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Von Negativ zu Positiv???

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Marzipine

Re: Von Negativ zu Positiv???
« Antwort #15 am: 22 Juni 2007, 08:20:17 »
Moin Winnetou,
musste mich jetzt einmal durchlesen. Siehste den Schritt zum Arbeitsamt hast Du jetzt hinter Dir. Eine Bewerbung richtig zu formulieren und aufsetzen, ist ja auch nicht so einfach. Die Arbeitgeber picken sich immer die Besten raus, können sie ja auch bei der hohen  Arbeitslosenzahl. Wenn Du jetzt Hilfe bekommst, ist doch super. Das wirst Du schon schaffen. Ich arbeite heute bis 14.00 Uhr und dann verreise ich über das Wochenende. Bin am Montag wieder im Forum.
Ein schönes Wochenende und Kopf, lass Dich nicht unter kriegen.
VG Martina


@Hallo Thomas,
sage mal bist Du Hellseher oder möchtest Du mir irgend wie Angst machen? Was heißt - so lieb -. Ich bin freundlich zu jedem, wenn mir Freundichkeit entgegengebracht wird. Was hast Du für ein Problem?
" Der Tag wird kommen, wie damals 2005 bei Janina und du wirst es bereuen so lieb zu ihm gewesen zu sein. Doch wie du selber sagst, jeder muss seine Erfahrung mit anderen Menschen machen. Viele haben das schon hinter sich."
Marzipine

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Offline andreasg

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Re: Von Negativ zu Positiv???
« Antwort #16 am: 22 Juni 2007, 09:01:16 »
Hallo ihr Lieben,
habe gerade versucht mein Bild hier einzustellen, bin verkleidet, professionellesBild, schon von Frühjahr 2001 , aber mein Bild.
So ähnlich laufe ich auch auf der Messe herum.
Werde mich daszu noch weiter äußern, denn im Augenblick kann ich noch wenig dazu sagen.
Es ist aber immer gut lebendige Beziehungen zu haben . Wenn ich im Kontakt mit anderen bin, geht es mir ja gut, aber...
Ich glaube aber die Sicherheit wächst mit dem Mut sich unbequemen Dingen zu stellen.

@jürgen, wenn Du auf der Negagationsschiene bist, schmeiß Dich in Anzug und Krawatte und führe geschäftliche Gespräche.
Wech mit "alten Ängsten" wech mit der Angst vor Unverstandenheit, mit Angst vor Tiefschlägen, wech mit der Angst vor Menschen..
Ein herber Rat - Schlag Richtung negativem Denken und Handeln.
Genieße den Tag.

So nun auf zu den anderen Krawattenträgern.   Schöne Frauen laufen auch auf soner Messe rum und ich freue mich gerade hier unbefangen aufzutreten.
Schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Marzipine

Re: Von Negativ zu Positiv???
« Antwort #17 am: 22 Juni 2007, 09:22:46 »
Manno ich glaubs einfach nicht,
Andreas bin ich zu doof oder was  ::), ich will auch ein Bild von mir hochladen und schaffe es nicht. Bitte hilf mir; was muss ich genau tun?
VG Marzipine

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Offline Jörn

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Re: Von Negativ zu Positiv???
« Antwort #18 am: 26 Juni 2007, 17:56:08 »
@ Jürgen

Ich kenne das Gefühl ganz genau. Als ich aufgehört hatte zu spielen, verfolgte noch das Miese Gefühl immer noch, dass ich mir manches mir selber nicht Wert wäre. Selbst heute erlebe ich Dinge, die ich nicht versuchen brauche zu kontrollieren, weil es Erlebnisse sind, die ihre eigene Dynamik haben. Es gibt genügend Brennpunkte und Gegebenheiten worüber ich auch einfach machtlos und ohnmächtig den gegenüberstehe. Wenn es Fehler sind, sollte es schon selbstverständlich sein, dass diese ich bei mir selbst erst mal suche. Aber was mache ich, wenn ich mir zu tausend Prozent sicher bin, dass es nicht immer unbedingt immer an mir liegt ? Was ist daran Positiv, wenn andere durch irgendwelche Missverständnisse mich jemand/e versucht ans Kreuz zu schlagen ? Es könnte ebenso irgendwelche andere Umstände oder Situationen geben, wo ich mich auch frage, ob da noch ein Plätzchen frei für mich wäre. Meistens ärgere ich mich über mich selbst, wenn ich aus Selbstlosigkeit anderen den Vortritt lasse, nur wegen den Friedens wegen. In ein anderen Posting hatte ich das schon einst erwähnt, dass alle Materielle, was ich mir von Zeit zur Zeit gönnen konnte, nur weil ich spielfrei bin, nur ein billiger Trost dafür war/ist, dass es mir moralisch um so mehr Scheiße geht.

