Guten Morgen zusammen!
Hier sehen wir mal wieder, wir sind alle nur das Ergebnis unserer Erfahrungen.
Ist Glückspiel eine "Freizeitbeschäftigung"?
Nein, das ist es nicht! Ein Spiel ist eine Freizeitbeschäftigung - aber kein Glückspiel.
Herr Henning Poehl hat sich einmal mit den historischen Definitionen des Spielens beschäftigt.
http://www.spieleautorentagung.de/definitionen/eine-kritische-auseinandersetzung-mit-dem-begriff-spielEin Spiel ist eine interaktive freiwillige Tätigkeit, die im „Hier und Jetzt“ stattfindet, deren Ausführung oder Ausgang aber keine reale Bedeutung/Konsequenz für das „Hier und Jetzt“ hat.
Die Bedeutungslosigkeit des Ausgangs für das „Hier und Jetzt“ schließt nicht aus, dass die durch das Spiel gewonnenen Erfahrungen reale Bedeutungen und Konsequenzen in der Zukunft haben können.
Die Interaktion kann dabei mit einem realen oder einem nicht realen Mitspieler, der nur in den Vorstellungen oder virtuell im Computer existent ist, stattfinden.Herr Dr. Heyer dagegen beschreibst das Spiel wie folgt:
Es dient dem Aufbau emotionaler, kommunikativer, sozialer, kognitiver und motorischer Kernkompetenzen.
Es fördert die Persönlichkeitsentwicklung und leistet einen wesentlichen Beitrag für das kindliche Lernen.
Es ist zudem zweckfrei.Das Glückspiel hingegen dient einem Zweck - für den Glückspieler die Gewinnerwartung - für den Glückspielanbieter der Gewinn.
Somit hat das Glückspiel bereits in seiner Urform eine Bedeutung und kann daher nicht als reines Spiel klassifiziert werden - geschweige denn als Freizeitbeschäftigung im Sinne eines Spieles.
Das Glückspiel wird gerne als mittlerweile "gesellschaftsfähig" propagiert.
Doch es ist ein Demeritorisches Gut (private Nachfrage übersteigt das gesellschaftlich gewünschte Maß).
Nur weil die GI in der Politik viel Lobbyarbeit betreibt - so viel, dass ihre Gegner mangels finanzieller Mittel gar nicht mithalten können, und sie bereits zu Frühstückszeiten, zu denen (leider oft genug) auch Kinder vor dem TV hängen,massivst Werbung betreiben, heisst es nicht, dass Glückspiel gesellschaftsfähig geworden ist. Dem Gebraucher wird hier lediglich ein "Argument" geliefert sein Gambling vor sich selbst zu rechtfertigen.
Weiterhin führst Du aus, dass Dein Unternehmen Poker anbietet.
Auch hierzu gibt es Neuerungen, die in der Öffentlichkeit wenig Beachtung gefunden haben:
Bei den Varianten "Texas Hold'em" und "Omaha Holdem" handelt es sich um Glücksspiel i.S.v. § 3 Abs. 1 Satz 1 GlüStV. Die Gewinnentscheidung hängt auch dann, wenn es nicht zu einem "Showdown" und damit nicht zu einer Gewinnentscheidung anhand der zufällig erhaltenen Karten kommt, von dem ungewissen Verhalten der Mitspieler und damit ebenfalls vom Zufall ab. …
https://openjur.de/u/764212.htmlObwohl ich ja selbst ein wenig Polemik betreibe, ist mir Deine, Tom, auch nicht entgangen
Heroin wird aus anderen Beweggründen erworben
Aber nein ... in den Anfängen wollen sich die Menschen auch nur austesten - Erfahrungen sammeln. Sie werden auch durch Gruppenzwänge "verführt". Da ist alles, wie bei den Glückspielern.
Die rein psychologische Komponente der Suchtentstehung etc. ist in beiden Fällen die Gleiche.
