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Meine "etwas andere" Geschichte

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Meine "etwas andere" Geschichte
« am: 12 Januar 2019, 00:28:17 »
Alles begann bei mir vor ca. 5 Jahren, als frischgebackener Volljähriger.
Das Alter galt für mich als Zeit um neue Dinge auszuprobieren. Damals fing ich schon an mich mit Methoden zu beschäftigen, um im Internet Geld zu verdienen. Egal ob kleine "clickworker"-Aufgaben, das Verkaufen von Services, Accounts, oder ähnlichen, zu Beginn genügten mir schon wenige Euro Taschengeld, um mich zufrieden zu geben. Meine Motivation damals war größtenteils vorhanden, weil ich in einem kleinen Dorf lebte und gechillt nebenher, von zuhause Geld verdienen wollte und um niemals finanziell auf meine Eltern angewiesen zu sein.
Um ehrlich zu sein waren vielleicht nicht nur das Gründe, sondern auch weil ich sehr früh schon anfällig für "Süchte" war.
Vielleicht nichts was man sofort mit Sucht in Verbindung bringen würde, jedoch gab ich damals schon im jugendlichen Alter sehr viel Geld für ingame Währung in diversen Onlinespielen aus. Für mich war damals das Geld im Online-Banking und in den Spielen nur Pixel und ich blendete fast gänzlich aus dass es sich um echtes Geld handelte, welches ich in mein Hobby verpulverte.
Mit steigendem Alter kam ich zur Vernunft und sah ein, dass es nicht nur verschwendete Zeit, sondern auch rausgeworfenes Geld war.
Leider war ich in der Zeit noch sehr naiv und da die Dinge, die ich bisher online getan habe, sehr langwierig waren, konnte ich mich nicht mehr in Geduld üben. Ich wollte das schnelle Geld, welches einem an jeder Ecke versprochen wurde.. Schwere Zeiten später sollte ich schlauer sein und wissen, dass kein handfestes Business einem schnelles Geld Versprechen kann.
Wie mag man es auch anderes vermuten, rutschte ich mit der Illusion des schnellen Geldes in die riesige Welt des Glücksspiels. Heute kann ich noch von Glück sprechen, dass es nicht OC wurden, das reizte mich noch nie.
Meine Hingabe für die nächsten Jahre sollten Sportwetten werden, welche für mich der perfekte Fang waren. Zurückblickend betrachtet, würde ich das Ganze sogar wirklich als sehr teures Hobby und nicht als Sucht bezeichnen. Denn trotz des verlorenen Geldes, hat mir das Wetten, Auseinandersetzen mit den Sportarten und das Mitfiebern, wirklich Spaß bereitet.
In den Anfängen, als ich zudem noch sehr wenig Ahnung hatte, waren die gesetzten Beträge noch verhältnismäßig gering. In der Zeit war es mehr Gamblen und Spaß und ich denke die Verluste beliefen sich in den ersten Jahren auf ein paar tausend Euro. Auch wenn es früher schon im Grunde vorhanden war, ging ich meine Tätigkeiten mit den Jahren immer businessorientierter an. So wollte ich das Wetten irgendwann nicht mehr zum Spaß betreiben, sondern wirklich professionell, um Geld damit zu verdienen. (Oder vielleicht eher, um vorherige Verluste wieder hereinzuholen..) Wenn ich die letzten Jahre zurückschaue, dann habe ich mich wirklich sehr oft gefragt,wieso ich mir denn gerade die Sportwetten als Business ausgesucht habe. Die Jahre hinüber hatte ich eine Stimme im Kopf die mir sagte, dass ich irgendwann den Dreh rausbekommen würde, um wirklich damit Geld zu machen. Größte Motivation war für mich dabei immer der Punkt mit der fehlenden Steuer, bei Wettgewinnen.
Um das ganze Wetten professionell zu gestalten, investierte ich jahrelang extrem viel Zeit, Nerven, aber auch Geld in das Thema Sportwetten. Vor circa zwei Jahren kam ich dann durch das ganze Wissen und Rückschlägen zu dem Entschluss, dass es kein Sinn mehr hat. An dem Punkt, sollte das Glückspiel, welches mir bis dato so viel Freud und Leid gebracht hatte, mein zukünftiges Leben ebnen. An diesem Punkt beschloss ich nämlich das Thema Sportwetten auf Eis zu legen und mir was neues zu suchen.
Das tat ich auch, mit weit größerer Motivation als je zuvor. Die Illusion, dass ich irgendwann einmal vom Wetten leben könne, war zerplatzt und ich brauchte etwas, was diese Enttäuschung auffangen musste.
So hatte ich meine Vorstellung vom schnellen Geld abgelegt und startete vielversprechendere und lukrativere Dinge.
