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Die Hose runterlassen...

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Die Hose runterlassen...
« am: 05 Oktober 2019, 12:38:30 »
Moin zusammen,

ich heiße Alex und bin 30 Jahre jung.
Ich lese schon lange anonym im Forum mit, möchte aber nun gerne mit euch meine Geschichte teilen.

Wie viele oder die meisten hier hatte ich auch ein großes Problem mit der Spielsucht. Ich war jetzt ca 4-5 Jahre spielsüchtig und habe mir in den Jahren ein riesen Konstrukt aus Lügen zur Selbstsicherung und Verheimlichung meines Problems aufgebaut. Ich habe mit wirklich niemanden über mein Problem gesprochen und dachte wie die meisten "Ich schaffe das schon" / "1 Big Win und meine Schulden sind weg und ich bin los von der Sucht", ABER so leicht geht das nicht und ich kann vorgreifen, es ist auch nicht so gekommen.

Es fing alles mit der ersten Kreditkarte bei Barclaycard an mit anfangs ein Kartenlimit von 2.500,- €. Zwischendurch übers Handy bei unterschiedlichsten Anbietern gespielt mit kleinen Einzahlungen von 30€. Der Schuldenberg war somit gering und die 2% die ich an Barclaycard monatlich zurückzahlen musste relativ klein und überschaubar. Meiner Frau ist somit auch nicht aufgefallen, dass zwischendurch 60-80€ an meine Kreditkarte überwiesen wurden.

Als das Kartenlimit zum ersten Mal erreicht wurde kam mein erstes Problem. Wo bekomme ich wieder Geld her, damit ich zocken kann, um meine Kreditkarte mit einem großen Gewinn auszugleichen. Ohne Anfrage hat mir Barclaycard einen Brief zukommen lassen, dass mein Kartenlimit erhöht wurde, ich glaube es waren 4500€ - diesem musste ich auch nicht zustimmen oder bestätigen. Für mich, in meiner Situation, war es ein Geschenk! Was ich damals nicht wusste oder gemerkt habe: Dass ich nun einen Pakt mit dem Teufel geschlossen habe aus dem ich alleine nicht mehr rauskomme. Mein nächstes Problem: Die Zahlungen an Barclaycard wurden nun regelmäßig und von Monat zu Monat größer. Also habe ich das Lastschriftmandat für das gemeinsame Konto mit meiner Frau entzogen und habe mir bei der Norisbank ein zweites, kostenfreies Konto eingerichtet. Dieses diente nur dazu, um Bargeld dort einzuzahlen und meine monatliche Rate an meine KK zu überweisen.
So ging es nun die nächsten Jahre weiter - Monat für Monat habe ich nur geschaut wie ich bis zum 15. die Rate zusammenbekomme, um diese Fristgerecht zu überweisen. Im Verheimlichen wurde ich immer Kreativer, sodass meine Frau keine Möglichkeit hatte etwas zu merken oder mir auf die Schliche zu kommen. Persönlich wurde ich immer unausgeglichener, ich wurde immer schneller und leichter reizbar und wenn etwas nicht nach meiner Nase lief, habe ich komplett zu gemacht,  so habe ich eigentlich immer meinen Willen bekommen. Zusätzlich musste ich jeden Tag eine Fassade auflegen, da ich durchweg ein fröhlicher und gut gelaunter Mann bin, der gerne auch mal im Mittelpunkt steht und Leute zum Spaß machen animiert. In mir selbst wusste ich aber, dass es anders aussieht, da ich ein riesen Geheimnis mit mir trage, welches bloß niemand erfahren darf.
Barclaycard hat das Spiel natürlich mitgespielt und mit jedem erreichen meines Kartenlimits, dieses wieder erhöht - ohne, dass ich danach gefragt habe oder es bestätigen musste.

Irgendwann Anfang dieses Jahres habe ich eingesehen, dass ich ein Problem habe und habe angefangen in diesem Forum anonym mitzulesen. Ich habe erstmalig den Begriff Chargeback gelesen und dachte vllt. wäre dies der richtige Weg - hatte aber auch stückweit Angst, dass es nicht klappt und habe mir dann gesagt, dass ich es lasse. Dann habe ich von der Kanzlei Lenne gelesen und dachte auch hier ob es vllt. der richtige Weg wäre, um aus der Sache rauszukommen ohne, dass es meine Frau oder Familie mitbekommen, aber auch hierbei hatte ich Angst, dass es vllt. nicht klappt und es rauskommt.
Also habe ich erstmal so weiter gemacht wie ich es die letzten Jahre kannte - zocken und auf den Big Win hoffen, welcher mich aus den Schulden rausholt.

