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Erster Schritt in die SHG

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Offline Olli

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #45 am: 25 Juni 2019, 14:26:27 »
von TAL:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #44 am: 11 Februar 2019, 17:13:08 »
Ich schreibe immer einfach drauflos. Für mich klingt das im Nachhinein immer etwas planlos und durcheinander. Dann will ich's wieder löschen, aber denke mir, das wäre ja noch verwirrender. In meinem Kopf isses eben manchmal nicht so aufgeräumt. Was soll's? Inzwischen ist das eh jedem klar. Zumindest hier.

Studiert hab ich auch schonmal. Mit eher mäßigem Erfolg, wie man sich vielleicht denken kann. Es ging mir eh nur um die Bafög-Zahlungen... mit meinem Hintergrund bekam ich den Höchstsatz, das mußte man dann ja einfach mitnehmen. Offiziell arbeitete ich deshalb nur auf 400€-Basis, und habe alles darüber unter der Hand in bar ausgezahlt bekommen.
Zwischendurch mußte ich nur einmal den Studiengang wechseln, um nicht wegen fehlender Leistung exmatrikuliert zu werden. Das ging zwei oder drei Jahre so, bis ich wegen versäumter Semesterbeiträge endgültig flog. Ich bekam keinen weiteren Aufschub mehr. Meine Studienzeit hatte also eher wenig mit Bildung zu tun.

Mein Wendepunkt kam auch vergleichsweise früh, im Endeffekt brauchte ich nur etwa sechs Jahre, den Karren mit Vollgas gegen die Wand zu fahren und komplett zu zerlegen. Ich erinnere mich noch sehr genau an diesen Freitagabend und die darauffolgende Nacht. Trotzdem hat es noch sehr lange gedauert, mich soweit auf Spur zu bringen, daß ich mir zutraute, meine gewohnte persönliche Schutzzone zumindest zeitweise zu verlassen. Klingt vielleicht komisch, aber ich hatte manchmal unglaubliche Angst vor mir selbst. Da stimmte etwas ganz gewaltig nicht mit mir, das wußte ich wohl insgeheim. Ich war nur unfähig, mich damit auseinanderzusetzen. Ich wollt's nicht wahrhaben.
Somit reichten die direkten Auswirkungen noch weit über meine aktive Zeit hinaus, denn auch danach wäre ich nicht in der Lage gewesen, gewisse Veränderungen in meinem Leben vorzunehmen. Ich hatte zuviel Angst vor dem Ungewissen... und meiner Reaktion darauf. Bloß nicht anecken, bloß nichts Unvorhersehbares... vieles fällt auch jetzt noch schwer.
Die Welt da draußen war Neuland für mich, meine Schritte hinein waren sehr zaghaft. Ich mußte erst langsam lernen, mich darin zurechtzufinden.

Drei Jobs, das hatte auch den Vorteil, mich beschäftigt zu halten. Aufstehen, arbeiten, schlafen. Mehr war da nicht. Das ging noch sehr lange so.
Und trotzdem war es besser als je zuvor... aus dem Fenster der UBahn zu gucken, und ohne die unaufhaltsam rasenden Gedanken die Umgebung vorbeiziehen zu sehen... einmal fragte mich tatsächlich eine ältere Dame, warum ich denn so grinse. Das war etwas peinlich. Ich sagte ihr nur "Weil es mir gutgeht."
"Das freut mich zu hören. Die meisten Leute wissen das gar nicht mehr zu schätzen."
Weise Worte, in der Tat.

Geheiratet habe ich mit 29. Eigentlich wollte ich das gar nicht. Die Person, mit der ich gerne altwerden wollte, der ich mein jetziges Leben verdankte, ohne daß es ihr überhaupt bewußt war, aber dagegen hab ich mich lange gewehrt. Ich wollte keine Abhängigkeit, keine zu feste Bindung, keine gegenseitige Verantwortung. All das stand mir nicht zu. Aber ich konnte irgendwann nicht mehr nein sagen, es ging einfach nicht mehr, ich hatte in den Augen anderer ja keine wirkliche Begründung. Man heiratet doch genau deshalb, um füreinander dazusein.

Nun führe ich also ein Leben, was eigentlich normaler und sorgenfreier nicht sein könnte. Trotzdem ist da etwas, was ich nicht abschütteln kann, so sehr ich's auch versuche.

Ich kann bei vielen Dingen nicht mitreden, manches irritiert mich auch einfach nur, es erwartet aber eigentlich auch gar keiner irgendwas von mir... außer mir selbst.
Ja, den Preis für meine Dummheit werde ich auch weiterhin zahlen müssen, aber wenigstens sehe ich heute den Zusammenhang. Es ist wohl absolut nicht verwunderlich, daß das Spuren hinterläßt. Ich kann nur versuchen, das Beste daraus zu machen.
Die Zeit bekomme ich nicht zurück, meinen Kopf kann mir auch keiner durchpusten. Es hat mich weit mehr gekostet als nur Geld.

Wie sagte hier kürzlich jemand? "Ich denke, daß ich keine Hilfe brauche - ist das normal?" oder so ähnlich.
Die Stimme kenn ich auch. Sie kann sehr überzeugend sein.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Offline Olli

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #46 am: 25 Juni 2019, 14:26:51 »
von Taro:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #45 am: 13 Februar 2019, 23:34:35 »
Moin TAL,

das was da noch ist was sich nicht abschütteln läst, hatte ich auch lange. Erst als ich das fassen könnte, was das ist fühlte ich mich frei.

