Es ist eine Weile her, dass ich geschrieben habe. Theoretisch ist viel passiert, aber praktisch betrachtet irgendwie auch nichts...
Genau vor einem Jahr am 11.04.2019 habe ich meine etwa 4 monatige stationäre Therapie in Wilhelmsheim beendet gehabt und ich war damals wirklich guter Dinge und guter Hoffnung, dass mein Leben eine gute Wendung nimmt und ich Glück und Zufriedenheit im Leben finden und erleben kann. Doch nach 2,3 Monaten trat Ernüchterung im Alltag ein und einen sich anbahnenden Rückfall konnte ich zwar durch das ein oder andere Erlernte noch etwas rauszögern, aber letztendlich nicht aufhalten. Und im Prinzip dauert der leider bis heute an.
Vereinzelte Spielpausen wegen Geldmangel und/oder anderer Ablenkung, vereinzelt der Versuch und die Hoffnung es zum neuen Monat mit dem neuen Gehalt besser zu machen - aber alles immer nur von kurzer Dauer. Am Ende dann doch wieder 2,3 Tage Spielrausch und dann den Rest des Monats nichts außer Arbeit bis es wieder von vorne losgeht.
Natürlich bin ich nicht wirklich glücklich damit, aber ich schaffe es nicht selber auszubrechen und blocke äußere Einflüsse lieber wieder ab. Irgendwie arbeite ich im Prinzip quasi aber auf einen Zusammenbruch meines finanziellen Kartenhauses hin und dann muss und wird etwas passieren. Ich wohne nur in einem kleinen Appartment zur Miete und habe immerhin zum Glück keine eigene Familie oder sonstige "Verpflichtungen",die ich damit in Mitleidenschaft ziehen würde.
Ein Vorteil meiner minimalistischen Lebensweise ist, dass ich außer meiner körperlichen Gesundheit nicht viel zu verlieren habe. Gerade in diesen Zeiten merke ich, wie sich viele Menschen sich Sorgen um allesmögliche machen müssen und abhängig von Dingen sind. Vor kurzem kam ich von der Arbeit und vor meinem Wohnblock war ein Großaufgebot von Feuerwehr und Polizei, weil es weiter oben in einer Wohnung wohl einen kleinen Brand gab. Meine größte Sorge in meiner Wohnung war abgesehen von meinem Dach über dem Kopf und Kleidung sonst nur der Ersatzschlüssel zur Wohnung meines besten Freundes. Und diese Sachen sind theoretisch mit Geld leicht ersetzbar/mietbar/nachmachbar, sonst könnte eigentlich alles verbrennen. Aber letztendlich hatte es mich und meine Wohnung überhaupt nicht betroffen.
Naja und einzelne schöne positive Gefühle und Momente habe ich schon erlebt. Und auch wenn es mir schwer fällt, nehme ich mir immer wieder mal Zeit (die habe ich eigentlich zu Genüge) und vor allem den Mut mich selber zu reflektieren und mir Gedanken über meine Situation und mein Leben zu machen. Ich hatte ein paar Tage mit Stunden, da habe ich es tatsächlich irgendwie geschafft eine gewisse Art von Gelassenheit und Freiheit zu empfinden. Und zwar nicht so eine Gleichgültigkeit dem Leben gegenüber, wie ich es sonst oft habe. Sondern eher richtige Entspanntheit, das Gefühl im Prinzip alles tun zu können oder auch sein zu lassen - so wie ich es will.
Außer meiner Gesundheit kann mir eigentlich nichts genommen werden, und falls mich doch oder auch enge Familienangehörige, Freunde etc. eine Krankheit, der Tod o.Ä. ereilt, dann ist es eben so - das gehört zum Leben dazu wie das Leben selbst.
Aber die meiste Zeit holt mich dann doch eher das reale Leben mit all seinen Schikanen und schrecklichen Dingen, die so passieren, ein, und belastet mich. Diese übertriebene Ungerechtigkeit auf der ganzen Welt. Ganz abgesehen von den aktuellen Umständen, sterben täglich abertausende von Menschen und natürlich auch Tieren. Und das oft nicht auf vermeintlich/relativ "natürliche" Weise durch eine Krankheit o.Ä sondern durch gnadenlose Ausbeutung ganzer Länder, Völker, Tierarten etc., meistens angetrieben und aufrechterhalten aus reiner Gier nach Geld und Macht. Würde ich mir darüber täglich den Kopf zerbrechen, würde ich womöglich endgültig verrückt werden oder zum Misanthrop, vielleicht bin ich auch schon einer.
Ich bin ja selber kein Veganer und kaufe aus finanziellen Gründen (weil ich mein Geld "lieber" verzocke...) Billig-Produkte, die vermutlich einige sehr fragwürdige und menschen-/tierunwürdige Prozesse durchlaufen, bis sie bei mir landen. Im Kern ist das auch eine Priorisierung, die ich selber verachten würde/tue aber offensichtlich in Kauf nehme.
Das ist das Werk der kranken Menschheit im großen Kontext und live mit meinen eigenen Augen in meinem eigenen Lebensausschnitt erlebe ich auch auf "kleinerer Stufe" die ekligsten und reudigsten Handlungen von Menschen - von Verrat und Verleumdung über Betrügereien bis hin zu z.B. sexueller Belästigung oder Gewalt.
