Unterstützen Sie unsere Arbeit Jetzt spenden!
Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
» Mittwochsgruppe    |    » Samstagsgruppe
     

Mein Mann und seine Süchte

  • 11 Antworten
  • 5895 Aufrufe
*

Mia009

Mein Mann und seine Süchte
« am: 17 September 2018, 15:43:51 »
Hallo euch allen
ich habe das große Bedürfnis unsere ganze Situation niederzuschreiben bzw. viell einen Rat zu bekommen, für unsere Situation:
Mein Mann und ich sind jetzt seit 5 Jahren verheiratet und haben eine kleine Tochter, die wir über alles lieben.
Vor ca 4 Jahren eröffnete er mit einem damaligen Freund eine Firma, die nach vielen vielen Problemen Insolvent ist und einen Berg an Schulden hinterlies. Die mein Mann nach und nach abstottert. Wie sehr ihn das belastet habe ich selbst erst jetzt gesehen/ erfahren.
Am Freitag wurde eine Intervention von seiten seiner Familie, zu der ich auch eingeladen wurde, geplant.
Es kamen viele Sachen auf den Tisch die mich einerseits tief erschütterten und andererseits sehr traurig machten. Mein Mann hat wohl im Betrieb seines Vaters, indem er auch arbeitet, öfters Geld entwendet (nicht das erste Mal; Beim ersten Mal wurde er auch erwischt und versprach mir nieeee wieder so etwas zu tun) und dies an den Spielautomaten verzockt (es war nicht regelmäßig aber halt doch des öfteren).
 Ebenso kam ein gelegentlicher Drogenkonsum dazu, den sein Vater aufdeckte bzw Drogen fand.
Ich habe daraufhin auch bei uns im Keller etwas gefunden.
Das hat mich persöblich wirklich sehr verletzt. Da er weiss wie ich zu diesem Thema stehe.
So, nun war er sehr einsichtig und möchte jetzt auch eine Therapie beginnen. Das finde ich toll aber trotzdem habe ich ein Stück meines Vertrauens verloren.
Er hat mich mehrmals belogen ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, das macht mich sooo wütend.
Diese Schulden bzw die Erfahrung dieses Scheiterns seiner ehemaligen Firma haben ihn ein Stück weit zermürbt und warscheinlich in diese Spirale gebracht, trotzdem macht es mich wütend wie Ignorant und Selbstverliebt er gehandelt hat.
Ich fühle mich innerlich zur Zeit total „schwer“ und irgendwo möchte ich keinen sehen, da ich eigentlich ein offener und ehrlicher Mensch bin, habe ich das Gefühl alle zu belügen, einfach indem ich nichts sage (zum Teil sagen möchte).
Sobald ich meinen Mann ansehe frage ich mich wie weit er schon drinsteckt und ob es „noch“ der Anfang ist oder wie es weiter geht.
Wann lässt dieses Gefühl der Ohnmacht bei einem selber nach? Ich fühle mich wie gegen den Kopf getreten, ständig kommen die Bilder dieser Intervention wieder hoch.
Mein Mann hingegen fühlt sich sichtlich besser, seitdem alles draussn ist er ist wieder ruhiger, raucht weniger, kann Gesprächen folgen usw. erst jetzt merke ich, wie sehr es an ihm genagt hat.
Doch wann wird mein „Schock“ vergehen? Fühle mich wirklich wie schockiert.

Lg und Danke euch allen

Mia

Re: Mein Mann und seine Süchte
« Antwort #1 am: 17 September 2018, 17:44:08 »
Hallo Mia,

erstmal Hallo,

was ich nicht verstehe wieso dein man mit der ersten Sache nicht in die Insolvenz gegangen ist.
Das müssest du irgendwie erläutern.

Auf der anderen Seite kann man als "Nichtspieler" einen Spieler nicht verstehen.

