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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Mein Weg aus der Sucht

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Offline Koala

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Mein Weg aus der Sucht
« am: 12 Januar 2008, 23:54:08 »
Hallo,

wie ihr mittlerweile ja wisst, bin ich dabei dieser Spielsucht ein Ende zu setzen. Ich glaube ich bin auf einem guten Weg. Merke aber auch, welchen langen Rattenschwanz es mit sich zieht. War diese Woche bei der Schuldnerberatung und auch wieder bei der Suchtberatung. Befasse mich sehr viel mit dem Thema Spielsucht. Aber ich merke auch immer wieder, daß ich Tage dabei habe, in denen ich einfach gerne spielen würden. Ganz schlimm ist es, wenn ich mich ausgelaugt und leer fühle. Im Moment geht es noch und ich halte gut dagegen, aber ich habe schon Angst, daß ich mal einen Rückfall erleiden muß. Aber jetzt zu den positiven Erlebnissen: Ich habe mir eine wöchentlichen Plan gemacht, in den jeden Tag Unternehmungen oder Hobbys eingetragen werden. Und an den halte ich mich. Und ich bin ganz erstaunt, wieviele Sachen es gibt, die unheimlich viel Spaß machen und bei denen ich das Spielen ganz vergesse. Ich male Bilder auf Leinwände, gehe Eislaufen, mache Ausflüge mit meinem Freund, treffe mich mit meiner Freundin zum Frühstücken usw. Ich muß Euch sagen, daß ist Balsam für die Seele.
Bei der Schuldnerberatung habe ich erfahren, daß meine Situation gar nicht so aussichtslos ist.
Außerdem habe ich mir zwei Bücher über Spielsucht bestellt. Leider sind sie noch nicht da. Aber sobald ich darin gestöbert habe, schreibe ich Euch gleich meine Meinung darüber.
Bis bald
Eure Koala

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Offline andreasg

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Re: Mein Weg aus der Sucht
« Antwort #1 am: 13 Januar 2008, 01:22:57 »
Hallo koala,
Du beschreibst einen guten und gangbaren Weg und ich wünsche Dir viel Erfolg dabei.
Der Drang Spielen zu gehen wird tückisch bleiben. Wir Spielsüchtigen müssen ihm etwas entgegensetzten. Ich freue mich für Dich, daß Du Menschen Deines Vertrauens hast, die einfach mit die Dir die positiven Seiten des Lebens auskosten wollen.
Schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline shaky

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Re: Mein Weg aus der Sucht
« Antwort #2 am: 26 Januar 2008, 09:36:44 »
Hallo,
das kenn ich mit dem rückfällig werden.Ist Passiert...
Ist jetzt ne woche her und ich könnte mich noc´h immer in arsch beissn.
Das dauert,bis mann das wieder verarbeitet hat.Ich bekomme große unterstützunvon meiner Freundin.Es ist nicht leicht,aber es geht .Kleine Ziele Setzten
Dann freut mann sich über die kleinen Erfolge,so mach ich es.

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Marzipine

Re: Mein Weg aus der Sucht
« Antwort #3 am: 28 Januar 2008, 08:49:33 »
Hallo koala,
wenn man sich bewusst macht, dass man süchtig ist, sich damit auseinandersetzt hat man schon viel gewonnen. Der Spieldruck lässt ziemlich rasch nach, bei mir jedenfalls, aber diese Gedanken ans Spielen, die bleiben sehr lange im Kopf. Man sollte sich immer wieder klar machen, was es bedeutet zu spielen. Mal abgesehen davon, dass man sein Geld verliert, sich in Armut stürzt wird auch der Körper u. die Seele krank.
Ich bin nun über 1 Jahr spielfrei/trocken und wurde vor kurzem geprüft, ob ich dem Laster spielen widerstehen kann. Heute morgen sage ich, ICH KANN!
Ich habe eine Zockerbekannte von der ich monatelang nichts mehr gehört habe, unsere Interessen sind nicht mehr die gleichen.
Seit 2 Wochen nun versucht sie mit allen Tricks mich dazu zu bewegen, mit ihr eine Spielhalle zu besuchen. Ich kenne die Spielhallen von innen nicht, da ich nur in der Spielbank war, wie sie auch.
Da sie aber in keine Spielbank mehr kommt, wegen Kontrolle, geht sie jetzt in die Hallen. Warum sie nun unbedingt will, dass ich mir das anschaue, weiß ich nicht.
Aber ich muss eingestehen, sie hat es schon schmackhaft dargestellt, dass ich wirklich mit mir kämpfen musste, um dort nicht hinzugehen.
Letztendlich habe ich gewonnen und freue mich darüber. Dieses Thema ist jetzt vom Tisch. Am Samstag habe ich ihr klipp und klar gesagt, dass ich mir mein normales u. wiedergefundenes Leben nicht kaputt machen werde. Ich habe ihr klar gesagt, dass sie bei mir Telefonverbot hat, ansonsten wende ich mich an ihren Sohn.

