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Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen

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Offline Olli

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Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
« Antwort #15 am: 15 Februar 2019, 11:10:39 »
Hi!

Also ich war einmal in Monte Carlos im Casino.
Damals hatten wir eine Tour mit dem Tambour Corps nach Norditalien unternommen und haben einen Tag einen Abstecher dorthin gemacht.
Zum Einen war das dort die reinste Touristenabfertigung - also nix mit Schicki-Micki ... zum Anderen war ich viel zu sehr damit beschäftigt "normal" zu wirken um meine Sucht zu verheimlichen.
So habe lediglich meinen "Pflichtbeitrag", den man am Eingang bereits bezahlen musste, verspielt. Es waren glaube ich 20 Franc.
Die Automaten dort hatten auch nichts mit denen zu tun, die ich von hier kannte.
Von daher habe ich auch später keine Ambitionen gehabt hier in Deutschland ein Casino aufzusuchen.

Als ich vor 2 Jahren eine Freundin aus einem anderen Forum in Chemnitz besucht, schlenderten wir nachts durch die Innenstadt.
Irgendwann meinte sie: Und hier ist das Casino, wo ich immer gespielt habe.
Und so meinte ich: Dann lasse uns mal rein gehen ...
Während ich das sagte, drehte ich uns aber vom Casino weg und lachte ...
Es interessiert mich wirklich nicht, wie es in einem Casino aussieht.
Egal ob Spielhalle oder Casino - es sind Orte, an denen um Geld gespielt wird. Nur diesen Zweck erfüllen sie für einen "Kunden".
Es ist das Geschäftsmodell, den Spielern den Aufenthalt dort so angenehm wie möglich zu gestalten um sie an die Örtlichkeit zu binden.

Ich habe viele Spieler erlebt, die ihr Haus und Hof in Casinos getragen haben. Sie alle bildeten sich ein, zumindest anfangs, etwas Besonderes zu sein. Während Spielhallen einst und zum Teil auch noch heute eher etwas Verruchtes assoziieren, so war der "Gast" eines Casinos doch eher eine Person, dessen Ego gekitzelt werden wollte.
Heute schreiben kaum noch die Casinos Krawatte oder Anzug für den Herren vor - Jeder darf herein und darf sich "besonders" fühlen.

Wenn Du im Rahmen von Casinos von Reglemtierung sprichst, dann bekommt meine Stirn Falten und meine Socken Feuchtigkeit ... :)
Anscheinend wird dort sehr wohl auf den Spielerschutz mehr geachtet als in Spielhallen.
Doch auch hier bedurfte es erst massive Einsätze von z.B. fags, damit diese Schutzmechanismen überhaupt eingeführt wurden - und dann auch angewandt.
Wenn wir uns nun noch die Gesetzeslage anschauen - wie es dazu kam und mit welchen Tricks die AI zu jeder Zeit die Gesetze umgangen /ausgetrickst hat, so sage ich sofort: Da wäre weitaus mehr drin, wenn man nur wollte.
Die Regulierungen sind wichtig und gut - sie sind aber nur ein Tropfen auf den heissen Stein.

Nun komme ich auf Dein Bedürfnis nach Grenzsituationen/-erfahrungen.

Als Spieler weiss ich, dass ich nie mehr kontrolliert spielen kann.
Über 2 Jahrzehnte habe ich immer wieder versucht, mich selbst zu regulieren.
Das klappte eine Zeit lang - und endete jedes mal in einem Fiasko.
Also blieb mir nur die Entscheidung so weiter zu machen wie bisher - oder abstinent zu leben.
Dies ohne wenn und aber - ohne Kompromisse - kein "halbschwangeres" Verhalten mehr.
Denn gerade dieses war auch eine Art des Zockens.

Ich benutze auch mal eine Analogie:
Als Kind wusste ich nicht, wie heiß Herdplatten werden können.
Irgendwann kam ich trotz aller Warnungen doch mal dran ... und verbrannte mir die Finger.
Wenn ich heute feststellen möchte, ob eine Herdplatte schon warm wird, dann halte ich meine Hand "über" die Herdplatte.
Ich benötige keine Grenzerfahrung, indem ich die Hand direkt flach drauf lege.