Ich würde euch raten (nicht er alleine) das Ihr euch gemeinsam um ein Therapieplatz bemüht. (Also für Ihn - aber das du dabei bist).
Es ist die Frage ob es mit (Drogen) noch eine ambulante sein kann oder doch besser eine Stationäre sein muss.

Das wird euch aber beim Erstgespräch auch erläutert bzw. erklärt.

Da gibt es in der Regel auch eine Angehören Gruppe bei der man alles was man auf der Seele hat auch erfragen kann.
Hier wird einem auch erklärt wie ein Spieler tickt.


Hier würde ich mal Ilona anschreiben das Sie dir vielleicht ein paar Anlaufstellen nennen kann.
Oder du ruft mal bei der o.g.Nummer an.

Weil eine Therapie machen wollen und eine zu machen sind zwei paar Schuhe.

Das alles sollte so schnell wie möglich erfolgen.
Lügen, klauen und auch andere Dinge gehören leider mit zur Sucht oder sind als Folge dieser oft dabei.

Wenn der Druck auf einen Menschen zu groß wird sucht er sich Ventile (bewusst oder unbewusst).
Es sind aber die wenigsten Spieler auch böse Menschen die meisten von uns sind eigentlich "ganz" normal (die Spielsucht mal ausgenommen).

Ich behaupte mal das alles hat er nicht getan um dir extra Leid anzutun.



*

Offline Olli

  • *****
  • 7.340
Re: Mein Mann und seine Süchte
« Antwort #2 am: 17 September 2018, 18:55:29 »
Hi Mia!

Herzlich willkommen!

Ich komme gerade vom ersten von drei Tagen Seminar zum Thema Selbstfürsorge in der Arbeit mit Glückspielsüchtigen.
Mir qualmt noch der Schädel, sitze ich doch als einziger Spieler unter all den sympathischen Profis.
Auch ist mir bewusst, dass mich das Seminar nicht zu einem Profi macht. Doch ich kann Anregungen sammeln, die ich vielleicht hier im Forum, aber auch in meinem Privat- und Arbeitsleben einbringen kann.

Und so geht mir gerade das Wort Selbstfürsorge nicht aus dem Sinn, wenn ich Deinen Beitrag lese.

Wie sorgst Du Dich um Dein Selbst?

Zitat
Ich fühle mich innerlich zur Zeit total „schwer“ und irgendwo möchte ich keinen sehen, da ich eigentlich ein offener und ehrlicher Mensch bin, habe ich das Gefühl alle zu belügen, einfach indem ich nichts sage (zum Teil sagen möchte).
Sobald ich meinen Mann ansehe frage ich mich wie weit er schon drinsteckt und ob es „noch“ der Anfang ist oder wie es weiter geht.
Wann lässt dieses Gefühl der Ohnmacht bei einem selber nach? Ich fühle mich wie gegen den Kopf getreten, ständig kommen die Bilder dieser Intervention wieder hoch

Es ist unnötig zu sagen, dass dies für Dich ungemein gefährlich ist - Du weisst es - deshalb schreibst Du hier, um das Verhalten zu ändern/durchbrechen.
Rede, Rede, rede ... aber ziehe Dich bitte nicht in Dich selbst zurück.
Als Spieler habe ich das lange Jahre gemacht - es ist selbstzerstörerisch.

Du kannst nicht in den Stiefeln Deines Mannes laufen - aber in Deinen eigenen.
Es ist egal, ob er es mit der Therapie nun erst meint oder nicht. Die Frage ist, wie entscheidest Du für Dich?
Was möchtest Du? Was wünschst Du Dir? Welche Ziele siehst Du für Dein oder auch für Euer Leben? Das Leben Eurer Tochter?
Was davon ist realistisch umsetzbar, wenn er weiter spielt oder abstinent bleibt?
Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für Dich? Und welche lässt Du ihn spüren?

Zitat
Er hat mich mehrmals belogen ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, das macht mich sooo wütend.