Da macht es auch für mich einen Sinn die unerlaubten Anbieter mit "Dealern" zu vergleichen.
Wo ziehst du da eigentlich die Grenze? Ich arbeite in der Sportredaktion, mit Casino und Poker unseres Hauses habe ich nix zu tun. Immer noch unehrenhaft?
Oder, wenn wir Casino nur in SH anbieten würden. Wär das für dich dann akzeptabel?
Sofern Dein AG eine Lizenz für Sportwetten für den deutschen Markt besitzt, wäre dieser Sparte des Unternehmens wohl nichts entgegen zu setzen.
Doch bitte komme mir nicht mit dem SH-Argument.
Hier hatte, wenn ich es mal über den Daumen scheren darf, die Lobbyarbeit der GI funktioniert.
Erst 2013 ist SH dem Glückspielstaatsvertrag beigetreten, nachdem sie bereits im Schnellschussverfahren Lizenzen vergeben hatten.
Gäbe es diesen SH-"Fehler" nicht, würden wir heute auch keine Werbung im TV genießen dürfen, die m.E. in der Form gar nicht erlaubt ist.
Hier recherchiere ich gerade in meiner Freizeit ...
Wie sieht's mit den Leuten aus, die in einer Spielo arbeiten und den Spielsüchtigen morgens Kaffee und Butterbrote servieren? Das sollte dann doch ein ehrenwerter Beruf sein. Ist ja schließlich legal, richtig?
Es stellt sich hier die Frage, warum die Menschen einen solchen Job annehmen müssen.
Es stellt sich die Frage, warum ein solcher Job zum Lehrberug gemacht wurde.
Es stellt sich die Frage, wie hoch das Gefährdungspotential für diesen Personenkreis ist.
Im Laufe meiner aktiven Karriere und auch Später in der Suchthilfe sind mir etliche Spielsüchtige unter gekommen, die über diesen "Job" in die Sucht geraten sind.
Etliche Beispiele dazu finden sich auch in diesem Forum.
Wenn du also glaubst, dass Onlinecasinos illegal sind, weil sie für die Allgemenheit ach so gefährlich sind, dann lebst du auch in einem Lebkuchenhaus!
Nein, Tom. OCs sind gefährlich. In meinen Augen ist es da unerheblich, ob sie erlaubt sind oder nicht. Wir sind alleine in diesem Forum hier direkt vor Ort - wir sind an der Basis.
Wir erleben hier tagein und tagaus, wie die Menschen sich über diese "Angebote" zerstören.
Die Menschen gingen einst auf die Jagt und sammelten Gemüse und Kräuter.
Hatten sie genug für ihren Lebensunterhalt, gingen sie nach Hause und erfreuten sich ihres Lebens.
Heute ist der Erwartungsdruck um das zigfache gestiegen. Jeder "muss" etwas "schaffen".
Und was ist das Ergebnis? Ein Leben am Existenzminimum. (Ich rede hier explizit nur vom "statistischen" Suchtklientel).
Was scheint da näher zu liegen, als die Jagt nach dem schnellen finanziellen Glück?
Du redest von Schutzmechanismen, die Euer OC betreibt? - ich sage, dass sie so gering sind, dass man sie mathematisch gesehen vernachlässigen kann.
Was ist das für ein Schutz, der es Minderjährigen erlaubt am Glückspiel teil zu nehmen, jedoch nicht auszuzahlen?
Herr Dr. Heyer hat sich hierzu in einem OC als Minderjähriger angemeldet - er wurde geblockt - er änderte das Geburtsdatum im gleichen Profil - und er wurde akzeptiert.
Was ist das für ein Schutz?
In den staatlich lizensierten Offline-Casinos sitzen wenigstens Menschen, die den Kindern und Jugentlichen unterbinden die Örtlichkeiten zu betreten.
Wobei, nehmen wir mal die Daddelautomaten als Beispiel, wo genau ist da dein Problem? Je nach Hersteller und Anbieter haben diese eine Auszahlungsrate von 90-97%, für jeden einseh- und nachvollziehbar.
