Hallo Balduin,
erstmal Willkommen an Bord.

Spielpausen habe ich bislang eigentlich nur gemacht, wenn gar kein Geld aufzutreiben war. Eigentlich möchte ich natürlich spielfrei werden, denke aber nicht, dass ich es schaffen kann.
Damit hast du schon von vorneherein aufgegeben. Nimm ein Feuerzeug, geh auf den Balkon, und verbrenn dein Sparbuch, das geht einfacher, streßfreier, und ist kurz und schmerzlos...
...nein. Im Ernst...
...diese Denkweise kenn ich nur zu gut, hab mir das auch immer gesagt, das ist eine gute Rechtfertiging, es gar nicht erst zu versuchen, oder, im Falle des 'Nicht-Schaffens', den Frust darüber in Grenzen zu halten. Resignation. Niedrige Erwartungen - weniger Enttäuschung.
Du verkaufst dich damit aber unter Wert. Natürlich kannst du das schaffen! Sieh es mal so: Du hast mit Sicherheit schon viel mehr 'durchgestanden'. Das Durchhaltevermögen hast du also.
Anfangs war es wirklich nicht einfach. (Ich habe aber auch keine Therapie gemacht, muß ich dazu sagen. Mir war nichtmal bewußt, daß es sowas gibt.)
Was lief da falsch bei mir?
Ich tat mir so leid, ich hätte mich glatt selbst beheult - wenn ich nicht schon genug damit beschäftigt gewesen wäre, das Universum, das Karma und selbst des Nachbars Pudel für meine Situation verantwortlich zu machen.
Gott... was hatte ich der Welt bloß getan?
Aber das gibt sich. Geht halt nicht von heute auf morgen. Der Weg in die Sucht war schließlich auch ein schleichender, progressiver Prozeß.
Du solltest davor wirklich nicht zurückschrecken, du machst das ja aus einem bestimmten Grund. Für dich.
Ist halt ein echtes Stück Arbeit an einem selbst, also etwas, was mir von Natur aus mal so gar nicht zusagte. Ich war mir doch eigentlich egal... Hauptsache, man ließ mich in Ruhe...
Eines meiner Probleme in dem Zusammenhang war immer: Geduld.
Sie ist eine Tugend, nur schien ich immer abwesend gewesen zu sein, wenn die Portionen verteilt worden sind.
Prinzipiell hatte ich eigentlich genug davon, Aussitzen war mein zweiter Vorname. Paßt alles schon irgendwie! Es haperte nur an einer Stelle: finanzielle Engpässe. Die gingen mir mal so richtig auf die Nerven und mußten sofort irgendwie beseitigt werden (guter Witz, weiter im Text), somit wurde meine Geduld gerade im ersten Monat konstant auf die Probe gestellt. Das geht so nicht, da muß ich was machen (Ja. Ich bin echt ein Genie, ich weiß. Zumindest im
Ansatz war das im Nachhinein betrachtet jetzt aber gar nicht mal sooo die falsche Denkweise...
Machen!).
Ich brauchte immer sofortige Resultate. Diese 'Denke' abzustellen, bzw. zu ignorieren, im Angesicht eines kleinen Haufens Kupfer für einen großen Haufen Monat, ist da schon eine beachtliche Hürde.
Dabei wäre das doch eigentlich ein Klacks. Hatte das vorher ja auch immer irgendwie überstanden. Und ich wollte das ja jetzt eh alles ändern, also sind das jetzt die letzten vier Wochen vom alten Leben, richtig? Also... einmal noch...
Jetzt erst recht.
Dieser innere Konflikt war ziemlich zermürbend.
Wichtig ist, sich seiner Situation immer bewußt zu sein. Halbe Sachen funktionieren nämlich nicht. 'Nur' 200€ - da muß ne Null stehen, für den Rest deines Lebens.
Ich mußte grad schmunzeln wegen 'Im Moment'... oh ja... da war ja was.
Sollte es nicht eher heißen 'Ab jetzt'?

'Trocken' bist du wohl ab dem Zeitpunkt, an dem du dich bewußt dazu entschließt, aufzuhören, ab dem du es wirklich willst. 'Geschafft' hat man es allerdings nie. Es werden immer wieder Situationen kommen, in denen deine Entscheidung auf die Probe gestellt wird, manchmal ohne Vorwarnung. Das sollte man nie außer Acht lassen.
Mach es einfach, es kann doch nur besser werden. Dann kennst du bald auch deine persönlichen Antworten auf deine Fragen.
Ist sicher für alle irgendwie verschieden.