Unterstützen Sie unsere Arbeit Jetzt spenden!
Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
» Mittwochsgruppe    |    » Samstagsgruppe
     

Aufhören, aber wie?

  • 5 Antworten
  • 5621 Aufrufe
Aufhören, aber wie?
« am: 01 Dezember 2016, 21:59:35 »
Hallo Forum,

ich kann einfach nicht mehr, das spielen zerstört mehr und mehr mein Leben.
Ich will aufhören, aber weiß nicht wie!

Ich lebe jeden Monat von der Hand in den Mund, obwohl ich eigentlich genug Geld verdiene um ein normales Leben zu führen. Und damit fängt es schon an, ich kriege Gehalt, bezahle meine Rechnungen und dann kommt die Angst das dass Geld nicht für den Monat reicht!
Dazu kommt noch das ich keinen Führerschein habe und auf die öffentlichen angewiesen bin, nach der Spätschicht muss ich immer ne h auf mein Zug warten.
Die Angst zu wenig Geld für den Monat zu haben + die Wartezeiten ergeben dann schon alles!
Ich lebe jeden Monat von 200-300 € obwohl ich gut 800€ für den Monat zur Verfügung hab, den Rest nimmt der Automat, net nur mein Geld, sondern einfach alles...

Mein Selbstbewusstsein ist absolut im Keller, ich fühl mich wie ein Versager.
Ich mein was habe ich schon vorzuweißen?
Ich kann nicht mal ne nette Lady zum Essen einladen oder mal weg gehen, es ist einfach kein Geld dafür da! Die Freunde die mal da waren sind weg, neue Leute lerne ich nicht kennen weil ich einfach kaum aus dem Haus gehe, ist ja auch kein Geld dafür da...
Die einzigen Menschen die ich noch um mich rum habe ist mein Bruder und seine Frau, aber auch die Verstehen das Problem dahinter nicht, mit denen kann ich darüber nicht reden.
Dabei würde ich oft gern einfach mal mit jemandem reden, der mich versteht, der mein Problem eben auch als solches erkennt und es nicht als "ist doch deine Entscheidung" abtut!
Weil ich es einfach schon lange nicht mehr entscheide, kaum ist Geld da kriegt die Spielo eine größere Anziehungskraft als die Erde hat!!

Ich hab auch schon versucht mir Hilfe zu holen, aber ich lebe sehr ländlich, hier gibt es nicht viel! Es gibt bei der Suchtberatung eine Dame die für Glücksspielsucht zuständig ist und die ist nur einmal in der Woche in meinem Landkreis.
Dadurch das ich mit den Öffis fahren muss schaffe ich es auch nicht zu ihrer Sprechstundenzeit zu kommen! Habe ich Frühschicht, bleiben mir eine h und in allen anderen Schichten arbeite ich über die Sprechstundenzeit hinweg...
Klar habe ich auch mal Urlaub, aber was denkt ihr wie der aussieht?
Ich geh schwarz schaffen damit ich den Monat überhaupt überlebe, was ich auch an jedem freien Tag mache, manchmal auch noch vor oder nach meiner geregelten Arbeit!

Und von meinen Schulden will ich gar nicht erst reden, die kommen zwar nicht vom spielen weil ich wirklich "nur" mein Geld verspiele, aber ich kann diese auch nicht ab bezahlen weil der Automat ja nix über lässt!

Auf Deutsch gesagt, ich weiß nicht wo mir der Kopf steht!
Ich wünsche mir eigentlich ein ganz normales Leben, Schuldenfrei, Freunde mit denen man was unternehmen kann, eine Freundin mit der man eine Familie gründen kann und ein Führerschein + Auto um flexibler zu sein.

Ich sehe täglich Menschen die weniger verdienen, und all das haben, also sollte es für mich doch auch möglich sein! Aber erst muss ich diesen Teufel besiegen!

Danke für euer Ohr, hat echt gut getan mal ein bisschen Last los zu werden!
Vielleicht findet sich ja der ein oder andere sympatische Mensch mit dem man öfter kommunizieren kann, würde mich auf jeden Fall freuen! Vielleicht kann man sich ja gegenseitig helfen um nach vorne zu kommen!

Liebe Grüße






« Letzte Änderung: 01 Dezember 2016, 23:23:52 von Weißnicht »

Re: Aufhören, aber wie?
« Antwort #1 am: 01 Dezember 2016, 23:27:11 »
Ich wollte grade Kontakt aufnehmen mit der einzigen Dame die für unseren Landkreis Suchtberatung bei Glückspiel anbietet und habe als Antwort auf meine E-Mail eine Abwesenheitsnotiz bekommen das sie in Mutterschaft ist! Nächste Beratungsstelle ist ewig entfernt  :'(

Die ersten Versuche Hilfe zu bekommen fangen ja gut an!

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.340
Re: Aufhören, aber wie?
« Antwort #2 am: 04 Dezember 2016, 20:53:05 »
Hi und herzlich willkommen!

Ich heiße Olaf, bin süchtiger Spieler und seit etlichen 24 h abstinent.

Dass die Dame nun nicht mehr zu erreichen ist, ist einfach Pech ...
Vielleicht kann Dir die Hotline (oben rechts) ja bei der Suche nach einer neuen Anlaufstelle behilflich sein? Versuche es einfach mal ...

Deine Geschichte klingt wie viele, die ich bereits gelesen habe.
Und natürlich entspricht sie auch meiner einstigen Lebensweise.
Über 20 Jahre habe ich gespielt und über weite Teile dieser Spanne genauso agiert wie Du - habe meine Verpflichtungen erfüllt und der Rest landete in den Automaten.

