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Über mich von 1962 - 2002

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winnetou

Über mich von 1962 - 2002
« am: 10 Juni 2007, 09:34:25 »
Meine Geschichte

 

Ich bin 1962 in Bremen geboren. Mein ersten Kontakt zu Geldspiele hatte ich zwischen 10-14 Jahren, genau weiß ich das gar nicht mehr. Ich spielte mit meinem Bruder und meinem Vater Skat um Pfennige. Meisten war ich derjenige, der gewann. Von dem gewonnen Geld, kaufte ich mir meist Süßigkeiten. Von meinen Eltern bekam ich sehr selten Süßigkeiten, die wurden im Wohnzimmerschrank eingeschlossen.

Mein Vater war ein sehr unangenehmer Mensch. Die komplette Verwandtschaft hat er mit seiner Art verscheut. Er trank täglich Bier und war ziemlich Gewalttätig. Ständig gab es zwischen meinen Eltern Streitereien, entweder wegen zu wenig Geld oder wegen Eifersucht von meiner Mutter. Komischerweise war mein Gefühl zu meinem Vater anders wenn wir spielten.

Am liebsten wäre ich von zuhause abgehauen oder ins Heim gegangen. Es ging nicht, ich hatte Angst um meine Mutter. Mein größter Wunsch war, dass meine Mutter sich von diesem Mann getrennt hätte. Aber auch Sie hatte Angst, Angst davor dass sie keinen neuen Mann mehr findet.

Mit etwa 14 lernte ich eine Familie kennen, wo ich von geträumt hatte. Dort gab es Liebe, und keine Gewalt oder Verbote. Leider wurde auch dort viel gespielt. Dort haben wir nächtelang gekniffelt um Geld. Ich war dort bis zu meinen ca. 17 Lebensjahren fast täglich. Dort durfte jeder Zeit wenn man Hunger hatte gegessen werden. So etwas kannte ich von zuhause nicht.

 

Dann musste ich zur Bundeswehr. Dort wurde viel getrunken und Karten um Geld gespielt. Auf die Sauferei hatte ich kein Bock, aber ich habe mitgemacht um nicht als Schwächling dazustehen. Durch das Karten spielen gewann ich oft Geld, so das ich mit dem Wehrsold und das gewonnene Geld gut klar kam.

Zum Ende der Bundeswehr schrieb ich eine Bewerbung an Daimler Benz. Ich rechnete nie mit einer zusage. Gleich nach der Bundeswehr bekam ich eine Einladung, ein Vorstellungsgespräch. Das war für mich wie ein Traum, bei der Bundeswehr bekam ich 230,- DM im Monat, und bei Daimler das zehnfache. Mit dem Vertrag in der Tasche suchte ich mir sofort ein Zimmer. Auch das klappte innerhalb kürzester Zeit. Soviel Glück konnte ich gar nicht fassen.

Mit dem ersten Gehalt kam mein erster gang in die Spielhalle. Auch dort nur am an fang gewonnen. Ich fing an von einem Häuschen zu träumen, ich schaute mir sogar welche an. Ich machte Termine bei Banken, alles sah perfekt aus.

Dann fing die Zeit an, wo ich immer öfters verlor. Ich fing an mein Konto zu überziehen. Als das nicht mehr ging, nahm ich den ersten Kredit auf. Es folgte nach kurzer Zeit ein zweiter. Ich kaufte mir so gut wie nichts davon, das ganze Geld landete im Automaten.

Ich stürzte immer weiter Bergab, ich verlor die Arbeit, da ich zu oft Krankgeschrieben war.

Freunde wendeten sich immer mehr ab, weil ich total unzuverlässig war. Ich belog sie und leide mir Geld, das ich aber meist nicht zurückzahlen konnte.