Um ein anderes Beispiel zu nennen, wenn es damit ein bisschen einleuchtender wird, dass ich kein Freund von Geschenken bin. Ich kann es nicht annehmen. Oder für Liebe empfänglich zu sein, hätte ich auch große Zweifel bei mir, weil ich immer auf mir selbst eifersüchtig war, wenn ich neben mir stand und mitbekam, dass ich heiß und innig eine Frau abknutschte. Das ist doch absolute Wahnsinn und nicht normal.

Ich muss erst zur Erkenntnis kommen, dass ich sagen von mehr und mehr sagen muss, dass ich es doch mir wieder Wert sein soll. Wenn ich diesen Absprung nicht schaffe, frage ich mich, wie lange ich noch spielfrei bleibe, oder ich brauche eine ergänzende Therapie dafür, dass ich auch mal Sachen annehme, egal welcher Art, und egal welcher Natur diese sind.   
« Letzte Änderung: 26 Juni 2007, 17:58:22 von Jörn »
"Alte Türen werden sich schließen - neue Türen werden sich auftun - ich muss nur diese neue Türen nacheinander öffnen..."

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winnetou1

Re: Von Negativ zu Positiv???
« Antwort #19 am: 26 Juni 2007, 18:49:02 »
Zitat
Aber was mache ich, wenn ich mir zu tausend Prozent sicher bin, dass es nicht immer unbedingt immer an mir liegt ? Was ist daran Positiv, wenn andere durch irgendwelche Missverständnisse mich jemand/e versucht ans Kreuz zu schlagen ?

Hallo Jörn,

Ich komme gerade von meiner Therapie und das war u.a. Thema Heute. Auch wenn ich mir zu 100 % sicher bin das etwas anders war, muss ich Loslassen. Ich muss es dem anderen teilen und alles Weitere ist nicht mehr unter meiner Kontrolle. So etwas viel mir in der Vergangenheit schwer wenn ich im Recht war, wollte ich auch immer mit aller Macht mein Recht durchsetzen.
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Das was Du mit Martina die letzten Tage hattest habe ich auch angesprochen, weil ich beide Seiten selbst schon erlebt habe. Ich habe an anderer Stelle schon geschrieben dass ich sehr Direkt bin und meine Empfindungen immer ausspreche.
Das ist okay solange ich damit niemanden verletze. Und das habe ich bisher anders gesehen. Aber ich lebe ja um zu Lernen!

Liebe Grüße
Jürgen

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Offline Jörn

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Re: Von Negativ zu Positiv???
« Antwort #20 am: 27 Juni 2007, 22:28:45 »
Ich komme gerade von meiner Therapie und das war u.a. Thema Heute. Auch wenn ich mir zu 100 % sicher bin das etwas anders war, muss ich Loslassen. Ich muss es dem anderen teilen und alles Weitere ist nicht mehr unter meiner Kontrolle. So etwas viel mir in der Vergangenheit schwer wenn ich im Recht war, wollte ich auch immer mit aller Macht mein Recht durchsetzen.

@ Jürgen

Mir geht’s längst nicht darum, dass ich darauf poche mein Recht zu kriegen. Meine Motivation liegt ganz woanders. Spielfrei heißt nicht gleich Trockenheit und/Nüchternheit. Ich bin nicht mit Samthandschuhen aus meiner Therapie entlassen worden.

Ich höre es heute noch in den SGHs, wo ich mich aufhalte, (((Nebenbei, dass ich ein gern gesehener Gast bin, ohne schmalzig zu klingen))), das Fakt ist, die meisten zelebrieren mit den Wunsch das Spielen auf zu hören zu wollen (sollen es mit möchten versuchen), und schaffen es nicht. Entweder weil sie noch so labil sind, oder weil sie nicht weiter gekommen sind in den sechsten Schritt.

Mich widert es einfach an, wenn jemand/e ob mit oder ohne SGH nicht bemerkt hat, dass der größte Trug ist, zu glauben, wenn man es geschafft hat mit den Spielen aufzuhören, dass der Teufel nicht gegenwärtig ein Schritt hinter eine/n stehen könnte und die ganze Zeit was von Selbstgefälligkeit vom Stapel lässt.

