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Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse

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Offline FOMO

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Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #60 am: 27 Januar 2022, 18:31:17 »


Und? Hast Du zum Telefon gegriffen?

Ich möchte Dir gerne eine Aufgabe stellen ... schaue einfach mal, wo Du stehst. Was hast Du bisher im Leben so erreicht? Woran hindert Dich nun die Angst etwas Großes zu verpassen?
[/quote]

Hallo und herzlichen Dank für die sehr intelligente Frage.

Ich habe zum Mobiltelefon gegriffen ja, aber kein Geld mehr eingezahlt sondern nur die Kurse angeschaut. Das ist so eine Gewohnheit. Aber mir ist auch bewusst geworden, wie viel Freizeit ich in das "Hobby-Trading" investiert habe und es schockiert mich....

Zu deiner Frage: Sie beschäftigt mich und hat mir Trost gespendet. In den letzten Monaten habe ich viel  Freizeit verpasst mit sinnlosem Kurs beobachten und entscheiden, was ich jetzt tun sollte. Ich war getrieben von der Angst, etwas zu verpassen. Aber eigentlich habe ich im Leben einiges erreicht und bin grundsätzlich zufrieden. Die FOMO-Angst hindert mich, mein Leben zu leben so wie es mir guttun würde...

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Offline Olli

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Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #61 am: 27 Januar 2022, 18:48:20 »
Hi!

Zitat
Aber eigentlich habe ich im Leben einiges erreicht und bin grundsätzlich zufrieden. Die FOMO-Angst hindert mich, mein Leben zu leben so wie es mir guttun würde...

Richtig! Die Angst hindert Dich zudem daran das Erreichte zu genießen!

Eigentlich fand ich gerade meine Frage danach, ob Du zum Telefon gegriffen hast, zu provokant. Aber eigentlich passt sie ...
Wozu schaust Du Dir die Kurse an? Du sprichst von Gewohnheit ... aber eigentlich ist das schon mehr ... nicht wahr?

Beim Glücksspiel reden wir durchaus von einer Gewöhnungsphase, die erst in eine problematische, dann in eine pathologische Phase übergeht. Die Grenzen sind bei jedem verschieden positioniert.
Die Gewöhnungsphase beinhaltet aber bereits das immer weiter steigernde Problem, dass das Glücksspiel im Alltäglichen immer mehr Raum einnimmt und den Alltag schließlich beherrscht. Aus einem Interesse wird ein Bedürfnis und dann ein unbändiges Verlangen.
Wenn Du spielfrei werden möchtest, dann ist es empfehlenswert, wenn Du Dich auch vom Traden und allem damit Verbundenem fern hälst.
Vielleicht ändern wir die Frage einfach mal ab? Wenn Du das nächste Mal nach dem Telefon greifst, um nach den Kursen zu sehen, dann frage Dich einfach: Warum gerade jetzt?
Es gibt nämlich immer einen Auslöser.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline FOMO

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Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #62 am: 27 Januar 2022, 19:12:19 »
Hallo Blow Up

Herzlichen Dank für deinen Beitrag.
Als ich deine Geschichte gelesen habe, hat mir das auch Trost gespendet...es ist schön, wenn man nicht alleine ist.

In der Tat bin ich mir bewusst, dass seriöses Trading viel Arbeit und Disziplin etc. bedeutet - ich denke eigentlich, dass ich gut weiss, wie man damit nachhaltig Geld verdienen könnte. Aber es ist harte Arbeit und benötigt viel Zeit. Ich wollte neben der Arbeit im Homeoffice mit halbpatzigen Strategien traden und ich wusste eigentlich von Vornherein, dass das nur mit Glück funktionieren würde. Und das mit den CFDs wollte ich einfach mal ausprobieren und hab insgesamt 20'000 Euro damit verzockt. Die anderen 30'000 aber leider mit Optionen und anderen Derivaten, dort habe ich dann die grösseren Trades gemacht. Und du hast natürlich völlig recht, ich habe mich informiert, bevor ich das CFD-Konto eröffnet habe und viel gelesen und recherchiert. Trotzdem dachte ich: ich bin sicher schlauer als die anderen...CFD ist schon eher eine Abzocke, ich bin mir sicher, dass der Broker teilweise die SLs holt und die Kurse ein wenig mehr ausschlagen lässt, als diese es an der Börse in Wirklichkeit tun. Auch würde es mich interessieren, ob die Charts auf der Handelsplattform alle identisch sind oder für jeden Kunde ein wenig anders aussehen (je nachdem wo ihr SL gelegen hat).

Ich könnte mir durchaus vorstellen, seriöses Trading zu betreiben, aber dafür müsste man ja eigentlich den ganzen Tag dafür opfern und eiserne Disziplin haben. Da bin ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt der Typ dazu bin. Ich kenne mich zwar in Finanz-Angelegenheiten sehr gut aus mit der Funktionsweise von Börse und Anlageinstrumenten, aber bin wohl emotional zu wenig stark, um roboterhaft mit klaren Stopps und Limits zu traden - denn das ist nötig um erfolgreich zu sein.
Ev. werde ich es mal versuchen, aber momentan sollte ich meine privaten Angelegenheiten in den Griff bekommen und während der Arbeit nicht zu abgelenkt sein und alle 10 Minuten auf die Kurse zu schauen.

Auch war ich irgendwie zu faul, mir eine vernünftige Strategie zu erarbeiten und die Charts sauber zu analysieren und die wichtigen Unterstützungsmarken etc. einzuhalten und zu traden. Stattdessen find ich an, aus dem Bauch heraus zu handeln und das kommt an der Börse eben meistens nicht gut. Und ich hatte am Schluss komplett die Geduld verloren und wollte meine Verluste so schnell wie möglich mit hohem Risiko zurück holen....nur schon wenn ich das schreibe tönt es bescheuert, weil ich genau weiss, dass das gar nicht funktionieren kann....

es ist die Kontrollillusion. Wenn immer man denkt "das muss korrigieren", "das muss jetzt wieder steigen", "unterbewertet" / "überbewertet"... Löse dich davon, sonst kommst du auf keinen grünen Zweig.

