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Arbeite in einer Spielhalle

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Arbeite in einer Spielhalle
« am: 11 März 2018, 13:08:25 »
Hallo Leute,

nachdem ich hier schon seit einiger Zeit mitlese, möchte Ich mich nun selbst mal zu Wort melden. Es ist der erste Forum Eintrag in meinem Leben, also verzeiht mir meine Fehler und weist mich gerne auf diese hin.

Ich bin 24 Jahre alt und spiele seit ca. dem 17. Lebensjahr. Man ging mit seinen Kumpels "mal einen Zehner zocken" - Der Anfang vom Ende.

Nach meiner Ausbildung war ich auf Arbeitssuche.
Hatte viel Arbeitslosengeld und zuviel Zeit.
Also ging es regelmäßig in die Spielhallen in der Umgebung ( Ich habe ca. 4 Spielhallen um mich herum im Umkreis von 500m)
In einer davon kannte ich das gesamte Personal, inkl. dem Chef.
Als ich mitbekam, dass er Personal sucht, kam ich auf die "witzige" Idee ihn zu fragen, ob ich nicht anfangen könnte in der Spielhalle zu arbeiten.
Schließlich kannte man sich ja aus, kannte die Gäste und die Spielhalle sehr gut.

Keine Woche später fing ich an dort zu arbeiten.
Mir wurde allerdings klar gemacht, dass ich während der Arbeitszeit nicht spielen darf, was sich mittlerweile als absoluter Witz herausgestellt hat. Denn jeder der dort angestellt ist spielt.
Anfangs spielte ich auch nicht, habe mir gesagt das es total bescheuert wäre umsonst zu arbeiten. Verdiene dort ja auch nicht so viel, dass ich es mir überhaupt erlauben könnte.

Irgendwann warf ich im vorbeigehen hier und da mal 2€ in einen Automaten, einfach ein bisschen daddeln. Gerade wenn nichts los war, hab ich das aus langeweile gemacht.
Hier und da 2€..? Das sind in 9 Stunden auch mal schnell 50€. Verteilt auf viele Automaten für nichts und wieder nichts.
Also dachte ich mir irgendwann, versuch es doch direkt mit mehr Einsatz, so gewinnst Du vielleicht auch mal. Und es sollte so sein. 20€ investiert, 600€ gewonnen. Yeah!

So gewann ich während der Arbeit immer mal wieder solche Beträge ohne großartig etwas dafür zu tun. 20er rein, buchen lassen, Autostart und ab.

Ich gewöhnte mich an dieses Gefühl zu gewinnen, es wurde selbstverständlich.
Bis ich irgendwann nichts mehr gewonnen habe und umsonst arbeitete.

So verspielte ich während der Arbeit Stück für Stück für meinen Lohn, wieder und wieder.
Aber immerhin war es da noch mein Lohn, den ich verspielte. Letztens fing ich damit an Geld aus der Kasse zu nehmen und damit zu spielen. Ab und zu hat es funktioniert, ich habe gewonnen und konnte die Kasse wieder ausgleichen.
Was ich gemacht habe wenn es nicht funktioniert hat?
Hm, ich musste mir Geld leihen. Von meiner Familie, von Freunden.. habe mir dabei die dümmsten Geschichten ausgedacht.


Fazit: Ich bin spielsüchtig und arbeite in einer Spielhalle, habe fast jeden Tag mehrere Automaten um mich herum und geh Tag für Tag durch die Hölle. Ich schaffe es auch mal ein paar Wochen nicht zu spielen, ich rede dann mit meinem Chef und sage er soll mich beobachten, anrufen wenn er sieht das ich spiele. Dann fühle ich mich beobachtet und will nicht spielen.
Allerdings hält das nicht dauerhaft an.

Eine andere Arbeit kann ich zur Zeit nicht aufnehmen. Ich muss also weiter in der Spielhalle arbeiten um mir wenigstens meinen Alltag einigermaßen finanzieren zu können.
Aber für Zigaretten und essen arbeiten zu gehen ist auch nicht das gelbe vom Ei, oder?


*

Offline Olli

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Re: Arbeite in einer Spielhalle
« Antwort #1 am: 11 März 2018, 16:07:42 »
Hi!

Zitat
Eine andere Arbeit kann ich zur Zeit nicht aufnehmen.

Da frage ich Dich verwundert ... wieso nicht?

Hier bei mir im Ort hatte ich meine Stammhalle. Dort begann irgendwann eine Aushilfe.
Sie hatte fünf Kinder und jedes einzelne davon lebte in einer Pflegefamilie.
Die Gute, mit der ich mich auch gut verstand, war spielsüchtig.
Damals gab es diese illegalen Token-Geräte, bei denen eben unter der Hand ausgezahlt wurde.
Dort spielte sie regelmäßig, wenn nichts los war.
Dazu "bediente" sie sich auch an der Kasse und heuchelte ihrer Chefin vor, dass sie das Geld an die Stammspieler verliehen hatte.
Die Chefin versuchte ihr durch finanzielle Zuwendungen unter die Arme zu greifen, doch Du kannst Dir denken, wo das Geld letztlich gelandet ist.
Irgendwann war die Aushilfe weg ... von jetzt auf gleich.

Dies nur als kleine Anekdote.

Wenn wir Spieler genesen möchten, dann - nicht sollten, nicht könnten, nein, wir - MÜSSEN die Nähe zum Spiel meiden.
Dies ist nicht gegeben, wenn Du weiterhin in der Halle für einen Hungerlohn arbeitest.

Natürlich kann ich mir vorstellen, dass auch Dein Chef Dir irgendwie unter die Arme greift und Du Dich ihm verpflichtet fühlst.
Doch Du befindest Dich da in einer Spirale, die nur weiter nach unten gehen kann, so lange Du dort arbeitest.

Wahrscheinlich versuchst Du auch, wie meine damalige "Aushilfe", die Abend- und Nachtschichten zu erhaschen, um ein wenig mehr Geld zu bekommen.
Doch das nutzt Dir, wie Du ja selber erlebst, gar nichts - auch dieses Geld landet im Automaten.
Durch die Abend-/Nachtschichten wirst Du auch nicht zu einer SHG gehen können, da diese meist in den Abendstunden stattfinden.

Du bist noch jung, Dein Leben liegt noch vor Dir.
Was ist mit Lebenszielen? Familie z.B.?
Könntest Du, selbst wenn Du nicht mehr spielen würdest, mit Deinem Gehalt wirklich eine Familie ernähren können? Wohl eher schlecht als recht ... oder?

Welchen "Plan" könntest Du Dir noch für Dich vorstellen?

Dein Chef lässt Dich also spielen oder Dich zu sanktionieren.
Glaubst Du denn wirklich, dass er Dich konsequent "überprüft"?
Das scheint mir eher eine Maßnahme zu sein, die Dich weiterhin spielen lassen - nicht vom Chef, aber von Dir (unbewusst) geplant.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Dee

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Re: Arbeite in einer Spielhalle
« Antwort #2 am: 11 März 2018, 20:27:12 »
Hallo LightsOut,

Ich bin auch spielsüchtig und ich finde es ganz schwere für dich und deine Genesung, dass du in einer Spielhalle noch arbeitest.

Ich hoffe, dass du bald wie moglich eine neu job kriege. 

Ich weiß, dass aller muss geld verdeinen, aber dein nächste Rückfall können sehr viel schlimmer sein.
 
Viele Grüße
Dee

 

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