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Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse

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Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #45 am: 13 März 2021, 15:10:42 »
Hallo margin_call, hallo an die Runde

ich habe soeben den ein oder anderen Beitrag zu diesem Thema hier entdeckt und bin froh darüber zu lesen.
Die  "Karrieren" sind  ähnlich und in vielen Punkten finde ich mich wieder.

Es ist ein weiter Weg bis hierher und  zugegeben ist es auch nicht so einfach sich immer wieder mit seinen Fehlern zu konfrontieren.
Gerade wenn alles rund läuft und man sein Leben gut im Griff hat, aber wehe man tut es mal ne Weile nicht.

SHG, stationäre Therapie wegen Glücksspiel liegen nun schon 20 Jahre zurück ..  und dennoch hab ich erneut nicht aufgepaßt und den Spieler in mir einfach aus den Augen gelassen.
Hab mir Spekulationsgeschäfte als "ok" ausgelegt obwohl ich es ganz genau weiß, dass darin der Grund für meine Privatinsolvenz lag.

Bin kaum aus der Restschuldbefreiung raus, hab alte Freiheiten zurückgewonnen und war fast schon stolz auf die letzten 5 Jahre wo sich alles im nicht existenzgefährdenten Rahmen hielt.

Keine Ahnung was er Auslöser war, der Lockdown?  Langeweile? Unzufriedeneit ? Ein paar Euro auf dem Konto ? Oder das Defizit auf bevorstehende Steuernachzahlungen? Ein paar Tausend fehlten nach meiner Berechnung aber ich hatte ja noch Zeit...  warum nicht mit ein bischen CFD-Handel das Defizit versuchen zu begleichen... ein kleiner Versuch mit nur 500€.

Genauer gesagt mit CFD-Handel.. Im Ergebnis hab ich es innerhalb von gerade mal 5 Monaten geschafft mein Leben mit Höchstgeschwindigkeit frontal gegen die Wand zu fahren. Es blieb nicht bei 500,-€
In Summe liegt der Fehlbetrag nun im mittleren 5 stelligen Bereich; Geld welches genaugenommen dem Finanzamt gehört. 

Grundätzlich ist mir bewußt, dass der überhebelte Handel mit schlechter Kapitalisierung meistens zu keinem guten Ende führt. Ok, man entwickelt sich weiter, verfeinert seine Chartanalyse, versucht seine Fundamentalanlyse stetig zu verbessern, lässt jahrelange Erfahrungswerte die mit teurem Leergeld bezahlt wurden einfließen.. irgendwann bekommt man ein Gefühl für Marktgeschehnisse und trifft im kurzfristigen Handel auch öfter mal die richtige Entscheidung. Aber der Dynamik an den Märken Herr zu werden ist ein illusionäres Ziel.. schon gar nicht für die, die nicht mit entsprechender Marge gegenhalten können zu welchen ich zähle.
Aber es schien für mich dennoch gerade genug um die Illusion "finanzielle Defiziete" durch verbesserten Handel zu kompensieren meiner Vernunft überzuordnen und immer wieder aufs Neue die Hoffnung zu befeuern.

Der Tumor einer solchen Risikoberetschaft:
Als Gewinner gibt es keine Probleme, hinzugewonnene Freiheiten, finanzielle Ungebundenheit, verpuffte Sorgen die Belohnung, das Ergebnis gäbe einem Recht für sei handeln. Eine sehr verlockende und süße Vorstellung. Und ob nun Spieler oder nicht stünde nicht zur Debatte.

Wieder ist der letzte  Euro verloren und nun das Erwachen ..wie geht es weiter ? Wo kann ich mir was leihen? Welche Zahlungen lassen sich hinauszögern? Wie stelle ich es an, dass es keiner mitbekommt ? Wann kommt wieder Geld, womit ich vielleicht doch noch eine Chance habe es dann besser zu machen. Sowas von "drauf", dass ich Angst vor mir bekomme.

Ein Teufelskreis aus dessen Sog ich mich nicht befreien kann, aus Angst auf den Blick des bevorstehenden finanziellen Kollapses. Ausblenden so lange es nur irgendwie möglich ist... nun bleibt keine andere Wahl wie sich der Realität zu stellen, die Sache aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Ich erkenne mich als Verlierer wieder, fühle mich schuldig und wünschte es sein nur ein Alptraum gewesen.
Nicht nur das Geld, die Exsitenz die dabei verloren geht, keinen Ausweg über Privatinsolvenz durch eine Sperrfrist von 10 Jahren zu haben wenn man schon mal Restschuldbefreit wurde .... und Geld ist lange nicht alles, man fängt an sich selbst für seine Fehler zu hassen, verbaut den Weg lieben zu können, Beziehungen gehen kaputt, auf kurz oder lang die Gesundheit.

Als Looser darzustehen ist ein verdammt hartes Los und mit das schwerste Eingeständnis.

Die eine Hälfte meines "Doppellebens" stellt den Verlierer dar, die andere, die des Vaters der ein gutes Vorbild sein will und der der einen guten Job macht, es bröckelt gewaltigt.

Mein erster Schritt mich hier und jetzt wieder in die Gemeinde der Spieler zu begeben,  ein selbst unterschätzter Schritt. DIe Erkenntnis, Opfer seines eigenen Fehlverhaltens zu sein,  es hilft irgendwie schon sich auszutauschen. Aber ich glaube auch, dass es noch wichtiger ist dran zu bleiben.

Die größte Gefahr ist die Verwässerung die mit längerer Abstinenz wächst und Rückfälle begünstigt.

Allen ein schönes Wochenende


VG

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Offline taro

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Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #46 am: 13 März 2021, 22:55:49 »

Als Gewinner gibt es keine Probleme, hinzugewonnene Freiheiten, finanzielle Ungebundenheit, verpuffte Sorgen die Belohnung, das Ergebnis gäbe einem Recht für sei handeln. Eine sehr verlockende und süße Vorstellung. Und ob nun Spieler oder nicht stünde nicht zur Debatte.

