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Selbstsperren

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Selbstsperren
« am: 12 März 2007, 00:42:15 »
Kann mir einer erklären was es mit diesen Selbstsperren eigentlich genau auf sich hat ? Für was und wo kann man sich sperren bzw. sperren lassen ?

LG Peter

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Offline Ilona

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Re: Selbstsperren
« Antwort #1 am: 14 März 2007, 10:50:00 »
Hallo Peter,

man kann sich im Spielcasino sperren lassen, wenn man merkt, dass man mehr verspielt als man möchte und als der Haushaltskasse gut tut. Demnächst kann man sich auch für bestimmte Lotterieprodukte (Oddset, Keno Lottosystem etc) sperren lassen. Daran arbeiten die Lottogesellschaften gerade. Das Bundesverfassungsgericht hatte verlangt, dass die Sperre auch auf diese Spiele ausgeweitet wird. Nicht einbezogen in das Sperrwesen sind in Deutschland bisher die Spielhallen. Das ist recht seltsam, schließlich sind die Spielhallenkunden die größte Gruppe (rund 80%)  der Klienten, die aufgrund einer Glücksspielsucht eine Beratungsstelle, eine Selbsthilfegruppe  oder eine Fachklinik aufsuchen.

Ursprünglich gehört die Sperre zu einem ganzen bündel von Schutzmaßnahmen der Spielbanken. Dazu gehört u.a. auch das Residenzverbot, was besagte, dass die Einwohner der Stadt, in der das Casino war, keinen Zutritt hatten. Man wollte, dass Touristen ihr Geld verzocken aber nicht die eigenen Einwohner. Die ersten Casinos waren ja auch alle in Kurorten, dort zielte man auf das Geld der in der Regel zahlungskräftigen ausländischen Kurgäste. Das Residenzverbot galt übrigens am längsten in den Ländern Bayern und Baden Württemberg. Dort wurde es dann Ende der 90er Jahre abgeschafft.

Beantwortet das deine Frage?

viele Grüße, Ilona

Re: Selbstsperren
« Antwort #2 am: 14 März 2007, 18:47:32 »
ja zutrittskontrollen in spielhallen wären eine wirksames mittel gegen spielsucht .

leider haben die automatenaufstelle eine grosse lobby in der politik als das irgend ein
politiker es jemals durschsetzen könnte  >:(



Re: Selbstsperren
« Antwort #3 am: 09 Juli 2007, 22:36:27 »
@sinbad:
>> eine grosse lobby in der politik als das irgend ein politiker
>> es jemals durchsetzen könnte

wie stark diese lobby ist, zeigt exemplarisch die beantwortung einer kleinen anfrage der grünen im bundestag. diese befasst sich zwar nicht mit der zugangskontrolle in spielhallen, aber grundsätzlich mit einem ding namens "spielerschutz" - von dem der verfasser offenbar überhaupt keine ahnung hat. wen's interessiert: http://dip.bundestag.de/btd/16/056/1605687.pdf

Re: Selbstsperren
« Antwort #4 am: 09 Juli 2007, 23:40:22 »
BTW: Hat eigentlich schon mal jemand versucht, sich mit dem Selbstsperrantrag von gluecksspielsucht.de in einer Spielhalle sperren zu lassen?

BisZumHals

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Offline Ilona

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Re: Selbstsperren
« Antwort #5 am: 10 Juli 2007, 08:35:46 »
Hallo,