Ich bin so gestrickt, dass diese Sache mal vernünftig ausdiskutiert muss, und generell überhaupt auch. Es wird immer wieder Streitfragen und Konfliktsituationen geben. Was nützen mir, wenn jeder von sich berichtet, und ich darf nicht kritisieren, dass das wahrscheinlich der falsche Weg zu Nüchternheit sein könnte. Genauso würde ich es begrüßen wollen, wenn mich des anderen belehren könnte.

Ebenso hätte ich keine Probleme damit, wenn jemand/e meint mit Samthandschuhen angepackt zu werden, dann lasse ihm/ihr seine Selbstgefälligkeit. Aber, dann möchte ich auch kein Gejammere hören, von wegen rückfällig geworden, hat eh alles kein Sinn.

Für Selbstgefälligkeiten und Schönrederei (Süßholzraspeln) habe ich keine Zeit mehr. Dafür ist mir meine spielfreie Zeit zu schade.

Wenn Martina meint paar bunte Luftballoons steigen zu lassen, bitteschön. Dann möchte ich sie aber ebenso nicht dabei stören wollen, wenn das Kind wieder in Brunnen gefallen ist. Sie will Ruhe haben von mir, dann soll sie diese kriegen. Und gut ist. Solche Leute, auch in den SGHs brauchen keine Sponsorschaft von mir mehr zu erwarten.

Ich kann ja auch im Unrecht sein, aber dafür diskutiere es auf meiner Art und Weise aus. Ggf. nehme ich auch gerne eine Niederlage im Kauf, wenn es für meine Nüchternheit von nutzen ist. Schließlich unterliege ich auch einer Entwicklung.         
« Letzte Änderung: 27 Juni 2007, 22:32:15 von Jörn »
"Alte Türen werden sich schließen - neue Türen werden sich auftun - ich muss nur diese neue Türen nacheinander öffnen..."