Koala wenn Dir bewusst ist, dass zocken absolut krank ist und man sich wirklich nach und nach ruiniert in jeder Hinsicht, dann schaffst Du das auch. Du willst doch leben! Wir haben uns diese Prüfung selbst aufgebürdet aber ich denke wir können damit leben. Mir geht es gut und wenn ich abends im Bett liege, bin ich zufrieden und freue mich auf den nächsten Tag, jeder Tag ist lebenswert ohne zocken.
Du wirst es schaffen, vielleicht auch ohne Rückfall. Bleib am Ball und wenn Du Druck oder Leere verspürst na ja dann beiß halt in den Tisch oder so  ;) aber geh nicht zocken, es lohnt sich.

In diesem Sinne, eine wieder glückliche
Martina

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Offline andreasg

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Re: Mein Weg aus der Sucht
« Antwort #4 am: 31 Januar 2008, 10:38:25 »
Hallo Koala, hallo Martina,

ein Nein zu jemanden zu bringen ist eine schwierige Aufgabe. Gerade für einen Süchtigen. Als ich anfing mit dem Spielen aufzuhören bin ich z.B. Nachts mit einem Freund meiner Selbsthilfegruppe nach Hamburg auf die Reeperbahn gefahren und wir haben uns dort die Nacht um die Ohren geschlagen. Es war für mich die Hölle. Der damalige Freund fuhr ohne jeden Kommentar mit seinem Auto auf die Autobahn und dann nach HH. Geld für die Rückfahrt mit dem Zug hatte ich nicht dabei. Dann fuhr er natürlich auch angetrunken die Autobahn zurück... Und ich saß neben ihm und übte Gelassenheit, die nicht vorhanden war. Das war im Jahr 1992. Gott sei Dank brauchte ich dabei nicht spielen, jedenfalls kein Glücksspiel.
Heute weiß ich wie wichtig es ist, Menschen Grenzen zu setzen, deren Verhaltensmuster mich stören. Wenn ich mich über jemanden ärgere, das ihm/ihr zu sagen - was mich ärgert und was ich mir anders wünsche. Bevor ich mich in meiner oft zu wohlwollenden Weise auf oben beschriebene Trips einlasse.
Da ich ja erkannt habe nicht perfekt zu sein, hatte ich Gestern Abend ein Telefonat mit einer Freundin. Wir arbeiten zusammen in der Vorbereitung für ein größres Treffen. Im Verlauf des Telefonats bat sie mich in bestimmten Dingen nicht mit ihr zusammen zu arbeiten. Da braucht sie andere Partner als ich. Auf meine Frage, was ihr denn an mir stört, - sagte sie "Das ist ihre Störung und hat nichts mit ihr zu tun!" Also spiegele ich eine Situation mit Menschen, die für sie bedrohlich sein kann.
Mein Fazit: Ich ziehe mich zurück, mein Nein jetzt als Antwort auf ihr Nein zur Zusammenarbeit. Ich zihe mich aus der Zusammenarbeit zurück, aber nicht aus dem Treffen.
Ich kann ihr die Bereiche überlassen, die ihr wichtig sind - und schaue nach, was für mich bleibt. Gerade durch diese Abgrenzung - im Guten, wohlgemerkt, nehme ich erst meine eigene Verantwortung wahr. Der Glaube, ich müsse ein und jedem alles Recht machen, also hier in ihren Kompetenzbereich eingreifen, weil ich so veranlagt bin - als Ausdruck meiner Krankheit Beziehungssucht führt mich schließlich zu meinem eigenen ICH zurück. Ich entdecke wieder meine Fähigkeiten und Vorlieben und Qualitäten und das ist ein wahres Geschenk im Loslassen.

Schöne 24 Stunden
Andreas.
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

 

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