Privat wurde ich immer unausstehlicher und war mit mir selbst nicht mehr glücklich - dennoch war die Angst mein Geheimnis zu lüften und meine Sucht mit anderen zu teilen größer als meine private Unzufriedenheit - zu diesem Zeitpunkt hatte ich ja schon ein riesen Kartenhaus aufgebaut und im Falle, dass es zusammenfällt, würde dieses mich erschlagen.

Vor ca. 3 Wochen hat es bei mir Klick gemacht - ich will und kann so nicht mehr weiter machen. Jeder Gedanke und jede Handlung im Leben, war immer mit meinen Schulden verbunden. Ich musste Tag für Tag verstecken spielen, um die Fassade aufrecht zu halten.
Ich habe einen Schlussstrich gezogen im meinem KOPF. Dies war der erste, aber auch der einfachste Schritt. Für den nächsten habe ich mich drei Wochen vorbereitet: Ich muss mich gegenüber meiner Frau und meiner Familie öffnen! Gestern war es nun soweit, ich habe das Kartenhaus zusammenfallen lassen und den Pakt mit dem Teufel gekündigt. Ich habe meiner Frau von meinem Problem/Sucht und den damit verbundenen Schulden berichtet.

Ach Bilanz meiner KK: -16.494€

Es war alles andere als einfach, aber es war der wichtigste Schritt! Gleich nach dem Gespräch habe ich mich befreit gefühlt. Ich habe wieder richtig Lust in die Zukunft zu schauen und mich über alles zu freuen ohne, dass der Atem der Spielsucht mir im Nacken hängt. Im gleichen Zug, sind wir auch zu meinen Eltern gefahren, um auch ihnen von meinem Problem zu berichten. Was für ein befreiendes Gefühl nun ohne Lüge durch den Tag zu gehen, abends einzuschlafen und morgens aufzuwachen! Meine Frau und meine Eltern haben ganz anders reagiert als was ich mir in meinen Phantasien vorgestellt habe. Dafür kann ich nur ein riesen DANKE aussprechen und zeigt mir, dass ich genau den richtigen Weg eingeschlagen habe.

Meine nächsten Schritte sind nun:
Die KK Schulden werden wir nächste Woche via Einmalzahlung ausgleichen - danach werde ich meine KK kündigen um erstmal im Kopf mit der ganzen Sache abzuschließen. Im gleichen Zug wird die EC-Karte bei der Norisbank gekündigt. Ich habe mich bei meinem Stammcasino "Leovegas" Sperren und Löschen lassen - werde aber nochmal schauen ob ich nicht noch irgendwo ein aktives Konto habe und dieses dann auch Sperren und Löschen lassen.
Ich habe persönlich mit dem Thema abgeschlossen und weiß, dass ich nicht rückfällig werde! Möchte dennoch schauen, dass ich ein professionelles Gespräch führen werde um einen wirklich sauberen Cut in die Geschichte zu bringen.

Sollte ich den Gedanken Chargeback in Erwägung ziehen und mit einem Anwalt (Kanzlei Lenne) darüber sprechen? Und auch das Verhalten von Barclaycard mein Kartenlimit andauernd zu erhöhen ohne, dass ich danach gefragt habe und mir somit jedesmal mehr "Spielguthaben" zur Verfügung zu stellen, obwohl ich damit eh schon überfordert war und sich selbst daran zu bereichern (halte ich für Sittenwidrig), anzugehen?
Oder sagt ihr, ich soll lieber einfach damit abschließen, die Schulden begleichen und nach vorne schauen?

Ich kann nur jedem raten, der genauso wie ich hier anonym mitliest und das gleiche Problem die Spielsucht hat - wartet nicht zu lange, es ist eh schon fünf nach zwölf! Macht reinen Tisch und habt keine Angst, der Tag wird sowieso zwingend kommen, an dem ihr nicht mehr könnt und es erzählen müsst. Also wartet nicht zu lange - es fühlt sich befreiend und einfach gut an die Hose runterzulassen!