Ein Jahr verging, in welchem ich mich kaum mit Wetten beschäftigte und die Hingabe zur anderen Arbeit begann Früchte zu tragen.
Diese Hingabe verschafft mir nur einige Monate später den Verdienst einen fünfstelligen Betrages. Ohne abgeschlossene Ausbildung, Studium und von zuhause aus. Ich konnte es kaum fassen.
Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, bin ich mir wirklich sicher darüber, dass ich all das niemals erreicht hätte, wäre ich damals nicht in den Sumpf der Sportwetten abgerutscht. Das war mein Anker. Doch dieser hielt leider nicht lange.
Das Problem war, dass der Verdienst auf einmal und einmalig kam. Die Arbeit die ich davor dafür vollrichtete war abgeschlossen und ich stand da mit dem Geld, aber ohne Beschäftigung. Mit dem Mindset versuchte ich daraufhin etwas neues zum Arbeiten zu finden, doch ich fand nichts.. Und was blieb dann noch übrig, was mich auffangen würde? Na klar, die Sportwetten..
Das riesen große Problem zu dem Zeitpunkt war, dass ich dadurch komplett den Bezug zum Geld verlor. Ich hatte davor noch nie solch eine riesige Summe Geld auf meinem Konto zur Verfügung.
Meine Idee war, nebenher mit dem Wetten noch ein wenig dazuzuverdienen, was leider fehlschlug. Der erste etwas größere Verlust brachte den Ball ins Rollen. Für mich war diese große Zahl da beim Online-Banking kein Geld. Zu dieser Zeit waren das nur noch Pixel für mich, wie damals, bei den Onlinespielen.
Mein Problem war nicht, dass ich hinsichtlich des Wettens kein gescheites Vorgehen hatte, sondern es war mir egal, ob ich gewann oder verlor. Durch die Summe an Geld verlor ich mein Vorhaben des "Geld verdienens'. Auch wenn mal eine größere, dreistellige Wette danebenging, war das nicht allzu schlimm.. schließlich war ja genug da.
Ich erinner mich noch genau an eine Nacht im Sommer zurück. Ich hatte mit einem sehr präzisen Vorgehen und in einem längeren Zeitraum aus 250€ knapp 8000€ gemacht. Dies schaffte ich auch davor schon mal, leider spielte dann wieder die Psyche verrückt und das Geld verpuffte, bevor ich es auszahlte.
So hatte ich meine knapp 8k€ auf dem Konto und war guter Dinge, dass mein Vorhaben wirklich funktionierte.
So ging ich also bester Dinge mit meinen Freunden trinken und kam dann, noch alkoholisiert, spät abends nachhause. Anstatt schlafen zu gehen, loggte ich mich in meinen Account und sah die Summe. In dem Moment sahen die 8k€ für mich aus wie 80€. In selbiger Nacht verlor ich dann meine komplette Bank, da ich auf ein (!) für mich vermeintlich sicheres Spiel, mein komplettes Geld setzte. ~7500€.
Bezug zu Geld gab es für mich nicht mehr. Das Problem war ein paar Tage später eher, dass mich der Verlust nicht interessierte, denn das Geld war ja ausreichend da....
Das Spiel mit 3-4stelligen Einsätzen ging noch eine Weile so weiter, bis ich zur Besinnung kam.
Das Gute in all dem Unheil war, dass ich das Geld nicht durchgehend so blind verzockt hatte, sondern dass ich mich wissenstechnisch immer mehr weiterbildete.
Heute kann ich sagen, dass ich den kompletten Markt der Sportwetten durchschaut habe. Für diese Erkenntnisse musste ich leider nur rund die Hälfte des damaligen Verdienstes verlieren. Ein fünfstelliger Betrag.
Wenn ich jetzt zurückschaue, hätte ich lieber damals, nach meinen paar tausend Euro Lehrgeld, einen Cut gezogen. Letztendlich gleicht sich das Geld, welches ich durch den Verdienst abseits, aber gerade wegen der Sportwetten verdient habe, mit den Verlusten wieder aus.
Man kann die Zeit nicht zurückdrehen, aber ich habe mir oft gewünscht den fünfstelligen Betrag des hart erarbeiteten Geldes wieder zurückzubekommen, um dann schlussendlich den Cut ziehen zu können. So fällt es mir mittlerweile noch schwer, das Ganze als Lehrgeld zu sehen und aufzuhören. Leider ist immer noch diese Stimme im Kopf die einem die Hoffnung gibt, es irgendwann wieder zurückzuholen.
Genau solche falsche Hoffnungen, erzeugen auch Seiten wie "wirholendeingeld", da ich niemals glauben könnte, dass so etwas funktioniert.
Der Wunsch, alles rückgängig zu machen ist da, jedoch tief im Inneren bin ich mir bewusst, dass das niemals möglich sein wird.