Thema mitreden, heute kann ich ein wenig smalltalken. Oft geht es mir tatsächlich so, ich Wii überhaupt nicht immer Mitreden. Die meisten Gespräche langweilen mich. Es gelingt mir auch immer besser von mir da nichts zu erwarten.
In Gemeinschaften gibt es eigentlich nur zwei Rollen für mich, Mitten drin und voll dabei oder draußen, etwas dazwischen kenne ich kaum.

Ich habe durch das spielen viel mehr zurückbekommen als es gekostet hat, ein neues Leben,  das war tatsächlich recht günstig.

Taro
Gute 24 h
Olaf


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Offline Olli

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #47 am: 25 Juni 2019, 14:27:09 »
von TAL:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #46 am: 15 Februar 2019, 00:32:38 »
Ja. Das Mittendrin ist sehr selten, dann aber extrem. Ich kann mich nur sehr schwer für etwas begeistern oder überhaupt nur motivieren. Die meisten sozialen Interaktionen habe ich aus einer Notwendigkeit heraus. Oder weil ich denke, daß es sich eben 'so gehört'. Was wiederum die Verwirrung perfekt macht. Denn: Was ist überhaupt 'normal'? Hab sehr lange danach gesucht, zu einem für mich zufriedenstellenden Ergebnis bin ich nie gekommen. Aber zumindest frage ich mich nicht mehr "Was sollte ich jetzt tun?", sondern belasse es einfach dabei, nicht zu reagieren, wenn es mich nicht interessiert... und das ist meistens der Fall.

Meine soziale Inkompetenz gehört wohl zu mir. Und das ist auch in Ordnung so. Letztlich muß ich ja damit leben, und kein anderer. Eigentlich stört mich das nicht, aber es sollte doch nicht so sein...

Es gibt nur sehr wenige Leute, mit denen ich einfach über 'Gott und die Welt' reden kann, ohne mich dabei total deplaziert zu fühlen. Normal sind solche Gespräche mit mir sehr schnell vorbei. Mit mir allein in einem Raum zu sein, bedeutet meistens nach relativ kurzer Zeit... schweigen. Für einen kürzeren Zeitraum geht es aber mittlerweile. Trotzdem kann ich mich einsamer fühlen, wenn Leute um mich rum sind, als wenn ich wirklich irgendwo allein bin.
Macht das Sinn? Nicht wirklich. Ist schwer auszudrücken.

Scham? Schuld? Reue? Ja, auch das empfinde ich zugegebenermaßen gelegentlich, wenn ich zuviel drüber nachdenke. Aber ich hab alles getan, was ich konnte, um es hinter mir zu lassen. Mehr geht einfach nicht. Da muß also noch etwas anderes sein. Wie kriegt man etwas zu fassen, wenn man es nichtmal wirklich in Worte fassen kann? Außerhalb meines Kopfes ist absolut nichts mehr davon übrig.
Sich in dem Punkt frei zu fühlen hätte schon was. Vielleicht sollte man erstmal damit anfangen, sich nicht mehr so viele Gedanken zu machen.
Gute 24 h
Olaf


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Offline Olli

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #48 am: 25 Juni 2019, 14:27:38 »
von Olli:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #47 am: 15 Februar 2019, 06:56:33 »
Guten Morgen!

Zitat

    Wie kriegt man etwas zu fassen, wenn man es nichtmal wirklich in Worte fassen kann?


"Man" lässt sich dabei helfen!

Glaubst Du denn wirklich, dass Du mit Deinen hier wunderschön beschriebenen Worten alleine bist?
Ich finde mich in fast jeder Deiner Zeilen wieder. Sie sind die wichtigen Gesprächsthemen in einer SHG.

Du bist Dir selbst im Weg - oder nicht?
Das Schöne daran - Du kannst das ändern!

 
Zitat

    Vielleicht sollte man erstmal damit anfangen, sich nicht mehr so viele Gedanken zu machen.


Wäre denn das nicht ein Rückschritt? Durch Verdrängungsmechanismen, wie im Spiel?
Gute 24 h
Olaf


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Offline Olli

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #49 am: 25 Juni 2019, 14:27:59 »
von Taro:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #48 am: 15 Februar 2019, 07:52:24 »
Zitat von: TAL am 15 Februar 2019, 00:32:38

    Wie kriegt man etwas zu fassen, wenn man es nichtmal wirklich in Worte fassen kann? Außerhalb meines Kopfes ist absolut nichts mehr davon übrig.
    Sich in dem Punkt frei zu fühlen hätte schon was. Vielleicht sollte man erstmal damit anfangen, sich nicht mehr so viele Gedanken zu machen.


Moin Tal,

ich kann viele Dinge nicht in Worte fassen,  bin mir aber dennoch vollkommen klar darin. Du gibst mir mit Deinne Beiträgen z.B. Worte.

Die Lösung war für mich,  mir gerade immer mehr Gedanken darüber zu machen,  in den Meetings darüber zu sprechen und mit meinen (mentalen) Sponsor.
Das tolle an meinem Sponsor war, ich habe mit Ihm über ein Thema gesprochen, bin gemeinsam immer tiefer dort eingestiegen, habe nach jeder Antwort wieder geguckt was liegt dahinter, und dann wieder dahinter. Als ich dann ein grosses Durcheinander im Kopf hatte, nahm er es und hat es geordnet.