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Offline taro

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Re: Die Hose runterlassen...
« Antwort #1 am: 05 Oktober 2019, 14:08:43 »
Moin Alex,
einen ersten Schritt bist du gegangen.  Ich bin kein Freund von CB das erhöhen deines Kreditrahmens würde ich aber auch mal von einem Anwalt anschauen lassen.  Ganz wichtig bevor du das Konto ausgeglichen ist. Ganz platt ausgedrückt, wer das Geld hat ist im Vorteil. Lass doch die Gegenseite klagen.
Die Spielsucht ist eine tückische Krankheit, dein Vorsatz nie wieder zu spielen wird ohne weitere Massnahmen nicht erfolgreich sein. Als Faustformel, der Weg raus aus der Sucht dauert ca. so lange wie der Weg rein.
Ich wünsch Dir viel Erfolg.

Taro
« Letzte Änderung: 06 Oktober 2019, 11:58:32 von taro »

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Offline Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Die Hose runterlassen...
« Antwort #2 am: 05 Oktober 2019, 17:59:42 »
Hallo Alex,

willkommen im Forum. Du hast den ersten Schritt gemacht und beim Gehen festgestellt, es war der richtige Schritt. Danke, dass du das hier teilst. Die Angst sich vor der Familie zu offenbaren, ist bei vielen sehr groß. Dein Bericht macht Mut.
Die nächsten Schritte sind auch wichtig. Deine Euphorie über deinen "Erfolg" verstehe ich gut. Lass dich aber dadurch nicht verleiten zu glauben, dass die Sucht über Nacht verschwindet. Organisier dir Unterstützung für den Ausstieg und versuch rauszufinden wofür die Zockerei stand. Das wird sich rentieren.

Solltest du noch an Chargeback denken, solltest du rasch handeln und vor allem Beweise sichern. Bevor du alle Konten (sowohl Bank- als auch Casinokonten) schließt, fertige Screenshots an. Tu das aber nicht allein, nutz die Unterstützung deiner Familie.

Alles Gute

Ilona

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Offline andreasg

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Re: Die Hose runterlassen...
« Antwort #3 am: 05 Oktober 2019, 18:39:05 »
[Es war alles andere als einfach, aber es war der wichtigste Schritt! Gleich nach dem Gespräch habe ich mich befreit gefühlt. Ich habe wieder richtig Lust in die Zukunft zu schauen und mich über alles zu freuen ohne, dass der Atem der Spielsucht mir im Nacken hängt. Im gleichen Zug, sind wir auch zu meinen Eltern gefahren, um auch ihnen von meinem Problem zu berichten. Was für ein befreiendes Gefühl nun ohne Lüge durch den Tag zu gehen, abends einzuschlafen und morgens aufzuwachen! Meine Frau und meine Eltern haben ganz anders reagiert als was ich mir in meinen Phantasien vorgestellt habe. Dafür kann ich nur ein riesen DANKE aussprechen und zeigt mir, dass ich genau den richtigen Weg eingeschlagen habe.]

Hallo Alex,

Herzlich Willkommen im Forum und unter den Schreibfreudigen.
Ich habe Deinen Beitrag gelesen, und mich dann gefragt, wie viel habe ich eigentlich verzockt? Das ist, unter uns, keine bedeutungsvolle Frage, da ich ja DM und Groschen verspielt habe, nie Euro und Cent, aber ich könnte nie und nimmer den Betrag ermitteln. Ich habe die Kontrolle über das Glücksspiel verloren.
Heute bin ich frei vom selbstzerstörerischen Glücksspiel.

Aus Deinem Beitrag habe ich einen Absatz oben als Zitat eingefügt: Das wird noch ferner eine Baustelle für Dich bleiben, erst Dich selber zu stabilisieren, und dann , wenn Deine Schuldgefühle von Dir genommen sind, Wiedergutmachung zu leisten. Vielleicht liest sich das unverständlich, aber - ich komme gerade aus einem Meeting von Angehörigen Alkoholkranker, und Alkoholikern , die sich gemeinsam zum Erfahrungsaustausch treffen. Nach 4 - 5 Jahren im Glücksspiel braucht es seine Zeit, wieder im realen Leben anzukommen.

Laß die Anwälte ihren Job machen!
 Du bist jung, das aufzuarbeiten. , ohne Dir wieder einen Trigger zu holen, noch irgendetwas zurück - gewinnen - wollen müssen.