Absolut korrekt - da muss ich dir zu 100% recht geben. Das wollte mir nicht in den Kopf, ich dachte immer wieder: zuerst hole ich meinen Verlust wieder rein und danach fange ich an, seriös zu traden mit Konzept und Excel-Listen etc.. Das ist natürlich total unrealistisch :-).

Zurück traden kann man hier gar nix. Du kannst entweder frische Gewinne machen oder frische Verluste. Und bisher hast du unterm Strich mit deinem Vorgehen Verluste erzeugt. Warum sollte dieser Weg also irgendwie zielführend sein? Entweder du ziehst jetzt einen Schlussstrich, sagst der Börse Auf Nimmerwiedersehen oder du versuchst in einen profitablen Handel zu gelangen...

Auch hier, absolut korrekt formuliert und ich glaube für mich zu wissen, dass es momentan besser ist, vorübergehend einen Schlussstrich zu ziehen. Denn ich habe zurzeit Dinge im Leben, die wichtiger sind als Börse gucken und nervös am Abend auf dem Mobiltelefon herumzudrücken....und der angerichtete Schaden ist zwar schmerzhaft, aber verkraftbar aus finanzieller Sicht. Und dafür bin ich dankbar. Ich habe einfach Mühe zu akzeptieren, dass ich das verlorene Geld definitiv abschreiben muss....und es nervt mich immer wieder, dass ich solche Verluste erlitten habe, obwohl ich eigentlich ein ziemlicher Fachmann wäre, denn ich habe wirklich viel Know-How. Aber ich hatte die Grundregeln welche in jedem Trading-Buch stehen leider nur am Anfang eingehalten und danach mehr und mehr nicht mehr ernst genommen (zu hohe Einsätze etc.). Ich muss einfach eingestehen, dass ich entweder nicht geeignet bin fürs Trden oder zu ungeduldig....

Und ja, diese Börsenforen (z.B. auf investing.com) sind eigentlich auch nicht förderlich, denn es werden fast nur immer die Gewinne mitgeteilt und man lässt sich schnell mitreissen von irgendwelchen Marktschreiern....

Gratuliere, dass du dein Handeln im Griff hast - aber kannst du denn deine Arbeit und das Trading so verbinden, dass du für beides genügend Zeit hast? [/quote][/quote]

« Letzte Änderung: 27 Januar 2022, 20:50:28 von FOMO »

Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #63 am: 27 Januar 2022, 21:27:00 »
[...]vorübergehend einen Schlussstrich zu ziehen[...]

Gute Entscheidung! Alles andere würde nur noch mehr Schaden anrichten. Und selbst wenn du es nach ausreichender Pause nochmal probieren solltest: eines der Hauptargument dagegen hast du selbst aus meiner Sicht schon genannt: es ist kein leicht verdientes Geld, kostet unglaublich viel Zeit und viele, viele Nerven. Überleg einfach mal, wie gut es dir momentan geht, wie sehr du (wahrscheinlich) gerade das Leben genießen kannst.

Und frag dich: was wolltest du dir von den Tradinggewinnen kaufen? Ich habe für mich festgestellt, dass ich viel weniger im Leben brauche, um glücklich zu sein. Muss man Freunde und Nachbarn wirklich immer beeindrucken wollen? Es gibt jede Menge guter Bücher zum Glücklichsein, Achtsamkeit etc..

Die Gedanken "eigentlich kenne ich mich sehr gut aus", "Börse muss kein Glücksspiel sein, wenn man es professioniell betreibt", "ich habe so viel Erfahung und habe gefühlt unendlich viele Stunden investiert, soll ich das einfach alles aufgeben?", waren für mich übrigens der Punkt, an dem ich am meisten zu knabbern hatte. Meine ambulante Therapie und vor allem die Gruppendiskussionen (schonungsloses Feedback der anderen Teilnehmer), haben hierbei letztlich den Ausschlag zur Abstinenz gegeben.

Insgesamt eine sehr gute Diskussion von euch. In vielen der inneren Kämpfe, die ihr beschreibt, finde - oder besser: fand :)) - ich mich selbst wieder.

Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #64 am: 28 Januar 2022, 00:26:15 »
Hallo Blow Up

Herzlichen Dank für deinen Beitrag.
Als ich deine Geschichte gelesen habe, hat mir das auch Trost gespendet...es ist schön, wenn man nicht alleine ist.

Freut mich sehr dass ich etwas beitragen konnte, man hat ja die Weisheit nicht gepachtet aber in diesem Feld durfte ich einiges an Erfahrung sammeln :-) Alleine dass du wie ich damals hier her gefunden hast zeigt doch dass du die notwendige Einstiegshürde an Selbstreflexion mitbringst. Der Blick auf das knallgelbe Banner "Glückspielsucht" erdet einen, auch wenn die Trading- bzw. Börsen-Beiträge hier ein wenig deplatziert wirken. Nichtsdestotrotz werden sie geduldet und ich denke die Dichte an Erfahrungsträgern mit Suchtproblemen und Psychologen ist hier höher als wenn man die Diskussion in einem Trading-Forum starten würde. Ich behaupte dass sehr viele an diesem Punkt stehen an dem sich du gerade befindest oder vor geraumer Zeit auch margin_call und ich. Die Dunkelziffer dürfte sehr hoch sein, trotzdem würde es wahrscheinlich wenig bringen die Diskussion in einschlägigen Trading Boards zu starten. Hinter den Retail Produkten wie CFDs, Knockouts etc. steht letztendlich auch da eine Industrie dahinter die genährt werden möchte; im Endeffekt würde es in die selbe Richtung gehen wie wenn du versuchen würdest auf dem Schützenfest die Gefahren von Alkohol oder in der Spielothek die Problematik der Spielsucht zu erörtern. Gerade hat der Aktienmarkt wieder einen leichten Schluckauf, die Zahl der Besorgten dürfte sich in nächster Zeit wohl erhöhen

