Guten Morgen!
Hat man dann in der SHG immer noch soviele Themen,Ängste und Sorgen rund ums Spielen,die man wöchentlich besprechen muss?
Puh ... ich glaube, wenn jemand so kanalisiert fragt, dann sollte es ratsam sein, die SHG weiter aufzusuchen.
Wieso gehe ich denn eigentlich in eine SHG oder suche mir einen Therapeuten? Doch eigentlich nur, wenn ich mich selbst nicht verstehe und dazulernen möchte.
Dann kann ich meine Selbstwirksamkeit entfalten. Selbstwirksamkeit ist die Kompetenz aus gemachten Erfahrungen eigene Entscheidungen erfolgreich selbst auszuführen und selbst etwas bewirken zu können.
Diese Kompetenz erhalte ich in der Gruppe über die Erfahrungen der Anderen, der Therapeut leitet und begleitet mich dabei.
Dabei verschiebt sich der Fokus inhaltlich weg vom Spielen als Ersatzhandlung zu den eigentlichen Auslösern. Das Spielen ist zwar hier und da immer noch gedanklich und emotional präsent, ihm wird aber die Kraft genommen. Wenn ich wiederholt einen Krampf im Fuß habe und daraus folgere, dass mir Calcium fehlt, dann führe ich meinem Körper Calcium zu.
Es bringt mir nichts mehr über die Schmerzen nachzudenken und wie ich den Fuß strecken muss, damit sich der Krampf löst. Es bringt nichts um mein Schicksal zu hadern oder mich ihm zu ergeben - auf den nächsten Krampf zu warten oder sogar zu hoffen, nur um mich selbst spüren zu können.
Wenn heute solch ein Krampf kommt, dann weiss ich, was zu tun ist. Dies ist dann auch nachhaltig. Dafür brauche ich die Gruppe nicht mehr. Aber vielleicht braucht die Gruppe ja mich?
Zudem denke ich, dass wir als psychologische Laien uns selbst und die Gruppenmitglieder nie ganz verstehen können. Da wird viel zu viel, bewusst und unbewusst, verschleiert und maskiert. Dies aber wiederum aufzulösen, finde ich selbst äußerst interessant. Da reicht auch der blosse Versuch - wie ich immer sage: Der Weg ist das Ziel!
Wer länger spielfrei ist, der teilt auch die Sorgen und Ängste neben dem Spielen in der Gruppe. Dieser Bereich ist weit wichtiger, denn er wird als "Leben" beschrieben.
Letztes Jahr wurde ich von einem Bekannten gefragt, ob ich ich ihm Grundrisse seines Objektes anfertigen könnte. Als es ums Bezahlen ging, wollte er nur die Hälfte bezahlen.
Der bekannte Pfennigfuchser hat mich sogar belogen und nicht gemerkt, dass er sich dabei selbst wiedersprochen hat.
Im Telefonat wurde ich fuchsteufelswild und habe letztlich erst einmal einfach aufgelegt.
Dofort kamen Gedanken auf: Dem zeige ich es ... das wird der bereuen ... der kommt nicht ungestraft davon. "Das große Grübeln" beherrschte mich die ganze Zeit.
Also habe ich mit jemandem gesprochen. Diese Person erdete mich erst einmal wieder, obwohl es mir anfänglich gar nicht gefiel geerdet zu werden.
Im Groben war die Argumentation, dass es im Krieg immer auf beiden Seiten Opfer geben wird.
Dies hat mich veranlasst die Sache von einer anderen Seite zu betrachten - ich habe mich betrachtet.
Wieso war ich so aufgebracht? Wieso war ich so wütend und vor allen Dingen verletzt? Welche Erwartungshaltung hatte ich und welche hatte ich von dem Bekannten.
Also schrieb ich ihm eine Mail, in der ich ihm mitteilte, dass er mich verletzt hatte mit seinem "Angebot". Ich sprach von den Voraussetzungen des Aufmaßes, die er mir vorgegeben hatte, und meinen Bemühungen alles zu seiner Zufriedenheit zu erledigen etc. Natürlich rechnete ich ihm seine fehlerhaften Berechnungen noch einmal vor.
Im Grundsatz bin ich aber "bei mir" geblieben und siehe da ... er hat ohne Kompromisse eingelenkt. Ende gut - alles gut ...
Früher wäre ich nie auf die Idee gekommen, bei einem solchen Problem mit jemandem zu sprechen. Ich wäre im Grübeln hängen geblieben.
Niemals wäre mir der Gedanke gekommen, meine Gefühle in der Situation oder sogar meine offene Agressivität zu beleuchten und zu hinterfragen.
Gut, dass ich "meine Gruppe" habe, bei der ich meine Ängste und Sorgen teilen darf.
Nicht etwa möchte ich den Eindruck erwecken mich jetzt vollständig verstanden zu haben. Eher fühle ich mich wie Columbus, der den ersten Indianer entdeckt hat.
Es gibt noch viel zu tun ... packen wir es an ...