Ich wünsche Dir im Leben viel Glück
Nur für Heute
Andreas



 
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Die Hose runterlassen...
« Antwort #4 am: 05 Oktober 2019, 18:51:55 »
Hey,
Chargeback ist nach meiner Meinung in dieser Konstellation schwierig bis aussichtslos

Und barclaycard mit dem Vorwurf anzugehen, sie hätten unaufgefordert dein Kreditlimit erhöht ist leider auch überhaupt kein Argument, welches juristisch verwertbar ist.
Solange du voll geschäftsfähig bist, ist das einfach nur ein Angebot.

Allerdings bewegen sich die Zinsen bei barclaycard an der Grenze der Sittenwidrigkeit oder auch knapp darüber. Ich würde dazu eine Beratung bei der Verbraucherzentrale empfehlen. Da kannst du dir auch meine Einschätzung zu Kreditlinienerhohung bestätigen lassen.

Du hast die richtigen Schritte gemacht und ich teile die Geschichte gerne mit dir.
Eins allerdings lässt mich aufhorchen: Du weißt, dass du nicht rückfällig wirst? Und setzt ein Ausrufezeichen?
So spricht Jemand, der evtl. die ganze Hilflosigkeit gegenüber der Sucht nicht erkannt hat
Mein Rat: Schließ mit dem finanziellen ab und setze deine Energie für die Genesung ein.
Wünsche alles gute!

*

Offline Olli

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Re: Die Hose runterlassen...
« Antwort #5 am: 05 Oktober 2019, 20:13:18 »
Hi Alex!

Gerade komme ich schlapp wie ein Turnschuh von einem Gebäuseaufmaß nach Hause.
Es handelt sich um eine alte kleine Burg, die vor knapp 20 Jahren zu einem Wohnhaus umgebaut wurde.
Sie ist rechteckig gebaut und hat eigentlich einen senkrechten Schnitt durch alle Ebenen, der das Gebäude in zwei Einheiten teilt.
Doch sowohl von der einen Seite, als auch von der Anderen, sind Zugänge vorhanden.
Erdgeschoß, 1. OG, 2. OG ... da sieht man eine Dachluke. Darüber ein Lagerraum - und noch eine Dachluke.
Vom Lagerraum geht es durch eine 1*1 m-Tür in die andere Dachhälfte.
Dort habe ich tatsächlich die Dachluke übersehen - muss den Raum darüber also noch aufmessen.
Der 1. Anbau ist nur eingeschossig - und verfügt auch über eine Dachluke - zum ausgebauten Dachgeschoß.
Im anderen Anbau sind drei Wohneinheiten - verschachtelt ineinander. Und so klein sie auch sind, sie gehen alle über mehrere Ebenen.
Auch hier fehlt mir noch eine Wohnung - 19 Uhr 30 machte ich Feierabend.

Nun schreibst Du, dass Du "ein" Gespräch führen möchtest mit einem Profi.
Das kann ich nur befürworten und Dich in Deinem Vorhaben unterstützen.

Doch Deine Sucht, die Du entwickelt hast, die ist wie diese Burg.
Sie ist verschachtelt. Die runden Treppen sind aus Holz - ausgetreten und rutschig.
Überall sind kleine Verschläge, die Mauern im EG einen Meter dick - nach oben sich verjüngend.
Solche eine kleine Burg zu erkunden macht schon Spaß - doch es braucht eben seine Zeit.
Auch die Orientierung verliert man hier schnell.

Gönne Dir Deine Sucht zu erkunden. Nehme Dir Zeit dafür - denn es ist ja wichtig - es geht um Dich!

Einen dicken <Daumen rauf´> für die Schritte, die Du bereits gegangen bist.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Die Hose runterlassen...
« Antwort #6 am: 06 Oktober 2019, 08:40:20 »
Hey,
Chargeback ist nach meiner Meinung in dieser Konstellation schwierig bis aussichtslos

Und barclaycard mit dem Vorwurf anzugehen, sie hätten unaufgefordert dein Kreditlimit erhöht ist leider auch überhaupt kein Argument, welches juristisch verwertbar ist.
Solange du voll geschäftsfähig bist, ist das einfach nur ein Angebot.

Allerdings bewegen sich die Zinsen bei barclaycard an der Grenze der Sittenwidrigkeit oder auch knapp darüber. Ich würde dazu eine Beratung bei der Verbraucherzentrale empfehlen. Da kannst du dir auch meine Einschätzung zu Kreditlinienerhohung bestätigen lassen.

