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Meine Geschichte...

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Meine Geschichte...
« am: 29 Januar 2019, 11:46:23 »
Hallo,

ich möchte hier mal die Gelegenheit nutzen und meine Geschichte erzählen.

Alles fing etwa im Herbst 2012 an. ich bin mit einem Kumpel immer ins Fitnessstudio und danach mal ab und an in die Spielothek. Es schaukelte sich immer dann immer weiter hoch bis wir irgendwann gar nicht mehr zum Sport gingen sondern nur noch in die Spielothek. Ich hatte in dieser Zeit auch eine Freundin, welche ich dadurch sehr vernachlässigt habe. Irgendwann habe ich mich ihr anvertraut, jedoch ging kurze Zeit später die Beziehung in die Brüche, aber auch aus anderen Gründen. An dem Tag an dem Sie mit mir Schluss machte, habe ich auch aufgehört zu spielen.

Das ganze habe ich auch mehr oder weniger 5 Jahre durch gehalten. Mehr oder weniger schreibe ich nun deswegen, weil ich ab und an mal mit Kleinstbeträgen Lotto gespielt habe. Ich weiß nicht wie ich das rückwirkend zu bewerten habe, jedoch hatte es nicht die Wirkung auf mich wie das "Automatenspiel" und es war vll. ein- bis zweimal im Jahr, wenn überhaupt. Aber dem "Glücksspiel" - also Automaten in Spielotheken - welchem ich 2012 schon extrem verfallen war, bin ich bis Januar 2018 fern geblieben.

Dann hatte ich aber Anfang und Mitte 2018 "kleinere" Rückfälle. "Kleinere" deswegen, weil diese vom Zeitraum und vom verspieltem Geld ( um die 1000 € ) deutlich geringer ausfielen, wie mein letzter. Mein letzter Rückfall ging von Ende November 2018 bis Anfang Januar 2019. Hier habe ich um die 8000 bis 9000 € verloren. Ich frage mich immer wieder, wie es dazu kommen konnte, da ich ja lange Zeit abstinent bleiben konnte!? Hierzu finde ich nicht wirklich eine logische Erklärung für mich...

Ich muss dazu sagen, dass ich Bankkaufmann bin und in der Kundenberatung tätig bin. Jetzt ist es meinem Arbeitgeber durch einen blöden Zufall aufgefallen und ich wurde damit konfrontiert. Mein direkter Vorgesetzter hat mich darauf angesprochen und ich hab es versucht runter zu speien, der "Klassiker". Dabei habe ich auch gesagt bzw. mein Chef hat gesagt, dass ich damit aufhören soll. Dummerweise habe ich, wofür ich mich wirklich Tag und Nacht ohrfeigen könnte, danach nochmal gespielt. Diese Buchung ist natürlich aufgefallen, was meinen Vorgesetzten verständlicherweise sehr enttäuscht hatte. Danach gab es nochmal ein Gespräch mit meinem Chef und seinem Chef. Es zog also schon höhere Kreise. Für mich war das Gespräch positiver verlaufen als gedacht, da ich mich wahrscheinlich zuvor verrückt gemacht habe und vom schlimmsten ausging. Quintessenz war gewesen, dass sie erschrocken waren und ich mir Hilfe holen soll. Nun habe ich erfahren, dass ich wohl eine Abmahnung bekommen soll, deren Inhalt ich noch nicht kenne. Ich weiß nicht genau, wie diese formuliert ist, daher muss ich diesbezüglich abwarten.
Zur Klarstellung: Ich habe mir auf der Arbeit nichts zu schulden kommen lassen! Es geht wohl mehr darum, dass ich trotz Versprechen nochmal gespielt habe. Es hätte wohl auch eine fristlose Kündigung im Raum gestanden, aber mein Chef hat sich wohl sehr für mich eingesetzt. Nach dem Motto ich arbeite ja mit Kundengeldern und hat theoretisch Zugriff auf die Kasse, da wäre das Vertrauen zerstört. Ich werde hier wenn mir die Abmahnung vorliegt auch rechtlichen Rat holen.

