Hi!
Also ich war einmal in Monte Carlos im Casino.
Damals hatten wir eine Tour mit dem Tambour Corps nach Norditalien unternommen und haben einen Tag einen Abstecher dorthin gemacht.
Zum Einen war das dort die reinste Touristenabfertigung - also nix mit Schicki-Micki ... zum Anderen war ich viel zu sehr damit beschäftigt "normal" zu wirken um meine Sucht zu verheimlichen.
So habe lediglich meinen "Pflichtbeitrag", den man am Eingang bereits bezahlen musste, verspielt. Es waren glaube ich 20 Franc.
Die Automaten dort hatten auch nichts mit denen zu tun, die ich von hier kannte.
Von daher habe ich auch später keine Ambitionen gehabt hier in Deutschland ein Casino aufzusuchen.
Als ich vor 2 Jahren eine Freundin aus einem anderen Forum in Chemnitz besucht, schlenderten wir nachts durch die Innenstadt.
Irgendwann meinte sie: Und hier ist das Casino, wo ich immer gespielt habe.
Und so meinte ich: Dann lasse uns mal rein gehen ...
Während ich das sagte, drehte ich uns aber vom Casino weg und lachte ...
Es interessiert mich wirklich nicht, wie es in einem Casino aussieht.
Egal ob Spielhalle oder Casino - es sind Orte, an denen um Geld gespielt wird. Nur diesen Zweck erfüllen sie für einen "Kunden".
Es ist das Geschäftsmodell, den Spielern den Aufenthalt dort so angenehm wie möglich zu gestalten um sie an die Örtlichkeit zu binden.
Ich habe viele Spieler erlebt, die ihr Haus und Hof in Casinos getragen haben. Sie alle bildeten sich ein, zumindest anfangs, etwas Besonderes zu sein. Während Spielhallen einst und zum Teil auch noch heute eher etwas Verruchtes assoziieren, so war der "Gast" eines Casinos doch eher eine Person, dessen Ego gekitzelt werden wollte.
Heute schreiben kaum noch die Casinos Krawatte oder Anzug für den Herren vor - Jeder darf herein und darf sich "besonders" fühlen.
Wenn Du im Rahmen von Casinos von Reglemtierung sprichst, dann bekommt meine Stirn Falten und meine Socken Feuchtigkeit ...
Anscheinend wird dort sehr wohl auf den Spielerschutz mehr geachtet als in Spielhallen.
Doch auch hier bedurfte es erst massive Einsätze von z.B. fags, damit diese Schutzmechanismen überhaupt eingeführt wurden - und dann auch angewandt.
Wenn wir uns nun noch die Gesetzeslage anschauen - wie es dazu kam und mit welchen Tricks die AI zu jeder Zeit die Gesetze umgangen /ausgetrickst hat, so sage ich sofort: Da wäre weitaus mehr drin, wenn man nur wollte.
Die Regulierungen sind wichtig und gut - sie sind aber nur ein Tropfen auf den heissen Stein.
Nun komme ich auf Dein Bedürfnis nach Grenzsituationen/-erfahrungen.
Als Spieler weiss ich, dass ich nie mehr kontrolliert spielen kann.
Über 2 Jahrzehnte habe ich immer wieder versucht, mich selbst zu regulieren.
Das klappte eine Zeit lang - und endete jedes mal in einem Fiasko.
Also blieb mir nur die Entscheidung so weiter zu machen wie bisher - oder abstinent zu leben.
Dies ohne wenn und aber - ohne Kompromisse - kein "halbschwangeres" Verhalten mehr.
Denn gerade dieses war auch eine Art des Zockens.
Ich benutze auch mal eine Analogie:
Als Kind wusste ich nicht, wie heiß Herdplatten werden können.
Irgendwann kam ich trotz aller Warnungen doch mal dran ... und verbrannte mir die Finger.
Wenn ich heute feststellen möchte, ob eine Herdplatte schon warm wird, dann halte ich meine Hand "über" die Herdplatte.
Ich benötige keine Grenzerfahrung, indem ich die Hand direkt flach drauf lege.
Grenzerfahrungen ... wieso müssen sie unbedingt - Du denkst ja nur darüber und machst es nicht - mit dem Spielen/Gamblen verknüpft sein?
Bietet das "Leben" nicht bereits genug davon?
Im Beruf? In zwischenmenschlichen Beziehungen? ...
Mißachten wir sie vielleicht zu viel, weil es eher "normal" erscheint?
Nehmen wir meine Höhergruppierung als Beispiel:
2006 hatte ich schon einmal einen Versuch gestartet. Hier hieß es durch die Blume und doch absolut konkret: Du hast keine Chance.
Also habe ich mich der Situation nicht gestellt um ja zu vermeiden mich durch eine Ablehnung selbst zu erniedrigen.
Im Oktober 2017 (mein Aufgabengebiet hatte sich aber auch absolut geändert) habe ich einen neuen Versuch gestartet.
Ich habe mich mit meiner Chefin zusammen gesetzt - da hieß der negative Tenor auch erst: Da hätten sie mal besser studiert ...
Sie wusste es damals nicht anders und hat mich in Folge tatkräftig unterstützt.
Ich habe mich mehreren Gesprächen mit dem Personalamt gestellt - Erkundigungen beim Personalrat eingeholt.
Meine Stellenbeschreibung - für dessen Aufstellung man eigentlich einen Juristen benötigt - habe ich neu aufgestellt und dabei jede Menge Hilfe von allen möglichen Seiten erhalten.
Und dann hieß es den Antrag zu stellen ... und abzuwarten ...
Das ganze musste durch die Bewertungskommission und später vom Bürgermeister abgesegnet werden.
Auch der Finanzausschuss hatte noch ein Wörtchen mitzureden.
Es war eine Zeit des Zweifelns - des Bangens - aber auch der Hoffnung und Zuversicht.
Es hat geklappt ... und nun stehen mir auch die Türen offen irgendwann einmal Personalverantwortung zu übernehmen.
Während meiner Wartezeit wurden erstmalig Personen ab meiner jetzigen Gehaltsgruppe befragt, ob sie hierfür Ambitionen haben.
Leider hatte ich die jetzige Gehaltsgruppe ja noch nicht - werde mich aber in diesem Jahr bei einer erneuten Befragung melden.
Von einem Kollegen, der mitgemacht hatte, weiss ich, dass die Gespräche sehr intensiv waren und auch geeignet den eigenen Glauben an die Führungskraft mit neu erlerntem Sachverstand intrinsisch zu hinterfragen.
Dies wird für mich also die nächste große Grenzerfahrung sein, die es zu meistern gilt.
Und wenn dann eben heraus kommt, dass ich nicht geeignet sein könnte, dann ist dem eben so ...
Das wäre für mich dann kein Tiefschlag, sondern eine wertvolle Erfahrung.