Weil es für mich Lebenswichtig war habe ich viele Dinge sehr sehr tief betrachten (müssen), so tief das die meisten Menschen das für absoluten Schwachsinn halten.
Was soll ich mich mit so jemanden den nun über das Thema unterhalten, z.B:

"Ach Du kennst das Thema auch, interessant. Ah Du hast ein Buch gelesen da hat ein Therapeut das und das gesagt, wie spannend und verkaufen sich die Bücher gut?
Achso, Du glaubst dieses oder jenes in mir zu erkennen, wirklich spannend, mit mir hat das zwar nichts zu tun, aber jetzt zeigst Du wenigstens mal was von Dir....."

So, oder so ähnlich würden Gespräche ablaufen, auf die ich mich eben nicht einlasse. Wenn jemand wirklich Lust hat bei ein Thema tief hinab zu steigen bin ich immer gerne dafür bereit.  Da haben Bewertungen und Vorurteile überhaupt keinen Platz.

Taro
Gute 24 h
Olaf


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Offline Olli

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #50 am: 25 Juni 2019, 14:28:23 »
von TAL

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #49 am: 16 Februar 2019, 03:52:20 »
Zitat

    Glaubst Du denn wirklich, dass Du mit Deinen hier wunderschön beschriebenen Worten alleine bist?


Ehrlich? Ja. Das habe ich tatsächlich gedacht. Ich komme mir manchmal echt seltsam vor. Daß ich in die falsche Richtung renne, falsche Prioritäten setze. Mir ist inzwischen klar, daß mein Verhalten und Denken während meiner aktiven Zeit ziemlich 'Standard' war, aber das jetzt - nein. Allein für mich selbst die Parallelen zu ziehen war schon ein ziemlich träger Groschen. 'Kann ja nicht wirklich der Grund sein... oder?'

Verdrängt habe ich das noch lange. Finger in die Ohren "Laaa laaa laaa". Da saß ich dann und fragte mich allen Ernstes, warum ich nicht einfach geradeheraus darüber reden kann, wenn mir was nicht paßt...
Ich war mir schon immer selbst im Weg... und am Ende rächt sich das meistens. Ich weiß das nur zu gut.

Wie kann jemand anders das Chaos ordnen? Dafür müßte ich es ja erstmal schaffen, es passend und präzise zu beschreiben. Damit würde das letztlich mal wieder an mir selbst scheitern.

Und ja, das meine ich: Allein, sich zu fragen, ob man sich normal verhält... ist ganz einfach nicht normal. Kein anderer würde überhaupt erst auf die Idee kommen, seine eigenen Reaktionen und Empfindungen zu hinterfragen. Macht ja auch keinen Sinn, ein Dialog mit mir selbst endet zwangsweise in einer Sackgasse. Immer wieder.

Ich schalte schon ab, wenn jemand zu einem Monolog ansetzt. Und das sprichwörtlich. Mindestens einmal am Tag holt mich ein plötzliches irritiertes Schweigen zurück. "Du hast mir gar nicht zugehört, oder?"
Alles, woran ich mich dann erinnere, ist der Tonfall einer Frage, aber nicht der Wortlaut.
Bei einigen Leuten passiert mir das öfters als bei anderen.

Unterhaltungen wie diese hier wären live undenkbar für mich. Auf den Kopf heraus gefragt, würde ich höchstwahrscheinlich abstreiten, das je geschrieben zu haben. Spielsucht? Sowas gibt's doch gar nicht. Wonach soll man da 'süchtig' sein? Das macht keinen Sinn.

Das ist wohl die Antwort, warum ich nicht einfach mal über meinen Schatten springe. Ich bin ein Feigling. Ich hab Angst vor mir selbst und der Reaktion anderer. Es ist so unglaublich unsinnig...

Schlaft gut und ein schönes Wochenende.
Gute 24 h
Olaf


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Offline Olli

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #51 am: 25 Juni 2019, 14:28:50 »
von Olli:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #50 am: 16 Februar 2019, 08:17:06 »
Guten Morgen TAL!

Zitat

    Wie kann jemand anders das Chaos ordnen? Dafür müßte ich es ja erstmal schaffen, es passend und präzise zu beschreiben. Damit würde das letztlich mal wieder an mir selbst scheitern.


Das Chaos ordnen kannst nur Du selbst! Aber ist das "säuberliche" Ordnen denn wirklich so wichtig? Es "passend und präzise" - also perfekt - in Worte zu fassen?
Das Chaos ist ein riesiges Puzzle, welches man nicht in einem Zuge fertigstellen kann. Da legst Du heute ein paar Teile zusammen und morgen oder übermorgen die Nächsten. Das über Wochen, Monate und Jahre. Du wirst merken, dass das mal gut funktioniert und dann findet sich gerade mal keine Übereinstimmung. Vielleicht gehen auch ein paar Puzzlestücke verloren.
Wer hängt sich schon ein fertiges 10.000 Teile (10 K :) ) bildendes Puzzle mit Fehlstellen an die Wand?
Es geht nicht um das Endprodukt - es geht um das Puzzeln an sich.
Und auf der Suche nach Übereinstimmungen legt man auch mal falsche Teile aneinander und prüft sie so.

Ich habe in meinem ersten Forum damals einige Beiträge geschrieben, die ich Monate später einfach nur für Schrott hielt.
Darüber mache ich mir aber keine Gedanken - zum Zeitpunkt des Schreibens waren sie "perfekt".