Nun stehe ich da... Ich bin irgendwie gelähmt. Ich weiß, dass ich was tun muss, nur nicht was. Ich habe mich meiner Freundin und besten Freundin anvertraut, welche auch meine Vorgeschichte auch kannten. Beide waren zum Glück sehr verständnisvoll.
Ich tue mich schwer damit mir das einzugestehen... Ich habe das Gefühl mein Gesicht verloren zu haben... Für mich ist Spielsucht irgendwie auch keine Krankheit, warum auch immer... Was für Erfahrungen habt Ihr? Was hat euch am besten geholfen? Wohin kann ich mich wenden?

Ich hoffe, dass ich es einigermaßen rüber bringen konnte, sodass man es chronologisch nachvollziehen kann.
Ich freue mich auf eure Antworten. Danke!

LG Jan

Re: Meine Geschichte...
« Antwort #1 am: 29 Januar 2019, 11:59:30 »
Willkommen,

wie du schon selber festgestellt hast, kommst du um eine Beratung bei einem Anwalt nicht vorbei denn ich kann die Argumentation deiner Chefs hinsichtlich der Abmahnung nachvollziehen. Da du tagtäglich mit Geld zu tun hast kann dies schon einen Vertrauensbruch darstellen.

Spielsüchtige machen alles um die Sucht zu befriedigen. Selbst wenn du dir bisher noch nichts geleistet hast, wird, es wohl oder übel darauf hinauslaufen das es irgendwann passieren kann und die Chancen sind hoch, zu hoch für deine Vorgesetzten, selbst dann wenn du dir Hilfe holst.

Denn dann ist es Unterschlagung welche strafbar ist und wenn das auch noch auf dich zukommen sollte dann ist der Ofen aus und das auf ganzer Linie.

Mein Rat. Nutze alle zur Verfügung stehen Mittel, hol dir Hilfe wie von deinen Vorgesetzten gefordert. Mache einen Termin in der Suchberatung und tritt einer SHG Gruppe bei um mit deinem Problem fertig zu werden, und zur Not auch eien Therapie!  Die Vorgesetzten würde ich hiervon unterrichten und zeigt das du mit offenen Karten spielst.
« Letzte Änderung: 29 Januar 2019, 12:02:33 von Born4Nothing »
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Re: Meine Geschichte...
« Antwort #2 am: 29 Januar 2019, 12:13:56 »
Danke für deine Ausführungen. So werde ich es auch machen.
Mein Problem ist, dass ich überfragt bin wohin ich gehen kann...

Hast du hier noch Tipps?

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Offline Olli

  • *****
  • 7.340
Re: Meine Geschichte...
« Antwort #3 am: 29 Januar 2019, 12:17:14 »
Hi!

Obern auf der Seite findest Du die kostenlose Hotline von fags: 0800 - 0776611.
Rufe einfach mal an und lasse Dich beraten.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Meine Geschichte...
« Antwort #4 am: 29 Januar 2019, 12:18:13 »
Gute Frage. Spontan würde ich einen Fachanwalt für Arbeitsrecht anraten denn es geht ja um das Arbeitsrecht
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Offline taro

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  • 726
Re: Meine Geschichte...
« Antwort #5 am: 29 Januar 2019, 12:47:40 »
Moin,

wenn Du in der Gewerkschaft bist, die haben Anwälte die sich täglich mit Abmahnungen beschäftigen und sie entkräften.
Spielsucht ist eine Krankheit, Du wirst zwei Möglichkeiten haben die Abmahnung abzuwehren. Die eine ist die Einsicht das Du Krank bist und was für Deine Genung tust, Beratungstelle, Therapie, SHG....

Das wird auch für Dich die bessere Lösung sein.