Es gibt in einem Modell zum Thema "Selbst" einen Bereich, der sich blinder Fleck nennt.
Jeder hat ihn - doch bei einem Spieler - oder Süchtigen im Allgemeinen, ist er um einiges größer.
Hier packt er bewusst oder unbewusst alles hinein, was ihn belasten könnte.
(Du machst derzeit das Gleiche ...)
So bleibt sein kleiner "Privater Bereich", sowie auch der ebenso kleine "öffentliche Bereich" des Selbst, wunderbar sauber.
Ich habe das bisher immer erklärt mit dem Selbstbetrug und den verschobenen Prioritäten.
Vielleicht erklärt es sich Dir dadurch einfacher ...
Für einen Spieler verschieben sich im Laufe seines Suchtlebens seine Prioritäten.
Die Sucht überholt im Laufe der Zeit - und doch schleichend - "fast" unbewusst für den Spieler selbst - alles Andere.
Es ist kein Vorsatz eines schäbigen Charakters - es ist ein suchtbedingter Prozess, der bei dem Einen frappierender ausfällt als bei einem anderen.
Zu der Zeit der Diebstähle und der Lügen standet Eure Tochter und Du also nicht mehr an Nummer eins der Prioritätenliste.
Es ging ihm einzig und alleine um die Befriedigung der Sucht. Der Hauptteil der Gedankengänge dreht sich dabei nur noch um die Suchtausübung und ihre Finanzierung.
Alles was in der Liste nach dem Spielen kommt, ist dann im wahresten Sinne des Wortes zweitrangig.
Jeder gesunde Menschenverstand sorgt sich doch hier um die Auswirkungen - oder?
Was, wenn es auffliegt? Wenn er den Job verliert? Was, wenn er dadurch Dich und Deine Tochter verliert?
Diese Gedanken werden ganz schnell an Seite geschoben, so sie denn überhaupt selbst wahrgenommen werden.
Ich behaupte ja immer noch, dass Spieler von ihrem Wesen her nicht grundsätzlich schlecht sind.
Wenn wir nach einem solchen Vorfall wieder zur Besinnung kommen, dann laufen uns die Gedanken an die Konsequenzen nach - sie verfolgen uns bei Tag und bei Nacht.
Doch wir sprechen nicht darüber - ich habe dies in meiner Familie z.B. nicht gelernt.
Meine Eltern waren zwar präsent - aber für "persönliche" Gespräche nicht greifbar.
So sprach ich meine Eltern im Jugendlichenalter auf meine UnterleibsOP als Vorschulkind an.
"Es könnte sein, dass Du keine Kinder haben wirst." - das war es.
Kein ... schockiert Dich die Nachricht? Was denkst Du darüber? Wie fühlst Du Dich nun, da Du es weisst?
Aber auch kein: Wir lieben Dich so wie Du bist ...
Vielleicht hat auch Dein Mann nie gelernt über seine Probleme und Gefühle zu reden.

Der ganze Prozess des Diebstahls und der Suchtausübung fällt, mal grob formulierst, unter den Kontrollverlust.
Diesen können wir uns - aus heutiger Sicht für mich völlig normal eigentlich - nicht erklären.
Wir schämen uns für unser Verhalten.
Was liegt da näher, als die allernächste Person anzulügen? Ist das nicht der einfachste Weg überhaupt?
Es ist aber auch der einfachste Weg "nichts" zu tun. Denn wenn ich mich offenbare, heisst das gleichzeitig, dass ich mich mit mir beschäftigen muss.
Da ist wieder etwas, was wir meistens nicht gelernt haben.

"Männlichkeit" spielt auch eine Rolle. Du schreibst hier von der Insolvenz der Firma und den Schulden dadurch, die noch lange abgetragen werden müssen.
Diese Fälle sind mir schon häufig unter gekommen.
Der Mann sieht sich hier in der Rolle des Ernährers - des Versorgers - des Jägers, wenn man so mag.
Wie empfindet er die Insolvenz? Ist es nicht ein Scheitern? Ein Versagen auf ganzer evolutionärer Strecke?
Wie gehe ich damit um? Mit wem kann ich da reden? Mit Dir? Die Person, die mich liebt und deshalb aufzubauen versucht? Wäre das die Ehrlichkeit, die ich benötige? ...
Also fresse ich es lieber in mich hinein ... verschweige es Dir ...