Und du hast natürlich völlig recht, ich habe mich informiert, bevor ich das CFD-Konto eröffnet habe und viel gelesen und recherchiert. Trotzdem dachte ich: ich bin sicher schlauer als die anderen...CFD ist schon eher eine Abzocke, ich bin mir sicher, dass der Broker teilweise die SLs holt und die Kurse ein wenig mehr ausschlagen lässt, als diese es an der Börse in Wirklichkeit tun. Auch würde es mich interessieren, ob die Charts auf der Handelsplattform alle identisch sind oder für jeden Kunde ein wenig anders aussehen (je nachdem wo ihr SL gelegen hat).
Es gibt auch da genügend schwarze Schafe, sicherlich. Am fairsten ist immer der echte Markt, sprich die Underlyings direkt oder eben die börsengehandelten Derivate (Futures, Optionen). Am Ende des Tages wird man immer dazu verleitet durch den Hebel zu hohe Positionsgrößen zu fahren und dann ist es statistisch nur eine Frage der Zeit bis es schief geht. Viele Hobbytrader machen dann den Fehler und skalieren im Verlust (an alle mitlesenden Nicht-Trader: das ist nichts anderes als die Martingale Strategie) oder handeln schlicht gegen den Trend. Oder ignorieren Marktevents. Oder handeln ohne Stops (nennen es dann "mentale Stops" die bei Bedarf weggezogen oder gelöscht werden). Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Und das sind alles Fehler die man auch nach 15 Jahren Erfahrung noch ab und zu macht, Fehler sind menschlich und man kann nicht permanent zu 100% fokussiert sein

Ich könnte mir durchaus vorstellen, seriöses Trading zu betreiben, aber dafür müsste man ja eigentlich den ganzen Tag dafür opfern und eiserne Disziplin haben. Da bin ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt der Typ dazu bin. Ich kenne mich zwar in Finanz-Angelegenheiten sehr gut aus mit der Funktionsweise von Börse und Anlageinstrumenten, aber bin wohl emotional zu wenig stark, um roboterhaft mit klaren Stopps und Limits zu traden - denn das ist nötig um erfolgreich zu sein.
Ev. werde ich es mal versuchen, aber momentan sollte ich meine privaten Angelegenheiten in den Griff bekommen und während der Arbeit nicht zu abgelenkt sein und alle 10 Minuten auf die Kurse zu schauen.

Auch war ich irgendwie zu faul, mir eine vernünftige Strategie zu erarbeiten und die Charts sauber zu analysieren und die wichtigen Unterstützungsmarken etc. einzuhalten und zu traden. Stattdessen find ich an, aus dem Bauch heraus zu handeln und das kommt an der Börse eben meistens nicht gut. Und ich hatte am Schluss komplett die Geduld verloren und wollte meine Verluste so schnell wie möglich mit hohem Risiko zurück holen....nur schon wenn ich das schreibe tönt es bescheuert, weil ich genau weiss, dass das gar nicht funktionieren kann....

es ist die Kontrollillusion. Wenn immer man denkt "das muss korrigieren", "das muss jetzt wieder steigen", "unterbewertet" / "überbewertet"... Löse dich davon, sonst kommst du auf keinen grünen Zweig.

Absolut korrekt - da muss ich dir zu 100% recht geben. Das wollte mir nicht in den Kopf, ich dachte immer wieder: zuerst hole ich meinen Verlust wieder rein und danach fange ich an, seriös zu traden mit Konzept und Excel-Listen etc.. Das ist natürlich total unrealistisch :-).

Glaub mir ich kenne diese Gedankengänge wirklich gut. Man schaut auf sein überfrachtetes Depot das im Minus ist und denkt sich jetzt eine Marktkonsolidierung dann bin ich raus aus diesem Schlamassel. Weil es nie schadet es sich selbst ins Gedächtnis zu rufen will ich nochmal kurz auf meine Handelsposition von vor 2 Jahren eingehen (mittlerweile kann ich darüber echt schmunzeln). Genau wie du hab ich der Hausse am Aktienmarkt nichts mehr abgewinnen können und dachte das Top muss jetzt erreicht sein. Diese Meinung hatte ich über 2 Jahre lang (warum sind Privatanleger eigentlich immer so negativ?!). Bis auf ein paar Dividendenwerte war ich mit Mann und Maus short über S&P Futures mit irgendwelchen wilden Optionskonstrukten drumherum. Dann kam der Covid Crash, der breite Markt crashte um -20%. Mein Depot hat dementsprechend zugelegt, über 90 Tsd Euro in wenigen Tagen (von ca. 130 auf 220 Tsd). Ein rationaler Trader wäre nie mit so einer Allokation unterwegs gewesen aber wenn aus irgendwelchen Gründen doch hätte er spästens zu diesem Zeitpunkt gesagt "Was kann mir bitte besseres passieren?" und hätte alle Positionen glatt gestellt. Habe ich aber nicht. Aus welchen Gründen auch immer hatte ich im Eifer des Gefechts entschieden dass der Einbruch übertrieben ist, dass der VIX Höhen erreicht hat welche die Finanzkrise in 2008 in den Schatten stellten. Also habe ich alle Absicherungen (die Futures) geschlossen und bin long gegangen und weil ich mir so sicher war habe ich gleich noch auf eine fallende Volatilität im VIX gewettet. Der kleine Teufel auf meiner Schulter hat gesagt eine Viertel Mio ist zwar toll aber eine halbe wäre noch viel besser.
Es war dann eine Sache von wenigen Tagen, der Markt brach weiter ein, ich bin ich Schockstarre verfallen und wollte es nicht einsehen dass ich komplett falsch lag. Wollte das aussitzen. Der Margin Desk meines Brokers hat sich dann um mein Depot gekümmert da ich die geforderten Sicherheiten längst nicht mehr stellen konnte (Margin Call ist mehrfach erfolgt wenn auch nur elektronisch und nicht wie früher mal telefonisch. Die wären auch komplett überlastet gewesen in der Phase). Aus der erhofften halben Million waren dann noch rund 5000€ übrig, also ziemlich genau 1% :-) Ich hatte mich erst im Nachgang mit den Regularien der Futures auseinandergesetzt (also diese 90-seitigen englischen Dokumente die man einfach als genehmigt weg geklickt hat), rückblickend bin ich meinem Broker sehr dankbar für deren professionelles Vorgehen weil sie mich da auch noch viel schlimmer hätten rausholen können. Dann wären auch noch Nachschussforderungen im Raum gestanden die ich zu der Zeit nicht hätte aufbringen können.
Zur selben Zeit hatten mich Kollegen und Kumpels angerufen oder bei Whatsapp geschrieben und mir gratuliert weil sie wussten dass ich immer davon geredet habe dass ich den Markt shorten werde. Beim Abendbrot lief die Tagesschau und die Panik an den Börsen wurde thematisiert, meine Frau hat mich voller Vorfreude gefragt wieviel Geld ich denn jetzt verdient hätte. Die Antwort die mich geschockt hatte, hatte sie dann auch geschockt ;-) Damals kam ich mir wie der dümmste, ärmste und auch unglücklichste Tropf der Welt vor. War natürlich auch in der damaligen Situation eine schwachsinnige Denke wenn man überlegt wie privilegiert wir in unserem Land leben ggü. vielen anderen.
Irgendwann war das Selbstmitleid vorbei, ich hab mich wieder aufgerappelt - alles hinterfragt, alles geändert. Regeln festgelegt. Rückblickend war diese Erfahrung für mein Trading die beste überhaupt. Die Medizin war sehr bitter aber der Patient hat sie dringend benötigt. Finanziell geht es mir und meiner jungen Familie heute auch besser als zuvor.