Grenzerfahrungen ... wieso müssen sie unbedingt - Du denkst ja nur darüber und machst es nicht - mit dem Spielen/Gamblen verknüpft sein?
Bietet das "Leben" nicht bereits genug davon?
Im Beruf? In zwischenmenschlichen Beziehungen? ...
Mißachten wir sie vielleicht zu viel, weil es eher "normal" erscheint?

Nehmen wir meine Höhergruppierung als Beispiel:
2006 hatte ich schon einmal einen Versuch gestartet. Hier hieß es durch die Blume und doch absolut konkret: Du hast keine Chance.
Also habe ich mich der Situation nicht gestellt um ja zu vermeiden mich durch eine Ablehnung selbst zu erniedrigen.
Im Oktober 2017 (mein Aufgabengebiet hatte sich aber auch absolut geändert) habe ich einen neuen Versuch gestartet.
Ich habe mich mit meiner Chefin zusammen gesetzt - da hieß der negative Tenor auch erst: Da hätten sie mal besser studiert ...
Sie wusste es damals nicht anders und hat mich in Folge tatkräftig unterstützt.
Ich habe mich mehreren Gesprächen mit dem Personalamt gestellt - Erkundigungen beim Personalrat eingeholt.
Meine Stellenbeschreibung - für dessen Aufstellung man eigentlich einen Juristen benötigt - habe ich neu aufgestellt und dabei jede Menge Hilfe von allen möglichen Seiten erhalten.
Und dann hieß es den Antrag zu stellen ... und abzuwarten ...
Das ganze musste durch die Bewertungskommission und später vom Bürgermeister abgesegnet werden.
Auch der Finanzausschuss hatte noch ein Wörtchen mitzureden.
Es war eine Zeit des Zweifelns - des Bangens - aber auch der Hoffnung und Zuversicht.
Es hat geklappt ... und nun stehen mir auch die Türen offen irgendwann einmal Personalverantwortung zu übernehmen.
Während meiner Wartezeit wurden erstmalig Personen ab meiner jetzigen Gehaltsgruppe befragt, ob sie hierfür Ambitionen haben.
Leider hatte ich die jetzige Gehaltsgruppe ja noch nicht - werde mich aber in diesem Jahr bei einer erneuten Befragung melden.
Von einem Kollegen, der mitgemacht hatte, weiss ich, dass die Gespräche sehr intensiv waren und auch geeignet den eigenen Glauben an die Führungskraft mit neu erlerntem Sachverstand intrinsisch zu hinterfragen.
Dies wird für mich also die nächste große Grenzerfahrung sein, die es zu meistern gilt.
Und wenn dann eben heraus kommt, dass ich nicht geeignet sein könnte, dann ist dem eben so ...
Das wäre für mich dann kein Tiefschlag, sondern eine wertvolle Erfahrung.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline taro

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Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
« Antwort #16 am: 15 Februar 2019, 13:04:54 »
Die Opferrolle hat mich gänzlich ausgefüllt als ich noch gespielt habe.
Der Entschluss kein Opfer mehr zu sein führt automatisch dazu Verantwortung für mein Leben zu übernehmen.  Mich hat NIE jemand gezwungen mein Geld zu verspielen.

Das ich mit meiner Volljährigkeit dazu noch nicht in der Lage war hat sicher viele Gründe. Aber was und wer auch immer dafür verantwortlich war, mit meinem 18 Geburtstag bin ich sofort selbst dafür verantwortlich. Wenn ich noch Defizite verspüre steht es mir frei mir Hilfe jeglicher Art zu hohlen.