Ein Kollege kam in mein Leben und wurde zu einem meiner engsten Freunde und Vertrauten (phasenweise vielleicht Nummer 1), ehe ich erfahren musste, dass er in dieser Zeit etwas wirklich Schlimmes getan und mich darüber erstmal Wochen lang belogen hat (für mich fast noch schlimmer, als die Sache selbst). Ich hatte mehr oder weniger für ihn gebürgt und die Wahrscheinlich mit 99% eingeschätzt, dass er die Wahrheit sagt - so sicher wie ich mir eben nur sein konnte ohne es selbst gesehen zu haben. Ich hätte es wohl bis ans Lebensende geglaubt, hätte er nicht doch selbst noch gestanden und die Wahrheit gesagt. Mittlerweile ist er nicht nicht mehr Teil von meinem Leben.
Und mein Vertrauen in die Menschen bzw. Menschheit allgemein ist weiter gesunken, außer Mama, vielleicht weitere Teile der Familie, und meinem besten Freund, den ich seit der 1. Klasse kenne, traue ich eigentlich niemanden mehr oder glaube an ehrliche Absichten. Bzw. wenn jemand etwas erzählt, nehme ich es grundsätzlich schon erstmal hin. Aber richtig aktiv glauben tue ich nur noch, was ich wirklich selber sehe. Am Ende wollen/wollten nahezu alle Menschen, die ich kennenlern(t)e, doch nur eigene Vorteile.
Phasenweise widert mich die Welt wirklich an, aber ich versuche eher auf die schönen Dinge zu achten. Und allgemein eher auf mich selbst zu schauen und selber eben nach meinen eigenen Werten und Vorstellungen zu handeln und leben - so gut es eben geht... Ich bin als Spieler ja selber oft am Lügen oder Verschweigen, das Ausmaß meines aktuellen "Rückfalls" kennt aktuell nur ein Freund aus der Zeit bei der stat. Therapie. Die Familie weiß, dass es mir wohl nicht besonders toll geht, aber aktiv Erzählen von meiner Zockerei und wie ich mich im Prinzip momentan der Sucht er/hingebe tue ich nicht.
Ich wünsche keinem Menschen etwas Schlechtes, sondern allen Glück und Zufriedenheit und was sie dafür eben brauchen (solange es keinem anderen schadet...) Aber insgeheim hoffe ich schon, dass die momentane Krise (was auch immer da alles dahinter bzw. mit darin steckt und worauf es sich wie auswirken wird etc.) diese Welt zumindest auf längere Sicht im Positiven (wer definiert das schon, aber ich meine eben irgendwie gerechter, fairer und lebenswerter für alle) verändern wird und dafür muss vielleicht dieses ganzes "System" der aktuellen Welt erstmal etwas ins Wanken geraten oder gar ganz fallen mit anschließendem kompletten Reset.
Letztendlich habe ich da keinen großen Einfluss drauf; ich werde zum nächsten Monat (dieser ist finanziell sowieso schon gelaufen) wieder einen neuen Versuch starten mein Geld, meine Zeit, meine Energie u.v.m wieder sinnvoll zu nutzen, aber richtig überzeugt davon bin ich ehrlich gesagt selber jetzt schon nicht. Und wahrscheinlich werde ich mir dann früher oder später doch wieder diese 2,3 Tage, oder wenn es nur ein paar Stunden sind, Ablenkung und "Entspannung" vom Leben und der Welt "erkaufen".
Aber auch wenn die letzten Monate und womöglich auch die kommenden nicht so laufen werden, wie ich mir das selber vorstellen und "eigentlich" ja auch wünschen würde (nur warum mache ich es dann nicht oder treffe mehr oder andere Vorkehrungen etc.), eine wichtige Erkenntnis habe ich die letzte Zeit gewonnen bzw. wiedergefunden (auch wenn ich sie phasenweise wieder verliere):
Alles Empfundene - Glück, Pech, Zufriedenheit, Trauer, Freude, Enttäuschung, Stolz, Scham und all die anderen Gefühle - entstehen letzten Endes immer nur in mir selbst. Sie werden zwar schon ausgelöst durch Einflüsse von außen, die ich auf irgendeine Art und Weise erst einmal aufnehme. Aber entscheidend ist dann eigentlich, wie ich das alles in mir wahrnehme, wie ich es evtl. werte (oft auch erstmal unterbewusst durch festgefahrene Denkmuster etc.), wie ich damit umgehe und was ich im Endeffekt dann fühle. Und ich will lernen, dass das, was bleibt, am Ende viel häufiger eine positive Gelassenheit ist und ein Gefühl von im Reinen sein - einerseits mit mir selbst, aber auch mit der Umgebung, wie auch immer sie sein mag.
Mal gucken, wie ich das hinbekomme, und wie mein Leben und die Welt sich so die nächste Zeit entwickelt... Und ob ich vielleicht wieder häufiger Lust finde (oder was für ein Grund es auch immer sein mag) hier zu schreiben.