Hallo,
ich möchte hier mal die Gelegenheit nutzen und meine Geschichte erzählen.
Alles fing etwa im Herbst 2012 an. ich bin mit einem Kumpel immer ins Fitnessstudio und danach mal ab und an in die Spielothek. Es schaukelte sich immer dann immer weiter hoch bis wir irgendwann gar nicht mehr zum Sport gingen sondern nur noch in die Spielothek. Ich hatte in dieser Zeit auch eine Freundin, welche ich dadurch sehr vernachlässigt habe. Irgendwann habe ich mich ihr anvertraut, jedoch ging kurze Zeit später die Beziehung in die Brüche, aber auch aus anderen Gründen. An dem Tag an dem Sie mit mir Schluss machte, habe ich auch aufgehört zu spielen.
Das ganze habe ich auch mehr oder weniger 5 Jahre durch gehalten. Mehr oder weniger schreibe ich nun deswegen, weil ich ab und an mal mit Kleinstbeträgen Lotto gespielt habe. Ich weiß nicht wie ich das rückwirkend zu bewerten habe, jedoch hatte es nicht die Wirkung auf mich wie das "Automatenspiel" und es war vll. ein- bis zweimal im Jahr, wenn überhaupt. Aber dem "Glücksspiel" - also Automaten in Spielotheken - welchem ich 2012 schon extrem verfallen war, bin ich bis Januar 2018 fern geblieben.
Dann hatte ich aber Anfang und Mitte 2018 "kleinere" Rückfälle. "Kleinere" deswegen, weil diese vom Zeitraum und vom verspieltem Geld ( um die 1000 € ) deutlich geringer ausfielen, wie mein letzter. Mein letzter Rückfall ging von Ende November 2018 bis Anfang Januar 2019. Hier habe ich um die 8000 bis 9000 € verloren. Ich frage mich immer wieder, wie es dazu kommen konnte, da ich ja lange Zeit abstinent bleiben konnte!? Hierzu finde ich nicht wirklich eine logische Erklärung für mich...
Ich muss dazu sagen, dass ich Bankkaufmann bin und in der Kundenberatung tätig bin. Jetzt ist es meinem Arbeitgeber durch einen blöden Zufall aufgefallen und ich wurde damit konfrontiert. Mein direkter Vorgesetzter hat mich darauf angesprochen und ich hab es versucht runter zu speien, der "Klassiker". Dabei habe ich auch gesagt bzw. mein Chef hat gesagt, dass ich damit aufhören soll. Dummerweise habe ich, wofür ich mich wirklich Tag und Nacht ohrfeigen könnte, danach nochmal gespielt. Diese Buchung ist natürlich aufgefallen, was meinen Vorgesetzten verständlicherweise sehr enttäuscht hatte. Danach gab es nochmal ein Gespräch mit meinem Chef und seinem Chef. Es zog also schon höhere Kreise. Für mich war das Gespräch positiver verlaufen als gedacht, da ich mich wahrscheinlich zuvor verrückt gemacht habe und vom schlimmsten ausging. Quintessenz war gewesen, dass sie erschrocken waren und ich mir Hilfe holen soll. Nun habe ich erfahren, dass ich wohl eine Abmahnung bekommen soll, deren Inhalt ich noch nicht kenne. Ich weiß nicht genau, wie diese formuliert ist, daher muss ich diesbezüglich abwarten.
Zur Klarstellung: Ich habe mir auf der Arbeit nichts zu schulden kommen lassen! Es geht wohl mehr darum, dass ich trotz Versprechen nochmal gespielt habe. Es hätte wohl auch eine fristlose Kündigung im Raum gestanden, aber mein Chef hat sich wohl sehr für mich eingesetzt. Nach dem Motto ich arbeite ja mit Kundengeldern und hat theoretisch Zugriff auf die Kasse, da wäre das Vertrauen zerstört. Ich werde hier wenn mir die Abmahnung vorliegt auch rechtlichen Rat holen.
Nun stehe ich da... Ich bin irgendwie gelähmt. Ich weiß, dass ich was tun muss, nur nicht was. Ich habe mich meiner Freundin und besten Freundin anvertraut, welche auch meine Vorgeschichte auch kannten. Beide waren zum Glück sehr verständnisvoll.
Ich tue mich schwer damit mir das einzugestehen... Ich habe das Gefühl mein Gesicht verloren zu haben... Für mich ist Spielsucht irgendwie auch keine Krankheit, warum auch immer... Was für Erfahrungen habt Ihr? Was hat euch am besten geholfen? Wohin kann ich mich wenden?
Ich hoffe, dass ich es einigermaßen rüber bringen konnte, sodass man es chronologisch nachvollziehen kann.
Ich freue mich auf eure Antworten. Danke!
LG Jan