Taro

Re: Meine Geschichte...
« Antwort #6 am: 10 Februar 2019, 03:00:51 »
Moin jan

Bezüglich der Rechtslage zu der Abmahnung kann ich dir leider nichts sagen... Ich kann dir nur sagen das wenn ich vor 6 Jahren deinen Job gehabt hätte ich vermutlich heute im Gefängnis sitzen würde... Bei mir war es am Ende so schlimm das ich beschaffungskriminalität betrieben habe um meine Sucht zu befriedigen.
"gottseidank" hatte ich solche Gelegenheiten nicht und ich bin mit einer bewährungsstrafe die nun seit 1.2. Auch vorbei ist mit einem blauen Auge davon gekommen.

Dementsprechend kann ich die Chef Etage schon verstehen erstrecht wenn sie vielleicht schon einmal eine negative Erfahrung in der Hinsicht hatten.

Wie schon gesagt... Such dir Hilfe und spiele mit offenen Karten... Damit wirst du denke ich am besten fahren :)
Lg

Re: Meine Geschichte...
« Antwort #7 am: 10 Februar 2019, 12:04:44 »
Moin Jan,

finde es irgendwie unverständlich dass du deswegen Probleme auf der Arbeit hast, nun ist es ja nur rausgekommen weil du bei einer Bank arbeitest und deine Vorgesetzten auch dein Konto einsehen können, richtig?

Ich hätte mir wahrscheinlich in deiner Position schon aus Prinzip bei Beginn der Tätigkeit bei dieser Bank mein Hauptkonto bei einer anderen Bank gemacht, nicht um Sachen zu vertuschen oder ähnlichem, einfach weil ich niemanden in meine Finanzen Einsicht halten will, auch mein Arbeitgeber nicht. Hat auch einfach was mit Privatsphäre zu tun (Alter Spruch: Du isst nicht dort wo du scheißt).

Ich finde es auf eine gewisse Art Dreist dich deswegen abzumahnen, es ist dein Arbeitgeber, du leistest gute Arbeit und deine Spielprobleme sind privater Natur. Ich finde es super wenn sich dein Chef dafür einsetzt dass du Hilfe holst, aber eine Abmahnung ist der falsche Weg und diese würde ich definitiv gerichtlich anfechten.

Viele Grüße

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Offline andreasg

  • *****
  • 2.083
Re: Meine Geschichte...
« Antwort #8 am: 10 Februar 2019, 13:43:34 »
Hallo Jan,

ich finde es völlig in Ordnung, daß Du Dich Deiner Arbeitgeberin geoutet hast. Es geht hier - ja primär um Deine Spielsucht, und Weg aus der Sucht zu finden. Ich bin kein Rechtsberater, ich bin Spieler und ich bin süchtig. Aus meiner Therapiegruppe weiß ich, wie hektisch es in einer Genossenschaftsbank in der Kundenberatung zugeht, und Genossenschaftsbanken sind ja durch ihre Satzungen verpflichtet, nicht an waghalsigen Spekulationsgeschäften teilzunehmen.

Im November 2018 habe ich an einem Vortrag einer Selbst-Hilfe-Gruppe-Glücks-Spiel teilgenommen. Dort berichtete der Referent, daß ein Einkäufer auf mittlerer Ebene eines Autobauers freie Hand über Firmengelder in Dispositionshöhe hatte. Der Einkäufer bekannte sich zu seiner Spielsucht. Um einer Abmahnung und derer Folgen zu umgehen, nahm er eine Neue Tätigkeit als Ausbilder im Werk an, die zwar im Entgeld minder belohnt wurde, ihn aber stabilisierte.

Ich weiß natürlich nicht, wie das im Bankengeschäft läuft. Aber ich wünsche Dir eine große Portion Kraft und Mut.

schöne 24 Stunden
Andreas
« Letzte Änderung: 10 Februar 2019, 13:50:52 von andreasg »
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

 

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