Mich machte dies genau so unzufrieden, wie Dich gerade.
Lange hat es bei mir gedauert - aber dann habe ich dieses schon tausend Male vorher gemachte Versprechen: "Jetzt höre ich auf!" tatsächlich in die Tat umgesetzt.
Von Jetzt auf Gleich ging das ... und es war gar nicht mal so schwer.
Natürlich machte ich mir im Vorfeld viel zu viele Gedanken, hatte Bedenken noch und nöcher.
Doch als ich es umsetzte, war es geradezu "einfach" ...

Geholfen - und das muss ich zugeben - hatte mir bereits der vereinzelte Besuch einer SHG ca. 6 Jahre zuvor. Damals hatte ich die Gruppe jedoch als Alibi für mich und mein Elternhaus mißbraucht.
Trotz alledem erinnerte ich mich an so einiges - wurde sanft überredet die Gruppe erneut aufzusuchen.
Dies tat ich dann auch und verstand auf einmal, was die gleichen Leute mir bereits zuvor gesagt hatten.

Für mich als Essenz habe ich daraus geschlossen, dass ich eine Abstinenzentscheidung getroffen hatte.
Diese setzt sich für mich eigentlich aus zweien zusammen - eine Grundsätzliche - und eine alltägliche.
Alleine gesehen sind sie nicht ausreichend um abstinent zu bleiben - gemeinsam bilden sie aber eine erfolgreiche Barriere für das nächste Spiel.
Beide müssen gepflegt werden.

Die grundsätzliche Abstinenzentscheidung bei mir ist: Ich möchte mich selbst im Spiegel betrachten können.
Ich möchte nicht mehr Zeit und Energie ins Lügen investieren.
Ich möchte aufrichtig sein und meinen Mitmenschen Gutes tun.
Ich möchte uneingeschränkt lieben und geliebt werden.
...

Meine Alltägliche variiert und kombiniert sich immer wieder neu:
Ich möchte mein kürzlich gebautes Häuschen abbezahlen.
Ich möchte die fehlenden Dinge in meinem Häuschen Stück für Stück aus eigener Kraft anschaffen/erledigen/bauen/...
Ich möchte meine Freiheit durch die Abstinenz behalten und genießen.
...

Von all dem lese ich Ähnliches in Deinem Beitrag.
Formuliere es konkreter und mache sie Dir bewusst.
Ich unterscheide hier zwischen wissen und bewusst machen.
Es braucht also Beschäftigung mit der Thematik.

Dann braucht es weiterhin einen Plan. Wie möchtest Du Abstinenz erreichen und Leben?
Was bist Du bereit dafür zu tun?

Das soll an dieser Stelle erst mal reichen ...
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Aufhören, aber wie?
« Antwort #3 am: 05 Dezember 2016, 22:30:54 »
Hallo Olli,

danke für deine Antwort.
Ja das die Dame vorerst nicht erreichbar ist, ist echt dumm gelaufen.
Habe eine E-Mail an die angegebene Vertretung geschrieben aber leider noch keine Rückmeldung erhalten!

Wie ich abstinent werden möchte?

Mein erster Schritt in die Richtung ist das ich versuche mir Hilfe zu holen, ob durch die Suchtberatung oder über verschiedene Foren.
Desweiteren habe ich einen Selbstantrag auf Sperrung gestellt, sodass ich in Hessen keine Spielhalle mehr betreten darf.
Wenn ich hier eine SGH finde, wäre das natürlich Super, ansonsten muss ich weiter entfernt gucken und könnte diese dann nicht so häufig besuchen.
Wenn es so nicht funktioniert, bin ich auch bereit in eine stationäre Einrichtung zu gehen.
Da habe ich allerdings ein wenig Angst vor, weil dadurch der Arbeitgeber informiert wird und ich nicht weiß ob ich meinen Job dann halten kann, aber wenn es nicht anders geht, werde ich das in Kauf nehmen müssen.

Wie ich danach Leben möchte?

Ich möchte danach erstmal alles regeln was über die Jahre liegen geblieben ist, wie Schulden und Führerschein! Ich möchte wieder mehr Kontakt zur Familie bzw einen besseren und ehrlicheren Kontakt.
Mehr unternehmen und ein gutes soziales Umfeld aufbauen.
Das ist mir so das wichtigste, denke alles andere wäre nur ein schöner Bonus.

Für mich fängt die schwere Zeit an wenn das nächste Gehalt kommt, ab da muss ich mich beweisen und werde auch hier drüber schreiben. Habe von vielen gelesen das es ihnen geholfen hat, ein Feedback zu bekommen. Daher denke ich das es auch mir helfen kann und ein Versuch ist es allemal wert.

Liebe Grüße
Kay




Re: Aufhören, aber wie?
« Antwort #4 am: 07 Dezember 2016, 18:51:55 »
So heute habe ich eine Antwort der Suchtberatung bekommen.
Habe gleichmal nach einem Termin wenn möglich noch vor Weihnachten angefragt.

Sie hat mir auch noch einige Fragen gestellt auf die ich geantwortet habe.
Jetzt hoffe ich das ich schnellstmöglich einen Termin bekomme.

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.340
Re: Aufhören, aber wie?
« Antwort #5 am: 08 Dezember 2016, 06:53:44 »
Guten Morgen Kay!

Es geht voran ... :-)

Selbsthilfegruppen ... Wenn Du auf die Hauptseite von fags gehst, findest Du eine Adressenliste ... einfach mal durchstöbern ...
Findest Du nichts, dann schicke mir Deine PLZ mal als PN.

Dein Arbeitgeber erfährt im Fall der Fälle nur Deine Krankschreibung - mehr nicht.
Du brauchst da also keine Angst haben ...

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

 

Wir danken dem AOK Bundesverband für die Finanzierung des technischen Updates dieses Forums