hier eine Info zu diesem Thema: Der Fachverband Glücksspielsucht hat ja einen offenen Brief an die Fraktionen, der im Bundestag vertretenen Parteien geschickt und gefordert, dass die Spielverordnung an die neue Glücksspielgesetzgebung (Staatsvertrag zum Glücksspielwesen) angepasst wird. Das heißt, dass sämtliche Schutzvorschriften 1:1 übertragen werden: Sperrmöglichkeit, Ausweiskontrolle, Werbeverbot, Glücksspielaufsicht, Reduzierung der Spielhallen, Schulung der Mitarbeiter, Aufklärung über Gewinn- und Verlustchancen, Infos über Beratungs- und Behandlungsmöglichkeiten für Glücksspielssüchtige bzw. für Menschen mit problematischem Glücksspielverhalten. Inzwischen hat ein erstes Gespräch dazu mit einem Bundestagsabgeordneten stattgefunden, der allerdings nicht unbedingt unserer Auffassung war. Er sieht keine Notwendigkeiten für Einschränkungen, da das Spielrecht dem Wirtschaftsrecht zugeordnet ist und da geht der Blick nicht Richtung Einschränkung sondern Richtung Arbeitsplätzesicherung. Tja, das ist ein Dilemma, nach unserer Auffassung sollte hier zunächst die Gesundheitspolitik federführend tätig werden. Solange das Spielrecht zum Ressort der Wirtschaftspolitik gehört, wird sich nix tun. Übrigens: Die Automatenindustrie wirbt jetzt in vielen Veröffentlichungen mit einem Foto unserer Bundeskanzlerin. Ob die das weiß? Ob ihr das recht ist?

http://www.awi-info.de/pages/news.html?UID=2395

viele Grüße, Ilona
« Letzte Änderung: 10 Juli 2007, 08:44:38 von Ilona »

Re: Selbstsperren
« Antwort #6 am: 10 Juli 2007, 09:46:44 »
Danke für die Info, Ilona.

Ich bin kein Jurist, und du hast garantiert exzellente Quellen. Aber bin dennoch nicht ganz der Meinung, dass Spielrecht (!) uneingeschränkt Wirtschaftsrecht ist (s. Spielbankenrecht, das ja eher den Finanz- und Innenressorts unterstellt ist). Die Daddelhallenbesitzer verschanzen sich halt nach wie vor dahinter, dass sie "Unterhaltungsspiel (mit Gewinnmöglichkeit)" anbieten und zehren von ihrer ehemaligen Harmlosigkeit (das suggerieren ja auch Schlagwörter wie "Groschengrab", "Münzspiel" usw. - ein Hohn angesichts der flächendeckend eingesetzten Scheinakzeptoren). Das war bis vor ca. 1 Jahr ja noch einigermaßen berechtigt.

Welches Ressort sich da auch immer berufen fühlt - m.E. das Gesundheits- und Familienministerium in erster Linie - sollte klar stellen, dass es sich hierbei nicht mehr um Unterhaltungsspiel, sondern um Glücksspiel im Sinne von §284 StGB handelt. Einige Postings hier im Forum untermauern das. Und was die gefährdeten Arbeitsplätze anbetrifft: Eine Sicherung der Zugänge und ein bundesweites Sperrsystem im Spielhallenbereich würde viele zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Die einzigen Arbeitplätze, die in Gefahr wären, sind das private Dienstpersonal der Hallenmogule, weil die Profite nicht mehr so fett ausfallen würden.

Wie wärs mit einem Modell, das an die Schweiz angelehnt ist: Spielhallen, die angesichts guter Wirtschaftlichkeit tragfähig sind, (und nur in einer begrenzten Zahl) werden zu B-Casinos? Ähnliches gilt für Spielbanken. Natürlich mit allen notwendigen Restriktionen, versteht sich? Dann könnte eine Kontrollkommission ähnlich der ESBK, bestückt mit Fachleuten aus Suchtverbänden, Therapeuten, Verwaltung und Casinotechnik, finanziert von den Spielbetreibern selbst, Spielbanken wie auch -hallen zentral überwachen und ggf. dem Wildwuchs entgegensteuern, den wir im Moment haben.

BZH

Re: Selbstsperren
« Antwort #7 am: 11 Juli 2007, 13:14:31 »
Hallo Zusammen!

Weil ich mich dazu entschlossen habe mich in den Casinos von Deutschland und den Niederlanden sperren zu lassen würde ich mich sehr freuen wenn Ihr mir konkrete Informationen über den Ablauf geben könntet.
Ich meine damit, ob ich die Möglickeit habe die Sperrung in den Casinos online oder per Schreiben zu veranlassen. Ich möchte vermeiden (sicher auch wegen dem Schamgefühl)persönlich zu den Casinos zu gehen und auch keinen anderen damit belasten.

Ich schreibe das auch weil ich jetzt wirklich handeln will. Ja, auch wenn jetzt von euch kommt das eine Therapie und/oder stationöäre Behandling besser wäre so möchte ich doch erst diesen Schritt der Sperrung vollziehen.

