moin moin liebes forum,
ich bin seit einiger zeit *stiller mitleser* und wollte mir nun einmal selber etwas von der seele schreiben...
mein ding sind die SPORTWETTEN, ganz klar. ich habe weder einen bezug zu automaten, poker, casinos oder sonstigen spielen und denke auch nicht, dass sich das in absehbarer zeit nochmal ändern wird...
ich bin schon ewig fußballfan und abe meine erste wette ca. anfang/mitte der 2000er platziert bei BWIN müßte das gewesen sein (und es müßte so ca. 2005 gewesen sein). bayern hat gegen irgendeine gurkentruppe gespielt und ich habe meine 10€ komplett auf heimsieg für eine miniquote gesetzt. natürlich hat bayern dann das heimspiel AUSNAHMSWEISE verloren.
daraufhin stellte ich meine aktivitätet komplett ein für ca 3 jahre. ich wohnte dann in einer studenten-wg und meine mitbewohner waren zocker durch und durch. die haben nicht nur sportwetten gemacht, sondern alles mögliche...
wenn wir samstags zusammen entweder in die kneipe oder direkt ins stadion zum fußballgucken sind, ging es vorher IMMER ins wettbüro. ich kam zwar mit, es interessierte mich aber absolut gar nicht.
irgendwann - ich weiß auch nicht mehr, was der konkrete anlass war - habe ich mich dann dazu hinreissen lassen, auch mal mit den jungs wieder zu tippen. ein paar mal hab ich es versucht mit kombiwetten und plötzlich hatte ich meine ersten 180 € mit 2 oder 3 € einsatz gemacht. das war ein richtiger kick, zumal ich eh nicht so viel geld hatte als student.
als ich dann meinen ersten richtigen job hatte, ing es dann richtig los: ich spielte größere summen, machte mir online accounts usw. und hatte einen türken im wettbüro, den ich nur anrufen brauchte, damit er mir n schein gesetzt hat. anschreiben war auch möglich.
das war natürlich nicht so klug, da ich nach verlorenen scheinen noch bis spät nachts angerufen habe, damit er mir nochmal was setzt auf n paar spiele...
ich habe zwar viel gespielt in den jahren bis heute, aber nie gewisse finanzielle grenzen für das spielen überschritten. also meine miete, mein essen etc. hatte immer vorrang. aber direkt dahinter kam schon das zocken.
wirklich schlimm wurde es dann, als ich arbeitslos wurde. ich fiel in eine tiefe und schwere depression, wußte aber lange gar nicht, was mit mir los war. irgendwann hing ich dann nur noch durch, zog mich vollkommen zurück, verlor meine beziehung zur partnerin, traf mich kaum noch mit freunden und an arbeit war eh nicht zu denken in dieser verfassung...
je länger dieser zustand dauerte, desto schlimmer wurde es. ich hatte niemanden, der mir geholfen hat, war ganz allein in einer stadt, in der ich zwar lange studiert hatte, wo ich aber keine familie der sonstige engere bindungen hatte, von 1-2 studienkollegen mal abgesehen.
das war ein prima umfeld, um so richtig durchzustarten mit der spielsucht: ich ging fortan täglich in wettbüros und verfolgte von frühabends bis frühmorgens (mind. bis 02 uhr morgens, eher deutlich länger!) alle möglichen fußballspiele in der welt.
das wurde erst wieder weniger, als ich umzog, mir endlich wieder arbeit suchte, in ärztliche behandlung ging und mein leben umgekrempelt habe.
nur gewettet habe ich auch weiterhin, und zwar fast jeden tag in den letzten jahren
bei mir ist so ein punkt erreicht, wo es mich selber irgendwie nervt, dass ich spiele. verglichen mit vielen anderen schicksalen wirkt das bei mir ja geradezu "lächerlich", wenn ich sehe, dass einige ja sprichwörtlich durch die hölle gegangen sind mit ihrer sucht.
trotzdem belastet es mich mittlerweile, denn mir sind einige dinge bewusst geworden, die anlaß zur sorge geben. und zwar habe ich meinen job an den nagel gehängt und werde demnächst erstmal wieder ins arbeitslosengeld kommen.
das at zwar nix mit dem wetten zu tun (ich habe meinen job gehasst und suche mir was anderes!), aber so ein bißchen angst vor diesem ZEITLICH ausufernden zocken hab ich schon.
außerdem muß ich mit der kohle klarkommen und das geht nicht, wenn ich täglich zwischen 10-50 € verzocke.
man muß auch wissen, dass ich vorrangig spiele, um spass zu haben. es geht nicht primär um das geld (wobei ich das auch sehr gut gebrauchen kann!). allerdings ist mir natürlich auch klar, dass man mit meiner spielweise (kombinationswetten mit mind. 5 spielen, relativ niedrige einsätze) langfristig kein plus machen kann. das funktioniert bei einigen wenigen vielleicht, die ausgewählte einzelwetten spielen und strategisch vorgehen. aber bei zockern wie mir geht das nicht, selbst wenn man mir inzwischen ein sehr großes fachwissen attestieren kann, was die fußballigen dieser welt angeht (ich habe mich auf unbekanntere, kleinere ligen im außereuropäischen ausland spezialisiert).