Moinmoin,

ich muss Dich mal zitieren weil so typisch für mich als Spieler. Das Zitat klingt so schön, ist aber definitiv falsch, ich habe es erlebt. Mit Gewinn gibt es für mich als Spieler kein Ende. Es gibt immer ein mehr, einen noch höheren Einsatz, immer immer weiter.
Provokation in Richtung fags entfernt! Du weißt ja schon wie es geht. Kannst gleich Vollgas geben. Wünsche Dir was.

Taro
« Letzte Änderung: 14 März 2021, 06:05:37 von Olli »

Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #47 am: 14 März 2021, 11:16:19 »
Salü Taro,

Verluste zu verkraften, den Leidensdruck auszuhalten ist das eine und irgendwie scheint es auch in der Natur des Spielers zu stecken dass er das irgenwie hinbekommt.

Mit Gewinnen hingegen umzugehen ist wieder ein ganz anderes Thema und ich gebe dir vollkommen recht.. bist du erst ma ins Plus gekommen sieht die Welt plötzlich vollkommen anders aus.
Je mehr es ist je besser fühlt es sich an (wie das ziehen im Zwechfell wenn mal verliebt ist) ,aber es ist dann plözlich doch noch nicht genug und es fallen einem die Verluste aus der Vergangenheit wieder ein die man ja gerade auch noch mit ausgleichen will oder irgendetwas anderes

Ganz klar geht diese Rechnung in den seltensten Fällen auf.. natürlich machst du weiter 

Wenn du für's erste gesättigt bist dauert es nicht lange und innerlich wird wieder an Konstrukten gebastelt die nicht lange auf sich warten lassen den nächsten Versuch zu starten.

So lange nur das zuvor Gewonnene verloren wird bleibt man noch "cool" ... die Null rückt wieder näher und eigentlich sollte es ja jetzt klappen. Hat es nicht ? ok du schießt Geld nach, was du gewonnen hast ist zwischenzeitlich aufgebraucht. Du willst es nicht wahr haben versucht es zu erzwingen schießt nochmal nach und erst wenn der Multiplikator von dem was du vorher gewonnen hast sich als Verlust  erhöht knallst du wieder auf ...auf nass kaltem Beton  und versteht die Welt nicht mehr.
Es geht los mit Selbstvorwürfen, was ist passiert ? wie bescheuert bin ich eigentlich?  das darf doch nicht wahr sein!.. erzähl das mal einen der steckt dich in die Klapse  .. was hätte man doch alles damit tun können etc. 

Am schlimmsten ist dabei,  egal wir sehr ich mich verurteile, ne kleine Hintertür macht man ich mir dann doch wieder auf. Ich will es nicht so stehen lassen,  beim nächsten mal mache ich es besser.... ja ich kenne dieses Verhaltensmuster nur zu gut.

Ein klasse Hinweis von dir Taro den Bereich nochmal zu durchleuchten

Danke dir

VG 

 
 

Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #48 am: 19 August 2021, 11:16:02 »
Moin zusammen,

ich denke ich kann nach (nur) 14 Monaten Daytrading das Kind beim Namen nennen und habe deshalb auch ein Tagebuch eröffnet. Ich bin vermutlich süchtig nach Börse und dem Kick, den mir das Scalping bereitet. Anfangs war es extrem bestürzend, wenn 300€ einfach so weg waren, weil der KO-Schein wertlos wurde. Jetzt ist es eskaliert und ich habe mich in den letzten Monaten nur noch mit Trading beschäftigt, jeden Monat das Kreditkartenlimit ausgeschöpft und das Ersparte zum Ausgleich einsetzen müssen.

Es wäre super, wenn ihr mal im Thread vorbei schaut, ich versuche nämlich erst einmal ohne externe Hilfe das Ganze in den Griff zu bekommen.

Heute ist Tag 1 und ich ärgere mich jetzt schon, nicht dabei zu sein, als gestern Abend die amerikanischen Indizes und der WTI korrigiert sind.

Die Gefahr, dass man über die Hintertür schnell wieder einsteigt, ist riesig. Es würde 2-3 Minuten dauern und ich könnte mit vollem Kreditrahmen wieder ein paar Tausender verzocken.

Lasst ihr euch sperren? Wie hier einige schon schreiben ist genau das das Problem. Man will das eigentlich nicht möchte die Verluste wieder hereinholen.

Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #49 am: 05 September 2021, 11:52:37 »
Hallo allerseits,

ich bin seit Wochen verzweifelt und depressiv und habe heute morgen spontan Sielsucht und Optionsscheine gegoogelt und dieses Forum hier gefunden. Ich habe einige Beiträge gelesen und musste direkt heulen,
da ich mich darin total wiedererkenne. Ihr seid nicht alleine mit eurem Problem.

Ich hätte bis vor kurzem mir niemals eingestanden, dass das was ich mache irgendwas mit Glücksspiel zu tun hat. Vielleicht darf ich kurz etwas zu meiner Geschichte erklären:

Ich bin freiberuflich im kreativen Bereich tätig. Es gibt Phasen, in denen es finanziell sehr sehr gut läuft und Phasen in denen es nicht gut läuft. Ich fing in einer guten Phase 2012 an mit Aktien kaufen. Einige der Aktien wären mittlerweile ein vielfaches Wert, wenn ich sie behalten hätte. Aber mein Mindsetting war dafür nicht bereit und so verkaufte ich zu schnell um Gewinne mitzunehmen oder verkaufte nie, wenn Verluste entstanden. Dabei habe ich über die Zeit schon einige harte Verluste hinnehmen müssen. 6500 EUR für eine Lithium Aktie zum Beispiel, 3000 EUR bei einer Cannabis Aktie. die Lithium Aktie ist gar nicht mehr gelistet, das Geld ist ausgebucht.
Ich habe in der Zeit von 2012-2013 ein bisschen rumgezockt und dann wieder 2017-2018. 2020 als der Corona Crash kam habe ich panikartig die meisten meienr Aktien verkaut, weil ich dachte, ich kaufe sie später wieder zurück. Das war natürlich dumm, da sie total schnell wieder gestiegen waren.