Zitat

    Ich schalte schon ab, wenn jemand zu einem Monolog ansetzt. Und das sprichwörtlich. Mindestens einmal am Tag holt mich ein plötzliches irritiertes Schweigen zurück. "Du hast mir gar nicht zugehört, oder?"
    Alles, woran ich mich dann erinnere, ist der Tonfall einer Frage, aber nicht der Wortlaut.
    Bei einigen Leuten passiert mir das öfters als bei anderen.


Das passiert mir andauernd ... ich folge dann meinen eigenen Gedanken ... oder ich schalte einfach ab ...
Habe mich tatsächlich schon gefragt, ob es nicht ein Aufmerksamkeitsdefizit ist.
In anderen Situationen bin ich über Stunden die Aufmerksamkeit in Person - würde das einem Defizit nicht wiedersprechen?
Also ist es mir egal - es ist, wie es ist - ICH bin, wie ICH bin ... zurück zum Thema - keine weiteren eigenen Ablenkungen mehr ... :)

Zitat

    Und ja, das meine ich: Allein, sich zu fragen, ob man sich normal verhält... ist ganz einfach nicht normal. Kein anderer würde überhaupt erst auf die Idee kommen, seine eigenen Reaktionen und Empfindungen zu hinterfragen.

Na, dann lese mal diese Zeilen, auf die mir bisher niemand eine Antwort geben konnte:
Wann ist zu wenig, wann genug und wann zu viel?
Du bist bei Weitem nicht alleine mit Deiner Frage!
Ich habe über 20 Jahre am Automaten gespielt. Doch vorab gab es die Telespiele bei mir - im Freibad, in der Frittenbude und weiss der Geier noch wo.
Mit ungefähr 5 Jahren bekam ich eine der ersten Consolen auf dem Markt. Dort konnte man Tennis oder Squash spielen mit einem Lichtpunkt - der Schläger war ein weisser Balken, den man an der Console mit einem Drehknopf bewegen konnte.

Wenn ich mich also frage, ab wann meine Sucht begann oder ob es eine "normale" Zeit vor meiner Sucht gab, an die ich mich noch erinnern kann, dann kann ich nur auf den Schluss kommen: Meine Defizite, die mich später spielen ließen, waren schon immer da - ich war immer süchtig!
Ist es dann nicht doch "normal" mich zu fragen, was an mir "normal" ist und was nicht?
Mich zu hinterfragen, an welchen Schrauben ich noch drehen darf oder sie akzeptieren darf, so wie sie sind?

Nein, mit Deiner Frage bist Du nicht alleine. Und die Menschen, die sich hinterfragen, müssen auch nicht zwangsläufig süchtig sein.
Der eine macht es etwas mehr - der andere etwas weniger - aber alle Menschen hinterfragen sich ... irgendwann und irgendwie ...

Zitat

    Unterhaltungen wie diese hier wären live undenkbar für mich.

TAL ... genau wie bei Dir, ist Schreiben mein Ding ...
Hier kann ich die Grammatik kontrollieren, den Satzaufbau, sich wiederholende Wörter entfernen und durch andere ersetzen.
Ich kann ganze Zeilen wieder entfernen - herauslesbare Gefühlszustände abändern oder belassen.
Ich kann meine Texte "perfekt" wirken lassen.

Aber das ist nicht das "Leben" dort draussen vor dem Bildschirm. Hier muss ich Wagnisse eingehen.
Z.B. das Wagnis, mich eben nicht perfekt ausgedrückt zu haben.
Das erinnert mich gerade an meine direkte Vorgesetzte ... sie möchte auch nie etwas Falsches sagen.
Doch beim Nachdenken verdreht sie dann regelmäßig die Augen und zielt mit ihnen auf einen imaginären Punkt irgendwo seitlich über sich.
Ist das "perfekt"? Nö ... muss es aber auch nicht ...

Auch Du musst nicht perfekt sein!
Traue Dich Fehler zu begehen!
Gute 24 h
Olaf


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Offline Olli

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #52 am: 25 Juni 2019, 14:29:11 »
von Taro:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #51 am: 16 Februar 2019, 22:35:03 »
Zitat von: TAL am 16 Februar 2019, 03:52:20


    Wie kann jemand anders das Chaos ordnen? Dafür müßte ich es ja erstmal schaffen, es passend und präzise zu beschreiben. Damit würde das letztlich mal wieder an mir selbst scheitern.

Jedes Deiner Worte berührt mich. Ich habe meinen  Chaos im Kopf immer ungefiltert ausgesprochen und das verückte ist, das andere dieses Chaos das ich selber nicht greifen kann genau das können, weil Sie das so genau kennen. Es geht beim ordnen nicht um schöne Worte sondern um das Gefühl. Wenn ein anderer mit mir spricht und ich spüre das er mich erkennt dann ist das geordnet, mehr braucht es nicht.

Du bist einer der Persönlichkeiten vor denen ich mich verneige. Du berührst mich mit Deinen Beiträgen.

Zitat von: TAL am 16 Februar 2019, 03:52:20

    Unterhaltungen wie diese hier wären live undenkbar für mich. Auf den Kopf heraus gefragt, würde ich höchstwahrscheinlich abstreiten, das je geschrieben zu haben. Spielsucht? Sowas gibt's doch gar nicht. Wonach soll man da 'süchtig' sein? Das macht keinen Sinn.