Liebe Mia, ich bin jetzt etwas in die hypothetischen Gedankengänge eines Spielers eingetaucht.
Was hättest Du anders machen können? Wo hättest Du eingreifen und unterstützen können?
Du hattest doch keine Chance oder?

Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass ich mit meinem Beitrag nichts entschuldige, was den Spieler betrifft.
Aber vielleicht hilft es Dir es ein wenig besser zu verstehen und ein wenig Distanz zu den persönlich empfundenen Verletzungen zu finden.

Ich würde mich freuen, wenn Du - nur für Dich - zusiehst, dass Du eine Angehörigen-SHG findest.
Diese sind eher selten vertreten. Daher empfehle ich immer, falls keine in der Nähe existiert, stattdessen eine Spieler-SHG aufzusuchen.
Manche machen einmal monatlich "offene Meetings" - also mit Angehörigen - bei anderen darfst Du jederzeit erscheinen.
Meine Gruppe gehörte zu den erstgenannten - erschien aber eine Angehörige zum Spieler-Meeting, wurden die Spieler reihum gefragt, ob dies in Ordnung wäre. Nicht einmal hat ein Spieler interveniert und abgelehnt.
Manchmal nahm sich aber auch einer der alten Hasen dem Angehörigen an und machte ein parallel stattfindendes Meeting.
Alternativ kannst Du Dir - wieder nur für Dich - einen Termin bei einer Beratungsstelle vereinbaren.
Diese Institutionen sind nämlich nicht nur für Spieler da.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

*

Mia009

Re: Mein Mann und seine Süchte
« Antwort #3 am: 18 September 2018, 12:21:06 »
Vielen lieben Dank für eure Antworten  :-*
Besonders dir Olli aus der Sicht des Spielers.
Ich habe mich bereits an die Stelle für Abhängigkeit gewendet, dort startet auch mein Mann seine Therapie. Ich werde dort als dann mit einer Psychologin reden können, dies nehme ich sicher in Anspruch. Ich möchte meine psychische Gesundheit doch ganz gerne erhalten.
Heute wäre mein Mann wieder zur Arbeit gegangen, leider hat er es nicht geschafft. Der Weg zur Arbeit voller Versuchungen und am Arbeitsplatz selbst riesen große Scham. Er lässt sich jetzt erstmal krank schreiben und bleibt bei unserer Tochter zu hause.
Zu hause geht es ihm prima und ich habe ihn schon lange nicht mehr soooo in sich ruhend und gelassen gesehen.
Sobald er jedoch gehen müsste wie z.B. zur Arbeit bricht alles zusammen.
Schon wirklich seltsam so eine Sucht.

Diese Insolvenz bzw der Untergang dieser Firma (vorher schon Verschuldungen und natürlich auch Druck meinerseits, da ständig Geldnot angesagt war) waren der Auslöser des Spielens, ich glaube es zumindest.
Die Spirale drehte sich halt immer mehr und da ich selbst oftmals Ängste bezüglich unserer Geldknappheit geäußert habe, trieb ihn das nicht gerade dazu mit mir zu reden.
Ich mache mir dahingehend keine Vorwürfe aber ich denke es hat dazu beigetragen.
Wie dem auch sei weiss mein Mann, dass ich gehen werde sollte er sich nicht aktiv helfen lassen, dies hat er auch verstanden.
Daran gibt es auch nichts zu rütteln.
Heute habe ich meine Mutter eingeweiht, sie hat geheult und ich ebenso trotzdem wäre sie diejenige zu der wir gehen würden sollte alles den Bach runtergehen, daher wollte ich auch dass sie Bescheid weiss.
Ich glaube aber an meinen Mann, ich denke er schafft es, jedoch frag ich mich wie lange kann man der Sucht wiederstehen und hält das Verlanen für immer an?