Da habe ich natürlich auch Verluste eingefahren. Ich weiß gar nicht wieviele Verluste es um 2012 herum waren. Es könnten evtl. 10000 gewesen sein. Ab 2017-2021 schaffte ich es dann nochmal mit 8-9000 EUR ins Minus zu kommen. Ich wollte diese Verluste auf gar keinen Fall hinnehmen und versuchte mit spekulativen Aktienwerten das wieder auszugleichen. Ich las viele Bücher, schaute mit X Youtube Videos an usw. Ich weiß eigentlich, dass man die Fehler, die ich mache nicht machen sollte und mache sie trotzdem. Ich kann und wollte nie akzeptieren, dass ich diese Verluste habe. Es kamm dann kurzzeitig sogar dazu, dass mit dem rasanten Anstieg von Aktien im Frühjahr 2021 mein Verlust nur noch 3000 EUR betrug. Da wurde ich gierig und dachte ich wüsste alles und könnte aus 200 EUR problemlos 400 machen, wenn man mich nur lässt.
Dann kam erstmal ein Rücksetzer und zack war ich wieder 11000 EUR im Minus. Das ging dann ein paar Monate so hin und her zwischen 15000 und 8000 EUR Minus

Dann habe ich Optionsscheine entdeckt. In einem Telegram Kanal, hat einer seine Trades gepostet, die ich kopiert habe. Anfangs liefen die echt gut. Das waren Summen wie 300-500 EUR pro Trade. Aber er lag dann auch immer öfter falsch, so dass ich dachte, man kann auch irgendwas kaufen. Da ich mich auch für Chartanalyse interessiere, habe ich selbst meine Interpretationen angestellt und meine Summen, die ich in Optionsscheine gesteckt habe wurden immer größer, genauso wie die Hebel. Ich kaufte für 2000 EUR KO Zertifikate mit großem Hebel, die ruckzuck ausgeknockt wurden. Immernoch wollte ich einfach meine Verlust wieder gradebügeln, zumindest einen Teil davon sagte ich mir, dann würde ich auch wirklich aufhören. Wenn es mal gut lief kurzzeitig, nutzte ich die Chance natürlich nicht um aufzuhören, sondern dachte ok, jetzt mache ich weiter, es läuft grade so gut.

Ich kann meine Gefühle da überhaupt nicht kontrollieren, ich handle aus Gier und Panik heraus, genau das was man nicht machen sollte.

Ab Juni 2021 wurde es richtig übel: Ich kaufte immer mehr Optionsscheine, die immer häufiger einfach ausgeknockt wurden. Ehe ich mich versah hatte ich weitere 10000 EUR verloren, ich zahlte regelmößig 2-3000 EUR wieder aus Konto ein, da es eine Phase war, in derich gut verdiente. Kurzzeitig schaffte ich es meinen Gesamtverlust von 20000 auf 14000 zu "begrenzen" aber natürlich hörte ich nicht auf. Innerhalb von 3 Wochen fiel ich auf 24000 EUR Minus. Jedes Mal habe ich meine Untergrenze wieder ein Stück erweitert und sagte mir ok bis dahin und nicht weiter. Aber es geht immer weiter. Letzten Freitag führte ich 45 Trades an einem Tag aus. Ich hätte nie gedacht, dass ich süchtig danach bin aber letzte Woche ist es mir bewusst geworden, dass es krankhaftes Verhalten ist. Ich bin wie in einem Rausch, wenn ich das mache. Ich starre teilweise stundenlang auf die Charts und führe Käufe oder Verkäufe bei kleinen Zuckungen im Chart aus. Ich schlafe sowieso sehr schlecht aber in den letzten Wochen schlief ich sehr sehr schlecht. Ich habe manchmal fast Panikattacken und Phasen in denen ich am Boden zerstört bin. Ich rede mit niemandem über das Ausmaß, ich kann es nicht eingestehen.

Meine Freundin hat schon vor 2 Jahren gesagt, dass ich aufhören soll, ich soll ETFS oder Aktien kaufen und einfach liegen lassen aber nicht dieses Hin und Her. Da hatte ich einen Verlust, den sie auch kannte. Den, den ich jetzt habe einzugestehn, kann ich nicht.  Ich bin so enttäuscht von mir selbst. Es kommt mir vor wie in einem Traum. Es ging so schnell, alleine 15000 EUR sind mir in 3 Monaten flöten gegangen. Ich habe in der Zeit gut verdient aber im Grunde alles verzockt. Wer weiß wie es beruflich in den nächsten Wochen läuft.

Manchmal wünschte ich mir, ich würde einfach endlich alles bis auf ein paar vernünftige AKtien verkaufen und mir das Depot jahrelang nicht mehr anschauen, damit ich endlich meine Ruhe damit habe. Es zerstrört mich aber ich habe das Gefühl, ich bin immernoch nicht bereit den Verlust hinzunehmen. Immer denke ich, naja dann mache ich jetzt wenigstens nochmal 3000 EUR wieder gut. Mir graut es jetzt schon davor wenn am Montag die Börsen wieder aufmachen. Bis letzte Woche, habe ich mich darauf eigentlich gefreut und war mir sicher, dass ich das alles wieder hinbiege aber jetzt habe ich das Gefühl mein Geld wird einfach nur vernichtet und es schadet meiner Gesundheit.
Es ist so schwer für mich zu akzeptieren, dass ich soviel Geld verloren habe, dass ich mir über die Jahre erarbeitet habe. Ich möchte mir auch mal eine Wohnung oder ein Haus kaufen und jetzt habe ich jahrelange Ersparnisse verloren. Ein paar Jahre sind einfach weg. Es isrt so deprimierend


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Offline Wolke 7

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Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #50 am: 05 September 2021, 14:19:55 »
Hallo lieber Mensch,

ich möchte dich nicht so ansprechen, wie du dich hier angemeldet hast,weil du einfach kein I..... bist.

Dein Vorstellungsthread ist sehr von Zahlen geprägt und als Spekulant, ist man wahrscheinlich davon sehr begeistert und muss diese auch immer vor sich haben. Ich ,als Automatenspieler ,war immer gehetzt.....es mussten mehrere Automaten sein und die 5 min Zwangspause waren die Hölle. Im restlichen
Leben musste auch alles immer schnell gehen. Ich musste viel lernen, das ich wieder alles runterregulieren konnte,ich wieder zur alten Ruhe und Gelassenheit finde.