Ich möchte da mal kurz eine andere Sichtweise eröffnen.
Zuerst sollte die Bezeichnung eines Angebotes mal gestrichen werden. Denn wenn was angeboten wird, dann bedarf es auch einer Zustimmung. Also einer vertraglichen Änderung.
Wenn du selbst eine Kreditkarte besitzt, so lies dir mal den Vertrag durch. Der zur Verfügung stehende Kreditrahmen ist hier nicht beziffert, sondern variiert fortlaufend anhand deiner Bonität.
In die Bonitätsprüfung, die aufgrund der Risikoanalysen vor einer Erhöhung stattfinden muss(!), fließen verschiedene Kriterien ein, anhand derer Banken die Rückzahlungssicherheit überprüfen. Man erkannte beim Erreichen des Limits, das er mehr finanzielle Mittel benötigen könnte. Also analysierte man die Boni und war aufgrund der auch sicher zuvor pünktlichen monatlichen Rückzahlungen und dem möglicherweise üppigen Gehalt, sowie deinem einwandfreien Schufa Scoring überzeugt und hatte keine Bedenken, ihm hier noch mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Ich mein, die Zinsen von der Barclaycard sind enorm hoch und für die Bank natürlich lukrativ, wenn auch meiner Ansicht nach gefährlich nahe an der Sittenwidrigkeit aufgrund der anhaltenden niedrigen Leitzinsphase der EZB. Die Zinserträge waren mal das größte Geschäftsmodell einer Bank, damit wurde alles finanziert. Die Erträge hier sind aber kaum noch vorhanden und vollkommen ins Absurde geraten, denn teilweise bekommt man für Kleinkredite ja Minuszinsen (Also zahlt weniger zurück als man bekommt). Da ist so ein 2stelliger Zinsgewinn aus dem Kreditkartengeschäft für die Bank ein Segen.

Hier ist wichtig zu wissen, das die nunmal nur einen Verfügungsrahmen stellen. Ob der auch dann genutzt wird, bleibt ja dem Kreditkarteninhaber selber überlassen. Insofern trifft denen keine Schuld, außer....

Wenn eine Bank jedoch auch von der Art der unzähligen und hohen Transaktionen wusste, so gibt es Urteile, die bei Kreditrahmenerhöhung Sittenwidrigkeit unterstellen. Grundsätzlich ist es aber nach der bekannten Gesetzeslage aber sowieso verboten, an illegale Zahlungen in Richtung Online Casinos mitzuwirken. Die große Frage die sich da stellen würde: Wussten die das bewusst und wollten sich folglich deinen unkontrollierten Zahlungen nur noch mehr bereichern?
Die Banken haben interne Kontrollsysteme, alleine schon weil es nach dem Geldwäschegesetz - GwG auch vorgeschrieben ist, verdächtige Transaktionen (besonders auch Glücksspielanbieter im Rahmen der Geldwäsche) zu analysieren und ggb. zu melden. (http://www.gesetze-im-internet.de/gwg_2017/inhalts_bersicht.html)

Aus meiner problematische Vergangenheit kann ich auch von einer Erfahrung berichten, wo ich eine 2 Kreditkarte erhielt. Die Bank erteilte mir auch ein recht hohes Limit, aber mein erster Versuch der Einzahlung, in dem Fall an MrGreen Casino. wurde beim Einzahlungsversuch sofort abgelehnt. Irritiert versuchte ich es dann woanders, aber auch hier ging es nicht. Eine Amazon Bestellung wurde jedoch mit der Karte beim Zahlungsvorgang problemlos akzeptiert.....Also die technischen Vorraussetzungen sollten bei den Banken ja gleich sein würde ich mal vermuten  ::)
Damals war ich genervt davon das die mich so einschränken, heute weiß ich das die mir damit geholfen haben nicht auch solche neuen Schuldenberge anzusammeln.

Zitat
Meine nächsten Schritte sind nun:
Die KK Schulden werden wir nächste Woche via Einmalzahlung ausgleichen - danach werde ich meine KK kündigen um erstmal im Kopf mit der ganzen Sache abzuschließen. Im gleichen Zug wird die EC-Karte bei der Norisbank gekündigt. Ich habe mich bei meinem Stammcasino "Leovegas" Sperren und Löschen lassen - werde aber nochmal schauen ob ich nicht noch irgendwo ein aktives Konto habe und dieses dann auch Sperren und Löschen lassen.