Ein guter Freund hat vor kurzem einen schweren Motorradunfall gehabt. Er war ein Schönwetterfahrer. Sie waren zu dritt unterwegs. Ein Lieferwagen fuhr in den Gegenverkehr und alle 3 Motoradfahrer würden schwer Verletzt. Einer sitzt im Rollstuhl. Mein Freund hatte so ziemlich jeden Knochen gebrochen. Eine Operation Jagd die nächste. Die Depressionen kommen von alleine.
Ist er Opfer?

Mein Vater hat als junger Mann einen schweren Motoradunfall gehabt. Er hat mir in meiner Kindheit von den schmerzen und den Operationen erzählt, so das ich trotz Lust auf den Motoradführerschein verzichtet habe.
Meine Wahl, das gleiche kann mir sicher auch als Fussgänger passieren, bleib ich besser drin?

Das ganze nennt sich Leben. Sich als Opfer zu sehen hilft niemanden.
Die Dinge annehmen wie sie sind und das beste draus machen. Für mich als Spieler heißt das, das ich NIE wieder den frisch gepressten Orangensaft in der Spielbank Hamburg trinken werde, warum auch, das Leben bietet soviel mehr.

Tarp

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Offline TAL

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Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
« Antwort #17 am: 15 Februar 2019, 15:17:39 »
Hallo Skip,

Ich finde deine Denkweise durchaus intetessant. Aber das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Es geht hier ja um eine Opferrolle, die ich mir selbst aufgehalst habe, und nicht die Gesellschaft. Gegen voreingenommene Kollegen kannst du nichts machen, dagegen, in eine 'Geschlechterrolle'  gepreßt zu werden auch nicht. Gegen die Opferrolle in puncto 'ich arme Spielsüchtige, ich kann gar nichts dafür' schon. Es hilft enorm, sich davon zu distanzieren. Bin grad auf der Arbeit. Deshalb fasse ich mich da jetzt kurz. Ich wollte nur sagen, daß das Vorhandensein des 'Zusatzequipments' in dem Punkt keinen Unterschied macht. Zumindest denke ich das. Genau sagen kann es natürlich keiner. Wie auch?

Beinahe hätte ich grad auch etwas gesagt, was man falsch auffassen könnte... besser nich so nebenbei wie jetzt.

Darum... Jetzt erstmal Endspurt hier. Später kann ich versuchen, das genauer auszuführen.

Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
« Antwort #18 am: 15 Februar 2019, 18:23:44 »
Hey skip
Bin bgzl. deiner Geschlechter Unterscheidung überfragt, davon hab ich zu wenig Ahnung. Was ich sagen kann. Vor 30 Jahren waren die Männer noch unter sich in der Halle. Als ich vor ein paar Monaten aufhörte waren ungefähr genauso viele Frauen wie Männer in der Halle. Das Verhalten von Frauen und Männern nähert sich immer weiter an.

Ich habe bestimmt ein Problem mit nassen Spielern, weil ich noch keine sichere Abstinenz entwickelt habe. Taro und Oli sind meilenweit vom Spiel entfernt, für sie trifft deine Analyse gar nicht zu. Die beiden haben einen großen Anteil daran, dass ich in die richtige Richtung Laufe.

Schreibe vom Handy, deshalb nicht mehr.
Liebe Grüße

Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
« Antwort #19 am: 15 Februar 2019, 18:33:15 »
Ach ja, eins noch, weil es falsch ist und mich geärgert hat.
Ich rege mich nicht künstlich auf. Ich beschreibe die Gefühle, die das Verhalten der Eintagsfliegen bei mir auslöst. Da ist Übertragung dabei, aber die Gefühle sind echt.


Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
« Antwort #20 am: 15 Februar 2019, 19:15:52 »
Hallo skip,
Dein 0,00101 Witz hat mich gar nicht gestört. Richtig hätte es aber 0,0011 heissen müssen.
Ich bin nicht  dauerhaft sauer oder getroffen.
Ich fand es nur falsch und "künstlich aufregen" ist nun Mal sehr negativ.
Aber: alles gut.
Du bist eine Bereicherung, du bist ehrlich.
Fühlst du dich den bzgl. Spielen als Opfer?
Schönen Abend

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Offline taro

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Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
« Antwort #21 am: 15 Februar 2019, 19:35:46 »
Skip,  da bringst Du es auf den Punkt, die meisten die CB machen sehen sich mit einer Überzeugung als Opfer das es mich immer wieder fassungslos macht.
Wenn Sie den wirklich solche Opfer wären käme ja gleichzeitig nur die Endmündigung in Frage.