Du musst das für dich auch lernen ,wieder zur Ruhe kommen. Du möchtest nicht mehr spekulieren oder? Du bist freiberuflich und kannst deine Finanzen nicht abgeben. Sperren lassen geht bei dir auch nicht.
Ich kann nur dringend raten mit deiner Freundin zu reden und dir professionelle Hilfe zu suchen. Mach bei einer Suchtberatung einen Termin, die helfen bei eventuellen Therapien weiter und auch bei einer SHG .

In meiner SHG war auch ein Börsenspekulant,der aber nicht freiberuflich war,er hat seine EC Karte abgegeben, konnte kein onlinebanking mehr machen und bekam erstmal Taschengeld von seiner Frau. Er hat seine komplette Familie eingeweiht.  Die Angst sie zu verlieren war sehr groß, deswegen nahm er jede Hilfe an ,die er kriegen konnte und als ich die Gruppe verließ ,war er ein Jahr spielfrei. Egal welche Spielsucht man ausübt ,in einer SHG kann jeder jedem helfen. Man kann ihn spiegeln,ihm aufzeigen, was er nicht sieht,nicht mehr wahrnimmt. Diese 90-120 min in der Woche können ganze Leben verändern. 

Wie könntest du deiner Meinung nach dir selbst Hürden einbauen, das du  mit keinen Aktien, Optionsscheinen usw mehr handelst?

LG Wolke

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Offline Olli

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Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #51 am: 05 September 2021, 14:28:32 »
Hi und willkommen!

Ich hätte da einen anderen Namen für Dich: Laienboxer!

Wieso? Das siehst Du hier in einem Auszug aus "12 Schritte, aber wie?" der AS:

Zitat
Schritt 1:

"AUFHÖREN ZU KÄMPFEN, ZUGEBEN, DASS WIR DEM SPIELEN GEGENÜBER MACHTLOS SIND"

Im ersten Teil von Schritt l kommt der Spielabhängige zum alles entscheidenden Punkt, wenn er bereit wird, zuzugeben, dass er dem Spielen gegenüber machtlos, d.h. vom Spielen abhängig ist. Dieser Schritt sieht so einfach aus, Ist aber doch für die meisten Spielsüchtigen so ungeheuer schwer, weil soviel daran hängt:
Dieser Schritt ist so schwer, weil der Abhängige die Illusion für sich braucht, das Spielen zu beherrschen, um mit ihm weitermachen zu können. Ohne die Aussieht des Spielens scheint ihm das Leben keinen Sinn zu haben. Deshalb hält er, trotz aller gegenteiligen Erfahrungen an der Vorstellung fest, dass er das Spiel meistern kann, auch wenn es immer nur für "ein Spiel" ist, er in die Kneipe, die Spielstätte, Spielothek oder in das Casino geht, um sich dann nach Stunden oder Tagen in einem fürchterlichen Zustand wieder zu finden.
Er glaubt jedes Mal, dass dies nur ein momentaner Unfall gewesen ist und dass es das nächste Mal anders sein wird, bzw. dass seine Stabilität kurz vor der Tür steht.
Solange er diese Hoffnung noch hat, kann er das Spiel weiter gebrauchen, mit ihm experimentieren, mit ihm kämpfen. In diesem aussichtslosen Kampf gleicht ein Spieler einem Laienboxer, der gegen Cassius Clay in den Ring steigt. Nach wenigen Augenblicken ist er von den Füßen und liegt ohnmächtig im Ring, aber jedes Mal steht er wieder auf, um weiterzumachen, weil er sich weigert, das Handtuch zu werfen und zu kapitulieren.
Dieses Kapitulieren ist so schwer, weil es als Eingeständnis des eigenen Versagens erlebt wird. Unterstützt wird dieses Missverständnis durch die Vorwürfe und Ermahnungen, die der Spielabhängige von sich selbst und auch aus seiner Umgebung erfährt, dass sein Verhalten Ausdruck von Willensschwäche und Charaktermangel sei. Hat er nicht immer wieder versprochen, sich zu bessern und seine Versprechungen nicht eingehalten?  Aber Machtlosigkeit dem Spielen gegenüber ist keine Willensschwäche und kein Charaktermangel (denn Abhängige sind oft sehr willensstarke Menschen). Zugeben der Machtlosigkeit ist der Ausdruck der Erfahrung, dass da etwas stärker ist als ich, das ich nicht kontrollieren kann.
Das Zugeben der Machtlosigkeit ist so schwer, weil manche Machtlosigkeit als Ohnmacht und Hilflosigkeit verstehen, missverstehen - wie wir meinen. Sie erleben Schritt 1 damit als Zumutung, sich als klein und hilflos darzustellen.
Zugeben der Machtlosigkeit ist aber genau das Gegenteil. Es bedeutet, dass ich aufhöre zu jammern und zu klagen und mich für das Opfer der Umstände, einer Erziehung oder sonstiger Widrigkeiten zu halten. Zugeben der Machtlosigkeit ist eine mutige Tat, dass ich mich meiner Realität stelle und sie nicht mehr beschönige.
Zugeben der Machtlosigkeit ist so schwer, well dieses unseren Stolz trifft, die Einbildung, unser Leben völlig zu kontrollieren und in der Hand zu haben.
Das trifft die Größtphantasien des Spielsüchtigen, der glaubt, es alleine schaffen zu können und keine Hilfe von anderen zu gebrauchen. Dieser Schritt fällt so schwer, weil wir nicht wissen, wie es dann weitergehen soll. Das kämpfen gab uns wenigsten noch die Illusion, dass wir noch mitbestimmen, noch kontrollieren können. Wenn wir kapitulieren, geben wir uns auf. Was bleibt uns dann?
Dieser Schritt ist so schwer, weil er uns erinnert an die Erfahrungen in Grenzsituationen unseres Lebens, wie zum Beispiel bei Geburt und Tod, und auch beim Orgasmus in der sexuellen Vereinigung mit einem anderen Menschen.
In diesen Situationen haben wir nicht die Kontrolle des Geschehens in unserer Hand, sondern wir erleben, dass hier etwas stärker ist als wir selbst, dass hier etwas mit uns geschieht. Und davor haben wir alle Angst, der Abhängige offenbar in besonderer Weise (siehe Schritt 3). Um diese Angst zu vermelden, kämpft er gegen die Realität, bringt sich selbst in äußerste Gefahr und verbindet zugleich, dass Wachstum In Ihm geschieht.
Zugeben der Machtlosigkeit ist deshalb nicht nur angstvoller Abschied von Altem und Vertrautem, mit dessen Hilfe wir bisher unser Leben zu meistern versuchten, sondern auch der Anfang von etwas Neuem, durchaus einer Geburt vergleichbar.
Aufhören zu kämpfen schafft Raum für neues Leben, das ich bisher gerade durch mein Bemühen, nicht aufzugeben, verhindert habe. Das Zugeben der Machtlosigkeit ist deshalb eine ungeheure Befreiung die Erfahrung einer neuen Erlaubnis zum Leben:
- Ich brauche nicht mehr zu kämpfen!
- ich brauche nicht mehr mich selbst zu zerstören, indem ich beweise, dass ich es doch schaffe!
- Ich darf leben, stabil leben!
 Viele, die den ersten Schritt vollzogen haben, berichten, dass nach dem Auf und Ab von Angst, Trauer und Zweifeln ein starkes Gefühl der Freude, der Erleichterung und der Ruhe in ihnen Platzt ergriffen habe.