Lg
Mi

Re: Mein Mann und seine Süchte
« Antwort #4 am: 18 September 2018, 16:12:00 »
Hier würde ich mal Ilona anschreiben das Sie dir vielleicht ein paar Anlaufstellen nennen kann.
Oder du ruft mal bei der o.g.Nummer an.

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.340
Re: Mein Mann und seine Süchte
« Antwort #5 am: 18 September 2018, 16:53:59 »
Hi Mia!

Zitat
Ich glaube aber an meinen Mann, ich denke er schafft es, jedoch frag ich mich wie lange kann man der Sucht wiederstehen und hält das Verlanen für immer an?

"Sucht" findet kein Ende - aber die Suchtausübung.
Dir sollte also bewusst sein, dass es bis zu seinem Lebensende immer zu Rückfällen kommen kann.
Das heisst aber nicht, dass dieser Fall auch eintritt.

Dazu ist es wichtig, dass Dein Mann sich auch voll einbringt in die Therapie - und sie nicht etwa herunterreisst, weil Du es unbedingt möchtest.

Wenn ich nun lese, dass er sich erst einmal krank schreiben lässt, dann ist das auf der einen Seite in Ordnung, auf der anderen Seite blinkt ein riesiges Neonlicht vor meinem geistigen Auge auf mit der Aufschrift: Vermeidung!
Irgendwann muss er sich der Konfrontation stellen. Das ist ihm sicher auch bewusst, sodass die zukünftige Konfrontation immer wie ein Damoklesschwert über ihm schwebt.
Ob dieses bedrückende Gefühl der Angst ihm wohl gefällt noch einige Monate mit sich herum zu tragen?
Einen Therapieplatz bekommst Du in solchen Fällen nicht von heute auf morgen - da vergeht locker ein halbes bis dreiviertel Jahr.
Und in dieser Zeit möchte er still vor sich hin leiden?

Dass er momentan so ruhig und "in sich ruhend und gelassen" erscheint, was ich bezweifele, ist wohl eher dem Umstand geschuldet, dass nun alles auf dem Tisch liegt und Du und die Kleine noch nicht abgehauen seid.
Seine Welt ist noch nicht zusammengebrochen! Es gibt einen Rettungsanker ... oder vielleicht auch nur einen zeitlichen Aufschub?
Weit verbreitet ist nämlich die katatonische Einstellung: Et hät noch immer jood jejange ... (Es ist noch immer gut gegangen).

An den Gründen seiner Sucht und seinem emotionalen Umgang damit hat sich aber noch nichts geändert!

Zitat
Wie dem auch sei weiss mein Mann, dass ich gehen werde sollte er sich nicht aktiv helfen lassen, dies hat er auch verstanden.
Daran gibt es auch nichts zu rütteln.

Das ist sehr sehr gut von Dir. Du hast sicherlich mit Bedacht diese Entscheidung getroffen. Du hast sie zum Ausdruck gebracht und beharrst auch darauf. Du zeigst hier ganz klar Deine Grenzen.


Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

*

Mia009

Re: Mein Mann und seine Süchte
« Antwort #6 am: 18 September 2018, 19:18:37 »
Danke lieber Olli für deine Antwort
Wir leben in Italien und hier hat er seinen Therapieplatz gsd sofort bekommen und startet die Therapie am Dienstag (in einer Woche also).
Klar vermeidet er gerade alles was ihn triggert, natürlich ist das absolut keine Lösung und macht es ggf noch schlimmer bzw schürt noch andere psychische Erkrankungen.
Ich denke aber auch, dass er sich schämt svor den Mitarbeitern, die nunmal wegen der Geldentwendung, alles mitbekommen haben.
Nichtsdestotrotz braucht er Hilfe und aufgeschoben ist nicht aufgehoben, für so intelligent halte ich ihn aber sein Suchtgehirn hat das warscheinlich noch nicht erreicht :-X
Um es ein bisschen besser zu verstehen, habe ich noch eine Frage:
Ich habe selbst 15 Jahre lang geraucht bin jetzt allerdings seit 3 Jahren Nichtraucherin (oder besser ehemalige Raucherin).
Sind die Süchte Vergleichbar im Bezug auf den Entzug oder ist das komplett etwas anderes?
Nach 3 Jahren passiert es viell noch einmal im Jahr, dass ich mir denke „oh ne Zigarette wäre jetzt top“ beim Entzug so gefühlt alle 2-3 Sekunden  8) Ist es vergleichbar?
Sry dass ich so dumm nachfrage  :-X

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.340
Re: Mein Mann und seine Süchte
« Antwort #7 am: 19 September 2018, 06:30:59 »
Guten Morgen Mia!

Gestern stellte sich die Frage, was zuerst behandelt werden sollte bei Komorbidität.
Da gab es nur ein Beispiel, bei dem NICHT die Spielsucht zuerst beahndelt werden sollte.
Rauchen war es aber nicht ...
Die Krankenhassen verlangen auch Rauchverbot in den Therapieeinrichtungen - pochen jedoch auch auf Raucherzonen.

Was sagt mir das bezüglich der Vergleichbarkeit? - Nichts ...

Suchtempfinden ist immer sehr individuell.

Ich rauche, seitdem ich ca. 13 Jahre alt war. Natürlich war das mal hier eine und mal da eine ...
Mit 15 kam ich in eine Clique, bei der das Rauchen dazu gehörte. Einige pflasterten sich ihre Zimmerwände mit leeren Zigarettenschachteln voll.
Ich habe es bis heute nicht geschafft das Rauchen einzustellen.

Die Suchtgedanken, die Du beschreibst beim Rauchen waren bei mir beim Spielen extrem häufiger und intensiver.

Vielleicht liegt es daran, dass das Rauchen ungemein mit Ritualen behaftet ist.
Das Spielen jedoch verknüpft sich im Oberstübchen mit allen möglichen Situationen und Gefühlszuständen.
Ich glaube, dass diese Verknüpfungen weitaus vielschichtiger sind als beim Rauchen.

Spielsucht entsteht immer dann, wenn das Selbst nicht in Ballance ist, so eine medizinische These.
Ich beschreibe das immer mit dem Wort Defizit, welches aber bitte niemals überbewertet werden sollte in seiner Nagativität.
Es können ganz belanglos ernscheinende Dinge sein, die bei dem Spieler zu verheerenden Auswüchsen und innerem Leid führen können.

Daher ist es so ungemein wichtig, dass Dein Mann in der Therapie mitarbeitet und so lernt seine Defizite zu erkennen, zu benennen, sie anzunehmen und lernt den Fokus auf wichtigere Dinge zu lenken oder eine andere Sichtweise auf die Dinge zu lernen.

Gestern wurde ein wunderschöner Sketch aus den 80-ern gezeigt. Leider finde ich ihn nicht im Netz.
Er ist auf englisch und musste mir teilweise übersetzt werden ... mein Englisch war schon immer schlecht.
Das machte aber nichts ... die angebotene Übersetzungshilfe nahm ich gerne an.