 

Anfang der 90ger lernte ich dann eine 10 Jahre ältere Frau kennen. Ich verheimlichte ihr solange ich konnte meine Spielerei. Ich belog sie wo ich nur konnte, entweder bekam ich kein Geld vom Arbeitgeber oder später auch keins vom Amt. In der ersten Zeit hat sie mir alles abgenommen. Irgendwann brach mein Lügengerüst zusammen, ich erzählte ihr alles. Sie wollte mir helfen. Ich nutzte diese Hilfe schamlos aus. Ich fing an auch ihr Geld zu verspielen. Die Person hat mich nicht interessiert, ich hatte nur ein Auge für das Spielen. Ich war besessen von der Spielerei, Gefühle für andere Menschen, waren nicht da.

1996 versprach ich ihr eine Therapie zu machen. Drei Monate dauerte diese Therapie, aber ich habe dort so viel verheimlicht und gelogen. Kurze Zeit nach der Therapie ging ich ein paar mal in die SHG und das war es dann auch. Ich war noch nicht bereit mit dem spielen aufzuhören. Meine Freundin glaube lange Zeit ich wäre Spielfrei. Bis sie an einem Tag hinter mir in einer Spielhalle stand. Als ich sie sah, verschlug es mir die Sprache. Ich hatte mich so erschrocken, ich war innerhalb von Sekunden Klitsche Nass. Ich sagte sie solle gehen, ich komme später nach. Sie verließ mit Tränen in den Augen die Halle, das ließ mich kalt. Ich blieb bis das Geld alle war.

Zuhause fing ich dann an zu jammern. Ich versprach ihr zum was weiß ich wievielten male das ich aufhören werde. Ich schaffte es nicht, somit ging ich zum zweiten Mal in eine Klinik. Die zweite Therapie ging 6 Monate, danach ging ich etwa 3 Monate in die Gruppe und war Spielfrei. Dann fing die Lügerei wieder an, ich erzählte ihr ich war in der Gruppe, obwohl ich nicht war. Später sagte ich dann ich brauche keine Gruppe mehr, das sind eh alles verrückte…..usw. Ich wollte nur eines, weiterspielen. 8 Jahre hat diese Frau das Theater mit mir mitgemacht. 1999 hat sie mich endgültig verlassen. Ich wollte es am an fang nicht glauben, ich war mir Sicher ich bekomme sie wieder rum. Gott sei dank hat es nicht geklappt!

 

Ich hatte niemand mehr, außer die Spielerei. Ich ging weiter spielen, ich verspielte Miete, Strom, Telefon….etc.  Im Januar 2000 ging ich als Frack in die Klinik, ich war auf etwa 45 Kilo runter gehungert.

In 6 Monaten wurde ich dort wieder aufgebaut und betreut. Mir war klar, die 6 Monate reichen bei mir nicht. Ich ging im Anschluss 4 Jahre in ambulanter Therapie.

Ich habe zwar seit 2000,  3 oder 4 Rückfälle gehabt, aber die haben mich nicht dran gehindert an mir weiter zuarbeiten.

 

Jetzt an dieser Stelle kommt mir gerade ein Gedanke: „ Ich hätte schon Tod sein können“! Deswegen möchte ich mich hier bei allen Therapeuten die mir geholfen haben bedanken!!!!

 

Alles Liebe

 

Jürgen

 

 

 

 

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Marzipine

Re: Über mich von 1962 - 2002
« Antwort #1 am: 11 Juni 2007, 08:41:13 »
Moin Jürgen,
das Leben ist für viele Menschen nicht einfach, Du stehst in diesem Punkt nicht alleine da. Wenn man wirklich will, kann man auch etwas ändern. Stärke aufbauen, wieder an sich selber glauben, sich an kleinen Sachen erfreuen. Das ich noch lebe, habe ich mir selber zu verdanken. Natürlich hatte/habe ich super Therapeuten, liebe Freunde und Kollegen, die mich alle unterstützen. Trotzdem ich war diejenige die etwas verändert hat, die kämpfen wollte/will und die jetzt das positive wieder im Leben sieht. Meine ganze Vergangenheit ist vorbei aber sie gehört zu meinem Leben und das ist gut so. Was war wird nicht wieder kommen wenn ich es nicht zulasse.
Einen schönen positiven Tag für Dich
Marzipine