Nehme Dir einen Augenblick Zeit und frage Dich:
- Wo habe ich in meinem Leben Machtlosigkeit
dem Spielen gegenüber und auch sonst erfahren?
- Wie habe ich mich gegen das Zugeben der Machtlosigkeit gewehrt?
- Welche Ängste, welche Trauer und welchen
Ärger spüre ich, wenn ich zugebe, dass ich machtlos bin ?

"... UND UNSER LEBEN NICHT MEHR MEISTERN KONNTEN"

Der zweite Teil von Schritt 1 weist darauf hin, dass Spielsucht/Spielabhängigkeit keine isolierte Sache ist, sondern immer etwas mit unserem ganzen Leben zu tun hat.
Nicht wenige Abhängige sagen am Anfang Ihrer Stabilität: "Sonst ist alles in Ordnung bei mir...... wenn nur das Spielen nicht wäre." - Sie wehren sich damit ihr Leben näher anzusehen und halten die Meinung aufrecht, es genüge, nur nicht mehr zu spielen.
Aber das hilft erfahrungsgemäß nicht weiter, wenn wir nur etwas weglassen, von dem wir uns sehr lange viel versprochen hatten. Die zwölf Schritte zielen auf eine Neuordnung unseres Lebens hin, und darum ist es wichtig zu wissen, wie unser gesamtes Leben mit dem Spielproblem verflochten ist.

Frage Dich deshalb?
- Was sind meine Probleme im Beruf?
- Wie komme ich mit mir selbst zurecht?
- Bitte darüber hinaus Deine Angehörigen, Deine Freunde und Kollegen am Arbeitsplatz um Rückmeldungen, was sie mit Dir erlebt haben und wie sie sich dabei fühlten.
- Wenn Du in einem Kuraufenthalt oder in einer Therapie bist, lasse Dir von den Betroffenen Briefe schreiben, bzw. gehe gemeinsam mit Deinen Angehörigen in ein Familien- oder Partnerseminar, wo diese Fragen bearbeitet werden können. Wenn Du bereit bist, diese Untersuchungen vorbehaltlos zu machen, wirst Du wahrnehmen, dass uns das Spielen unfähiger machte, mit unseren Problemen umzugehen.
- Vielleicht hatten wir uns mal versprochen, bestimmte Probleme durch das Spielen zu lösen (wie z.B. mehr als 10 Stunden zu arbeiten, besser zu schlafen, ruhiger zu argumentieren, gefälliger zu sein, uns von den Sorgen und Problemen des Alltags abzulenken); aber letzten Endes hat das Spielen doch nicht das gehalten, was es versprochen (was wir uns davon versprochen haben), denn die Probleme die wir hatten, sind am Ende größer geworden, anstatt kleiner.

Das ist die eine Seite der Bedeutung dieses Satzes, die besagt: Dann, wenn das Spiel in unser Leben kommt, können wir unser Leben nicht mehr meistern.
Schon lange bevor das Spiel sichtbar in unser Leben getreten ist, haben wir unser Leben nicht mehr meistern können. Dieser erweiterte Ansatz macht deutlich:

- dass es nicht nur darum geht, das Spielen aufzugeben, sondern, dass eine Neueinstellung unseres Lebens nötig Ist.
- dass Grundprobleme und Engpässe in unserem Leben vorhanden sind, auf die ich eine Antwort finden muss, um weiterhin stabil zu leben.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #52 am: 06 September 2021, 20:41:43 »
Dieser Thread hat mir vor einigen Monaten geholfen zu verstehen, was gerade bei mir passiert ist. Denn mal abgesehen von diesen Forum, findet man kaum was zu diesem spezifischen Thema.
Ich habe mir alle eure Texte aufmerksam durchgelesen und bin euch echt dankbar dafür. Sie haben mir bei geholfen, dass Geschehene etwas besser zu verarbeiten.
In diversen Berichten von euch habe ich mich wieder erkannt. Nie habe ich mein Verhalten an der Börse mit Spielsucht assoziiert, jedoch scheint zweifellos einige Paralellen zu geben.

Himmel und Hölle liegen an der Börse sehr nah beinander. Bei mir waren es, wie auch bei einigen Vorrednern, die Kryptowährungen welche mich krass in ihren Bann gezogen haben. Mit  Derrivate können in paar Minuten Tausende gewonnen oder Tausende verloren gehen. Mieser Film und leider sind wir damit wohl bei der Königsklasse des Zockens angelangt ::) Die Verluste, welche sich während dieser Phase ergeben haben, sind nicht wirklich rosiger als eure. Bin froh seit einigen Monaten weg davon zu sein, es liegt aber noch ein gutes Stück Arbeit vor mir.
Ich verzichte auf eine Auflistung meiner Ereignisse, sie sind jedoch sehr ähndlich wie bei den bereits hier erwähnten Posts.
Warum ich das schreibe? Um zu zeigen, dass ihr nicht alleine seid. Die Erkenntnis ist erstmal hart aber es wird bergauf gehen!
Wenn sich jemand darüber per PN austauschen möchte, schreibt mich an. Auch ich habe noch Gesprächsbedarf um besser damit umzugehen.
 