Übrigens, kurzer Exkurs: ich meinte dass wohl die Kontrollillusion der Fahrschein in Richtung Spielsucht ist. Dieses Muster das du beschrieben hast und dem auch ich unterlegen bin (nur noch ein Gewinner Trade und ich bringe das alles in geordnete Bahnen), das ist auch ein markantes Merkmal das etwas aus den Fugen geraten ist. Das könnte man sogar 1:1 mit einem Casino vergleichen: einmal den Jackpot abräumen, dann spiele ich nicht mehr. Die meisten gewinnen den nie. Und die wenigen die es schaffen verzocken die Kohle dann wieder. Lies meine Zeilen von oben, ich hatte einen Jackpot in den "dunklen" Tagen. Und wurde dann gierig und hab alles verzockt.

Zurück traden kann man hier gar nix. Du kannst entweder frische Gewinne machen oder frische Verluste. Und bisher hast du unterm Strich mit deinem Vorgehen Verluste erzeugt. Warum sollte dieser Weg also irgendwie zielführend sein? Entweder du ziehst jetzt einen Schlussstrich, sagst der Börse Auf Nimmerwiedersehen oder du versuchst in einen profitablen Handel zu gelangen...

Ich habe einfach Mühe zu akzeptieren, dass ich das verlorene Geld definitiv abschreiben muss....und es nervt mich immer wieder, dass ich solche Verluste erlitten habe, obwohl ich eigentlich ein ziemlicher Fachmann wäre, denn ich habe wirklich viel Know-How. Aber ich hatte die Grundregeln welche in jedem Trading-Buch stehen leider nur am Anfang eingehalten und danach mehr und mehr nicht mehr ernst genommen (zu hohe Einsätze etc.). Ich muss einfach eingestehen, dass ich entweder nicht geeignet bin fürs Trden oder zu ungeduldig....

Unabhängig von dieser Entscheidung die dir niemand abnehmen kann und sollte, ich empfehle dir dringend eine Auszeit von dem gesamten Thema zu nehmen. Mache es plakativ, kündige deiner CFD Bude und hole dir das verbliebene Geld auf dein Girokonto. Wenn du einen Neuanfang beschließt: nimm dir die Zeit eine Strategie zu formulieren die zu dir passt. Suche einen seriösen Broker. Kleine Positionsgrößen (um nicht das Wort Einsätze zu wiederholen, denn wenn du es dann richtig machst wettest du nicht mehr). Ich respektiere die Meinung von margin_call dass eine komplette Abstinenz ein guter und vielleicht der richtige Weg für dich sein kann. Als kleinen Einwand möchte ich anfügen dass nur du dich wirklich um dein Geld kümmern kannst, ohne Sparen steht man im Alter arm da und wenn man die Rendite den Banken überlässt.. du weißt als Bankberater selbst wie "fürsorglich" die mit deinem hart Ersparten umgehen. Die Aktienkultur sollte im deutschsprachigen Raum gestärkt werden, stattdessen wird das Thema stigmatisiert und man erlaubt Produkte wie CFDs und Hebelzertifikate. Das sind Produkte die übrigens in den USA verboten sind -aus gutem Grund wie ich finde weil man viel zu schnell zur Spekulation verleitet wird. Aber jetzt genug geschimpft!

Gratuliere, dass du dein Handeln im Griff hast - aber kannst du denn deine Arbeit und das Trading so verbinden, dass du für beides genügend Zeit hast?
Klappt mittlerweile gut, ich fokussiere mich auf den amerikanischen Markt und handle überwiegend Stillhaltergeschäfte mit klar definierten Regeln. Da braucht es am Abend ne Stunde Zeit wenn der Junior im Bett ist, mehr nicht. Natürlich schaue ich mir tagsüber auch die Märkte an, passenderweise ist mein Job da nah dran. Und alles was viel Aufwand oder Stress und Nervenkitzel verursacht lasse ich konsequent weg - schließlich soll einem der Markt zu mehr Freiheit sprich weniger Arbeit verhelfen und man sollte sich nicht abhängig davon machen. Vor allem letzteres, im wahrsten Sinne des Wortes :-)
Letztes Jahr war der Gegenentwurf zu 2020: ich habe eine gute Ernte eingefahren und die Erträge lagen gleichauf mit den Einkünften aus meinem Job. Trotzdem denke ich zumindest heute gar nicht daran den Job an den Nagel zu hängen - Trading in Vollzeit würde mir wahrscheinlich auch wieder Trades gegen die Langeweile bescheren - ihr wisst was dann passiert.

