Hi Lisa!
Herzlich willkommen!
Zunächst einmal möchte ich Dir sagen, dass es absolut richtig war, hier von Deiner Situation zu berichten. Du sprichst einleitend von Beratung. Das machen wir hier nicht. Wir berichten von unseren Erfahrungen. Wir sind auch nicht in Sprachtechniken geschult, sondern reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist.
Trotzdem lege ich Dir nahe hier weiter zu schreiben und Dir auch selbst einmal einen Termin bei einer Suchtberatung zu machen.
Die sind auch für die Probleme der Angehörigen geschult. Es wird Dir gut tun ...
Was Du hier schilderst, ist leider klassisch. Du als Angehörige bist "machtlos", wenn Dein Freund spielt und auch schon wenn er "nur" lügt. Dabei möchtest Du nicht belogen werden. Wer möchte das schon. Du schenkst Vertrauen und so wird es Dir belohnt.
Du möchtest aber auch glauben. Das alles entspricht alles Deinen Werten - gegen die er permanent verstößt.
Ist es da nicht logisch, dass Du Dich mies fühlst? Jede Lüge als persönlichen Affront gegen Dich betrachtest?
Du möchtest lieben und Du möchtest geliebt werden - doch sehen so die Zeichen der Liebe aus?
Aus Spielersicht kann ich Dir sagen, dass Du nicht der Grund für die Lügen bist. Du bist nicht schuld daran, dass er Dich belügt und Versprechungen macht, die er gar nicht einhalten möchte.
Auch er verstößt gegen seine Werte mit seinem Verhalten. Er fühlt sich auch nicht wohl dabei. Aber er hat seine Sucht, bei der er seine negativen Gefühle verdrängen und durch "glückliche" ersetzen kann - kurzfristig. Das Glücksspiel gibt ihm also etwas.
Und so kommt die Angst vor dem Verlust des Spielens auf. Es kompensiert ja so schon ein oder mehrere Defizite, die er selbst vielleicht gar nicht kennt. So wird Zeit geschunden. Es ist ja auch noch Zeit ... ich bin jung ... ich habe Zeit ... später ... nur nicht heute!
Die Lügen und Vertrauensverluste, die er Dir zufügt, sind nicht von Jetzt auf Gleich gekommen. Hier gab es auch bei ihm eine Gewöhnungsphase, bei der er langsam aber stetig Grenzen überschritten hat. Ihm fällt das gar nicht mehr selbst so extrem auf und wenn doch, dann verdrängt er es - zur Not im nächsten Spiel.
Unsere Krankheit können wir nicht durch Aussitzen zum Stillstand bringen. Dafür müssen wir schon etwas tun. Du kannst ihm diese Arbeit nicht abnehmen. Du kannst ihn aber unterstützen, indem Du wie jetzt Deine Grenzen absteckst und bei Verstoß dagegen Konsequenzen durchziehst. Wird er Dich lieben? Sicherlich ... Mehr als das Spielen? Das wird sich zeigen ...
Das ist Deine Möglichkeit ihn in Liebe zu unterstützen.
Entscheidet er sich für Dich und wird bezüglich seiner Sucht aktiv ... prima. Sei dann aber auch weiterhin vorsichtig, denn Glücksspielsucht kann man nicht heilen, sondern nur stoppen.
Entscheidet er sich aber für die Sucht, dann hast Du mit der Trennung alles richtig gemacht. Dann hat er Dich schlicht auch nicht verdient!