Wollte das mal loswerden, mal sehen, vielleicht mag sich der ein oder andere gern austauschen  :)

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Offline andreasg

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Re: Meine "etwas andere" Geschichte
« Antwort #1 am: 12 Januar 2019, 10:32:28 »
Hallo Supreme,

ich habe Deine Geschichte mit Interesse gelesen, und mich zuerst gefragt, was gibt es außer Computern noch für Dich? Ich kenne ja Geschichten von jungen Menschen, die als YouTuber Milliönchen machen... Hier und dort, dazu gehören natürlich Wissen und innovatives Denken und Handeln dazu. Also Fertigkeiten mit denen Microsoft, Google, Amazon, Facebook & Co Milliarden scheffeln. Das kann natürlich ein ehrgeiziger Anlass sein, sich auf diese Materie einzulassen.

Bei Sportwetten fällt mir immer ein aus den Tierpark Hellabrunn entlaufener Gorilla ein, der im feinen Zwirn durch die Rotlichtviertel streift, und Kleindealer in die Sportwettgeschäfte einlädt. Bei uns sieht das so aus, zumindest plakativ.

Das andere, woran ich denke ist der Ally Pally in London. Was würde ich geben, dort einmal die Stimmung im Januar einzuatmen, bei der Dart WM, und beim Snooker - Masters. Nur welchen Anteil am Gelingen dieser Feierlichkeiten hat die Sportwettindustrie, gerade , wenn die als Sponsorin auftritt? Und die Auswüchse gehen ja hin bis zum Blattgoldsteak, aber da gehe ich zu weit.

Also bitte, welche Auswüchse hat Deine Sportwettabhängigkeit, wie Du sie Schilderst, auf Deine Ursprungsfamilie, auf Deinen Schulabschluss,, auf Deine Freundschaften und Finger auf die Wunde - auf das andere Geschlecht?

Was wünschst Du Dir, wenn Du Dein verlorenes Geld nicht mehr zurück gewinnen willst? Hat bei mir ja nie funktioniert, ich bin Spieler und ich bin süchtig, und Heute spielfrei.
Wenn Du es hier schreiben magst, wird sich ferner Deine Geschichte ändern, vieles von Dir geschilderte ist hier bestens bekannt.

Schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

*

Offline taro

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Re: Meine "etwas andere" Geschichte
« Antwort #2 am: 12 Januar 2019, 13:32:56 »
Moin Supreme,

herzlich Willkommen. Ich kann Deine Schilderungen gut nachvollziehen. Obwohl die Sportwetten in heutiger Form erst nach meiner Spieler Zeit aufkam, hat es mich total getrickert. Das es bis zu einer kleinen aber entscheidenden Gesetzesänderung möglich war dort Geld zu sicher zu gewinnen, also eigentlich zu erarbeiten, da bin ich mir sicher. Nur leider ist soetwas für mich als Spieler nicht möglich. Ich würde genau wie Du es beschreibst das mühsam erarbeitete irgendwann Sinnlos verzocken. Diese Erfahrung habe ich mal mit Billiardspielen gemacht.

Die Annahme das ich nicht süchtig bin, weil ich etwas gerne mache ist ein Trugschluss.  Ich habe im warsten Sinne des Wortes für mein Leben gerne gespielt.Auf alles andere hätte ich verzichtet. Genau darum bin ich ja Spieler und nicht z.B. Alkoholiker geworden.