Da kommt eine Frau zum Psychiater und stellt erst einmal die Frage nach den Kosten. Der P. meinte, dass sie in 5 Minuten fertig seien.
Je Minute kostete das Ganze einen Dollar. Die Frau fing an zu erzählen, dass sie panische Angst davor hat lebendig in einen Sarg gesteckt zu werden. Der P. winkte ab ... Die Frau schilderte weiter, dass sie dadurch auch Angst vor Räumen hat - Aufzügen - ganzen Häusern.
Da sagte der P.: Ich habe nur zwei Wörter für Sie! Die Frau suchte sich schnell Bleistift und Block zurecht und harrte der Dinge, die nun kommen sollten.
Der P lehnte sich zurück und sagte: "Stop it!" - also "Stoppe es!"
Die Frau war erstaunt und auch entrüstet: Was soll das bedeuten? Ich komme hierher und schildere ihnen meine intimsten Ängste und sie sagen mir nur ein "Mach es"?
Der P lehnte sich zurück und meinte "Ja, Stop it! Das macht drei Dollar" . "Aber das kann doch nicht alles gewesen sein?" "Doch ... Stop it!"
"Nun gut, wie sie mögen ... dann nehmen Sie noch einmal ihren Block und Bleistift und notieren sich jetzt die 11 Wörter, die ich Ihnen nun nenne."
Begeistert um so viel mehr potentielle Informationen tat sie, wie ihr geissen wurde.
Der P beugte sich mit einem Ruck zu ihr hin und schleuderte ihr die Worte entgegen:

"Stop it!  Oder Du wirst lebendig in einem Sarg begraben sein!"


« Letzte Änderung: 19 September 2018, 16:13:09 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.340
Re: Mein Mann und seine Süchte
« Antwort #8 am: 20 September 2018, 15:58:20 »
Nachdem ich ja gestern festgestellt habe, dass ich nicht nur keine Witze, sondern auch keine Sketche erzählen kann, hier der Link:

https://www.youtube.com/watch?v=Ow0lr63y4Mw
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

*

Mia009

Re: Mein Mann und seine Süchte
« Antwort #9 am: 01 Oktober 2018, 14:16:38 »
So, nun melde ich mich wieder:
Mein Mann hat seine Therapie begonnen, heute war er zum Gespräch bei einer Psychiaterin, bei der er sich sehr wohl gefühlt hat.
Komischerweise fühle ich mich, nachdem er seine Sitzungen hatte, immer mieß.
Vielleicht weil mich die Tatsachen dann einholen, ich weiß es nicht und muss an den Tagen immer viel nachdenken.
Vielleicht ist das auch normal?!
Mein Mann macht ab jetzt (freiwillig) jedesmal einen Urin Test zwecks Drogenkonsum.
Im Laufe der nächsten Wochen wird imADHS Zentrum noch geprüft ob bei ihm viell ADHS vorhanden sein könnte.
Ich selbst werde das Angebot der Angehörigen Therapie annehmen um für mich und unsere Tochter fit zu bleiben :)
An manchen Tagen wiegt diese Last schwer und an manchen kommt nur kurz ein kleiner Gedanke.
Manchmal habe ich eine so große Wut, da möchte ich ihn schütteln und fragen ob er einfach nur dumm ist und wenn ich an das Geld denke das er in diese Automaten geworfen hat ,wird mir übel.
Ich kann diese Sucht sehr schwer nachvollziehen, wie kann man von einem Automaten nicht mehr wegkommen?!
Etwas unvorstellbares für mich, daher wohl auch die Wut.
Mal sehen wie es weiter geht

Lg

Mia

*

Rainer

Re: Mein Mann und seine Süchte
« Antwort #10 am: 01 Oktober 2018, 19:04:07 »
So, nun melde ich mich wieder:
Mein Mann hat seine Therapie begonnen, heute war er zum Gespräch bei einer Psychiaterin, bei der er sich sehr wohl gefühlt hat.
Komischerweise fühle ich mich, nachdem er seine Sitzungen hatte, immer mieß.
Vielleicht weil mich die Tatsachen dann einholen, ich weiß es nicht und muss an den Tagen immer viel nachdenken.
Vielleicht ist das auch normal?!

Na ja Mia,
vielleicht ist es auch der Tatsache geschuldet das nun vieles auf deinen Mann gelenkt wird, dein Mann auf sich lenkt,
von seiner Seite aus auch ein gewisse Euphorie in der Luft liegt und du momentan etwas auf der Strecke bleibst?