Du kannst aber auch CB machen ohne Dich als Opfer zu sehen. Du kannst es einfach machen weil es geht. Das die Gegenseite Versucht das zu unterbinden wird Dich dann auch nicht so überraschen. Die machen zum unterbinden nämlich auch alles was geht.

Spielsucht ist eine ernste Krankheit, ich wünsche Dir von Herzen das Du das voll erfassen kannst.

Taro

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Offline taro

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Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
« Antwort #22 am: 15 Februar 2019, 20:11:11 »
Es geht nicht um die OC und um CB, es geht um Dich.
Es geht nicht um männlich, weiblich, Deutscher, oder Ausländer, Hartzer,  oder Vorstand vom Dax Konzern. Uns alle eint etwas wir sind Spieler.
Die Unterschiede zwischen Spieler und Spielerin gibt es, sind aber auf den Weg in die Spielfreiheit uninteressant.

Wenn Du für den CB die absolutIon möchtest, dann lass es doch einfach, dann kannst Du Dich sofort auf das wesentliche konzentrieren.

taro

Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
« Antwort #23 am: 15 Februar 2019, 20:22:24 »
Da ist noch ganz viel Ambivalenz. Und der Wunsch aufzuhören ist auch nicht da. Verbessere mich, wenn ich falsch liege

Ich brauche kein Feuer mehr
Mir stecken noch die gebratenen Steaks im Hals.

Gute Nacht, liebes buschkangoroo (oder kennst du skippy nicht?)

Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
« Antwort #24 am: 15 Februar 2019, 20:25:11 »
Vielleicht hab ich die feuermetapher doch gar nicht verstanden?

Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
« Antwort #25 am: 15 Februar 2019, 20:51:17 »
Ja, so bin ich. Bzgl. Frauen besteht mein Leben nicht aus verpassten chancen, sondern hauptsächlich aus verpatzten Chancen.
Google doch Mal skippy. War eine meine Lieblingsserien...

Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
« Antwort #26 am: 15 Februar 2019, 21:01:37 »
Du bist Raucherin? Shocking!
Da hab ich ein Gedicht für dich:

Ein Raucher alleine, man glaubt es kaum
Verpestet einen ganzen Raum

Der Trinker hingegen soviel ich weiß
Nur ungefähr 2 Meter im Kreis

Der Spieler verspielt, wer hätt es gedacht
Sein ganzes Vermögen in einer Nacht




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Offline taro

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Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
« Antwort #27 am: 15 Februar 2019, 22:47:33 »

....Und es gibt immer die sogenannten 'Heros', zurecht, möchte ich hinzufügen. Das sind diejenigen, die von anderen bewundert werden. Und an denen keiner zweifeln darf, weil sonst kommen die anderen aus dem Team sofort zur Verteidigung. Außer es handelt sich um einen scheinbar 'würdigen' Gegner, der sich beweist, trotz gegenteiliger Meinung. Dann antworten die oder das Alphamännchen selbst und die anderen akzeptieren das. Unter Frauen habe ich so ein Verhalten selten beobachtet. Vielleicht ist meine Offenheit deshalb für so manche irritierend?

Naja, Grüße aus der Badewanne
Ich bin in der SHG und in Foren strickt gegen Teambildung. Da hast Du einen wichtigen Punkt angesprochen. Sobald es soetwas gibt ist eine Suchtprävention für die Katz.
In der SHG hatte ich auch meine Heros,  die ich auch für mich vom Thron stoßen musste. Alles war aber nur in meinem Kopf selbst gemacht.
In der SHG funktioniert das, das aufkeimende Teambildung zerstört wird, wenn Menschen dort sind die soetwas machen, wenn nicht, dann nicht.
Ich bin seit einiger Zeit in Foren. Ich habe in den Jahren habe ich 5 für mich wertvolle Menschen kennengelernt die ich auch persönlich ab und an treffe.
Fast alle haben die Foren inzwischen verlassen.

