Hi,
ich bin neu hier und stelle mich kurz vor. Ich bin Marc, 28 Jahre alt und habe viel zu viel gespielt.
Ich fange mal von vorne an. Mit 18 Jahren war ich das erste Mal in einer Spielhalle. Damals war es noch eine heile Welt, man ist da mit 5-10 Euro rein und hat auf 5 Cent ein bisschen das Knöpfchen gedrückt. Wenn man 20 Euro gewonnen hatte, ist man raus und mit den Jungs um die Häuser gezogen. Innerhalb der letzten 10 Jahre kam dann langsam aber sicher der schleichende Prozess der gesagt hat, kommt du hast schon einmal gut gewonnen, spiel höher...oder alle um dich rum gewinnen, die spielen alle hoch, das musst du auch machen, dann gewinnt man besser. Im nachhinein frag ich mich wie ich das nur glauben konnte...
Naja über die Jahre wurden die Einsätze immer höher und natürlich als Folge daraus auch der Gesamteinsatz. Es war aber nie so, dass ich am Hungertod leiden musste. Vor 1,5 Jahren kam ich mit meiner jetzigen Ex zusammen und sie ist auch kurze Zeit später bei mir eingezogen. Das Spielen habe ich ihr natürlich verheimlicht, wie sollte es auch anders sein. Ich konnte es ihr einfach nicht sagen. Ich habe ihr nie etwas verheimlicht, weil es mir egal war, bis auf diese eine Sache. Es kam wie es kommen musste, sie wollte immer mal wieder etwas unternehmen und ich habe gesagt ich habe keine Lust, ich will heute nur einen entspannten Tag machen. Das war natürlich eine Lüge, ich hatte einfach kein Geld irgendetwas zu machen. Ich hatte gerade mal genug um für den Rest des Monats Essen und Trinken zu kaufen. Die Ausreden wurden mit der Zeit immer schlechter und ich habe sie mir nicht einmal selber gelaubt, aber da von ihr auch nie ein "Input" kam, habe ich gedacht sie hat es mir abgenommen. Pustekuchen...Sie hat so oft mit mir versucht zu reden, meistens an Tagen wo ich gesagt habe ich muss länger arbeiten, wo ich aber eigentlich in der Spielhalle war und ich habe sie vollkommen ignoriert und abgeblockt. Ich mache ihr nicht einmal einen Vorwurf, da ich weiß das ich sie abgeblockt habe und mich dann zurückgezogen habe. So oft hat sie es versucht, aber das Spielen nie angesprochen.
Irgendwann war es dann soweit das sie es nicht mehr ausgehalten hat und die Beziehung beendet hat und momentan dabei ist auszuziehen. Ich liebe diesen Menschen wirklich und scheinbar musste ich so dermaßen auf die Klappe fliegen, dass ich aufwache (die Trennung ist etwa 2 Wochen her). Ich habe in der Anfangszeit nachgedacht wie ich sie zurückbekomme. Und plötzlich aus heiterem Himmel kam mir der Gedanke, such die Fehler bei dir, was läuft bei dir falsch? Da kam natürlich so einiges zusammen, ich habe sie vernachlässigt, ihr nicht das Gefühl gegeben das sie etwas besonderes ist und all solche Sachen und das hauptsächlich weil ich immer im Hinterkopf hatte, wie machst du das jetzt alles, du hast wieder alles verspielt, was lässt du dir für eine Ausrede einfallen?
Ich muss dazu sagen, vor etwa 3 Monaten habe ich das letzte Mal eine Spielhalle von innen gesehen, da ich mir zu dem Zeitpunkt gesagt habe, ich höre auf. Ich wusste, ich liebe sie wirklich über alles und möchte ihr das geben was sie verdient hat. Allerdings war da erstmal ein riesiges Loch was es zu stopfen galt und ich habe über das Problem weiterhin nicht gesprochen, was sie im letzen Ende dazu bewegt hat sich zu trennen. Manchmal denke ich mir, ich hätte wirklich nur reden müssen, aber gut ich kann die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, ich kann es für die Zukunft nur besser machen.
Zu meiner momentanen Situation:
Ich bin seit 3 Monaten "clean". Ich habe mir zum Spielen niemals Geld geliehen und habe immer (auch wenn es der letzte Rest vom Dispo war) immer etwas aufgehoben für Lebensmittel. Mein Dispo ist auch nicht wirklich hoch (1000 Euro) und ich habe es in den letzten 3 Monaten auf eine nicht unerhebliche Summe ins Plus geschafft, worauf ich auch sehr stolz bin. Trotzdem habe ich mir überlegt, ich möchte das die Situation des Nicht-Spielens so bleibt und werde am 20.12 eine Therapie beginnen. Ich möchte mir selbst beweisen das ich das kann! Ich tue etwas dafür das alles so bleibt wie es jetzt ist und das ist das, was mich trotz des Trennungsschmerzes unheimlich motiviert und es mir erlaubt mir erhobenen Hauptes durch die Straßen zu laufen! Ich habe lange überlegt um die Beziehung zu kämpfen und alles zu geben, bis mir klar wurde, ich sollte erstmal mein Leben in den Griff bekommen, bevor ich jemand anderen in dieses Leben lasse. Ich habe soviel verbockt und das bei dem ersten Mensch den ich wirklich über alles liebe...Das ist schon fast paradox.
Trotz alle dem freue ich mich auf die Therapie, da ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe. Ich musste das einfach mal loswerden.
Achso, ich habe das Problem mit dem Spielen meiner Familie, meinen Freunden, meiner Ex und sogar den Eltern meiner Ex gebeichtet, weil ich nicht mehr mit dieser Lüge durch das Leben gehen möchte und ich die Initiative ergriffen habe, etwas dagegen zu tun. Ich hätte es vielleicht früher tun sollen, aber gut, hinterher ist man immer schlauer.
Vielen Dank wenn du den halben Roman gelesen hast, über ein kleines Statement würde ich mich freuen
Gruß
Marc