insgesamt spiele ich z.zt. einfach auch hochgradig ineffizient, da mein verhältnis von einsätzen zu gewinnen nicht passt. und ich meine damit nicht, dass ich langfristig mehr verliere als ich gewinne, sondern dass meine einsätze viel zu hoch sind im verhältnis zu den erwartenden gewinnen. ich spiele zb. mit einsätzen von ca. 10 €, mögliche auszahlungen bewegen sich, meist im niedrigen 3stelligen bereich.
man muß dazu aber auch sagen, dass ich damit lange zeit wirklich sehr gut und sehr ertragreich gefahren bin und ich in einigen monaten sogar ein deutliches plus erzielt habe und sich ansonsten plus minus null bewegten.
seit einigen monaten läuft aber nichts mehr und ich mache konsequent verluste.
bei kombiwetten hast du nämlich oft das problem, dass mind. 1 tipp nicht passt. heute zb. habe ich eine 7er kombi gesetzt und 6 spiele waren richtig, nur im spiel von ajax amsterdam ist genau 1 tor zu wenig gefallen (spiel endete 2:0, ich hatte auf mind. 3 tore im spiel gesetzt).
bei mir ist es wie gesagt so, dass es finanziell nicht so dramatisch ist. trotzdem ist es ne menge geld, die ich gut sparen könnte. aber wenn wir mal den sonntag nehmen, dann bin ch inzwischen seit ca. 6 std. am spielen.
zwar mache ich derweil noch andere sachen, zb. zeichne ich gern, ich lese viel, gehe mit dem hund spazieren, mache einen ausflug mit der familie (habe aber weder frau noch kinder), gehe einkaufen usw... aber das smartphone ist immer dabei und wenn ein bestimmter signalton ertönt, bin ich happy.
und genau DAS nervt mich inzwischen. dieses ständige mitfiebern, sich zb. wie heute 6x freuen und einer versaut dann letztlich die ganze sache wieder. das kann mich wahnsinnig frustrieren.
mir ist mal etwas psychologisch interessantes aufgefallen:
WENN ICH AN 3-4 oder 5 tagen zb. 150€ verspiele/verliere, dann ärgert mich das nicht in dem gleichen maße, wie mich ein gewinn von 150€ freut.
anders formuliert: obwohl es in beiden fällen um dieselbe summe geht (150€), bewerte ich unterbewußt das GEWINNEN einer wette viel höher als den VERLUST. dabei geht es um das gleiche geld. das ist im grunde total bekloppt.
ich habe seit einigen wochen wieder intensiver versucht, alte hobbies zu reaktivieren. dabei ist mir aufgefallen, dass mein verlangen zu spielen nur noch sehr gering ist im vergleich zu sonst. gleiches gilt für treffen mit freunden und familie. das genieße ich und es ist schön. aber abends gehts dann doch nochmal kurz zur tanke, um ne paysafecard zu holen... (in wettbüros gehe ich seit jahren nur noch sehr ungern und paypal, credit cards etc. habe ich vernünftigerweise gar nicht in betrieb, da die schwelle zum spielen noch geringer wäre!).
mein wunsch ist, dass ich langfristig ganz aufhöre mit dem zocken. es macht mir zwar auch unheimlich spass, aber ich merke, dass mein verhältnis aus ZEITAUFWAND//MONETÄREN KOSTEN und EMOTIONALEM STRESS in keinem guten winkel mehr steht in bezug auf die positiven aspekte des glücksspiels, namentlich SPASS und GELDERTRÄGE.
nun weiß ich aber nicht genau, wo und wie ich ansetzen könnte. und - ganz ehrlich - ich habe auch ein wenig "angst" vor dem "NICHTS".
mut macht mir die tatsache, dass ich schrittweise schonmal angefangen habe und zeitweise abstand vom tippen gefunden habe.
sorgen macht mir dagegen aber vor allem der faktor zeit: ich bin nämlich schon relativ lange und sehr intensiv dabei - auch wenn ich noch keine kredite aufgenommen habe fürs spielen, noch niemanden bestohlen habe usw...
ich habe auch einen spielsüchtigen bekannten und der ist tatsächlich ein klassischer automatenzocker: wenns ums spielen geht, hat er keinerlei selbstkontrolle mehr.
er verdient zwar wesentlich mehr als ich, kommt aber nie mit seinem geld aus.
so weit will ich es gar nicht erst kommen lassen.
vielleicht hat ja jemand tipps für mich? ich sags ganz ehrlich: für eine therapie bin ich momentan (noch) nicht offen. allerdings bin ich sehr an praxisnahen tipps interessiert, mit denen einige von euch eventuell effektiv aufgehört haben oder ihr spielverhalten zumindest stark reduziert haben.
und nein: ich bin auch nicht beratungsresistent
zwar weiß ich, wie schräg so ein satz wirkt, in dem ein süchtiger sagt, er sei für therapeutische intervention nicht offen und würde sich - reichlich naiv - doch ein paar kurze tipps wünschen, mit der seiner pathologischen spielerei beizukommen sei... so ist das nicht gemeint!
wenn jemand der meinung ist, bei mir helfe nur eine (verhaltens-)therapie, so darf er das auch gern schreiben und begründen.
wenn ich nämlich selber merken sollte, dass ich geradezu krankhaft immer wieder spielen wollen und selbstsperren o.ä. umgehen, dann wäre ich eh reif für eine therapie...