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Offline Wolke 7

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  • 1.271
Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #65 am: 28 Januar 2022, 01:08:13 »
Hallo ihr zwei ,

Ihr fachsimpelt hier so begeistert übers traden,die Börse, gebt auch noch Tipps ,wo und was und wie am meisten Kohle bringt, was eingenommen wurde......aber euch ist schon noch bewusst,dass das hier ein Spielsuchtforum ist,wo Spieler Hilfe suchen, um aufzuhören??! Ist nicht unbedingt so förderlich für andere,sowas triggert. Vielleicht schreibt ihr euch dann lieber per PN weiter......

LG Wolke





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Offline FOMO

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Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #66 am: 28 Januar 2022, 12:29:00 »
Hallo Margin Call, danke für dein Feedabck! Diese Diskussionen tuen mir echt gut und helfen mir weiter.

Die Gedanken "eigentlich kenne ich mich sehr gut aus", "Börse muss kein Glücksspiel sein, wenn man es professioniell betreibt", "ich habe so viel Erfahung und habe gefühlt unendlich viele Stunden investiert, soll ich das einfach alles aufgeben?", waren für mich übrigens der Punkt, an dem ich am meisten zu knabbern hatte. Meine ambulante Therapie und vor allem die Gruppendiskussionen (schonungsloses Feedback der anderen Teilnehmer), haben hierbei letztlich den Ausschlag zur Abstinenz gegeben.

Ja daran habe ich zu beissen und ev. muss ich mir eingestehen, dass ich zwar Erfahrung habe, aber ev. kein Talent dazu :-). Nichts desto trotz, ich sollte auf jeden Fall momentan eine längere Pause einlegen...da hast du völlig recht...denn ich möchte nicht noch mehr Schaden anrichten. Auch die ganze Zeit die man investiert und nervös auf dem Handy nachschaut ist eigentlich total für die Katz...
Auch gibt es eigentlich auch nichts Materielles, was mir zurzeit fehlt....ich wollte einfach das Geld vermehren und ja, es geht schlussendlich auch um vorübergehende Langeweile oder ein Flüchten vor etwas, sich dann aus diesem Grund mit Trading abzulenken.


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Offline FOMO

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  • 12
Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #67 am: 28 Januar 2022, 13:00:00 »

Hallo Blow Up
Danke für dein ehrliches Feedback und die anregenden Gedanken. Um dem Forum gerecht zu werden (Input von Wolke7) , gehe ich jetzt nicht noch auf die einzelnen Produkte und Strategien ein, teile aber deine Meinung zu 100%. Wenn, dann direkt am Markt, statt über zwielichtige Broker etc.. Und sorry Wolke 7, es tut manchmal gut sich ein wenig detaillierter auszutauschen, damit man die Gedanken der einzelnen Leute nachvollziehen kann.
Übrigens habe ich auch schon in einem Börsenforum versucht, eine Diskussion über Verluste und FOMO-Angst zu starten, die ging aber dann schnell unter oder wurde nicht ernst genommen, auch wenn ich überzeugt bin, dass extrem viele gerne darüber reden wollen, sich aber schämen, weil sie glauben, dass die anderen alles besser gemacht hätten....

Zur selben Zeit hatten mich Kollegen und Kumpels angerufen oder bei Whatsapp geschrieben und mir gratuliert weil sie wussten dass ich immer davon geredet habe dass ich den Markt shorten werde.

Danke für diese Erklärung. Bei mir was es ziemlich ähnlich und auch hier tut es gut mal zu Lesen, dass sich einige Leute die gleichen Gedanken gemacht haben :-). Der Corona-Crash war ja mein Einfallstor für das Ganze nach einem guten Short-Gewinn. Im letzten Jahr habe ich dann auch immer wieder geshortet und den VIX gelongt (und auch ein paar Leuten erzählt, dass ich skeptisch bin und fast immer short) und wurde das letzte Mal im November fast exakt beim Allzeithoch des Nasdaq ausgestoppt. Danach dachte ich mir: Ich warte ab bis im März 2022, dann versuche ich es noch einmal. Nun habe ich den aktuellen Börsentaucher verpasst (und jetzt erhalte ich auch Gratulationen dass ich jetzt den Gewinn einfahren könne und muss dann mit "leider nein" antworten, was mir natürlich peinlich ist) und neulich stattdessen auf einen kurzfristigen Rebound gewettet mit zu hoher Positionsgrösse, welche dann durch den SL komplett rasiert wurde. Ich habe also die Geduld verloren und alle Grundsätze über Bord geworfen. Ich denke, das ist jetzt meine bittere Medizin und ich muss endlich einsehen, dass es das Beste ist, jetzt eine längere Pause zu machen oder einfach damit aufzuhören. Und ja, "nur noch ein Trade welcher gelingt" ist auch wirklich der Fahrschein in den Abgrund....besser man hört sofort auf. Ich habe mir auch mal überlegt, was denn gewesen wäre, wenn ich meinen Verlust zurück-getradet hätte? Ich glaube, ich hätte einfach weitergemacht und wäre irgendwann wieder am gleichen Punkt gelandet....und ja, das Traden in der Langeweile ist ein grosses Problem und sicher 1:1 mit Casino vergleichbar - ich habe jetzt einfach Lust zu traden - wo könnte ich einsteigen?

Auf jeden Fall danke für deine detaillierten Erklärungen und das Aufschreiben deiner Gedankengänge - ich habe mich darin selbst wieder erkannt. Und der kleine Teufel auf meiner Schulter...ich lasse ihn jetzt hoffentlich herunterfallen, damit er mir nicht wieder etwas ins Ohr flüstern kann....