    Das ist wohl die Antwort, warum ich nicht einfach mal über meinen Schatten springe. Ich bin ein Feigling. Ich hab Angst vor mir selbst und der Reaktion anderer. Es ist so unglaublich unsinnig...


Das tolle an der SHG ist ja gerade,  dass du dort nichts leisten musst. Wenn Du Dich nicht traust Doch zu zeigen,  dann hörst du einfach zu. Mit der Zeit werden sich Deine Ängste auflösen.

Taro
Gute 24 h
Olaf


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Offline Olli

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #53 am: 25 Juni 2019, 14:29:34 »
von TAL:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #52 am: 18 Februar 2019, 01:31:42 »
Wenn ich hier lese, fängt es oft an, sich zu überschlagen, aber ich brauche immer etwas Ruhe, um was zu schreiben, meine Gedanken 'laufen zu lassen'. Das ist immernoch irgendwie seltsam und leicht unangenehm, und geht nur, wenn ich einigermaßen ungestört bin. Das ist gerade am Wochenende manchmal schwierig. Zuviel Trubel. Auf der Arbeit oder nebenbei lasse ich das auch lieber.

Gegenlesen oder korrigieren mache ich nur einmal. Wegen der Tippfehler. Sonst gibt's nen 'Timeout' - ich brauche einfach zu lange. Außerdem laufe ich sonst Gefahr, einfach alles zu löschen - weil's irgendwie konfus klingt. Nicht zu lange nachdenken, einfach abschicken.
Und ja, im normalen Leben kann ich keine Schreibfehler korrigieren, und reden kann ich noch viel schlechter als schreiben. Darum mag ich es auch nicht sonderlich. Das Reden, meine ich, nicht das Leben, das ist ganz okay.

Hab mich anfangs überhaupt nicht getraut, was zu schreiben. Nach meinem ersten Beitrag überhaupt (nicht hier) dachte ich 'Was machst du da überhaupt?'. Dabei war das nur sehr allgemein und wenig persönlich. Als ob mich irgendjemand verurteilen würde. Gerade dort. Total bescheuert. Dann fragte einer "Danke. Das macht Sinn. Wenn ich fragen darf: Biste Spieler oder Angehöriger?" Wie kommt die denn auf sowas? Was hat mich verraten? (Tip: Vielleicht die Tatsache, daß ich überhaupt erst dort war?!) Das hat mich irgendwie kalt erwischt. Dabei war es gar nicht wertend, sondern rein interessehalber. Mich da zu einer Antwort durchzuringen hat drei Tage gedauert. Dummerweise hat sie's trotzdem noch gelesen und die Reaktion war dann absolut nicht das, was ich erwartet hätte.

Es gibt diesen (und einige andere) Thread aufgrund eines Serverabsturzes nicht mehr, was ich irgendwie als Erleichterung empfand. Höhere Gewalt im positiven Sinne, mein Gebrabbel (inklusive des unangenehmen Outings) war weg. Bin nochmal davongekommen. Alles vergessen. Ich war fein raus. Dann bekam ich eine Nachricht. "Wie geht es dir? Ich hab mir Sorgen gemacht, weil ich dachte, du hättest einfach alles löschen lassen."
Das hat mich dann doch ein wenig überfordert.

Gegen meine Forenanfänge ist das hier gar nichts. Und das ist gerade mal sieben oder acht Monate her. Also ja, es wird besser mit der Zeit. Einfacher.

Ich hab eben das von Andreas gelesen
Zitat

    Ist der Ruf erst ruiniert,
    lebt's sich gänzlich ungeniert.

Ironisch und überspitzt, aber manchmal denke ich, daß genau das (im kleinen Stil) eine unglaubliche Erleichterung wäre. Nur hat da jemand anscheinend immernoch was dagegen, plötzlich im Lichtkegel zu stehen. Das gibt nach wie vor heftige Gegenwehr.

Ich war schon immer der heimliche und in sich gekehrte Typ. Meine Schwester ist das genaue Gegenteil. Immer frei raus und mit dem Kopf durch die Wand. Das hat ihr viel Ärger eingebracht und nichts bewirkt außer noch mehr anzuecken. Ich dachte mir damals schon, das bringt doch nichts. Ihr könnt mich alle mal. Macht doch, was ihr wollt und laßt mich in Ruhe.
Habe viel ausprobiert und wieder gelassen. Ich gelte als gelassen und ausgeglichen. Mir war und ist es egal, was andere machen, selbst wenn ich daneben sitze, solange man mich in Ruhe läßt. Leben und leben lassen. Das einzige, wo ich echt übertrieben hatte, war das Trinken. Das erledigte sich aber, als ich aus meinem Elternhaus in einen anderen Stadtteil zog. Ich ging noch zur Schule, aber es gab mir die Möglichkeit, mein privates Umfeld fast komplett zu wechseln. Wen ich meiden wollte, dem mußte ich nicht mehr über den Weg laufen. Das war aus mehr als nur diesem Grund ein Segen und ersparte mir, im Nachhinein betrachtet, wahrscheinlich so einiges. Ich hatte es geschafft, mein Leben neu zu ordnen, hatte eine wunderbare Beziehung und neue, positive Herausforderungen. Für einige Zeit war dann alles ganz normal.
Das Spielen kam bei mir also zu einem Zeitpunkt, zu dem ich mit dieser Phase eigentlich schon durch war. Wie wohl bei den meisten war es purer Zufall, oder besser gesagt, aus einer Laune heraus. Die dümmste 'spontane Eingebung' meines Lebens. Das war ein paar Monate vor der Euro-Umstellung, ich muß damals gerade 19 gewesen sein. Im Vergleich zu den meisten also vergleichsweise spät.