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Offline andreasg

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Re: Von Negativ zu Positiv???
« Antwort #21 am: 28 Juni 2007, 09:51:01 »
Hallo ihr Lieben,
versuche gerade aus der Entwicklung des Treads für mich einen Rückschluß zu finden.
Habe ja mehr Zeit beim Schreiben als beim aus - sprechen und kann jedes Wort 3X auf die Goldwaage legen und der Monitor bekommt auch kein Tippex ab.
Ich kann kein Wort von dem was ich gesagt habe zurücknehmen und wenn ich auf "Schreiben" gehe bin ich spontan und meine es ehrlich.
Ich habe am Sonntag, am heiligen Sonntag an einem ökomenischen Meeting (also offen für Alkohol/Drogen/Spiel/Essen/Sex/Emotional gestörte Menschen) teilgenommen. Irgendwie habe ich den Teufel da herausgebrüllt! Das kommt mir hoch, Jörn, weil Du den Teufel beim Namen nennst. Anderen Meetingsteilnehmern macht so etwas Angst. Ich verweigere mich meiner Angst einen Zustand länger auszuhalten, der mich quält.
Der Grund warum ich gegenwärtig in meine SHG der GA Anonyme Spieler gehe ist nicht die panische Angst ich könne heute wieder in eine Spielstätte gehen und meine Spielsucht exessiv ausleben. Davor habe ich einfach zuviel Respekt.
Nur die Spielleidenschaft geht ja unbehandelt weiter.
Bei all' meinen Inventuren die ich geschrieben habe kommen die Jahre des Auslebens meiner Spielsucht nicht vor. Ich habe keine reale Vorstellung davon was in mir und in der Welt in den 1980er Jahren geschehen ist. Mein Gedächtnis fängt erst im August 1989 wieder an, als ich mich den Auswirkungen (nicht dem Kern) meiner Spielsucht stellte. Dann fiel die Mauer, welche Kraft!
Gerade die Beziehungsstörungen, die ich allzugerne verleugne, sind der Knackpunkt mein grässliches Spiel - mit den Menschen weiter fort zu setzen.
Jetzt gerade fange ich an an den Macken eines sehr guten Freundes herumzuhacken, der sich veränderte - als er aufhören konnte zu spielen.
Meine Scheu,Scham  aund Angst - vor mir selber(?) - bringt mich nur allzugerne dazu an den Macken anderer herumzuhacken. Ich habe einmal auf einem großen Treffen über Sodo - Masochismus gesprochen. Und ich meine nicht - den Besuch eines Dominastudios damit!
Die Leidenschaft anderen Menschen ein Trugbild meiner Stärke zu oktruieren, mich über sie zu stellen, besser im Licht zu stehen als sie, bessere Therapieerfolge, größere Erfahrungsschätzte mit Spiritualität...Das ist mein Gott, basta!
Ich bin mit meinem Minderwertigkeitsgefühl konfrontiert worden. 'Konstruktiv, würdevoll, hier im Forum. Nix ich habe alles im Griff. Aber ich kann. Heute Morgen droht mir Arbeit!
Angestellstenvertrag zum 01.08.2007, nach siebeb Jahren Arbeitslosigkeit. Was sagte ein guter Freund damals September 2000: "Wenn Du Arbeit willst , dann nimm sie Dir doch!"
Ich habe meinen Kopf nicht vwerhartzen lassen. Dieser Freund hatte mein Jammern leid, meine Leiden - schaft zum Quälen. Er fand mich unerträglich.Wie oft, wie oft habe ich in meiner Wut diesen Freund in aller Wut - in Gedanken -an die Wand geklatscht.  Hat nicht geholfen. Wenn wir uns sehen, dann umarmen wir uns. Er hat mich eben nur mit meinem Auto - Masochismus konfrontiert. Im Nachherein betrachtet - konnte ich diesem Freund in anderer Angelegenheit auch behilflich sein; denke gerne daran, positiv.
Wenn ich Heute in mein Meeting gehe und mein Meeting sind meine (verrückten) Freunde die sich der Spielsucht stellen, dann erwarte ich als Zugewinn einen Spassfaktor. Wie oft ging ich mit hängenden Schultern hinaus, weil ich mich entschuldigt hatte , daß eine Woche - von Meeting zu Meeting - der Spielfreiheit GEIL ist!!! 
Nix quälen, befreit lachen, keine Späße über andere - die noch leiden. Was stellt meine unergründliche Phantasie dort mit mir an?!Es kann Rauschwirkung für mich erzeugen, wenn ich in aggressiven Phantasien bin. Das Ausleben der Spielsucht habe ich für mich als aggressivste Form meiner Selbstverletzungen erlebt.
Ich brauche diese Freuden nicht mehr.Ich brauche keinerlei Spielrausch mehr, ich halte mich von Menschen, die noch spielen fern.
Wenn Freunde über Rückfälle erzählen, befreien diese Freunde sich von Ihrer Last.
Was ich brauche ist das Bewußtsein, ich bin hier, (schaue gerade meine Foto an)und habe offene Ohren für Dich. Ich hebe meine Augen auf, (bin 1,87m groß) zu meinen Gesprächspartnern. Ist mir mal aufgefallen, daß ich so oft in den leeren Raum schaue, wenn ich spreche. Nun sehe ich die Menschen dabei an, suche die Blicke. Das ist mir wichtig.
War letzte Woche nicht bei meiner Truppe, Schnupfen, Erschöpfung, aber ich freue mich auf ein Wiedersehen.
s24h
Andreas

Kein Tippex auf Monitor verschmiert, Sätzte noch einmal umformuliert, nicht perfekt, aber ich find es gut
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline Jörn

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Re: Von Negativ zu Positiv???
« Antwort #22 am: 28 Juni 2007, 16:07:58 »
@ Andreas

Danke für deine Ausführlichkeit, die mich lehrt, dass es auch anders sein kann. Mir vollkommen klar, dass es mir nicht zusteht irgendwelche Verallgemeinerungen in die Welt zu setzen, weil jeder eine andere Lebensgeschichte hat, die einen in die Abhängigkeit des Spielens geführt hatte.

Angst ist ein Werkzeug. Die Angst kenne ich zugenüge. Die Angst dachte ich eine zeitlang, dass es mein größter Feind des Teufels wäre. Aber ich hatte mich geirrt. Im Grunde genommen dürfte ich alles, was für meine Nüchternheit notwendig ist, von Trauer bis Wut darf ich alles haben, wenn es gerechtfertigt.

Ach ja, das wollte ich gestern auch noch loswerden, dass keine Absicht meinerseits verfolge, egal wen es ist betrifft, irgendwen/irgendwer maßzuregeln versuchen möchte. Ich hatte auch nicht vorgehabt, dass einer versucht mein Leben zu leben, was eh nicht gehen würde, selbst wenn es möglich wäre.