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Offline Olli

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Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #68 am: 28 Januar 2022, 13:17:40 »
Zitat
ich habe jetzt einfach Lust zu traden - wo könnte ich einsteigen?

Hi!

Woher kommt das bloss? :)

Selbst wenn Du Vieles von Dir weist, so hast Du Dich doch in Rage geredet - oder? Du denkst, dass es gut tut mit jemandem zu reden, der sich auch auskennt? Nun, nicht wenn es um die direkte Suchtausübung geht! Dann passiert das, was hier eben passiert ist ... das craving beginnt ... der Suchtdruck ... das Verlangen ...

Die Glücksspielsucht hat immer etwas mit Gefühlsregulation zu tun. Jeder glaubt Euch, dass ihr das Wissen habt Millionen über Millionen beim Traden zu verdienen. Das Wissen alleine macht es aber nicht aus. Wenn es nur darum ginge, dann wäret Ihr nicht hier, sondern in dem von Dir angesprochen Forum.
Will da wirklich jemand etwas über Eure Emotionen wissen? Über Kontrollverluste? Über vielleicht sogar existenzielle Ängste?

Wenn ein Automatenspieler sich bei GJ im Forum outet als spielsüchtig ... wie oft wird ihm dann von den Spielsüchtigen Unverständnis entgegen gebracht? Hieße es doch sich mit den eigenen Unzulänglichkeiten zu befassen!

Ich denke übrigens jetzt auch, dass genug über die Suchtausübung gesprochen wurde.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #69 am: 28 Januar 2022, 13:56:54 »
Ich denke, dass die Suche nach Kontrolle und die Illusion diese erlangen zu können ein wesentlicher Gedankengang ist, der uns daran hindert, das selbstzerstörische Zocken mit allen Mitteln zum Stoppen zu bringen.

Dabei kann es dahingestellt sein, ob es Menschen gibt, die mit traden/pokern/automatenspielen dauerhaft Geld verdienen (können) oder nicht.
Wir haben bewiesen: Wir können es nicht. Deshalb sind wir hier. Das ist die Erkenntnis, die uns weiterbringt. Was aber nun, wenn ein Teil in uns sagt, dass es uns ja doch vielleicht möglich ist?

Dann können wir entscheiden, es wieder mit anderen Strategieen zu probieren. Erneut unser Geld riskieren.

Einer der der häufigen Sätze, den viele die neu hier sind denken oder schreiben: Ich bin anders.... online casinos haben mich nie interessiert.....mit Kryptos hatte ich nie Problem.....hätte ich diszipliniert gepokert, wäre alles anders gekommen.....hätte mich das Casino nicht um mein Geld betrogen, hätte ich nicht weitergemacht.... wenn ich keine Geldprobleme hätte, hätte ich nie gespielt...... ich habe ja keine Schulden gemacht, sondern nur eigenes Geld verspielt.....

Das sind alles Vorbereitungsgedanken auf die nächsten Geldeinsätze. Unser SuchtIch kann und will sich nicht mit der Abstinenz anfreunden und diskutiert mit uns.


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Offline Wolke 7

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Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #70 am: 28 Januar 2022, 14:12:34 »
Hey,

man kann sich halt schnell in Rage reden und fröhlich austauschen, wenn es um spezielle Gewinntechniken geht. Hatten wir in der SHG auch mal,als jemand fragte ,was denn dieser Knopf bei dem und den Spiel für ne Funktion hat und wie man das nächste Level erreichen kann.  Plötzlich sprachen alle begeistert von ihren Erfahrungen und erklärtem demjenigen alles dazu.....diese Euphorie musste dann unterbrochen werden, denn alle sprachen liebevoll und glücklich von dem Automaten.

In Gedanken macht der Automat rückwirkend  wieder glücklich und durch solche Gespräche feuert man diese Gedanken wieder an und holt das positive Gefühl zurück und das sollten wir alle vermeiden.

Ja  ,mir tat der Automat erst gut,aber dann war es die Hölle. Die Hölle vergisst man schnell,das gute Gefühl nicht. Deswegen bin ich zumindest, ein Leben lang anfällig dafür und muss auf mich aufpassen. 

LG Wolke

Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #71 am: 28 Januar 2022, 19:10:04 »
Ui, gute Diskussion hier  :) Ich versuche mal darauf einzugehen in der Hoffnung dass ich nicht vergesse auf Argumente zu antworten die von euch in der Zwischenzeit gepostet wurden

Ihr fachsimpelt hier so begeistert übers traden,die Börse, gebt auch noch Tipps ,wo und was und wie am meisten Kohle bringt, was eingenommen wurde......aber euch ist schon noch bewusst,dass das hier ein Spielsuchtforum ist,wo Spieler Hilfe suchen, um aufzuhören??! Ist nicht unbedingt so förderlich für andere,sowas triggert. Vielleicht schreibt ihr euch dann lieber per PN weiter......
Ich denke übrigens jetzt auch, dass genug über die Suchtausübung gesprochen wurde.
Übrigens habe ich auch schon in einem Börsenforum versucht, eine Diskussion über Verluste und FOMO-Angst zu starten, die ging aber dann schnell unter oder wurde nicht ernst genommen, auch wenn ich überzeugt bin, dass extrem viele gerne darüber reden wollen, sich aber schämen, weil sie glauben, dass die anderen alles besser gemacht hätten....

Die Einwände leuchten natürlich ein. Ich meine zwar dass die bisher beschriebenen Erfahrungen mehr abschreckend als begeisterungsfähig sind aber wir sollten beim Thema bleiben. Daher würde ich es gut finden wenn wir die Thematik Trading und Suchtgefahr öffentlich hier stehen lassen können, irgendwelche Details welche Instrumente, welche Märkte etc spielen aber keine Rolle. Guter Vorschlag solche Details über PN zu besprechen dann wird es auch nicht so unübersichtlich bzw. konfus. Und beim Thema Details, mir hat z.B. der Begriff Craving noch nichts gesagt - danke für die Erläuterung. Das wäre natürlich extrem ungünstig wenn durch das Lesen der Beiträge dieses Gefühl hochkommt!

