Lieber Margin Call,
Deine Geschichte hat mich sehr berührt und damit auch geholfen. Ich möchte Dir sehr danken!
Ich habe die gleiche Suchtentwicklung, wie Du durchlaufen. Ich bin auch abhängiger Trader und verliere immer wieder die Kontrolle bis ich mehr verliere, als ich habe. Dieses Tradingproblem habe ich seit nun 20 Jahren. In Behandlung bin ich seit 2 Jahren und hatte zwei längere (einmal 2 Monate und einmal 10 Monate) Abstinenzen.
Bei meiner letzten Abstinenz habe ich dann über meine Frau endlich ein normales Investment-Depot aufgebaut, wo ich langfristig investiere. Wir entscheiden gemeinsam, aber den Zugang zum Depot hat nur sie. Tatsächlich habe ich mir den Zugriff auf meine Konten schon lange entzogen, sonst hätte ich es nie geschafft.
=> Das kann ich jedem Spielsüchtigen empfehlen: "Reißt die Brücken ein!" Wenn ihr keinen Zugriff auf Euer gesamtes Geld habt, dann könnt ihr es auch nicht verzocken.
Zuletzt habe ich vor wenigen Monaten Bitcoins gekauft.
Und ja, der Kurs hat sich einfach so vervierfacht. Ich saß also auf einmal vor einem Berg an Gewinnen und wußte nicht weiter. Das Geld macht mich ja eigentlich nicht glücklich.
Natürlich hat die Sucht mich dann wieder ergriffen. Erst fing ich nur ganz langsam an, ein Trade pro Tag, dann zwei...
Und dann kam es, wie es kommen mußte: Ich bin in alte Muster verfallen, habe unnötige Verluste gemacht, die selben Diskussionen und Verhandlungen im Kopf und dann kam wieder dieser Schmerz: Warum? Warum schon wieder? Ich war doch geheilt? Und wieder so viel Geld verzockt. :-(
Einer hat es hier schon geschrieben: Wir sind "Alkoholiker" und werden wohl nie geheilt werden. Wir können damit nicht umgehen. Zumindest kann ich für mich so sprechen, ich bin ein verkorkster Trader, der seine Gier nicht im Griff hat.
Zur Info: Ich bin gelernter Banker und zertifizierter Börsianer. Ich habe seit über 20 Jahren mit der Börse zu tun, würde mich als den Super-Experten bezeichnen.
Nur Traden kann ich nicht. Meine Gier und mein Temperament habe ich einfach nicht im Griff. Klassischer Kontrollverlust, der mich schon sehr viel Geld gekostet hat.
Auch ich kann von Glück reden, dass meine Frau mich nicht verlassen hat. Wir haben Kinder und sind soeben in unsere neue Wohnung eingezogen. Ich hatte viel Glück in meinem Leben, sehr viel Glück, trotz der Sucht oder gerade wegen der Sucht. Ich weiß es nicht. Aber ich bin dankbar.
Vor allem Dankbar für Deine Beiträge hier und dass du Deinen Weg mit der Welt und uns geteilt hast.
Ich habe jedes Deiner Worte gelesen und mit meinem Herzen gefühlt. Es hat mir Kraft gegeben, dass ich nicht alleine bin. Denn Tradingsucht ist wirklich etwas seltsames, dass man mit Glückspiel nicht vergleichen möchte. Auch wenn es genau das ist.
Du hast mir sehr geholfen wieder einmal einen Schluss-Strich zu ziehen. Bereits gestern habe ich alles verkauft und heute morgen das restliche Geld an meine Frau transferiert. "Die Brücke ist wieder zerstört." Ich kann jetzt nicht mehr traden und fühle mich glücklich. Ich habe vor Glück eben richtig geweint. Das hat befreit.
Ich danke Dir!
Halte durch und feiere Dich. Du bist ein großer Mann, ein mutiger Mann und zwei Jahre Abstinenz darfst Du feiern.
Ich hoffe, ich kann Deinem großartigen Beispiel folgen und werde mich hier zwischendurch auch melden.
Bin gespannt, wie Deine Geschichte weiter geht und natürlich interessiert mich auch Meine.
In diesem Sinne, lasst uns fröhlich sein!
bis bald,
FinanzJunky