Was ich zu dem Zeitpunkt jedoch überhaupt nicht erahnen konnte, was für ein unglaublich pralles, aufregendes, und freudvolles Leben auf mich gewartet hat. Dir Risiken des Lebens die ich heute eingehe, für die hatte ich als Spieler viel zu viel Schiss. Mein Leben zu Leben ist worum es geht, das spielen war nur eine Ersatzhandlung.

Taro

Re: Meine "etwas andere" Geschichte
« Antwort #3 am: 14 Januar 2019, 16:20:00 »
Hallo Supreme,

ich habe Deine Geschichte mit Interesse gelesen, und mich zuerst gefragt, was gibt es außer Computern noch für Dich? Ich kenne ja Geschichten von jungen Menschen, die als YouTuber Milliönchen machen... Hier und dort, dazu gehören natürlich Wissen und innovatives Denken und Handeln dazu. Also Fertigkeiten mit denen Microsoft, Google, Amazon, Facebook & Co Milliarden scheffeln. Das kann natürlich ein ehrgeiziger Anlass sein, sich auf diese Materie einzulassen.

Bei Sportwetten fällt mir immer ein aus den Tierpark Hellabrunn entlaufener Gorilla ein, der im feinen Zwirn durch die Rotlichtviertel streift, und Kleindealer in die Sportwettgeschäfte einlädt. Bei uns sieht das so aus, zumindest plakativ.

Das andere, woran ich denke ist der Ally Pally in London. Was würde ich geben, dort einmal die Stimmung im Januar einzuatmen, bei der Dart WM, und beim Snooker - Masters. Nur welchen Anteil am Gelingen dieser Feierlichkeiten hat die Sportwettindustrie, gerade , wenn die als Sponsorin auftritt? Und die Auswüchse gehen ja hin bis zum Blattgoldsteak, aber da gehe ich zu weit.

Also bitte, welche Auswüchse hat Deine Sportwettabhängigkeit, wie Du sie Schilderst, auf Deine Ursprungsfamilie, auf Deinen Schulabschluss,, auf Deine Freundschaften und Finger auf die Wunde - auf das andere Geschlecht?

Was wünschst Du Dir, wenn Du Dein verlorenes Geld nicht mehr zurück gewinnen willst? Hat bei mir ja nie funktioniert, ich bin Spieler und ich bin süchtig, und Heute spielfrei.
Wenn Du es hier schreiben magst, wird sich ferner Deine Geschichte ändern, vieles von Dir geschilderte ist hier bestens bekannt.

Schöne 24 Stunden
Andreas

Hey, danke für die ausführliche Antwort :)

Was die erste Frage betrifft, war ich noch nie wirklich ein Computer Nerd. Früher vielleicht, da saß ich wirklich gerne davor um zu zocken, wer tat das nicht. Irgendwann hat sich dann bei mir jedoch der Schalter umgelegt und ich wollte die Zeit davor sinnvoller nutzen, mir etwas aufbauen..