Im Moment habe ich Leerlauf, vielleicht meld ich hier später dazu noch mal zu Wort.
« Letzte Änderung: 28 Juni 2007, 16:10:58 von Jörn »
"Alte Türen werden sich schließen - neue Türen werden sich auftun - ich muss nur diese neue Türen nacheinander öffnen..."

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Offline andreasg

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Re: Von Negativ zu Positiv???
« Antwort #23 am: 29 Juni 2007, 09:04:47 »
Hallo Jörn,
Danke für Deine Antwort. Angst als Motor oder was kommt mir hoch in diesem Tread. Du hast mir trauriges gespiegelt und es ist aber mein Weg, Trauer zu verarbeiten und sie nicht in den Studel der Depression zu senden.
Als ich im Spätsommer 1989 an die Meetingstür klopte - mit klopendem Herzen...
Der Freund der mich als erster begrußte trug einen feinen Anzug, ich erfuhr daß er sich beruflich um 100% verbessert hat und sein finanzieller Spielraum so groß sei, daß die Heirat mit seiner Freundin vor der Tür stand. Für mich mit meinem abgewetzen Hemdkragen und bis dahin völliger Isolation tat sich in diesem Willkommen eine Tür der Vision voller Hoffnung auf. Dieser Freund gab mir einen Weg vor, den ich ach gehen könnte. . .
Wochen später erzählte der Freund von einem Rückfall zum Spielen, später Verlagerung zum Alkohol,Trennung seiner Frau; dann blieb er fern. Als er Jahre später wieder kam war sein Gesicht von Psychpharmaka und langen Aufenthalt in der Psychiartrie gezeichnet.
Ich freute mich trotzdem ihn wieder zu sehen.
Ist es das erste Meeting, die Geste des Hände reichens, der erste der mich wirklich ernst nimmt. Ich sprüre jetzt gegenwärtig immer noch viel Sympathie. Ich habe diesen Freund nicht wiedergesehen. Ich weiß: Unter den hunderten , die unsere Meetingstür (wieder) öffen könnten würde ich mich am meisten über ihn freuen.
Was ich aufzeigen möchte ist, daß mich gerade menschiche Schicksale, Werdegänge begleite.
Heute brauche ich nicht mehr die Meßlatte von Misserfolgen oder Erfolgen von Gruppenmitgliedern um mich zu erkennen. Ich kann Heute Betroffenheit, Angst, Sorge, Trauer, Freude, Heiterkeit, Verbundenheit ausdrücken. Meine Gefühle erhalten Namen.
Schöne 24 Stunden
Andreas

Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline andreasg

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Re: Von Negativ zu Positiv???
« Antwort #24 am: 01 Juli 2007, 00:03:17 »
Ich bin Andreas, bin Spieler, bin süchtig und meiner Destruktivität gegenüber machtlos.
Ich lebe allzugerne in meiner Vergangenheit , oder suche ich sie, weil ich die 19-80er Jahre nicht in meiner Erinnerung habe. Fällt mir der 30. Juni 1990 ein:
Ich bin mit einer Leih-VHS - Cassette in das Rotlichtviertel gegangen, war ein wenig traurig den Film abgeben zu müssen, (wegen der hübschen Darstellerin und weil die Musik - Panflöte - mir so gut gefiel. Ging von der Videothek aus in eine Film-Peep-Show, meinen Lieblingskasten vor den Augen, Heiermann raus und hinein. Nur noch einmal...Noch einer,noch einer. Draußen schien die Sonne, noch eine Heiermann. Ein Freund kam rein, aus meiner Selbsthilfegruppe, stellt sich neben mich und - schweigt. Nach 3 weiteren Spielen drückte ich auf das kleine rote Knöpfchen. Wir beide ginden von dort in ein Eiscafé , meine restlichen 8,20 DM reichte gerade für 2 Portionen.
Diese Stunde ist unverrückbar auf meiner Festplatte gespeichert, gerade so, als wäre es Gestern. Alles was dann kam , kam wie ein Traum. Vielleicht spürte ich das erste Mal in meinem Leben Freiheit. Ich wußte, Zuhause lag noch mein Gehalt. Ich glaubte: Ich würde es nicht holen und zurückkommen.
Ich bin zurückgekommen: In meine Selbsthilfegruppe. Das erste Mal nach einem Rückfall ohne Scheißgefühl, ich war frei - von mir zu erzählen über mich.
Und ich erlebte eine neue Dimension: Ich war wirklich nicht alleine, der Freuind war da!
Ich brauchte bis Heute keine selbstzerstörerisches Glücksspiel mehr wagen .
Erst viel später habe ich eine Inventur geschrieben. Eine Inventur über die Jahre meiner Spielabstinenz. Das war vor 4 Jahren als ich endlich, endlich in eine Psychosomatische Klinik ging. Ich habe diese Inventur mit einem ehemaligen Mitpatienten der Klinkk geteilt, ihm diese vorgelesen. Es war grausm zu entdecken, wie viele Negationen ich bei mir feststellen konnte. Welch ein schlechtes Bild ich von mir hatte, welche introvertierten Aggressionen.
Heute wieder einmal habe ich im Freundeskreis über diese Therapie gesprochen, als ich Hyperventilierte und anschließend in den Wald ging - zur Erholung und dort einen netten sympatischen liebenswerten naturverbundenen Mann traf der sein 2 jähriges Kind liebevoll an der Hand hielt und sich an den Schmetterlingen erfreute.
Ich bin als kranker zwanghafter alter Mann , der am Verarmungssyndrom litt in den Allgäu gefahren und bin als anständiger Mensch wieder nach Hause gefahren, der Werkzeuge in die Hand bekommen hat, seine Sinneskräfte wie die körperlichen Kräfte zu schärfen.
Ich nenne:
Meine GA - Gruppe, OA - Esssuchtgruppe, telefonische Kontakte, persönliche Kontakte zu den Freunden, Arbeiten mit den Freunden,
Lesen von Literatur,Beitrag schreiben für Rundbrief; Internetforum für Glücksspielabhängige;
Ehrenamtliches Engagement in der Kirchengemeine, Engagement im Arbeitslosenkreis..
Ich glaube , durch meine geschilderte Episode habe ich es gelert Menschen beizustehen.
Das gelingt Gott sei Dank nicht immer.
Wenn ich in meiner depressiven Phase bin wie zuletzt (in meinen letzten Beiträgen erkennbar) wie dankbar bin ich für offene Worte. Ich habe lernen können mit Kritik umzugehen, habe gelernt Hilfe anzunehmen;
Denke gerade an Deinen Anruf im Allgäu, Alter Freund...
Durch meine Spielfreiheit bin ich nicht Millionär geworden .
Wenn ich unter der Dusche Schillers "Ode an die Freude" singe: "Seit umschlungen Millionen, dieses Lied der ganzen Welt ..." dann meine ich Menschen.
Jetzt ist Mitternacht vorbei. Ich kann diesen Tag spielfrei beginnen.
Ich danke euch von Herzen.
Schöne 24 Stunden.

Übrigens: Ich bin Beethovenfan, mein erstes DT - Treffen war 1994 in Bonn!
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline Jörn

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Re: Von Negativ zu Positiv???
« Antwort #25 am: 01 Juli 2007, 18:39:16 »
Hallo Andreas,

ich weiß nicht, ob es mir gut tun würde in der Vergangenheit zu leben. Sicherlich brauche ich manches aus meiner Vergangenheit, weil dort meine Erfahrungswerten verankert sind, die ich heute brauche um in meiner Nüchternheit einer Entwicklung weiter fortzusetzen. Viel mehr entscheindent ist doch viel mehr die Gegenwart für mich, oder wie die Gegenwart mich in mein Tun und Handeln irgendwelche Entscheidungen beeinflusst, oder wie sie mit mir umgeht, ob sie gut ist oder weniger, und die naheliegenden Konsequenzen dann heraus zu ziehen, weil bisher eine entsprechende Reaktion erfolgte. Dazu kommt es noch, dass ich lernen musste zu selektieren oder manche Dinge verwerfen zu müssen. Es hatte mir nie gut getan mich lange mit einer Sache zu beschäftigen. Das schöne daran ist immer noch, dass es nie Perfekt sein kann, vor allen der Zustand der eigenen Zufriedenheit. Als Spieler habe ich festgestellt, dass ich an mehreren Fronten zu kämpfen hatte. Mit Sicherheit wird es immer wieder irgendwelche hausgemachte Baustellen geben, und die Frage die sich draus resultiert, ob diese dann auch notwendig gewesen wären. Schon klar, ich sollte mich doch viel mehr darauf konzentrieren, dass ich weiter interessiert bin, an meine Entwicklung meiner Nüchternheit weiter voran zu kommen.     
"Alte Türen werden sich schließen - neue Türen werden sich auftun - ich muss nur diese neue Türen nacheinander öffnen..."

 

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