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winnetou

Re: Über mich von 1962 - 2002
« Antwort #2 am: 11 Juni 2007, 11:30:56 »
Hallo Marzipine,
erstmal Danke für Deine Antwort. Meine Gefühle zeigen/sagen mir etwas anderes. Für mich ist zwar die Vergangenheit vorbei, aber für mein Umfeld nicht. Und dagegen ist man Machtlos!
Einen schönen sonnigen Montag zurück!

Liebe Grüße
Jürgen

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Offline andreasg

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  • 2.083
Re: Über mich von 1962 - 2002
« Antwort #3 am: 11 Juni 2007, 13:49:18 »
Hallo Marzipine,
. Für mich ist zwar die Vergangenheit vorbei, aber für mein Umfeld nicht. Und dagegen ist man Machtlos!
Hallo Jürgen,
genau so beschreibst Du das Dilemma der Mehrfachsüchtigen.
Aufhören mit Spielen, Spielstätten meiden und hinaus in die schöne weite Welt! Die anderen stören aber!
Wer sind die anderen,
diejenigen , denen Du - Ich beweisen muß, dass du oder ich bemüht bin ihren Ansprüchen zu genügen;
den Erwartungen, in denen sie mich voreingenommen  als Versager abwerten ,(z.B. Ursprungsfamilie, Lehrerkollegium, Mannschaft und Unterführer der Bundeswehr, Kollegen auf dem Arbeitsplatz) und es nie erfüllen kann, weil ich diesen Anspruch nicht in die Wiege gelegt bekommen habe;
denjenigen, denen ich mit sehr viel Mühe und unendlichem Aufwand zu verstehen gebe, daß ich fähig bin etwas ordentliches zu leisten und ewinen Absturz in die Selbstverletzung erleide, weil ich in meinem Bemühen nach Perfektionismus gescheitert bin, - einfach: wenn ich mich selber schlage, brauche ich eure Prügel nicht mehr!
Diejenige , der wir ein Traumschloß  errichten, mit Pelzmänteln und Perlenketten beschmeißen um ihrer Liebe gewiß zu sein und die uns mit der Tür die Nase blutig schlägt, weil wir bei ihr um die Liebe betteln die wir nie erhalten haben?
Man ist dagengen Machtlos?
Und Du?
Bist Du kein liebenswerter Mann mit Ecken und Kanten, mit Humor und Tiefgründigkeit, der Bereit ist , ein offenes Lächeln für seine Fehler und Macken zu finden?
Ich bin Andreas, ich bin Spieler, Esssüchtig, Beziehungssüchtig, ich bin meiner Destruktivität gegenüber machtlos, ich bin ich und ich bin ein liebenswerter Mann.
Ich habe Heute keine Angst mehr diesenEinstellungsSatz vor Hundertt Betroffenen Gleichgesinnten auszusprechen, weil ich letztendlich an die Liebe Glaube.
Gott sei mit Dir
Schöne 24 Stunde Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Über mich von 1962 - 2002
« Antwort #4 am: 11 Juni 2007, 18:53:15 »
Zitat
Für mich ist zwar die Vergangenheit vorbei, aber für mein Umfeld nicht.

Winnetou,

es hat absolut nichts mit Deiner Vergangenheit zu tun, sondern wegen Deinem Verhalten. Bitte hör auf anderen die Schuld für Dinge zu geben, die Du Dir selber verbockt hast. Du hast z.B., Dich in einem anderen Forum so daneben benommen, dass Du dort gesperrt wurdest. Jetzt kratzt Du dort wieder an der Tür und willst hinein. Sollte man Dir eine zweite Chance geben, versuche endlich mal etwas Gutes was Dir passiert, nicht gleich wieder mit Füßen zu treten.