Zitat
Ich bin wie in einem Rausch, wenn ich das mache. Ich starre teilweise stundenlang auf die Charts und führe Käufe oder Verkäufe bei kleinen Zuckungen im Chart aus. Ich schlafe sowieso sehr schlecht aber in den letzten Wochen schlief ich sehr sehr schlecht. Ich habe manchmal fast Panikattacken und Phasen in denen ich am Boden zerstört bin. Ich rede mit niemandem über das Ausmaß, ich kann es nicht eingestehen.

So war es dann am Ende auch bei mir. Es fing alles ganz seriös an aber ab nem gewissen Punkt ging total die Kontrolle verloren. . Irgendwann steigt die Risikobereitschaft und die Hebel werden grösser in diesem so oder so schon volatilen Markt... Mir wird unheimlich, wenn ich daran zurück denke.


Zitat
Heute ist Tag 1 und ich ärgere mich jetzt schon, nicht dabei zu sein, als gestern Abend die amerikanischen Indizes und der WTI korrigiert sind.

So fest ich deine Aussage verstehe, würde dir ans Herz legen zumindest einmal Abstand zu gewinnen und dein bisheriges Verhalten an der Börse zu reflektieren. Was nun folgen wird wenn du weitermachst sind nur Verzweiflungstaten die sehr schmerzvoll werden können. An diesem Punkt sind keine Handlungen mehr möglich, welche du zu deinen Gunsten steuern kannst.

Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #53 am: 29 September 2021, 13:48:57 »
In diversen Berichten von euch habe ich mich wieder erkannt. Nie habe ich mein Verhalten an der Börse mit Spielsucht assoziiert, jedoch scheint zweifellos einige Paralellen zu geben.
Jepp, die Erfahrung hatte ich auch gemacht (habe meine Story damals hier veröffentlicht: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,4359.msg36029.html#msg36029), das Erlebnis hat mir in 2020 einen sechsstelligen Verlust beschert. Mit 1,5 Jahren Abstand kann ich sogar mittlerweile darüber schmunzeln, die Erfahrung war zwar teuer aber richtig und wichtig.
Im Gegensatz zu Online-Casinos und Sportwetten ist es an der Börse mit entsprechenden Regeln und Disziplin möglich sein Geld systematisch zu vermehren allerdings fürchte ich dass die Dunkelziffer pathologischer Zocker im CFD- und Zertifikate-Bereich hoch ist. Die Grenze zwischen einem spekulativen Trade und eben Zockerei ist fließend. Und das perfide daran ist dass viele in den ja hochseriösen Finanzmärkten gar nicht bemerken dass sie einer Kontrollillusion unterliegen. Mich interessiert das Thema Spielsucht nach wie vor und thematisch passt es schon hier her.

Zitat
Ich bin wie in einem Rausch, wenn ich das mache. Ich starre teilweise stundenlang auf die Charts und führe Käufe oder Verkäufe bei kleinen Zuckungen im Chart aus. Ich schlafe sowieso sehr schlecht aber in den letzten Wochen schlief ich sehr sehr schlecht. Ich habe manchmal fast Panikattacken und Phasen in denen ich am Boden zerstört bin. Ich rede mit niemandem über das Ausmaß, ich kann es nicht eingestehen.
Das Gefühl ist leider auch gut bekannt, ich denke nicht gerne daran zurück. Heute handhabe ich das so, wie es auch im institutionellen Umfeld gemacht wird: es wird ein Plan erarbeitet und dann, wenn man die Statistik auf seiner Seite hat, wird jede Order mit fest definierten S/L und Profitmarken eingegeben. Den Rest machen Handelsrechner und man selbst muss nicht mehr auf irgendwelche Charts schauen, man wird dann nicht dazu verleitet den jeweiligen Markt als Casino-Ersatz zu sehen

Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #54 am: 07 Januar 2022, 09:46:09 »
Nach langer Zeit nochmal ein kurzes Update von meiner Seite: bin seit dem 28.12. nun schon drei Jahre spekulationsfrei. Ab und zu denke ich mal an die Zeit zurück, aber unterm Strich möchte ich dahin nicht wieder zurück.

Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #55 am: 07 Januar 2022, 09:53:17 »
[...]Heute handhabe ich das so, wie es auch im institutionellen Umfeld gemacht wird: es wird ein Plan erarbeitet und dann, wenn man die Statistik auf seiner Seite hat, wird jede Order mit fest definierten S/L und Profitmarken eingegeben. Den Rest machen Handelsrechner und man selbst muss nicht mehr auf irgendwelche Charts schauen, man wird dann nicht dazu verleitet den jeweiligen Markt als Casino-Ersatz zu sehen

@blow_up: Das würde ich mich übrigens nicht trauen. Hätte zu viel Respekt, irgendwann wieder in alte Verhaltensmuster zurückzufallen (wenn man trotz aller Disziplin das Gefühl hat, besser als der Handelsrechner zu sein und dann abweicht und größere Hebel fährt...)  ::).

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Offline Olli

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Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #56 am: 07 Januar 2022, 10:05:20 »
Cool ... drei Jahre ... wie die Zeit vergeht ... :)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline FOMO