Was mich von den anderen Geschichten hier im Forum wohl abhebt ist, dass ich mein Leben trotz der Sucht immer (mehr oder weniger) im Griff hatte.
Ich habe mein Abitur abgeschlossen und dann eine freie Zeit eingelegt, verschiedene Arbeitstellen ausprobiert und zu sehen was mir liegt. Habe dann mit einem Studium angefangen, was vor allem am Anfang zäh war, mir jetzt jedoch wirklich Spaß macht. Ich komme bald ins 5. Semester und während ich im 1. Semester noch durch 3/4 Prüfungen gefallen bin, habe ich seitdem alles bestanden.
Das einzige was mir damals aufgefallen ist  war, dass ich lieber zuhause gelieben bin um zu wetten, anstatt zur Vorlesung zu gehen. Das hat sich aber komplett gelegt und wie man sieht, trotzdem funktioniert.
Selbiges gilt für Freundschaften und Frauen. Die Sportwetten haben mich in der Hinsicht auch nie wirklich eingeschränkt.
Ich lege Wert darauf meine langen Freundschaften aus Kindesalter zu pflegen und die Häufigkeit dass wir etwas unternehmen hat sich die letzten Jahre sogar erhöht.
Was Frauen betrifft,  läuft es seitdem ich mit meiner Ex Schluss gemaxht hat zwar nicht mehr so gut, jedoch wurden meine Beziehungen nie durch Sportwetten beschränkt.
Das Einzige was mir einfällt, wo die Sportwetten wirklich ihren Teil dazu beigetragen hatten, war als ich nach mehr als 5 Jahren mit Fitness aufgehört habe und mich aus dem Studio abmeldete. Damals war es ähnlich wie mit den Vorlesungen, dass ich lieber zuhause blieb und wettete, anstatt zu trainieren. Der eigentliche Grund, weswegen ich aufgehört hatte war mehr, dass ich die Lust verlor und das Erreichen des Studios für mich zu unpraktisch wurde.
Das führt mich auch zum Hauptgrund, wieso die Sportwetten so mein Leben eingenommen haben. Wie oben schon geschildert, wohne ich noch zuhause und das in einem sehr kleinen Dorf, in welchem es nicht mal eine Bahnverbindung gibt. Jahrelang habe ich mir gewünscht dort nicht mehr leben zu müssen. Es bedeutet nur noch Einsamkeit für mich. Und was war für mich da, wenn mir langweilig war, oder ich mich einsam fühlte? Natürlich die Sportwetten..
Über die Jahre habe ich für mich herausgefunden, dass Einsamkeit nichts für mich ist. Ich habe mir schon immer gewünscht aus der Tür gehen zu können, um Freunde zu treffen, was zu unternehmen, ins Studio zu gehen, oder einfach um meine Zeit zu vertreiben. Doch das ist hier für mich nicht möglich. Egal um welche Unternehmung es sich handelt, sie muss geplant, alles andere als spontan sein und ist keine Sache von ein paar Minuten. Das Einzige was immer und überall für mich zugänglich war, waren die Sportwetten.
Eine eigene Wohnung in einer größeren Stadt kam bei mir leider noch nie in Frage. Die Eltern verdienen zu viel für Bafög, aber zu wenig um zwei Kinder unterstützen zu können. Ein weiterer Trugschluss war, mir mit den Sportwetten genau das, finanziell zu erfüllen.

Schlussendlich lässt sich sagen dass die Sportwetten wohl immer meine Löcher, die Leere in mir, geschlossen haben.

Re: Meine "etwas andere" Geschichte
« Antwort #4 am: 14 Januar 2019, 16:27:09 »
Moin Supreme,

herzlich Willkommen. Ich kann Deine Schilderungen gut nachvollziehen. Obwohl die Sportwetten in heutiger Form erst nach meiner Spieler Zeit aufkam, hat es mich total getrickert. Das es bis zu einer kleinen aber entscheidenden Gesetzesänderung möglich war dort Geld zu sicher zu gewinnen, also eigentlich zu erarbeiten, da bin ich mir sicher. Nur leider ist soetwas für mich als Spieler nicht möglich. Ich würde genau wie Du es beschreibst das mühsam erarbeitete irgendwann Sinnlos verzocken. Diese Erfahrung habe ich mal mit Billiardspielen gemacht.

Die Annahme das ich nicht süchtig bin, weil ich etwas gerne mache ist ein Trugschluss.  Ich habe im warsten Sinne des Wortes für mein Leben gerne gespielt.Auf alles andere hätte ich verzichtet. Genau darum bin ich ja Spieler und nicht z.B. Alkoholiker geworden.

Was ich zu dem Zeitpunkt jedoch überhaupt nicht erahnen konnte, was für ein unglaublich pralles, aufregendes, und freudvolles Leben auf mich gewartet hat. Dir Risiken des Lebens die ich heute eingehe, für die hatte ich als Spieler viel zu viel Schiss. Mein Leben zu Leben ist worum es geht, das spielen war nur eine Ersatzhandlung.

Taro

Danke für deine Schilderung :)
Der Punkt mit dem Eingehen von Risiken finde ich sehr interessant, dann in gewisser Weise fühle ich mich genauso. Ist das ein normales Befinden bei Spielsüchtigen? Würde mich mal interessieren darüber mehr zu erfahren..