Ich denke, daß ich mit dem Puzzle im letzten Jahr weitergekommen bin als in der ganzen Zeit zuvor. Zumindest habe ich wenigstens mal angefangen.
Aber auch das war ungeplant und reiner Zufall. Ich hätte nie gedacht, daß ich überhaupt jemals ein Wort darüber verlieren würde. Ich wollte einfach nur vergessen. Erst war es unangenehm, ich fühlte mich ertappt und so unendlich dumm, aber es ist auch sehr befreiend. Erstaunlich, wie gut es tut, manche Sachen einfach mal rauszulassen. Es kennt mich ja niemand. Wobei mir sowas wie bei 'Neues ICH' auch passieren könnte, einiges ist ja schon ziemlich persönlich. Irgendwie denke ich mir aber 'Sei's drum'. Wer das liest, hat einen Grund, hier zu sein.

Mir ist es eigentlich auch egal, was andere denken, solange man mich zufriedenläßt. Ich frage mich eben nur, ob es nicht anders sein sollte.
Außerdem kommt es auch immer auf die Fehler an...
Es hat sich immer schon viel in meinem Kopf abgespielt. Auch vorher schon. Insofern habt ihr vielleicht recht. Das ist wohl mein 'Normal'. Ist nur noch ein bißchen was hinzugekommen.

Ich finde es ehrlich gesagt ein wenig verwirrend, und fühle mich irgendwie 'ertappt', wenn jemand anders recht gut versteht, sogar besser als ich, was mich nicht zur Ruhe kommen läßt, obwohl ich es nichtmal genau benennen kann. Ich weiß, wie es sich anfühlt, aber ich kann es einfach nicht beschreiben.

Die verstörendsten 'Ängste' sind die, von denen man im Grunde weiß, daß sie unsinnig sind und einen nur hemmen. Ist wie Fliegen. Ich hasse es. Da krieg ich jedes Mal Panik. Trotzdem lächle ich und mache es. Wird nicht besser. Aber mein Verstand sagt "Was für ein Blödsinn.", ich buche den Flug, und wenn der Tag näherrückt, fange ich an, es zu bereuen. Aber da muß ich dann durch.
Es ist nicht das Fliegen selbst. Ich hasse das Gefühl. Ich kann nichts tun außer stundenlang auf die Geräusche zu hören. Das macht mich wahnsinnig.
Das ärgert mich maßlos, weil es so unnötig ist.
Wie andere Dinge, vor denen ich mich fürchte, halt auch.

Danke Skip, ich arbeite an der Verständlichkeit. Das kann nur besser werden.

Gute Nacht euch. :)
Gute 24 h
Olaf


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Offline Olli

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #54 am: 25 Juni 2019, 14:29:57 »
von Taro:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #53 am: 18 Februar 2019, 13:08:30 »
Moin TAL,

ich bin klaustrophobisch, obwohl ich mir mit dem Verstand vorher, oder selbst in der Situation, immer sage, es kann doch überhaupt nichts passieren, beginne ich zu hyperventlieren bekomme Panikatacken. Beim älter werden wird das blöder Weise immer schlimmer. Ich hatte vor einigen Jahren einen schweren Bandscheiben Vorfall. Ich hatte den Nerv komplett abgeklemmt. Not OP.
Ich musste vorher in die Röhre. Der Arzt sagte ein Beruhigungsmittel vor der OP geht nicht. Wenn ich den ct nicht durchhalte kann nicht operiert werden. Ich bin in der Röhre fast gestorben, aber ich hab durchgehalten. Jahre später musste ich wieder im die Röhre, ich dachte, ach das halte ich durch hab ich ja schon mal. Nach 30 Sekunden habe ich den Alarm betätigt und gebettelt mich sofort daraus zu holen. Als ich raus kam liegen die Tränen bei mir nur so runter und meine Atmung musste erstmal stabilisiert werden.
In Gefahr war ich nüchtern betrachtet wegen des ct zu keinem Zeitpunkt. Ganz allein mein Kopf hat mich dann tatsächlich in eine Notsituation gebracht.

Ähnlich ist es mit dem spielen, der eine kommt an seine Grenze, weil er das gemeinsame Konto seines Partners missbraucht.Der andere kommt auch nach mehreren Raubüberfällen nicht an seine Grenze, oder noch besser  er kommt Jahre später auch an deine Grenze als er auch das Partnerkonto anfasst. Angehörige sagen oft, er ruiniert doch sein Leben, es geht doch nicht mehr weiter.

Was ist schlimm, was ist weniger schlimm. Der der 200 Euro verspielt hat kann mehr am Arsch sein als der Bankräuber.
Für Außenstehende ist das ähnlich wie mit der klaustrophobie überhaupt nicht zu erfassen weil die Wertung allein in meinem Kopf statt findet.
Weil das so ist, tut es mir so gut mich mit anderen in der SHG auszutauschen um dann Dinge zu erfassen die überhaupt nicht erfasst werden können.