Ich habe mich mit meiner Sucht auseinander gesetzt. Es ist mir wichtig, das ich etwas von dem was ich völlig unverdient an Leben zurückbekommen habe versuche an andere weiterzugeben. Ich kann nicht alles was ich getan habe gutmachen, somit ist das für mich ein Versuch das was ich bekommen habe eine Berechtigung zu geben.
Ich denke nicht viel mehr als die 5 Menschen die ich erwähnte sind froh wenn ich etwas schreibe. Auch hier bin ich maximal geduldet, auch nur solange ich zu bestimmten Themen keine unerwünschte Meinung schreibe.

Viele Worte, ich denke Du bist es Wert.

taro

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Offline TAL

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Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
« Antwort #28 am: 16 Februar 2019, 02:43:36 »
Du reißt keine Abgründe auf. Es setzt nur meiner Meinung nach an der falschen Stelle an.
Recht ist etwas, was aus gutem Grund irgendwo geschrieben steht. Ich kann bei meiner Steuererklärung (vor der ich mich übrigens seit Tagen drücke) einige Kniffe anwenden, um etwas für mich 'rauszuholen'. Ist das moralisch richtig? Kaum. Ist es legal? Absolut. Ich fühle mich deshalb nicht schlecht. Ich kann es machen, weil diese Gesetze pauschal für alle gelten. Jeder, der davon weiß, tut es, man kann es überall nachlesen. Ich bin auf meinen eigenen Vorteil bedacht, das ist natürlich und absolut normal - ich brauche für mich selbst keine Rechtfertigung dafür.
Führe ich ein CB durch, dann tue ich das, weil es die Möglichkeit gibt... und nicht, weil das ruchlose OC oder die Abscheulichkeit namens PayPal mich böswillig ausgenutzt haben (das haben sie zweifelsfrei, das ist ihr Geschäft, aber grenzwertige Methoden zur 'Kundenbindung' sind da kein Alleinstellungsmerkmal und eingezahlt habe ich selbst). Dieses Denken ist kontraproduktiv und erzeugt per se eine Opferposition. Und mit diesem 'Mindset' ist es deutlich schwerer, etwas in mir selbst zu bewegen. Denn da ist ja dann immer diese praktische Ausrede im Hinterkopf... 'Ich kann ja nichts dafür... die haben mich dazu gebracht...'

Glücksspiel ist beinahe so alt wie die Menschheit selbst. Es gab schon immer Leute, denen das bewußt war, und die ihren Vorteil aus Leuten wie dir und mir gezogen haben. Diese 'Wut' auf die 'Gegenseite' ist also auch nichts Neues. Nur hilft sie mir persönlich nicht weiter.
Eine Position der Stärke, die Gewißheit, es selbst komplett in der Hand zu haben, funktioniert für mich deutlich besser.
Die für einen persönlich wichtigere Frage beim CB ist meiner Meinung nach also nicht, ob ich es mache, sondern zuallererst, wie ich da rangehen kann. Kann ich es als Zusatzmöglichkeit beim Ausstieg betrachten, und nicht als notwendige Bedingung, nicht als Teil des Weges, nicht als Voraussetzung, nicht als letzten Ausweg oder gar Verzweiflungstat, sondern als etwas, was ganz gut wäre wenn es klappt... und wenn nicht... weiter im Text? Ein Nebenschauplatz eben, und nicht die 'eine Karte'. Sowas ist ja nunmal bekanntlich keine gute Idee. Hat nie gut funktioniert.