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Offline andreasg

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Re: Meine "etwas andere" Geschichte
« Antwort #5 am: 14 Januar 2019, 18:04:23 »
Hallo Supreme,

ich war neidisch auf meine Schwestern, weil diese das Leben auf dem Uni-Campus hatten, dabei sind Freundschaften und bei meiner Älteren Schwester die Ehe erwachsen. Ich hatte Volksschulabschluß und fühlte mich minderwärtig, nicht dazu gehörig, als Totalversager, ich war Dick und unsportlich. Ich hatte mein Leben abgeschrieben, bevor es begann. Nur in der Spielhallte, beim Flipperspielen konnte ich mithalten, in der Kneipe am Billardtisch, aber beim Trinken war immer ein Knobelbecher in der Hand. Vielleicht ist das der Grund, warum ich so stupide wurde, mein Geld, oder das meiner Mutter, in die Spielautomaten zu werfen, obwohl mir bewußt wurde, damit nichts gewinnen zu können. Ich war ja ohnehin der Cooler, der Verlierer...
Im Jahr 1984 bin ich mit meiner Mutter auf ein kleines Dorf gezogen, 250 Einwohner. Es gab zwei Dinge, die mich dort am Leben hielten: Fahrradtouren in das Hügel - und leichte Bergland, die ich immer alleine unternahm, und die S-Bahn in die Großstadt. Verheiratet war ich mit der Spielhalle, und hatte davon sieben Bräute...

Als ich schlußendlich den Weg in die Selbsthilfegruppe fand, erklärten mir nun reale Freunde, daß ich mich von "Hotel Mama" lösen müßte. Damals gingen wir nach dem Gruppentreffen z.B. in ein Eiscafé und ich genoß es, die Menschen auf der Straße abends flanieren zu sehen. Das Gefühl, ich bin Mensch unter Menschen, und ich will am Leben Anteil haben, nahm immer mehr zu. Ich bin gelernter Speditionskaufmann, und durch die gewonnene Spielfreiheit und auch schon längere Abstinenz vom Alkohol hatte ich im Betrieb auch einen kleinen Aufstieg, der sich finanziell auszahlte. Mit fast 40 Jahren habe ich meine erste Ein-Zimmer Wohnung bezogen, nach langer Wohnungssuche, aber ich hatte die Hilfe der Gruppenmitglieder, und später der Kirchengemeinde im neuen Umfeld im Stadtteil, die mir halfen, und die mir helfen, mich wohl und heimisch zu fühlen.

In der Großstadt habe ich nahezu permanent Begegnungen, Berührungspunkte, die mich aus meiner Isolation schubsen, und immer wieder neue Denkanstöße geben. Manchmal schließe ich mich in meiner Wohnung ein, habe aber nun immer Kontakt, wenn ich nur vor die Tür gehe, ich wohne in der Siedlung einer Wohnungsgenossenschaft, und auch das ist eine Solidaritätsgemeinschaft.

Das ist ein Auszug aus meiner Geschichte, danke, daß ich das bei Dir teilen darf.

Liebe Grüße
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline taro

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Re: Meine "etwas andere" Geschichte
« Antwort #6 am: 14 Januar 2019, 22:55:13 »
Moin  Supreme,

über die Risiken des Lebens kannst Du sicher einiges in der SHG erfahren.
Im Alter von 24 Jahren bin ich zu GA gekommen. Mit 28 Jahren war ich schuldenfrei, kündigte meinen Job und machte zunächst mein Fachabi nach.
Das Elternunabhängige Bafög wurde mir nicht gewährt, so daß ich ungefähr 20 DM weniger Bafög bekam als meine Miete hoch war.
Meine Eltern habe ich natürlich nicht um Geld gebeten, wie sollte das nur gehen????

Ich sprach über meine Ängste in der SHG. Ein Freund sagte nach dem Meeting zu mir "mach Dir keine Sorgen ums Geld, dann hast Du immer genug".
Ich faste den Entschluss den Rat zu befolgen. Ob Du es glaubst oder nicht, danach habe ich studiert, ich habe natürlich immer wenn möglich gearbeitet. Ich hatte immer genug Geld, ich hatte die ganze Zeit ein Auto und bin jedes Jahr in den Urlaub gefahren.
Meine Low Budget Urlaube waren das beste was mir je passiert ist.

Ohne die SHG und die Erfahrungen von anderen hätte ich mir  diesen Schritt in meine Ausbildung niemals getraut.

Das ist nur eines von vielen Beispielen auf meinen Weg.

Taro

Re: Meine "etwas andere" Geschichte
« Antwort #7 am: 16 Januar 2019, 22:16:41 »
Vielen Dank euch beiden nochmal. Ich werde mir die Antworten zu Herzen nehmen und alleine der Thread hier konnte mir schon helfen. Ich wünsche euch beiden natürlich weiterhin alles gute und habe riesen Respekt davor, wie ihr das alles geschafft habt.. :)

 

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