Einer der der häufigen Sätze, den viele die neu hier sind denken oder schreiben: Ich bin anders.... online casinos haben mich nie interessiert.....mit Kryptos hatte ich nie Problem.....hätte ich diszipliniert gepokert, wäre alles anders gekommen.....hätte mich das Casino nicht um mein Geld betrogen, hätte ich nicht weitergemacht.... wenn ich keine Geldprobleme hätte, hätte ich nie gespielt...... ich habe ja keine Schulden gemacht, sondern nur eigenes Geld verspielt.....

Das sind alles Vorbereitungsgedanken auf die nächsten Geldeinsätze. Unser SuchtIch kann und will sich nicht mit der Abstinenz anfreunden und diskutiert mit uns.
Nun ja, ich muss gestehen ich befinde mich da gedanklich auch schnell in einer Einbahnstraße. Natürlich gefällt mir die Vorstellung dass ich nah dran war ein Spielproblem zu haben aber dann die Kurve bekommen hab. Vielleicht hat mich aber mein ggf. vorhandenes Sucht-Ich auch erfolgreich überredet und das Problem ist nicht behoben sondern nur vertagt. Grund genug hier immer wieder sporadisch vorbei zu schauen und das eigene Tun regelmäßig zu hinterfragen (das sollte man übrigens in vielen Lebensbereichen meiner Meinung nach)

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Offline Wolke 7

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Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #72 am: 28 Januar 2022, 20:15:38 »
Hallo Blow up,

Zitat
Natürlich gefällt mir die Vorstellung dass ich nah dran war ein Spielproblem zu haben aber dann die Kurve bekommen hab.

Widersprechen sich die folgenden Zitate nicht ein wenig von dem ,was da jetzt schreibst? Unterschätzt du das Problem,deine Sucht?



Zitat
Wobei Begeisterung wirklich untertrieben ist, ich handel exzessiv am Finanzmarkt. Alleine in den letzten drei Jahren waren es mehrere Tausend Transaktionen. Ich habe mindestens 150 Bücher gelesen, nebenbei schon zwei Seminare gegeben, mich mit dem schrägsten Kram beschäftigt



Und so kam es dass ich in wenigen Wochen rund 100.000€ verzockt habe.

Ich bin völlig schockiert dass mir das passiert ist und obwohl ich mir die vergangenen Jahre nie in mein „Hobby“ reinreden hab lassen kam mir jetzt nach ein paar Tagen Abstand der zugegeben naheliegende Gedanke dass ich einer massiven Kontrollillusion unterlegen bin. Dass es mittlerweile (oder schon sehr lange?) pathologisch ist.

Obwohl sich an meinem täglichen Leben durch den Vorfall nichts geändert hat, schlafe ich schlecht und mache mir selbst Vorwürfe.

Du hast (noch ) keine Schulden und du hast beruflich mit Trading zu tun......du beschreibst dich als Alkoholiker hinterm Tresen......in der SHG gab es auch jemanden, der zuerst als Spielsaufsicht in einer Spielhalle gearbeitet hat,bevor er süchtig wurde.  Er hat dort gekündigt. Würdest du kündigen, wenn du jetzt weiter privat traden würdest und Schulden machst? Denkst du,du kannst das trennen? Ich fürchte nicht.

Ich höre aus deinen Worten heraus ,dass dein Beruf dein Hobby ist oder umgekehrt und du es etwas auf die leichte Schulter nimmst.......die Geldmenge,die Zeit das Lernen ,das Geld zurückgewinnen wollen,alles spricht für übertriebenes Handeln,also für eine Sucht.
Ich habe den Automaten und andere Spieler und deren Technik auch studiert,Sachen ausprobiert, Tipps auf YT angesehen......
Ich weiß auch nicht,ob deine Frau so genau über Spielsucht /Tradingsucht bescheid weiß, sich der Problematik bewusst ist......sonst würde sie dir keine 5 stellige Summe für eine langfristige Anlage geben.

Pass auf dich auf,achte auf dich,dein Verhalten, vielleicht sprichst du aber auch mal mit einer Suchtberatung.

Lies dir trotzdem nochmal deine Zitate durch und geh mal in dich ,was du dabei fühlst. 

LG Wolke

Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #73 am: 29 Januar 2022, 00:12:00 »
Widersprechen sich die folgenden Zitate nicht ein wenig von dem ,was da jetzt schreibst? Unterschätzt du das Problem,deine Sucht?
Hi Wolke, danke dass du mir mit dem Zitat meiner eigenen Worte sozusagen den Blick in den Spiegel zeigst, ich kann mich noch gut daran erinnern als ich diese Zeilen schrieb. War wie bereits erwähnt keine leichte Zeit aber eine lehrreiche Erfahrung.

Du hast (noch ) keine Schulden und du hast beruflich mit Trading zu tun......du beschreibst dich als Alkoholiker hinterm Tresen......in der SHG gab es auch jemanden, der zuerst als Spielsaufsicht in einer Spielhalle gearbeitet hat,bevor er süchtig wurde.  Er hat dort gekündigt. Würdest du kündigen, wenn du jetzt weiter privat traden würdest und Schulden machst? Denkst du,du kannst das trennen? Ich fürchte nicht.