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Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #57 am: 25 Januar 2022, 23:53:39 »
Hallo zusammen
Schön dass ich dieses Forum entdeckt habe und solch gut formulierte Beiträge lesen durfte.
Da ich mich ziemlich schäme, mit meinen Freunden darüber zu reden, tut es mir vermutlich gut, hier mal meine Geschichte zu erzählen.
Ich bin heute 40ig und habe früher als Bankberater gearbeitet und kenne mich mit der Börse gut aus. Als Berater habe ich meinen Kunden immer geraten: Aktien kaufen und liegen lassen - aber für mich persönlich habe ich das leider nie gemacht :-). Als ich anfing bei der Bank zu arbeiten, erlebte ich den 2000er-Tech-Bubble-Crash. Danach habe ich immer wieder mal ultra-spekulative Aktien oder Optionsscheine gekauft und meistens das Geld vernichtet. Wenn ich mal Aktien mit Gewinn am Laufen hatte, stieg ich viel zu schnell aus. Ich hatte keine Geduld. Die Verluste waren zwar ziemlich hoch, aber ich konnte es verkraften weil ich sparsam lebte und keine Familie habe. Trotz Verlusten konnte ich ein Vermögen aufbauen. Ab 2019 dachte ich, dass die Börse überbewertet sei und startete immer wieder Short-Versuche, d.h. ich setzte auf fallende Kurse. Sie fielen leider nicht sondern stiegen weiter an. Dann hatte ich meinen Glücksmoment: Vor dem Coronacrash im März 2020 ging ich short und zack hatte ich 10'000 Euro Gewinn. Ich dachte mir natürlich, dass ich das wiederholen könnte. Die Erholung der Märkte im 2020 und 2021 fand ich übertrieben und ging dann x-mal short, immer ohne Erfolg. Ich habe auch angefangen mit CFD - das kann man halt einfach auf dem Mobiltelefon benutzen und überall traden. Schlussendlich habe ich in den letzten 1.5 Jahren sicher 1/4 meines Vermögens verzockt (ca. 50'000 Euro). Und ich will nicht noch mehr verzocken. Ich bin getrieben davon, meinen Verlust wieder reinzuholen, weil ich eigentlich vielfach richtig gelegen bin in den letzten Wochen, aber immer durch ganz knappe Knockouts und SLs aus dem "Spiel" genommen wurde. Danach gings dann wieder in die von mir vorhergesagte Richtung und ich begann panikartig hinterher zu traden. Abende lang am Mobiltelefon. Auch las ich in Börenforen immer wieder Kommentare, wie sie dort fast alle super Gewinne gemacht haben etc.. Ich dachte mir: Du musst doch auch nachhaltig traden können etc.. Ich las Bücher und fing aber an wie im Gleichgültigkeits-Rausch auf Disziplin, starre Regeln etc. zu verzichten und tradete auch emotional. Aber am letzten Freitag als der Nasdaq ca. -2.7% gemacht hat (und später noch tiefer ging) und ich schon vorher auf einen Bounce gehofft hatte, habe ich die Geduld endgültig verloren und gedacht, mehr als 2-3% fällt der nicht und bin mit hohen Hebeln rein etc.. Fakt ist, ich habe nochmals eins richtig auf die Fresse gekriegt und habe festgestellt, dass ich börsensüchtig bin. Es tut mir nicht gut und ich nutze meine Zeit nicht mehr gross anderweitig. Meine Freundin ist leider vor ein paar Monaten ausgezogen (wir haben uns getrennt) und irgendwie habe ich einfach meine Freizeit mit Traden (auch während der Arbeit im Homeoffice) ausgefüllt. Jetzt bin ich an einem Punkt angekommen, wo ich überlege, nochmals mein Trading-Konto aufzufüllen und die vergangenen Verluste diszipliniert wieder zurück zu traden. Ich muss schon ein wenig Lachen während ich das schreibe...und warum ist mein Nickname FOMO? Das heisst Fear of missing out - und genau das Gefühl belastet mich sehr, ich habe Angst die besten Gelegenheiten zu verpassen....und der Griff zum Mobiltelefon ist ja ganz einfach....
« Letzte Änderung: 25 Januar 2022, 23:57:38 von FOMO »

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Offline Olli

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Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #58 am: 26 Januar 2022, 09:05:29 »
Hi und herzlich willkommen!

Zitat
und warum ist mein Nickname FOMO? Das heisst Fear of missing out - und genau das Gefühl belastet mich sehr, ich habe Angst die besten Gelegenheiten zu verpassen....und der Griff zum Mobiltelefon ist ja ganz einfach....

Und? Hast Du zum Telefon gegriffen?

Ich möchte Dir gerne eine Aufgabe stellen ... schaue einfach mal, wo Du stehst. Was hast Du bisher im Leben so erreicht? Woran hindert Dich nun die Angst etwas Großes zu verpassen?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #59 am: 27 Januar 2022, 00:15:56 »
Da ich mich ziemlich schäme, mit meinen Freunden darüber zu reden, tut es mir vermutlich gut, hier mal meine Geschichte zu erzählen.
Hi FOMO, ich versuche mal meinen Senf dazu zu geben da ich mich mit dem Thema Trading und (potenzielle) Spielsucht beschäftigt habe. Eine Nische hier im Forum, meine eigene Geschichte samt Weg hierher kannst du in diesem Faden nachlesen: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,4359.msg36029.html#msg36029

Zitat
Ab 2019 dachte ich, dass die Börse überbewertet sei und startete immer wieder Short-Versuche, d.h. ich setzte auf fallende Kurse. Sie fielen leider nicht sondern stiegen weiter an. Dann hatte ich meinen Glücksmoment: Vor dem Coronacrash im März 2020 ging ich short und zack hatte ich 10'000 Euro Gewinn. Ich dachte mir natürlich, dass ich das wiederholen könnte. Die Erholung der Märkte im 2020 und 2021 fand ich übertrieben und ging dann x-mal short, immer ohne Erfolg.
Du kennst sicherlich den Spruch "trade what you see". Meine hohen Verluste kamen dann zustande wenn ich der Meinung erlag wissen zu müssen was wohl passieren wird. Wenn man in "überbewertet" und "unterbewertet" denkt. Wenn man ernsthaft an der Börse unterwegs ist muss man es wie ein Business sehen, die Einnahmen (Gewinne) müssen die Ausgaben (Verluste) übersteigen aber letztere gehören mit dazu, man muss sie akzeptieren und sie immer(!) begrenzen. Das läuft über lange und langweilige Excel-Dateien und Journale ab, es ist definitiv kein Spiel. Auch wenn viele es als solches verstehen, es knallbunte Trading-Apps gibt die genau so gut ein Online-Casino darstellen können - frage dich selbst wem das was nutzt. Der Erwartungswert deiner Geschäfte muss positiv sein. Meinst du es gäbe auch nur ein Online-Casino wenn deren Erwartungswert nicht positiv wäre? In Sachen Spielsucht und deren pathologischen Muster habe ich bei weitem nicht die Erfahrung wie andere User hier, aber ich meine gerade bei Börsengeschäften den schmalen Grat ausfindig gemacht zu haben: es ist die Kontrollillusion. Wenn immer man denkt "das muss korrigieren", "das muss jetzt wieder steigen", "unterbewertet" / "überbewertet"... Löse dich davon, sonst kommst du auf keinen grünen Zweig.