Vielleicht seit Ihr noch so nett und könnt mir eine Information über eine Beratungsstelle in Aachen (oder in der Nähe) mit auf den Weg geben falls ich merke das ich weitere Hilfe benötige...

Geht die Sperrung nur auf eine bestimmte Zeit begrenzt?

Passiert etwas mit den Daten über mich?


Ich spiele seit fast 20 Jahren aber habe niemals Menschen betrogen oder bestohlen wegen meinem Spielverhalten und bin auch nie kriminell geworden. Zu 95% habe ich immer nach einem Gewinn aufgehört zu spielen jedoch habe ich auch meistens am wochenende bei einem "Nichtgewinn" bis zum Feierabend des Casinos versucht meinen Verlust auszugleichenwas ja bekanntlich meistens nicht funktioniert.

Nur bin ich letzen Monat 40 geworden und seit Ende letzten bzw. Anfang diesen Jahres habe ich das strake Bedürfniss nicht nochmal 20 Jahre meine Freizeit in den Spielcasinos zu verbringen oder diese als Ventil zu benutzen. Dieser Ausgleich ist zu kostspielig und zert zu sehr an die Psyche und Substanz und das schlechte Gewissen (nach dem "Nicht Gewinnen" und dann noch zu "Verlieren" )wird immer heftiger.

Vielleicht gibt es hier ja auch jemanden der es mit sperren geschafft hat den Spieldrang zu bekämpfen? Wäre natürlich schön und aufbauend...

Vielen Dank im Voraus und liebe Grüße!

ICH SELBST

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Offline Ilona

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Re: Selbstsperren
« Antwort #8 am: 11 Juli 2007, 15:05:51 »
Hallo,

hier die Adresse in Aachen:

Suchthilfe Aachen 
Hermannstraße 14 
52062 Aachen 
0241 / 41356128 und 41356123 

Da hast du übrigens Glück im Unglück. Die Beratungsstlle in Aachen ist richtig gut.

Zur Sperre:

Du kannst die Sperre schriftlich beantragen. Schreib (z.B. an das Casino in Aachen), dass du dich sperren lassen willst und leg ein aktuelles Foto und eine Kopie deines Ausweises bei. Du bekommst dann einen Sperrvertrag zugeschickt, den du erstmal unterschreiben solltest.

Die Sperre zu beantragen ist ein wichtiger Schritt in Richtung Spielfreiheit. Erfahrungsgemäß reicht das aber nicht. Von daher kann ich dir nur raten, in die Bertungsstelle zu gehen. Nimm es doch als Zeichen, dass du eine qualifizierte Einrichtung in deiner Nähe hast, das ist nämlich in den meisten Regionen außerhalb von NRW nicht der Fall.

Alles Gute

Ilona


Re: Selbstsperren
« Antwort #9 am: 14 Juli 2007, 22:40:13 »
Da ich selber in den Niederlanden wohne,weiss ich wie das geht mit dem Sperren in Casinos.In kleinen Spielhallen musst du das persönlich anfragen dann musst du ein Passfoto geben und ein Fomular unterschrieiben,dann musst du sagen das du dich sperren lassen willst.In den Hollandcasinos,also in den echten und grossen Casinos,kannst du am Schalter sagen das du dich auschreiben lassen willst,dann kommt der Big Boss vom Casino kopiert dein Ausweis und dann musst du einen grünen Zettel ausfüllen und unterschreiben,du kannst entscheiden wie und was du willst.Du kannst dich auschreiben für immer,dann darst du dein ganzes Leben niewieder in Hollandcasinos oder du gibts an das zb nur 1mal per Monat oder 2 mal per Monat spilen willst und du kannst dich auch für ein Jahr oder 3 Jahre sperren lassen.Deine Daten werden im Computer gespeichert,solltest du doch einmal versuchen ins Casino zu gehen,lassen die dich nicht durch und schicken dich wieder raus.Ich weiss das da ich mich mal 1 Jahr gespeert habe und nur 1 mal im Monat spielen konnte,das hat mir aber nichts gebracht habe den gleichen Betrag an einem Tag verspielt.
Love-Light-Peace

 

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