Das meine ich nicht böse. Im Gegenteil.


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winnetou

Re: Über mich von 1962 - 2002
« Antwort #5 am: 11 Juni 2007, 20:13:49 »
Hallo,

@andreas. Dein Beitrag hat mich sehr zum nachdenken angeregt(im positiven Sinn), ich danke Dir dafür.

@Janina, deine versprochene PN die Du im ersten Beitrag angekündigt hast ist bisher nicht eingetroffen.
Mein verhalten gehört zu meiner Vergangenheit! Und wem gebe ich hier irgendwelche Schuld???
Warum bringst Du hier das andere Forum ein? Ich habe es bisher in keinem Beitrag erwähnt, weil es hier nicht hergehört. Nur zu Deiner Info ich habe bei XXLChristine4U nicht angekratzt um wieder Mitglied in ihrem Forum zu werden. Ich habe dort nur als Gast auf Beiträgen geantwortet. Außerdem habe ich mich bei Ihr vor Wochen schon per Email entschuldigt. Ich weiß zwar nicht wie sie es sieht, aber von meiner Seite aus haben wir guten Kontakt.
Mich hat nur eines gestört, das ich im geschlossenen Bereich wieder mal zum Thema gemacht werde. Ich Stelle mir schon die Frage warum wird es nicht in einem Bereich geschrieben wo ich die Chance habe mit zu Reden. Weitere Antworten zu anderen Foren gebe ich nur noch per PN!!!!

Liebe Grüße

Jürgen

PS: Und um das mal endlich richtig zustellen, ich habe im letzten Jahr erst darum gebeten meine Mitgliedschaft zubeenden und hinterher wurde ich gesperrt. Und so schlimm wie es von einigen immerwieder dargestellt wird war mein Verhalten auch nicht. Es ging um Streitereien und die finden dort gerade wieder statt.
« Letzte Änderung: 11 Juni 2007, 20:28:08 von winnetou »

Re: Über mich von 1962 - 2002
« Antwort #6 am: 11 Juni 2007, 21:02:27 »
Oops vergessen. PN is on it's way  :D

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Marzipine

Re: Über mich von 1962 - 2002
« Antwort #7 am: 12 Juni 2007, 08:41:16 »
Moin Moin Jürgen,
bleib locker und rechtfertige Dich doch nicht vor Anderen aus einem anderen Forum. Ich lese hier gerne Deine Beiträge und alle Leute in diesem Forum sind höflich und nett.
Weißt Du Dein Umfeld muss halt auch erst einmal umdenken, Du veränderst Dich und das müssen die Leute erst einmal kapieren, das geht nicht von heute auf morgen. Aber ist auch nicht so wichtig, wichtig ist, dass Du zu Dir findest und Dich so verhälst wie Du es für richtig findest. Außerdem nicht jeder muss Dich mögen  ;D.
Dir einen schönen Tag
Marzipine

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winnetou

Re: Über mich von 1962 - 2002
« Antwort #8 am: 12 Juni 2007, 11:46:24 »
Hallo Marzipine,
danke für Deine Worte, sie sind sehr aufbauend. Es stimmt natürlich das mich nicht jeder mögen muss, wichtig ist das ich mich mag. Und dem Ziel komme ich gerade Tag für Tag näher.
Vor 6 Wochen fühlte ich mich z.b. in meiner Wohnung völlig unwohl. Ich hatte kein Bock aufzuräumen und es muffelte. Seit ein paar Tagen bin ich süchtig  :D nach gut riechenden Putzmitteln. Mittlerweile riecht meine Wohnung nach Kirsche anstatt nach Katze (hab zur zeit gerade mal 8 Stück).*lach*

Ich wünsche Dir und allen anderen einen sonnigen Dienstag.

Liebe Grüße
Jürgen


 

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