Hallo zusammen,
schon lange lese ich hier bei euch im Forum mit und wende mich mit einem aktuellen Thema an euch.
Ich bin Anfang 30 und habe bereits eine stationäre Therapie mit Nachsorge hinter mir. Seit etwas über einem Jahr bin ich schuldenfrei und spare seitdem fleißig Geld. Es ist erstaunlich, wie viel Geld übrig bleibt, wenn es nicht für Sportwetten oder Ähnliches draufgeht.
Leider kam es vor kurzem zu einem heftigen Rückfall in altes Spielverhalten, welcher jedoch bereits deutlich früher begann als mit der Einzahlung beim Buchmacher.
Als meine Ersparnisse mehrere Monatsgehälter überschritten, habe ich mich mit dem Thema Geldanlage beschäftigt und eigentlich für mich entschieden passiv in ETF Fonds zu investieren. Dennoch sagte der Spieler in mir nach einigen Monaten, setze doch auch einen Teil des Geldes für ausgewählte Aktien ein. Gesagt getan. Bis dann die ersten Verluste bei diesen Titeln im zweistelligen Prozentbereich vorlagen. Das machte mich unglaublich nervös. Ich schaute jeden Tag in Börsenportale auf diese Aktienwerte. Von morgens bis nachmittags beobachtete ich, wie sich der Kurs entwickelt, investierte viel Zeit darin, mir Nachrichten zu diesen Unternehmen durch zu lesen.
Schleichend hat sich hier ein absolut suchtartiges Verhalten entwickelt.
Ich denke durch diese augenblicklichen Verluste bedingt habe ich dann meinen Frust und vermeintlichen Verlust (der ja gar nicht durch Verkauf der Anteile realisiert wurde) versucht, mit dem alt bekannten Mittel zu kompensieren und verlorenes Geld durch Sportwetten zurück zu gewinnen. Leider setzte ab einem gewissen Moment dann der Verstand aus, dem eigentlich bewusst es, dass man außer in kurzen Momentaufnahmen immer verliert, weil man eh kein Ende findet.
Ich bin nach zweiwöchigem Suchtverhalten, bei dem ich von morgens bis abends wieder zockte und die Einsätze auch immer weiter stiegen, mehr oder weniger ohne Verlust beziehungsweise sogar mit einem minimalen Plus rausgegangen. Auch die Börsenkurse haben sich wieder erholt. Ist aber auch letztlich egal, weil mir diese Rückfallzeit körperlich und seelisch stark geschadet hat.
Danach habe ich nun alle Aktien und auch die Fonds verkauft und möchte mich aktiv auch nicht mehr mit Anlagestrategien o.ä. Beschäftigen und hierzu Zeit und Nerven ständig investieren.
Nun liegt ein stolzes Sümmchen zu 0 % Zinsen auf meinem Sparkonto.
Momentan denke ich darüber nach, meine Ersparnisse einer Vermögensberatung, welche online auch Finanzdienstleistungen für Kleinanleger anbietet (Stichwort Robo Advisor) zuzuführen und diese überwiegend in festverzinsliche Finanzprodukte (Anleihen) für mich investieren zu lassen.
Mein Anspruch ist es nicht (mehr) große Gewinne zu machen, jedoch Inflationsbedingt gern, dass die Ersparnisse ihre Kaufkraft behalten.
Wie geht ihr mit dem Thema Geldanlage um als Spielsüchtige? Wie und wo spart ihr, ohne das es euch triggert?
Gruß