Wenn du deine KK Schuldenproblematik mit einer Einmalzahlung bereinigen kannst, dann verfügst du ja zumindest schonmal über die finanzielle Möglichkeit. Ob die Forderung jetzt juristisch anfechtbar ist oder nicht, ich würde es dann wohl an deiner Stelle zahlen. So schließt du mit dem ganzen Scheiß ab, vermeidest den juristisch unvorhersehbaren Stress der sich über Monate hinwegziehen kann.. und buchst den finanziellen Verlust einfach als Strafe für eine vergangende negative Lebensphase ab.

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Offline andreasg

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Re: Die Hose runterlassen...
« Antwort #7 am: 06 Oktober 2019, 10:31:46 »
Hallo Olli,

so wunderschön bildlich beschrieben,
wenn ich Makler wäre, nix wie hin in die Burg!

Liebe Grüße
Andreas

(Rapunzel lass dein Haar herunter)
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Die Hose runterlassen...
« Antwort #8 am: 06 Oktober 2019, 11:16:32 »
Hallo zusammen,

vielen Dank für das Lesen meines Beitrages und die zahlreichen Antworten, welche mich bestätigen, das Richtige getan zu haben :)

Auf einen Punkt möchte ich gerne eingehen:

Du hast die richtigen Schritte gemacht und ich teile die Geschichte gerne mit dir.
Eins allerdings lässt mich aufhorchen: Du weißt, dass du nicht rückfällig wirst? Und setzt ein Ausrufezeichen?
So spricht Jemand, der evtl. die ganze Hilflosigkeit gegenüber der Sucht nicht erkannt hat

Mein Rat: Schließ mit dem finanziellen ab und setze deine Energie für die Genesung ein.
Wünsche alles gute!

Ja ich habe bewusst ein Ausrufezeichen gesetzt. Ich habe mich mit meiner Sucht sehr intensiv beschäftigt und für mich selbst eingesehen, wie diese mich in meinem täglichen Leben beeinträchtigt, wie die Sucht unsere Ziele, Pläne und Entscheidungen mitbestimmt hat. Genau das möchte ich nicht mehr und habe die ersten Schritte ohne professionelle Hilfe gemacht, damit der Kampf aus meinem eigenen Willen heraus und nicht aus verständnisvollem Zuspruch entsteht. Natürlich werde ich in den weiteren Schritten Gespräche suchen, damit ich einen sauberen Schnitt hinbekomme und den ganzen Mist hinter mir lassen kann.

Hi Alex!

Gerade komme ich schlapp wie ein Turnschuh von einem Gebäuseaufmaß nach Hause.
Es handelt sich um eine alte kleine Burg, die vor knapp 20 Jahren zu einem Wohnhaus umgebaut wurde.
Sie ist rechteckig gebaut und hat eigentlich einen senkrechten Schnitt durch alle Ebenen, der das Gebäude in zwei Einheiten teilt.
Doch sowohl von der einen Seite, als auch von der Anderen, sind Zugänge vorhanden.
Erdgeschoß, 1. OG, 2. OG ... da sieht man eine Dachluke. Darüber ein Lagerraum - und noch eine Dachluke.
Vom Lagerraum geht es durch eine 1*1 m-Tür in die andere Dachhälfte.
Dort habe ich tatsächlich die Dachluke übersehen - muss den Raum darüber also noch aufmessen.
Der 1. Anbau ist nur eingeschossig - und verfügt auch über eine Dachluke - zum ausgebauten Dachgeschoß.
Im anderen Anbau sind drei Wohneinheiten - verschachtelt ineinander. Und so klein sie auch sind, sie gehen alle über mehrere Ebenen.
Auch hier fehlt mir noch eine Wohnung - 19 Uhr 30 machte ich Feierabend.

Nun schreibst Du, dass Du "ein" Gespräch führen möchtest mit einem Profi.
Das kann ich nur befürworten und Dich in Deinem Vorhaben unterstützen.

Doch Deine Sucht, die Du entwickelt hast, die ist wie diese Burg.
Sie ist verschachtelt. Die runden Treppen sind aus Holz - ausgetreten und rutschig.
Überall sind kleine Verschläge, die Mauern im EG einen Meter dick - nach oben sich verjüngend.
Solche eine kleine Burg zu erkunden macht schon Spaß - doch es braucht eben seine Zeit.
Auch die Orientierung verliert man hier schnell.

Gönne Dir Deine Sucht zu erkunden. Nehme Dir Zeit dafür - denn es ist ja wichtig - es geht um Dich!