Wie bitte?
Bei den Offline-Daddelautomaten gibt es keine gesetzlich geregelte Auszahlungsquote.
Bei den Online-Daddelautomaten nach deutschem Recht auch nicht.
Wie soll ich denn nachvollziehen, ob in irgendeinem anderen Land Gesetze existieren, die dieses vorgeben? Wie soll ich nachvollziehen, ob es örtliche Prüfanstalten gibt und wie sie arbeiten?
Klar mit ordentlich Zeitaufwand und viel "Gutgläubigkeit" im Umgang mit den gefundenen Informationen ...
Ist das Sinn und Zweck einer "Freizeitbeschäftigung", wie Du es nennst?
Bei Millionen Spielen, wie Du später ausführst, soll also für den Otto-Normalgebraucher eine Nachvollziehbarkeit existieren?
Wir brauchen uns auch gar nicht um die Seriösität von OCs zu unterhalten.
Die ist schon alleine dann nicht gegeben, wenn die OCs unerlaubt sind.
Wer auf dem deutschen Markt kriminell agiert ist nicht seriös!
Ich halte meine nämlich für rational und gesund.
Hehe ... das halten sich die Spieler auch ... selbst wenn es schon längst zu spät ist!
Was ich jedoch nicht nachvollziehen kann ist, dass man zurückgebuchtes verzocktes Geld wieder verzockt, weil man sich keine Hilfe sucht, aus welchen Gründen auch immer (Ganz zu schweigen davon, dass man sich durch Spielen mit zurückgebuchtem Geld strafbar macht, weil man sich dann wissentlich an illegalem Glücksspiel beteiligt. Das wird aber des Spielsüchtigen geringstes Problem sein).
Doch, "verstehen" kann ich es ... nur billigen nicht.
Die komplexen Suchtmechanismen hier aufzuführen ginge zu weit.
Trotzdem unterstreiche ich Deinen Tenor, sich erst Hilfe zu suchen und dann das CB zu machen, wenn es denn einen Sinn ergibt!
Es kann dich nicht so schwer sein Onlinecasinos in allen Ländern außer SH zu sperren...
Da bin ich ganz bei Dir!
Allerdings - als Angestellter der Glückspielindustrie verlagerst Du die Verantwortung weg von Deinem AG auf die Politik.
Und die wird ja nun mal - auch mit geldwerten Mitteln, wie wir durchaus schon häufig der Presse entnehmen konnten, durch die GI beeinflusst.
Zu guter Letzt noch eine Anmerkung zu Statistiken.
Die BzfgA hatte, so glaube ich mich zu erinnern, 2016 erstmalig Handynutzer für ihre Umfragen mit einbezogen.
Es wurden (nagelt mich jetzt bitte nicht fest) ca. 5000 Personen zu ihrem Glückspielverhalten befragt ...
Das wurde dann schön hochgerechnet auf einen bundesweiten Schnitt.
Siehe da ... nur weil ein paar Handynutzer mit aufgenommen worden sind, stieg die Anzahl der pathologischen Spieler von ca. 350.000 in den Vorjahren auf 500.000 für das Erhebungsjahr.
Hätte ich damals in meiner aktiven Zeit einen solchen Anruf erhalten, glaubt Ihr wirklich, ich hätte mich geoutet? Einem wildfremden Menschen? Wo ich doch so darauf bedacht war, meine Sucht vor Anderen zu verheimlichen und vor mir zu verleugnen?
Was, wenn mein Verhalten "Durchschnitt" gewesen wäre?
Dann würden all diese Statistiken absolut nicht stimmen!
Ich gehe also von weit höheren Zahlen aus.
Kann ich das belegen?
Nein - woher auch!
Dazu müssten alle Spielerdaten erfasst werden. Sei es on- oder offline.
Ich pfeiffe auf den Datenschutz - hier geht es um die Gesundheit der Bevölkerung.