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Vor der Endstation aussteigen

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kurvekriegen

Vor der Endstation aussteigen
« am: 23 August 2017, 15:24:13 »
Hallo zusammen!

Bin gerade auf das Forum gestoßen und habe mich extra angemeldet um meine Erfahrungen zu teilen. Das soll mir zum einen helfen die Dinge zu verarbeiten und zum anderen interessiert es ja vielleicht den ein oder anderen. Mir ist bewusst, dass meine Geschichte im Vergleich zu anderen ein Witz ist, aber trotzdem.

Ich finde es übrigens echt toll, dass es hier den krankhaften Spielern eine Plattform geboten wird sich mit ihren Problemen auseinanderzusetzen.

Zu mir:

Ich bin jetzt 23 Jahre alt und das spielen begann damals mit 16-17 in den typischen Spielhallen. Es fing an damit dass mich ein Kumpel mitnahm und ich um Kleinstbeträge gespielt habe. Zusammen mit diesem Kumpel hat unser Spielen bis zum 18. Lebensjahr allerdings rasch an Fahrt aufgenommen. Da ging natürlich dann auch schnell das Geld aus (Schüler + kein Nebenjob).
Dann fing es an, dass das schnelle Geld auf halb-legalem Weg gesucht wurde. Die tägliche Lebensenergie wurde dafür aufgewendet um Kohle zu beschaffen und dann alles gleich wieder in die Automaten zu stecken. Meine damalige Beziehung ging in die Brüche, wobei ich denke dass die Kausalität hier andersrum ist, dass das beschädigte private Umfeld dazu geführt hat, dass man "den ganzen Scheiß beim zocken vergisst". Wie auch immer, beides schlecht.

Nach einem Wohnortswechsel, neuer Ausbildung, neuen Freunden, neuen Mädels ging es aufwärts. Da hatte ich über 2 Jahre nicht oder nur alle paar Monate mal ein paar Scheine gespielt. Alles war gut.

Nun, da meine neue Beziehung im Moment scheitert (tue mir im Moment noch etwas schwer sie vor die Tür zu setzen aber es ist unausweichlich) merke ich wie es mich immer wieder in die Spielhalle zieht.
Gestern Abend bin ich an einer Halle vorbeigefahren und dachte mir "Gut, ich hab eh nur nen 5er dabei, versuch ich mal mein Glück". Dabei ist es natürlich nicht geblieben. Der 5er war ruck zuck weg und ich bin rüber zum Automaten, die ja zufällig immer genau neben den Kasinos stehen. Schnell nen 100er gezogen und wieder rein. Ich dachte mir "Davon spiel ich aber nur 20, den Rest behalte ich".
Halbe Stunde später verlasse ich den Laden. Ohne Geld. Mit einem Scheißgefühl. Es ging mir nicht um die 100€ das merke ich auf dem Konto nicht, es geht darum dass ich mich selber angelogen habe.
Dann gehe ich erneut zum Automaten und ziehe wieder ein paar Scheine. Ich werde mir während ich auf die Spielhalle zusteuere bewusst, wie sinnlos diese Aktion ist. Genau so sinnlos wie die Scheine zu verbrennen... Also gehe ich zu meinem Auto, hole ein Feuerzeug heraus, setze mich an den Straßenrand und verbrenne alle Scheine die ich dabei hatte. Im ersten Moment war ich erstaunt, wie gut Geld brennt. Und dann habe ich mir verinnerlicht, was für einen sinnlosen Scheiß man da eigentlich jedes Mal macht wenn man in eine Spielhalle geht. Es ist sogar noch schlimmer als das bloße Geld verbrennen.

Es ist die Gewissheit, wieder gegen die eigene Stimme der Vernunft versagt zu haben.

Von dieser Aktion erhoffe ich mir ein klares Umschalten im Kopf. Das Geld zu verbrennen hat ein Bild im Kopf hinterlassen, an dass ich denken kann wenn ich wieder "schwach werden" sollte. Das vergesse ich so schnell nicht.

Ich hoffe, dass war mein letzter Gang in die Spielhalle. Die haben genug Geld von mir bekommen, und so krasse Gewinne kann ich gar nicht kriegen dass sich die 5000-10000€ (geschätzt) wieder ausgleichen  ;D

Falls ich Rückfällig werde hört ihr von mir, ansonsten drücke ich natürlich jedem die Daumen, dass er oder sie den Ausstieg schafft und die Kurve kriegt!


Schönen Tag allerseits

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Offline Alex

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Re: Vor der Endstation aussteigen
« Antwort #1 am: 23 August 2017, 21:30:06 »
Hallo,

herzlich willkommen. Eine interessante Geschichte, die du uns da mitteilst. Besonders der Teil mit dem Geld verbrennen. Auf die Idee bin ich damals nicht gekommen, aber vielleicht ist es bei dir wirklich der Knackpunkt in ein spielfreies Leben.

Dieses klare Umschalten im Kopf, was du dir erhoffst, wird leider nicht so einfach funktionieren. Wenn es so einfach wäre, dann gäbe es keine Spielsucht. Es wäre keine Krankheit.

Du magst vielleicht ganz am Anfang der Sucht sein, aber diese kann ganz schnell ausarten. Es müssen nur ein paar Rückschläge kommen, und dann hängst du ganz tief drin.

Du hast allerdings den Weg hierhin gefunden, also nehme ich an, dass du was dagegen unternehmen willst? Das ist super! Du hast noch nicht viel verloren, durch die Spielsucht, also lass nicht zu, dass es sich irgendwann mal verschlimmert. Wie wäre denn eine Suchtberatung oder eine SHG? Hast du dir darüber Gedanken gemacht? Dort gibt es Leute, die dir zuhören. Es gibt Leute, die ähnliches wie du durchmachen oder durchgemacht haben. Dort bekommst du viele Tipps, du kannst dich austauschen.
« Letzte Änderung: 23 August 2017, 21:32:33 von Alex »

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Online Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Vor der Endstation aussteigen
« Antwort #2 am: 23 August 2017, 22:39:22 »
Hallo Kurvekriegen,
du bist mit einer Wegwerfmailadresse registriert. Kannst du das bitte ändern. Wir akzeptieren diese Mailadressen nicht.
LG Ilona

 

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