Die ersten Wochen nachdem ich mein Spiel stoppte, kam ich mir auch manchmal vor als ob ich gerade den Goliath in die ewigen Jagdgründe befördert hatte.
War sehr mit mir selbst beschäftigt, aber auch das legte sich wieder...

Du wurdest nun mit vielen Tatsachen was deinen Mann betrifft konfrontiert, vieles was du wahrscheinlich niemals verstehen wirst.
Nur soviel,
Spielsucht ist eine Krankheit (wie Andreas hier im Forum vermag zu schreiben) eine Tödlich verlaufende Krankheit.
Viele Spieler verstehen sich selbst nicht und die meisten (ich nenne sie immer "Normalos"), sind sehr weit davon entfernt einen Spieler jemals zu verstehen...
Für dich wahrscheinlich etwas weniger, aber für mich vollkommen klar, je weiter diese Sucht vorschreitet um so gnadenloser und erbarmungsloser wird sie.
Das betrifft nicht nur den Spieler, sondern auch allen anderen gegenüber.
Bis halt dein Kartenhaus zusammen bricht und nicht nur du, sondern auch alle anderen vor DEINEN Trümmerhaufen stehen.

Gut finde ich das du an einer Angehörigen Therapie teilnimmst, es hilft dir eventuell zu verstehen das nicht dein Mann böse, schlecht oder was auch immer ist,
sondern das die gelebte Sucht vieles von einen abverlangt, lügen betrügen usw.  -alles halt was nötig ist um seine Sucht befriedigen zu können.
Unsere Such verhält sich ähnlich wie bei Drogen, Alkohol, Tablettensucht usw.  -dein Körper schreit förmlich danach der/die Sucht nachzugehen.
In solchen Momenten blendest du wirklich alles aus und rennst schnurstracks ins verderben, denkst nach einer Session darüber nach was du gemacht,
kommst du selber wieder nicht mit klar -und Wortwörtlich geht das Spiel wieder von vorne los.
Hauptsache weglaufen und alles andere ausblenden, davon lebte meine Sucht verdammt gut  >:(

Wie dem auch sei, es ist und bleibt eine Krankheit die jetzt in deinem/euren Fall nicht mehr entschuldigt werden kann.
Er sollte nun schauen das er sein Leben auf der Reihe bekommen und du deins.
Manchmal kreuzen sich dann wieder Wege und es bleibt ein immer weiter in der Ferne rückender Albtraum ...manchmal.   

Dir/euch alles erdenklich Gute Mia
« Letzte Änderung: 01 Oktober 2018, 19:09:55 von Rainer »

*

Mia009

Re: Mein Mann und seine Süchte
« Antwort #11 am: 03 März 2019, 14:41:32 »
Leider hat sich mein Mann nach 3 Monaten der Therapie zu sicher gefühlt und wieder gezockt.
Er wurde dabei erwischt und hat mir dann gesagt es war nur diese eine Mal. Im Laufe der Tage waren es dann 3 Mal und gestern fand ich heraus es war 7-8 Mal, also konstant 1 Mal in der Woche.
Gespielt hat er mit Wechselgeld, mehr war ja eh nicht zur freien Verfügung.
Weh tat mir das Lügen, denn obwohl ich ihn direkt damit Konfrontierte leugnete er es bis aufs Blut.
Bis halt (notgedrungen) irgendwann die Wahrheit aus ihm rauskam.
Er geht jetzt wieder regelmäßig zur Therapie und wird (auch auf Anraten des Therapeuten) eine neue Arbeitsstelle suchen, bei der keine Automaten stehen.
Mittlerweile wissen es auch so viele Leute und ich schäme mich. Wie seid ihr damit umgegangen?
Bin wirklich enttäuscht 😔

Lg

Mia

 

Wir danken dem AOK Bundesverband für die Finanzierung des technischen Updates dieses Forums