Ich war als ich vor 2 Jahren meinen Beitrag hier verfasst hatte an einem Punkt an dem ich derart paralysiert über mein dämliches Tun war dass ich am liebsten alles hingeschmissen hätte und mir nie wieder einen Chart angeschaut hätte. Nur war ich beruflich dazu verdonnert im FX Hedging eines großen Konzerns weiterhin genau anzuschauen was da an den Märkten passiert. Wenn ich süchtig nach Alkohol, Online-Casinos oder Pornos bin und mir das den ganzen Tag reinziehe dann sieht auch ein Außenstehender dass der oder diejenige wohl ein Problem hat, wenn man den ganzen Tag Charts und Tabellen anschaut dann macht man ja was "seriöses" und kommt ggf als besonders fleißig rüber. Man kann sich aber genau so damit ruinieren, das ist Fakt. Letztendlich bin ich froh dass ich heute meinen Handel im Griff habe - was natürlich nicht heißt dass es auch weiterhin Drawdowns gibt.

Ich habe auch angefangen mit CFD - das kann man halt einfach auf dem Mobiltelefon benutzen und überall traden. Schlussendlich habe ich in den letzten 1.5 Jahren sicher 1/4 meines Vermögens verzockt (ca. 50'000 Euro). Und ich will nicht noch mehr verzocken. Ich bin getrieben davon, meinen Verlust wieder reinzuholen, weil ich eigentlich vielfach richtig gelegen bin in den letzten Wochen, aber immer durch ganz knappe Knockouts und SLs aus dem "Spiel" genommen wurde. Danach gings dann wieder in die von mir vorhergesagte Richtung und ich begann panikartig hinterher zu traden.
Provokative Frage dazu: wie viele Experten kennst du aus deiner Bank-Vergangenheit die mit CFDs oder Knockout-Zertifikaten handeln? Wie ist denn der Erwartungswert dabei (Stichworte Slippage, Spreads, Finanzierungskosten etc.)? Bei den CFD-Buden wird es dir sogar unter die Nase gerieben, weil die gesetzlich dazu verdonnert wurden es zu veröffentlichen. Nehmen wir mal einen beliebigen, großen Anbieter - auf deren Webseite steht:

"CFDs sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. 74 % der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFDs funktionieren, und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren. Optionen und Turbozertifikate sind komplexe Finanzinstrumente und gehen mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren."

Aha, 74% verlieren also systematisch Geld damit. Diese Info an sich ist übrigens interessant wenn man dann noch schaut wie die Anleger im Schnitt positioniert sind ;-) Klar, auf Zigarettenpackungen sind auch schreckliche Bilder drauf und es gibt Raucher/innen. Und vermutlich müssen Online-Casinos nicht offenlegen welcher Prozentsatz der Spieler Geld verliert, ich tippe die Zahl wäre nicht 74% sondern eher 99%. CFDs wurden für Kleinanleger geschaffen um diese auszubeuten, der Vergleich mit OCs ist so abstrakt nicht.

Zitat
Auch las ich in Börenforen immer wieder Kommentare, wie sie dort fast alle super Gewinne gemacht haben etc.. Ich dachte mir: Du musst doch auch nachhaltig traden können etc..
Naja in den Börsenforen und bei Twitter liest man immer was über die super Gewinne. Die Verluste erwähnt man dort eher selten. Jeder Händler der nachhaltig profitabel handelt wird dir offen sagen dass man auch Verluste akzeptieren muss. Dass der Markt immer recht hat, nicht die eigene Meinung. Dass Disziplin das A und O ist und Emotionen fehl am Platze sind, das eigene Ego lieber leise sein sollte (PS: deswegen sind Frauen auch erfolgreicher in diesem Geschäft)

Zitat
Jetzt bin ich an einem Punkt angekommen, wo ich überlege, nochmals mein Trading-Konto aufzufüllen und die vergangenen Verluste diszipliniert wieder zurück zu traden. Ich muss schon ein wenig Lachen während ich das schreibe...und warum ist mein Nickname FOMO? Das heisst Fear of missing out - und genau das Gefühl belastet mich sehr, ich habe Angst die besten Gelegenheiten zu verpassen....und der Griff zum Mobiltelefon ist ja ganz einfach....
Zurück traden kann man hier gar nix. Du kannst entweder frische Gewinne machen oder frische Verluste. Und bisher hast du unterm Strich mit deinem Vorgehen Verluste erzeugt. Warum sollte dieser Weg also irgendwie zielführend sein? Entweder du ziehst jetzt einen Schlussstrich, sagst der Börse Auf Nimmerwiedersehen oder du versuchst in einen profitablen Handel zu gelangen und dafür musst du nicht in dein Trading-Konto investieren sondern in dich selbst, in dein Mindset, deine Disziplin. Handelsprotokoll, vor jedem Trade Ziel und Stop festlegen. Vergiss die dämlichen Hochglanz-Videos mit irgendwelchen Lamborghinis, das ist alles Quatsch. Das ist harte Arbeit - die nicht immer fair bezahlt wird. Die berühmten 10.000 Stunden haben bei mir wohl gar nicht gereicht, es hat über zehn Jahre gedauert bis ich es meine einigermaßen verstanden zu haben .Und da sind wir dann in der wohl kapitalistischsten Maschinerie die es auf unserem Planeten gibt plötzlich ganz nah beim alten Marx, frei nach dem Motto nur mit Arbeit entsteht ein Wert.

Ich möchte Dir gerne eine Aufgabe stellen ... schaue einfach mal, wo Du stehst. Was hast Du bisher im Leben so erreicht? Woran hindert Dich nun die Angst etwas Großes zu verpassen?
Ha, geniale Frage. Die sollte man sich in der Tat immer wieder selbst stellen, danke dafür.

 

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