Hallo Jessi,
Damit meine ich dass er sein Verhalten jetzt so dreht als wäre er sauer, obwohl er keinen Grund dazu hat. Ich bin ja die doofe die nur nervt und ihn unter Druck setzt.
Ich dachte immer, nur ich wäre so ätzend gewesen, aber das scheint weit verbreitet zu sein.
Schiebe ich meinem Partner den 'schwarzen Peter' zu, habe ich am Ende einen Grund, die beleidigte Leberwurst zu spielen, und zu gehen... im Idealfall bekomme ich noch eine Entschuldigung, wenn ich wiederkomme, und es wird zurückgerudert. Mein Auftritt erzeugt schlechtes Gewissen, Reue, Zweifel, Unsicherheit und das Gefühl, zu weit gegangen zu sein und es übertrieben zu haben... was will ich mehr? Klippe umschifft. Alles gut. So kann ich mich in altbewährter Weise in meinem Selbstmitleid baden und werde darin noch bestärkt.
Ich muß mich doch gar nicht ändern, schließlich kann ich nichts dafür. Schuld sind die anderen, sie geben es ja sogar selbst zu!
Weißt du... das Schwierige ist nicht nur, anderen glaubhaft zu machen, daß alles in Ordnung ist.. ich muß es mir auch selbst irgendwie 'verkaufen'. Das nimmt mit der Zeit wirklich skurrile Formen an.
Es ist verletzend, manipulativ und einer Beziehung auf Augenhöhe nicht würdig. Ich weiß das auch, fühle mich mies und wertlos... bis zum nächsten Mal, wenn ich mich in die Enge getrieben fühle, und mein Verdrängungsmechanismus auf Autopilot schaltet. In dem Moment will ich dann alles, nur nicht die Wahrheit hören. Damit kann ich nämlich nicht umgehen. Denn das hieße, die Schuld läge bei mir, und ich müßte entsprechend handeln - nicht andere. Morgen vielleicht, heute habe ich keine Zeit dazu... dasselbe sage ich mir und anderen dann morgen wieder.
Eine Zukunft ohne Spielen machte mir Angst. Das durfte nicht sein, denn es würde meine persönliche Illusion zu Fall bringen, all das, woran ich all die Zeit so verzweifelt festgehalten habe, müßte ich ändern. Ich müßte mir eingestehen, daß es keinen Sinn macht. Das hat nichts damit zu tun, daß ich meinen Partner nicht liebe - ich versuche nur krampfhaft, beides zu bekommen, mich nicht entscheiden zu müssen. Meine verquere Logik zieht dabei die Gefühle des anderen nicht in Betracht, und schert sich nicht darum, daß es kaum eine funktionierende Partnerschaft ist, wenn einer davon immer auf Eierschalen laufen muß. Für mich ist es in dem Moment irrelevant, wie ich es erreiche, solange derjenige sich 'raushält', mich nicht 'nervt', aber weiterhin da ist - genauso wie die Möglichkeit meiner Suchtausübung. Solange ich das unter einen Hut kriege, ist doch alles bestens.
Und meine bessere Hälfte wußte nichtmal, was Sache war.
Ihr habt gesagt ich soll Druck machen, aber ich habe das Gefühl dass ich es dadurch schlimmer mache, als würde er es genau deswegen hinauszögern.
... und das ist so ziemlich genau das... leider funktioniert es.
Ja. Es kostete mich Überwindung, die Scheuklappen wegzuwerfen... und wie! Es war aber trotzdem nötig... und kein anderer konnte mir das abnehmen. Ich hatte die Technik, mich selbst kleinzumachen, bis dato quasi perfektioniert, trotzdem habe mich vorher nie so klein, hilflos und verletzlich gefühlt wie an dem Tag, an dem mir klarwurde, daß der einzige gangbare Weg in die entgegengesetzte Richtung führt. Es sollten noch unzählige weitere Situationen frustrierender Hilflosigkeit folgen, das war nur der Anfang. Allerdings lassen sich diese vermeiden, oder zumindest deutlich reduzieren... wenn man genug Hirn hat, das zu erkennen - was bei mir leider nicht der Fall war.
Ich kenne nur die 'andere Seite', aber ich kann mir trotzdem gut vorstellen, daß das hart ist. Das ist auch keine Rechtfertigung für sein Verhalten, ich versuche nur, zu zeigen, daß es eben krankheitsbedingt ist, und deshalb mit Logik nicht viel zu tun hat - ich verstehe es nichtmal selbst wirklich.
Wie bereits von den anderen gesagt: So, wie er sich verhält, kannst du nicht viel machen. Du beißt da auf Granit, und das ist emotional zermürbend und kostet Kraft.