Einen dicken <Daumen rauf´> für die Schritte, die Du bereits gegangen bist.


WOW! vielen Dank dafür :) Ein wirklich schönes Bild!

Bezüglich der offenen ca 16.500€ auf der KK, werde ich am Mittwoch mit der Kanzlei Lenne telefonieren und erfragen was sie zum Thema CB und der Erhöhung des Kreditrahmens sagen. Uns ist wichtig, dass nichts negatives in der Schufa auftaucht, da diese bislang mehr als positiv ist. Sobald nur ein kleines Risiko besteht, dass dort ein Eintrag auftauchen sollte, werden wir die KK via Einmalzahlung ausgleichen und es also sehr teures Lehrgeld abstempeln.

Ich werde euch auf dem laufenden halten, was der Anwalt sagt und wie es mit meinen nächsten Schritten voran geht :)

*

Offline Ilona

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Re: Die Hose runterlassen...
« Antwort #9 am: 06 Oktober 2019, 13:30:08 »
Uns ist wichtig, dass nichts negatives in der Schufa auftaucht, da diese bislang mehr als positiv ist. Sobald nur ein kleines Risiko besteht, dass dort ein Eintrag auftauchen sollte, werden wir die KK via Einmalzahlung ausgleichen und es also sehr teures Lehrgeld abstempeln. ..

Du schreibst „uns“ ist das wichtig. „Wir“ werden die KK ausgleichen.
Wie meinst du das? Beteiligt sich jemand an DEINEM Lehrgeld?
Falls ja: Gibt es eine (schriftliche) Rückzahlungsvereinbarung?

Wer klärt genau die Situation?
LG Ilona


Re: Die Hose runterlassen...
« Antwort #10 am: 06 Oktober 2019, 13:33:50 »
Uns ist wichtig, dass nichts negatives in der Schufa auftaucht, da diese bislang mehr als positiv ist. Sobald nur ein kleines Risiko besteht, dass dort ein Eintrag auftauchen sollte, werden wir die KK via Einmalzahlung ausgleichen und es also sehr teures Lehrgeld abstempeln. ..

Du schreibst „uns“ ist das wichtig. „Wir“ werden die KK ausgleichen.
Wie meinst du das? Beteiligt sich jemand an DEINEM Lehrgeld?
Falls ja: Gibt es eine (schriftliche) Rückzahlungsvereinbarung?

Wer klärt genau die Situation?
LG Ilona

Damit meine ich meine Frau und mich :)

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Offline Ilona

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Re: Die Hose runterlassen...
« Antwort #11 am: 06 Oktober 2019, 14:08:39 »
Sie beteiligt sich an der Rückzahlung deiner Schulden???

Re: Die Hose runterlassen...
« Antwort #12 am: 06 Oktober 2019, 14:20:38 »
Sie beteiligt sich an der Rückzahlung deiner Schulden???

Wir leben in einer Ehe und haben nur ein Gemeinschaftskonto. Mir ist natürlich auch bewusst, dass die Schulden auf meinem Mist gewachsen sind. Wir differenzieren nicht zwischen das ist Meines und das ist Ihres, aber ich möchte künftig erstmal natürlich zurückstecken, was meine privaten Ausgaben für Vergnügung angeht.

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Offline andreasg

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Re: Die Hose runterlassen...
« Antwort #13 am: 06 Oktober 2019, 16:26:01 »
Hallo Alex,

nichts für ungut,  aber in meiner Ehe hatte jede, jeder getrennte Konten, das war eine wirklich lebenswichtige Entscheidung,  sonst hätte ich den Druck nicht ausgehalten.  Ich bin Spieler,  der Umgang mit Geld ist auch glücklick geschieden, ein schwerwiegendes Thema für mich.

Wenn Du Dir noch kein Gerüst für einen Finanzplan erarbeitet hast, dann wird es Zeit dieses alsbald zu tun, mit gleichfalls Betroffenen,  also in der SHG bsw.

Der Posten Kultur, Hobby, Sport, nimmt dabei einen bedeutenden Teil ein!

s24h
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Die Hose runterlassen...
« Antwort #14 am: 06 Oktober 2019, 16:52:14 »
Hey Alex,
Falls die Kreditkartenschulden durch einen Kredit ausgeglichen werden sollen, sollte dieser Kredit nur auf deinen Namen laufen.

Viele Grüße

 

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