Hallo Born mein lieber,
ich kann mich sehr gut in deine Gedanken rein versetzen, habe ich vor vielen Jahren eine akute Depression fast zwei Jahre mit mir rum getragen.
Jeder Morgen war der erste Gedanke wie mach ich es am besten und bin ich schlafen gegangen, war das der letzte Gedanke.
Der Witz ist, mir ging es so im Grunde nicht schlecht, hatte ein schönes Haus, ein tolles Auto, das Geschäft lief mehr als super und was Frauen an ging, gab es immer wieder ein neues spannendes Abenteuer.
Doch im Inneren konnte niemand sehen wie es in mir aussah, welche wirklichen Gedanken mich beherrschten. Eines Tages sahs ich dann auf meinem Dachboden, links das Telefon, rechts die Flasche Whiskey und um den Hals.... Naja...
Eigentlich hätte mich lange keiner gefunden, da ich sehr viel unterwegs war und nur sporadisch Kontakt zu meinen Freunden hatte. Ich glaube, ich wäre einfach abgefallen wie eine vertrocknete Traube.
Doch aus irgendeinem Grund mein lieber Born hab ich dann in der sozialen Station Rotes Kreuz angerufen und man hat es geschafft mich dazu zu bewegen dort hin zu kommen. Komisch, ich hatte nicht mal einen schluck aus der Flasche genommen. Keine Ahnung warum dieses kurze Zeitfenster mich hat anders handelt lassen als es doch fest vorgenommen war. Vielleicht hängt es doch mit dem da oben zusammen das ich einfach nur getragen wurde. Ich bin definitiv nicht gläubig, aber seit diesem Erlebnis vernein ich auch diesen nicht mehr wirklich.
Ich denke oft an diese Zeit, zumal ich ein Bild vom Autohersteller habe auf dem ich fotografiert wurde als ich mein neues Auto abgeholt hatte. Oft seh ich es mir an wenn ich im Büro sitze und betrachte diesen Menschen auf diesem Foto. Das Auto gibt es schon lange nicht mehr und ist einem anderen gewichen, doch der Mensch ist geblieben. Heute noch hängt dieses Foto an der Wand und hab ich meine stillen Minuten, schau ich drauf.
Dann kommen mir all die Gedanken zurück wer mir in dieser schweren Zeit geholfen hat. Welche Wege ich eingeschlagen habe, Denkweisen mit Hilfe der richtigen Personen überarbeitet und neu gelernt habe. Ich denke aber auch an die Mühe die ich aufbringen musste und die Sinnlosigkeit hätte ich mich doch fallen lassen.
So sehr es jetzt gerade Ausweglos erscheinen mag lieber Born, das Leben hat noch so viel für uns zu bieten. Wir können so viel neues schaffen, aber dafür müssen wir bereit sein das alte abzulegen. Ja Born, es bedarf auch Konsequenzen, lohnt es sich aber für diese Konsequenzen etwas neues besseres zu bekommen.
Mein Gedanke an Dich Born, Dir einfach nur Mut zusprechen für das neue unbekannte. Mut die richtigen Zügel in die Hand zu nehmen.
Jetzt scheint alles schwer und aussichtslos, doch das ist es nicht. Ist erst einmal Zeit vergangen, wirst Du selbst Dir dankbar sein diesen neuen Weg gegangen zu sein.
LG luchador