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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Spielsucht

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Offline taro

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Re: Spielsucht
« Antwort #15 am: 04 Januar 2020, 10:49:38 »
Moin Tal,

es ist ja nicht richtig wer etwas schreibt, sondern das was jemand schreibt. Die Briten sind da sicher auf einen deutlich besseren Weg als sich an den Zahlungsdienstleistern abzuarbeiten und dadurch über die Bildzeitung Werbung für kostenloses Glücksspiel zu machen.
Taro

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Offline TAL

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Re: Spielsucht
« Antwort #16 am: 04 Januar 2020, 12:55:08 »
Ja, es ist deutlich anders, von der Dynamik her. Der Umgang mit Glücksspiel im Allgemeinen ist dort deutlich liberaler. Es ist weiter verbreitet, gesellschaftlich weniger stigmatisiert. Die Kehrseite der Medaille ist eine hohe Anzahl an Spielsüchtigen. Die Userzahlen sind deutlich höher als hier.
Bis Mitte diesen Jahres betrug der Höchsteinsatz pro Umdrehung in Spielhallen / Wettbüros 100£. Im April wurde er auf 2£ herabgesetzt.
Online und in Kasinos gilt das natürlich nicht.

Das war mein erster Besuch eines Spielsuchtforums überhaupt, ich landete durch Zufall dort, als ich anderswo einen Link klickte. Ich war fassungslos... ich wußte genau, wie diese völlig unbekannten Leute sich fühlten.
Ich las erst nur mit, habe aber irgendwann einfach etwas geschrieben. Das erste Mal in meinem Leben... und keiner hat mir den Kopf abgerissen.
Die erste Berührung mit meiner bis dato mehr oder weniger erfolgreich verdrängten Vergangenheit hatte ich dort, von daher weiß ich ein wenig über die Umstände und Gesetzeslage.

Ein Problem dort ist der krasse Lobbyismus:
Per Gesetz sind Glücksspielanbieter dort verpflichtet, einen gewissen Prozentsatz ihres Gewinns in die Suchthilfe zu stecken. (Oh, wie praktisch, spart der Staat nochmal ordentlich Geld.) Auch Onlinecasinos fallen darunter, denn sie sind absolut legal.
Ein Nebeneffekt davon ist deutlich spürbar, wenn man Foren von Spielsuchthilfeorganisationen besucht, denn die Mitarbeiter, Forenadministratoren, und sogar die angestellten Suchtberater vor Ort werden von der Glücksspielindustrie mitbezahlt - es wird viel zensiert.
Sogar der tägliche Chatraum ist von Mitarbeitern moderiert.

Man möchte Harmonie, klar. Eine Umgebung ohne Wertung, Schuldzuweisung oder Kritik, aber das ist manchmal auch erschreckend. Ein Echoraum in gewisser Weise, aber genau in die entgegengesetzte Richtung wie hier.
Klar... das Thema Eigenverantwortung. Nur ist es schon eine andere Hausnummer, wenn sowas von 'oben' gleich kommentarlos wegzensiert wird, als wenn ein anderes Mitglied versucht, jemandem den Kopf zu waschen.

Es gibt dort Banken und Kreditkartenfirmen, die Glücksspieltransaktionen auf Kundenwunsch blocken... online, sowie auch lokal. Einige machen es sogar generell nicht mehr. Aber das ist freiwillig.
Momentan läuft eine Studie, ob es verboten werden sollte, 'auf Pump' spielen zu können... also Kreditkartenzahlungen für Glücksspiel generell zu verbieten.
Keine schlechte Idee, wird aber, wie ich fürchte, leider an der zu großen Lobby und der mangelnden Kooperationsbereitschaft der Glücksspielindustrie scheitern.
Außerdem gibt es ja noch die Zahlungsdienstleister, die dort im legalen Rahmen handeln.

Chargeback... das gibt es dort nicht. Allein die Idee wäre absurd. Würdest du dort sagen, du willst dein Geld wieder, weil du ausgenutzt wurdest, würde man dich als erstes sarkastisch fragen, wie lange dein 18. Geburtstag her ist.
Daß dies hierzulande möglich ist, habe ich nie erwähnt. Die Diskussion wäre aber durchaus mal interessant... vorausgesetzt, der Thread wird nicht sofort gelöscht.

In UK ist alles staatlich abgesegnet... und wird akzeptiert - niemand wird zu Spielen gezwungen. Diese Einstellung ist meiner Meinung nach aus Spielersicht auch am Gesündesten. Sich auf sich selbst zu konzentrieren, und nicht auf andere.

 

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