Ich höre aus deinen Worten heraus ,dass dein Beruf dein Hobby ist oder umgekehrt und du es etwas auf die leichte Schulter nimmst.......
Thematisch sind Beruf und meine privaten Handelsgeschäfte zwar stark verwandt, teilweise beschäftigt man sich auch 1:1 mit denselben Dingen (z.B. weiß ich wenn ich mich abends um mein Depot kümmere genau wie viele Währungspaare gehandelt werden weil ich mir während der Arbeitszeit die Entwicklungen angeschaut habe). Aber die Praxis läuft dann doch anders ab, in meinem eigenen Bereich trennen mich nur ein paar Mausklicks von der Umsetzung (hier kann man auch in die Gefahr laufen zu zocken!), im Job gebe ich meine Einschätzungen in E-mails, irgendwelchen spezifischen Firmenprogrammen oder im direkten Gespräch mit Kollegen ab, da handel ich selbst überhaupt nix. Da wird dann ein paar Ebenen über mir entschieden ob was wirklich gemacht wird und falls ja macht das dann eine eigene Abteilung in einer angeschlossenen Bank. Davon bekomm ich dann erst wieder was mit wenn das Geschäft vollzogen ist. Eigentlich so spannend wie Telefax, falls das noch jemand kennt ;-) Und ich kann auch nicht in die Versuchung kommen irgendwas verrücktes zu tun, da schauen mindestens 6 meistens aber 8 oder mehr Augen drüber.
Zur Frage ob ich meinen Job kündigen würde: ich bin mit meinem Job nicht verheiratet. Aber momentan Hauptverdiener in der Familie, das Häuschen muss noch abgezahlt werden und aktuell beziehe ich mit Ende 30 ein 6-stelliges Jahresgehalt. Wenn ich mit der Gehaltsvorstellung beim städtischen Forstamt aufschlage würden die mich auslachen. Arbeiten im Wald würde mir tatsächlich großen Spaß machen, ich liebe Outdoor - bin aber nicht sicher ob ich das als Schreibtischtäter überhaupt jeden Tag durchstehen würde. Bei der Arbeit könnten mir zwar alle Währungen egal sein, aber wer weiß vermutlich würde ich dann beauftragt die Holzpreise auszuhandeln. Man kommt halt doch nicht so leicht aus seiner Haut :-)

die Geldmenge,die Zeit das Lernen ,das Geld zurückgewinnen wollen,alles spricht für übertriebenes Handeln,also für eine Sucht.
Ich habe den Automaten und andere Spieler und deren Technik auch studiert,Sachen ausprobiert, Tipps auf YT angesehen......
Geld zurück zu gewinnen war tatsächlich nie mein Antrieb, wenn das die Motivation ist dann ist es zum scheitern verurteilt (da habe ich auch FOMO weiter oben gewarnt). Überhaupt immer der Versuch schnell reich zu werden. Der Vergleich mit dem Automaten hinkt etwas: der ist so gebaut oder besser gesagt programmiert dass der Spielende langfristig immer verliert (negativer Erwartungswert). Sonst würde den niemand aufstellen, es würden keine Räume angemietet und es könnten keine Mitarbeiter bezahlt werden. Es ist ein Losers' game, von vornherein. Und selbst wenn einer von 1000 den Jackpot knackt und diesen dann nicht wieder direkt verspielt - die 999 werden im Schnitt verlieren. Jede Lotterie funktioniert genauso, ich habe zweimal in meinem Leben Lotto gespielt und dann nie wieder, weil es schlicht eine Dummensteuer ist und die Wahrscheinlichkeit auf der Stelle vom Blitz getroffen zu werden ist höher. An der Börse hingegen wird das Geld langfristig mehr wert, wenn man denn nicht ins Zocken verfällt. Dort hast du dann die Wahl ob du Spieler bist oder selbst Kasinobetreiber - und der Verlauf zwischen den beiden Grenzen ist leider fließend.

Pass auf dich auf,achte auf dich,dein Verhalten, vielleicht sprichst du aber auch mal mit einer Suchtberatung.

Lies dir trotzdem nochmal deine Zitate durch und geh mal in dich ,was du dabei fühlst.
Die Zeilen lehren mich demütig zu sein, es ist gut sich das wieder ins Gedächtnis zu rufen.
Bei einer professionellen Suchtberatung war ich nicht sondern bei der Sozialberatung meines Arbeitgebers. Im vertraulichen Gespräch haben wir besprochen inwiefern Impulskontrolle oder soziale Beziehungen aus dem Ruder gelaufen sein könnten und vor allem ob ich andere Lebensbereiche durch das Trading vernachlässigt habe. Eine wesentliche Frage war ob ich jemals Probleme hatte damit aufzuhören. Die Meinung war dass ich das ganze zwar beobachten solle aber in dem Stadium keine direkte Therapie anzuraten ist. Ich hatte mir damals gedacht dass die Fragen wohl eher einer Checkliste entstammen um zu prüfen ob man Alkoholiker ist, ich bin mir nicht sicher ob die Diagnostik da wirklich so artverwandt ist. Zum Abschied des Gesprächs wollte die Dame dann noch meine Einschätzung wissen was jetzt mit den Mitarbeiteraktien passiert.... da konnte ich mir das lachen nicht verkneifen ;-)
Wahrscheinlich wäre mein Gegenüber aufmerksam geworden wenn ich erwähnt hätte dass ich täglich in eine Spielbank renne, aber auch da wurde das Thema Trading wohl eher "milder" gesehen. Aber wer weiß vielleicht hätte sie mich auch nach meiner Lieblingsbiersorte gefragt wenn ich offenbart hätte dass ich mir jeden Tag eine halbe Kiste Pils reinstelle. Vermutlich war die Qualität der Beratung eher unterdurchschnittlich, um es mal diplomatisch auszudrücken

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Offline FOMO

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Re: Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
« Antwort #74 am: 29 Januar 2022, 18:13:44 »
Hallo zusammen
Besten Dank für eure Kommentare und Hinweise, vor allem auch von Olli. Es hat mich stark zum "richtigen" Nachdenken angeregt wie ich finde. Und ja, wenn ich weiter fachsimpeln möchte, dann tausche ich mich privat aus - das ist sicher gescheiter. Und ihr habt vollkommen recht, in diesem Forum sollte nicht über die Sucht-Ausübung philosophiert werden, sondern über die Verhaltensmuster, welche uns dazu bringen...

 

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