstellen weiterhelfen aus dem Bereich. Sofern dies nicht gegen die Forenregl oder so verstösst.

*

Wolke

Re: Ich werde es schaffen
« Antwort #6 am: 27 Dezember 2019, 21:15:39 »
Heute sperren lassen,Misterhappy?

 

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