Taro
Gute 24 h
Olaf


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Offline Olli

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #55 am: 25 Juni 2019, 14:30:21 »
von TAL:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #54 am: 18 Februar 2019, 22:48:07 »
Ja. Das ist Kopfsache, das ist ja grad das Problem...
Denn es gibt noch etwas anderes. Etwas, was noch unsinniger und wohl deutlich weniger verbreitet ist, und mir schon so einiges verbaut hat im Leben. Das hat auch ein bißchen was mit dem eigentlichen Thema zu tun, ist aber, wie so vieles, schwer in Worte zu fassen.
Ich habe ein Problem damit, fremde Gebäude zu betreten oder auf andere zuzugehen, ganz besonders, wenn ich derjenige bin, der 'etwas will'. Es fängt oft schon an damit, irgendwo an der Rezeption fragen zu müssen.

Verabrede ich mich mit Bekannten irgendwo, ist das kein Thema, auch in einer fremden Stadt oder so. Unbekannte sind schon schwieriger... und bin ich der 'Bittsteller', wird es wirklich sehr unangenehm. Ich habe schon so manches Vorstellungsgespräch oder andere Termine verpaßt, weil ich es nichtmal geschafft habe, überhaupt erst durch die Tür zu gehen. Angst ist allerdings das falsche Wort. Es ist eher eine Art von tiefer Beklemmung. Mein Kopf stellt sich quer "Ich muß das doch gar nicht. Eigentlich will ich das doch gar nicht... Geht auch ohne... wenn ich das so und so mache, brauche ich das jetzt nicht tun..."
Ich möchte nicht um etwas bitten, ich möchte nicht fragen. Ich möchte nicht derjenige sein, der im Mittelpunkt steht, den alle ansehen, von dem man etwas erwartet.
Ich bin gar nicht da. Seht woanders hin.

Ist das verständlich?
Es kommt eben immer drauf an, ob ich für mein Gegenüber eine bestimmte Person bin, oder nur 'irgendjemand'. Am Schalter oder im Supermarkt nach etwas zu fragen ist kein Problem. Zur Not frage ich einen Passanten nach dem Weg - geht auch, auch wenn ich's lieber nicht täte. Sobald ich aber ein Individuum bin, steigt dieses Unbehagen in mir auf. Der 'erste Eindruck' von mir ist katastrophal. Ich will einfach nur weglaufen und mich verkriechen, und zwinge mich dann quasi die ganze Zeit, auf dem Stuhl sitzenzubleiben, was den Großteil meiner Konzentration und Aufmerksamkeit erfordert. Ich will einfach alles nur hinter mich bringen. Man kann sich sicher vorstellen, wie das dann aussieht, wenn ich gleichzeitig versuche, meine Hände zu beschäftigen.
Von der Konversation mal ganz zu schweigen...
Es kommt also auch sehr oft vor, daß ich an meiner miesen Performance scheitere, sollte ich es doch mal schaffen, einen Termin wahrzunehmen.
Trotzdem bin ich hinterher einfach nur froh, daß es vorbei ist. Ich ärgere mich schon lange nicht mehr darüber. Was soll's? Dafür bin ich halt nicht geschaffen. Ich kann mich da sogar über mich selbst amüsieren. Was für ein Unsinn!
Da steh ich dann echt auf der Straße und lache leise - ist mir tatsächlich schon öfter passiert.

Sonst gibt es nicht viel, vor dem ich Angst habe. Ich laufe auch nachts durch den Park, wenn der Weg kürzer ist. Ist mir schnuppe. Gibt bei mir eh nichts zu holen. Die meisten Ängste kann ich nicht nachvollziehen. Dafür würden sich andere über meine totlachen.

Alles in allem klingt das grad irgendwie schlimmer, als es ist, bzw. so oft kommt das nicht vor. Aber es ist jedes Mal unglaublich lächerlich. Gehört wohl dazu, ich zu sein.

Meine persönliche Grenze war bis zuletzt, nie im Bekanntenkreis nach Geld zu fragen. Es sollte doch jeder denken, daß alles in Ordnung ist. Das wirft sonst nur Fragen auf und erzeugt unnötige Aufmerksamkeit, und das kann ich nicht gebrauchen. Sonst sieht noch jemand genauer hin. Muß anders gehen.... Schon ziemlich verschrobene Logik, bei anderen Sachen hatte ich deutlich weniger Skrupel.
Ja. Wir sind alle irgendwie verschieden, und wir nehmen auch die eigene Situation unterschiedlich wahr. Sieht man ja schon an mir. Die meisten lernen deutlich schneller und profitierten davon. Ich mußte erst ewig im Kreis laufen und dachte dabei noch, ich befände mich auf einer schnurgeraden Landstraße. Ohne Rückspiegel und gegen die Sonne hab ich den Unterschied nichtmal bemerkt.
Ich bin allerdings auch in so vielen anderen Punkten mein eigener schlimmster Feind, daß es schon fast etwas tragisch-komisches hat. Außer mir selbst sieht das wohl keiner so. Wie auch? Kann ja zum Glück keiner in mich reingucken.

Stimmt. Vergleiche machen nicht wirklich Sinn, da Wahrnehmungen subjektiv sind. Ich selbst würde in meinen eigenen Augen eh immer am schlechtesten abschneiden. Meine eigene Dummheit ist schon schwer zu übertreffen.

