Hi Rintintin!
Nein, nein ... ich meine das gar nicht theatralisch.
Natürlich hängt alles von der individuellen Definition des "Kämpfens" ab.
Daher frage ich auch mal nach: Was verstehst Du darunter?
Vielleicht wird es ein ewiger Kampf sein... wer nicht kämpft, hat schon verloren!
Mein Vater meinte so etwas auch immer zu mir. Da konnte er dann stolz die Brust schwellen und sich auf die Schulter klopfen.
Was er aber bis heute nicht versteht: Das Leben ist kein Kampf! Kampf ist die Ausnahme von der Regel.
Und in der Regel brauchst du nicht kämpfen.
Es gibt sogar mannigfaltig Situaltionen, wo Du in dem Moment, in dem Du anfängst zu kämpfen, bereits verloren hast - weil gar kein Kampf nötig ist.
Damit lenkst Du Deine Aufmerksamkeit ab vom eigentlichen Thema - beschäftigst Dich mit allem - nur nicht mit dem eigentlichen Thema.
Das kann sehr anstrengend sein und Kraft rauben - wodurch für das eigentliche Thema keine Kraft und Motivation mehr übrig bleibt.
So sehe ich das auch mit meiner Sucht. Wenn ich gegen sie ankämpfe, halte ich sie im Geiste aufrecht.
Wenn ich sie aber annehme - sie akzeptiere, dann kann ich mich auf meine Genesung konzentrieren.
Ich kann mich mit mir beschäftigen. Kann schauen, was mir gefällt und was mit nicht gefällt.
Darauf aufbauend kann ich Veränderungen herbei führen.
Ich kann mir meine Ziele auf- oder sogar ausbauen.
Abstinenzentscheidungen bauen immer auf Zielen oder sogar Werten auf.
Wenn mich also einmal der Suchtteufel besuchen kommt, dann rufe ich mir diese Abstinenzentscheidungen in den Sinn.
Anstatt mir dann zu sagen: Ich darf nicht ... Ich will nicht ... Höre auf ... Gedanken, geht weg .... - habe ich gelernt sie auszuhalten.
Sie und die begleitenden Gefühle.
Und sie gehen immer weg ...
Als ich vor Jahren mal stockbesoffen auf dem Weg nach Hause an meiner einstigen Stammspielhalle vorbei kam und der "Eugen" mich zu übernehmen versuchte, da habe ich ungelogen gelächelt und ihm in Gedanken zugeflüstert: Wettere nur, Du darfst das ... nur Dir folgen brauche ich nicht.
Von daher, wenn Du mit "ewiger Kampf" meinst, dass mein Oberstübchen mich mein Leben lang immer wieder mal an meine Sucht erinnert - ja, das wird es wohl tun.
Doch es wird es immer weniger tun und mit geringerer Intensität.
Dass dies vorkommt, finde ich auch gar nicht mal so schlimm, weil mich dies auch wachsam hält.
Wenn ich an die Trennung von meinen Eltern zurück denke, dann erinnere ich mich an viele negative Gefühle.
Früher hätte ich sie wenigstens für eine Weile weg gespielt.
Doch damals, nach der Trennung, dachte ich nicht eine Spur daran dies zu.
Es galt die Gefühle auszuhalten und zu durchleben. Dadurch wurden sie von selbst wieder besser.
Hätte ich mich hier auf einen Kampf mit meinem Vater eingelassen, dann hätte ich auch bereits verloren gehabt - weil ich ihn nicht hätte ändern können - geschweige denn wollen.
Wieso sollte ich also gegen einen "Fels in der Brandung" ankämpfen?
Ich habe ihn los gelassen. Soll er sein Leben leben - aber ich lebe auch meines.
Es ging mir noch nie so gut wie heute!