Man sollte auch nicht außer Acht lassen, daß jegliche Gedanken an Geld und seine 'Beschaffung' immer ein sehr hoher Streßfaktor sind (ganz zu schweigen von der Erleichterung, wenn es dann endlich da ist und man mal wieder 'davongekommen' ist). Ein Auf und Ab, was man eigentlich künftig vermeiden wollte. Ich stimme Balduin da zu. Die panische und 'kopflose' Art und Weise, wie einige darüber sprechen... der letzte Ausweg... das klingt ziemlich ähnlich wie meine Gedanken, nachdem ich mal wieder meine Miete versenkt hatte. Gesund ist was anderes.

Es gibt eben zwei Seiten. Jeder sollte sich an bestehende Gesetze halten müssen. Dummerweise geht es nicht, ohne daß sich Spieler damit auseinandersetzen müssen. Das ist aber unvermeidlich, wenn man etwas bewegen will. Nur kann nicht jeder das gleichgut wegstecken. Ich hätte es definitiv nicht gekonnt.

Nun zu deiner Frage.
Zitat
Bzgl. von der Gesellschaft aufgedrückte Geschlechterrolle und nichts dagegen unternehmen können - naja, dann muss ich aber auch akzeptieren, dass sich nichts ändern wird. Oder ich verlasse die mir aufgedrückte Rolle... möglichst ohne mich zu verleugnen.

Eben. Das ist der Unterschied. Diese Rolle zu verlassen ist 'im kleinen Stil', also wenn es nur um dich geht und kein anderer involviert ist, besser zu bewerkstelligen. Die einzige, die 'umgestimmt' werden muß, bist du, du kannst den Pfad unäbhängig von anderen Personen verändern. Es gibt sonst keine äußeren Umstände.

Unreflektiert und roh kenne ich. Ich schreibe auch manchmal schneller als ich denke. Das hat nichts mit Rausreden oder Sich-Drücken zu tun. Jedenfalls nicht bewußt... es gibt natürlich immer die innere Stimme, die gerne mal mitschwingt, aber das ist Teil eines Prozeßes. Wenn man es einfach mal aufschreibt hilft es schon, sich damit auseinanderzusetzen. Nur so kommt man voran. Ich finde es gut, daß du das machst.


Zitat
Wütende Verzweiflung - das hat mich noch tiefer rein rutschen lassen. Mit Eigenverantwortung zu argumentieren kommt mir in meinem Fall falsch vor. Meine Schwäche im damaligen Moment wurde ausgenutzt und dahingehend getriggert, dass ich nicht so leicht rausgekommen bin. Ich habe es nicht selber herausgefordert.
Dieser Text hätte auch von mir stammen können.
Das ist natürlich für diesen Moment richtig. An dem Punkt war ich schon hilflos.
Mehr noch... an diesem Punkt wäre ich wohl heute noch machtlos, wenn es wieder soweit käme.
Und ja, 'die' wissen das nur zu genau...
Meine Eigenverantwortung besteht darin, es gar nicht erst wieder soweit kommen zu lassen. Heute wie damals. Das habe ich natürlich nicht gewußt, bzw. eingesehen. Dadurch ist es aber nicht weniger wahr.

Vom Gefühl her... wie konnte mir das nur passieren? Mir! Ich bin doch sonst gar nicht der Suchttyp... Also muß es ja irgendwie perfide äußere Umstände gegeben haben. Glauben würde das bei mir auch keiner.

Aber wir sind hier, weil wir wissen, daß wir Mist gebaut haben. Und wir fragen uns unter anderem auch, wie es dazu kam. Wären nur die anderen Schuld, wäre das doch gar nicht nötig. Alles wäre sonnenklar.

Was die Reglementierung angeht bin ich ganz auf deiner Seite. Das ist ein unverantwortliches Chaos momentan.

Und Taro... das sehe ich persönlich anders. Du gehörst definitiv zu den Leuten, denen ich nicht genug danken kann für ihre Hilfe und Geduld.

Re: Die Sprache der Onlinecasinosüchtigen
« Antwort #29 am: 16 Februar 2019, 12:04:49 »
Doppelpost
« Letzte Änderung: 16 Februar 2019, 12:17:52 von Torsten »

 

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