Hallo liebes Tagebuch,
Ich habe nun heute mit meinem Suchtberater meinen Antrag für eine ambulante Therapie fertig gemacht und er wird jetzt abgeschickt. Hierfür musste ich einen Suchtverlauf und einen Lebenslauf schreiben. Im Lebenslauf gehörte zusammengefasst rein was in meinem Leben gut und schlecht gelaufen ist. Wie war mein sozialer Rückhalt, wie bin ich mit dem erlebten umgegangen. Ich muss sagen, dass hat mir ein wenig die Augen geöffnet.
Wir Menschen neigen dazu erst das schlechte aufzuzählen ehe wir uns oder falls überhaupt dem guten zu wenden. Mein Lebenslauf war gespickt mit negativen Erlebnissen. Sei es Mobbing in der Schulzeit wegen meines Schielens oder der Tod meines geliebten Bruders. Als ich das alles so niederschrieb, kamen die Gefühle zurück die ich all die Jahre irgendwo in mir weggesperrt hatte. Ich habe sie nie richtig raus gelassen. Ich habe sie in eine dunkle Ecke meiner Seele verbannt. Aber diese Gefühle verschwinden nicht einfach wenn man sie verdrängt. Sie sind immer da und sie laben sich an dem weiteren Leid den man im Laufe seines Lebens erlebt.
Dann stellte ich mir die Frage warum habe ich sie verdrängt. Gerade wir Männer neigen dazu negative Erlebnisse und Gefühle zu verdrängen. Es wäre ja ein Zeichen von Schwäche zu zeigen wie schlecht man sich fühlt. Ich beginne nun zu verstehen, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Es ist ein Zeichen von Stärke anderen Menschen denen man vertraut sein Innenleben zu offenbaren. Dazu gehört Mut und Stärke sein innerstes offen zu legen und genau das brauchen wir um das Erlebte zu verarbeiten. Wir sind keine Roboter. Das was den Menschen auszeichnet sind seine Gefühle, Emotionen und die Empathie.
Durch das Verdrängen der Gefühle, hängt immer ein Damoklesschwert über uns. Die negativen Gefühle sind in uns und bleiben es auch bis wir sie freilassen. Unser Körper sucht nun etwas, was ihm hilft gegen diesen negativen Plagegeist zurecht zu kommen und manchmal sind es Drogen oder aber die Glücksspielsucht wie bei uns, welche der Körper gefunden hat. Wir schütten Dopamin das Glückshormon aus, wenn wir unser Sucht frönen. Die negativen Gefühle rücken nun wieder in den Hintergrund und das Suchtmittel hat sein Dienst getan. Dies muss nicht bei jedem Menschen der abhängig ist der Fall sein. Bei mir ist es so.
Ich möchte nun nicht, wie in der Pharmaindustrie üblich die Symptome bekämpfen. Nein ich möchte den Ursprung allen Übels akzeptieren und meine negativen Gefühle nun freilassen. Sie sind ein Teil von mir geworden. Nun möchte ich sie aber freigeben. Mich von ihnen lösen und Platz machen für die guten Dinge, die mir in den letzten Jahren auch widerfahren sind. Ich möchte Platz für gutes schaffen und den negativen Ballast los werden. Bei mir ist es meine Mutter der ich mich anvertraue. Alles einfach mal auszusprechen,was mich all die Jahre belastet hat. Es fühlt sich gut an. Man fühlt sich frei und ist es nicht das, wonach wir alle streben.
Freiheit und Glück