Hi Freeway!
Schön, dass Du Dich auf meine Fragen einlässt.
OK, fangen wir an ...
Anfangs war es Nervenkitzel und der Reiz Geld für nichts zu kriegen.
Den Nervenkitzel kann ich verstehen. "Geld für Nichts" aber nicht.
Jeder weiss, dass immer nur die Bank gewinnt.
Liegt da vielleicht etwas tiefer vergraben, wonach es sich lohnt zu graben?
Ich behaupte ja
Nein, die Zeit reicht nicht aus.
Mein Schlüssel ist der Wille.
Dann erkläre mir bitte diesen Begriff und führe einmal auf, was alles zu einem Willen dazu gehört.
Wenn Du dieses Kompendium zusammen hast, dann wirst Du ganz schnell merken, dass ein Wille natürlich existent sein muss, er jedoch nicht ausreicht um längerfristig abstinent zu sein.
Wir Spieler sind zumeist sehr willensstark.
Wir haben ihn bisher zum Spielen eingesetzt.
Was soll uns hindern ihn künftig in einer Abstinenzphase wieder zu diesem Zweck zu nutzen?
Mir ist bewusst das 6 Wochen gar nicht lange ist
Doch! Das ist super! Mache ja weiter so ... (Zeigefinger schwenk´) :-)
Wenn wir hier kritisch sind, dann nur zu Deinem Wohle.
Ich kenne Dich nicht persönlich und Du könntest mir egal sein.
Wir, die wir hier schon länger schreiben, haben aber viele Parallelen in unserem Leben erlebt.
Da wir dies selbst unserem schlimmsten Feind nicht wünschen, versuchen wir lieber unterstützend tätig zu werden.
Mache Dir also bitte keine Gedanken, ob für uns Deine Abstinenzphase kurz oder lang ist.
Wichtig ist nur, wie Du darüber denkst.
Du bist stolz darauf? Dann sei stolz! Es ist schon eine Leistung!
Übrigens haben wir alle mal mit den ersten 24 h angefangen abstinent zu leben!
Du meinst wo ich den Gedanken an´s Spielen hatte? Ja klar... hatte 200 € im Geldbeutel und kurz den Anflug es mit 50 € zu probieren. Das ging ca. 15 Sekunden und dann war dieses "nein" sofort im Kopf und der Anflug war vorbei.
Ein mächtiges Schwert, dieses "nein" :-)
Aus meiner SHG habe ich mir einst mein Mantra abgeleitet:
Nur für heute erlaube ich mir spielfrei bleiben zu dürfen.
In ganz engen Momenten hilft aber tatsächlich auch ein energisches "nein".
Punkt 2, den ich hier anführe, ist das schon etwas kritischer:
Wieso hast Du 200 € im Geldbeutel?
Hätte ein Großteil davon nicht zuhause verbleiben können?
Wenn das jetzt unbedacht war ... ok, dann ist es eben dumm gelaufen.
Wenn es aber so eine Art Selbstbeweis war, dann ist das schon Zocken.
Zum Verständnis:
Heute habe ich keine Probleme damit mal mehrere Hundert € mit mir herum zu tragen.
Das kann vorkommen, wenn ich mir Haushaltsgeld abhole und gleichzeitig Geld aus der Kasse des Dartvereines im Portemonnaie habe. (bin Kassierer, man mag es kaum glauben :-) )
In der Anfangszeit meiner Abstinenz habe ich dies aber unterlassen, um mir eben solche Gedankeneruptionen wie bei Dir zu minimieren.
Aus meiner Sicht hat es geholfen.
Als Zocken bezeichne ich es, weil wir mit viel Geld in der Tasche ja nicht nur die Suchtgedanken provozieren, sondern auch unsere Gefühlregulation bewusst ins Schwanken bringen.
Wir bewegen uns dann immer auf einem schmalen Grad.
Fühlen wir uns sowieso gerade schlecht oder sogar euphorisch, können wir auf die falsche Seite des Grates rutschen.
Ist es einmal so weit, wird daraus schnelle ein Absturz.
Die Erfahrungen vieler Spieler zeigen, dass dieser Absturz häufig heftiger ausfällt, als jede Spielsession vorher.
Nur so viel Geld mit zu nehmen, wie man benötigt, ist also nichts weiter als ein Selbstschutz.
Wie in diesem und den letzten Post´s beschrieben ist mein Schlüssel der Wille - hab einfach keinen Bock mehr auf die (sorry) Scheiße.
Wie gesagt, der Wille alleine reicht nicht auf Dauer.
Suche hier im Forum mal nach "12 Schritte, aber wie" und lese den ersten Schritt.
Hier ist ein schönes Beispiel, wie ein Laienboxer gegen Mohammed Ali antritt ...
Aber ... Du hattest für die Findung Deiner Abstinenzentscheidung auch schon einen sehr guten Ansatz geliefert:
ganz ekelhaften Gefühl (Schuld, Selbstvorwurf, Geldprobleme) ausgesetzt UND DAS WILL ICH NICHT!!!
Wir wissen also nun, was Du NICHT willst.
Formuliere für Dich das Geschriebene bitte mal so um, dass Du ausdrückst, "was Du willst".
ein reines Gewissen
emotionale Ausgeglichenheit
finanzielle Unabhängigkeit
...
Das sind doch wirklich gute Ziele!
Findest Du für Dich noch mehr in der Art?
Vielleicht hast Du längst Deine Abstinenzentscheidung getroffen und sie muss nur mal in Worte gefasst werden, um sie sich bewusst zu machen?
Ich danke Dir fürs Teilen!
Und noch einmal: Auf 6 * 7 * 24 h darfst Du ruhig stolz sein!
Nachtrag: Fast hätte ich es vergessen ...
Überlegt ja... aber nicht gemacht.
Suche Dir bitte eine. Besuche sie bitte regelmäßig.
Dort geht es zu wie hier ... auf Augenhöhe.
Außerdem bist Du schon so lange spielfrei und stehst nicht mehr am Anfang Deiner Abstinenz (falls Du Bedenken haben solltest, Dich dort als "absolute beginner" einzubringen.).