Über meinen Schatten springen zu können wäre manchmal so unendlich befreiend. Stattdessen bremse ich mich immer wieder selbst aus, ich kann's einfach nicht. Da beiß ich mir doch lieber die Zähne an meiner eigenen Inkompetenz aus. Das tut auch fadt gar nicht weh...
Gute 24 h
Olaf


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Offline Olli

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #56 am: 25 Juni 2019, 14:30:39 »
von Taro:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #55 am: 25 Februar 2019, 23:39:31 »
Unbekanntes hat mir schon immer Angst gemacht. Die Angst wurde immer mächtig aufgepumpt.
Alles was ich nicht kannte habe ich erstmal schlecht gemacht. Ein ganz typisches Verhalten wie man in den Nachbarthreads auch lesen kann ich

Was aber für mich das tollste war, ich war mit meinen Phobien,  Ticks und meiner Wir auf die Welt trotzdem uneingeschränkt willkommen.
Ein Ort wo mich andere Menschen so annehmen wie ich eben gerade bin hast mich total berührt.
Zudem habe ich mich in vielen was ich hörte wiedergefunden  ein Ort wo ich dein kann und verstanden werde, Hammer.
Klar kam ich gerne wieder.

Taro
Gute 24 h
Olaf


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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #57 am: 25 Juni 2019, 14:30:57 »
von TAL:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #56 am: 26 Februar 2019, 18:36:40 »
Diskussionen wie die von gestern und vorgestern habe ich schon öfters gelesen, mit teils viel drastischeren Worten. Und das an Orten, wo normalerweise schon das virtuelle Tipp-Ex rausgeholt wird, wenn jemand nur konkrete Summen postet. So habe ich das aber noch nie gesehen. Ich denke mir einfach: Es funktioniert bei anderen, und ich bin nun echt nichts Besonderes. Warum also nicht?
Rein logisch zumindest.
Als es wirklich schlimm war, wäre mir jedes Mittel recht gewesen, um mich nicht so fremd und verloren zu fühlen, persönliche Eitelkeiten und Vorbehalte hin oder her. Heute kann ich natürlich sagen "Man muß es nur wollen." Stimmt im Grunde auch, aber naja... so einfach war das aber trotzdem nicht immer. -.-
Euphorie und große Pläne, ich kann das, ich will nicht mehr!
Panik, ständig kam die nächste Zahlungsaufforderung, die ich vergessen oder verdrängt hatte, wie soll ich das machen, hört das denn nie auf?
Niedergeschlagenheit, und jetzt... was soll ich jetzt tun... ich kann nicht mehr...
Nicht unbedingt immer in dieser Reihenfolge.
Ich weiß nicht, wie das für andere war, aber ich war damit völlig überfordert.
All das kann aber ganz schnell verblassen. Denn wenn es darum geht, mir etwas Passendes zurechtzulegen, vergesse ich halt mal eben schnell, wie ich auf dem nackten Fußboden saß, alles hinschmeißen wollte, und mich fragte, warum die Welt mich haßt.
Die Zähne zusammenzubeißen hilft kurzfristig gegen die Symptome, aber ändert nichts an der Ursache. Mein größtes 'Glück' ist wohl, daß das bis heute gutgegangen ist. Eine Erkenntnis, die ziemlich entmutigend sein kann.

Ja, die Angst vor dem Unbekannten kann übermächtig sein, dabei habe ich mich nichtmal selbst verstanden. Natürlich gab es etwas, das ich unbedingt wollte (und vielleicht manchmal unterbewußt auch noch will). Geld war es aber nicht. Ist das nicht irgendwie absurd?

Keine Kinder zu haben hat bei mir also eher weniger etwas damit zu tun, daß ich Angst hätte, deren Spardosen zu plündern, sondern mehr damit, daß ich mich dem nicht gewachsen fühlen würde. Ich muß ja erstmal mit mir selbst klarkommen. An manchen Tagen bin ich mir selbst schon zuviel, da könnte ich gar nicht für andere da sein. Was, wenn ich das nicht hinbekomme? Ich muß 'funktionieren', und kann nicht einfach mal die Augen schließen und dichtmachen, wenn jemand auf mich angewiesen ist. Alles oder nichts.
Das fällt wohl auch in die Kategorie 'unbekanntes Risiko'. Da sollte ich besser einen großen Bogen drum machen.


Naja... noch ein nichtssagender Beitrag. Ich sollte ein Buch schreiben "Tausendundeine Variante des Selbstbetrugs".
Das ist wohl eins der wenigen Dinge, die ich ganz gut beherrsche. Denn, im Ernst... Ich sollte mich eher fragen: Was ist schon ein Raum voller unbekannter Leute gegen die anschließende Erleichterung, über meinen Schatten gesprungen zu sein?
Gute 24 h
Olaf


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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #58 am: 25 Juni 2019, 14:31:17 »
von Olli:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #57 am: 26 Februar 2019, 20:52:29 »
Zitat

    Was ist schon ein Raum voller unbekannter Leute gegen die anschließende Erleichterung, über meinen Schatten gesprungen zu sein?


Überredet ... ich fahre noch mal zum nächsten Treffen ...  ;D
Gespeichert
Gute 24 h
Olaf
Gute 24 h
Olaf


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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #59 am: 25 Juni 2019, 14:31:37 »
von AndreasG:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #58 am: 27 Februar 2019, 10:00:00 »
Heute Morgen habe ich mir den Satz gesagt:

Die Selbsthilfegruppe wird ohne dich auskommen,
aber du wirst die Selbsthilfegruppe brauchen.

Die Antwort auf diese Methapher hat mir das Meeting Gestern Sbend gegeben.
Ich bin gerade sehr dsnkbar.

s24h Andreas
Gute 24 h
Olaf


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