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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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tatsächlich aussichtslos?

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scrooge

tatsächlich aussichtslos?
« am: 04 Februar 2007, 19:03:48 »
Hallo @ alle, ich bin neu hier und möchte mir etwas von der Seele schreiben.
Seit 2 1/2 Jahren habe ich einen Freund, seit 3 Monaten weiß ich , daß er pathologischer Spieler ist. Seit ca. 30 Jahren, zuerst waren es Automaten, nun ist es ein Online-Casino. Er hat mehrmals all sein Hab und Gut verspielt, es sind deswegen auch mehrere Beziehungen zu Bruch gegangen. Letztes Jahr hat er versucht, sich das Leben zu nehmen, ich hatte ihn gefunden und in die Klinik gebracht. Damals dachte ich, es sei "nur" eine schwere Depression, inzwischen weiß ich es besser. Er war damals dann stationär in Behandlung, hat aber nichts von seiner Spielsucht erzählt, hat die Klinik wie ein Wellnesshotel betrachtet. Inzwischen hat er keinen Job mehr (er war als freier Mitarbeiter tätig), kein Geld und keine Perspektive. Er ist total abgestürzt, vernachlässigt sich, trinkt zuviel und hat praktisch keine Sozialkontakte mehr.  Sitzt daheim vor dem Fernseher oder liegt im Bett. Ist nicht mehr krankenversichert und bekommt auch keine Arbeitslosenunterstützung, er hat sich nicht mal um Hartz 4 oder Unterstützung durch das Sozialamt gekümmert.
Er lehnt jede Art von Hilfe ab, auch von meiner Seite, auch eine erneute Therapie.  Meint, er müsse alles alleine durchstehen, müsse ganz unten ankommen und sich dann entweder umbringen oder es gehe irgendein Türchen auf (wo auch...)
Ich habe mich belesen, im Internet und in Büchern und bin (auch bei GamAnon) immer wieder nur auf die letzte aller Auskünfte gestoßen: Ich muß mich von ihm trennen. Wenn gar nichts hilft, werde ich das wohl tun müsen, aber wenn hier irgendjemand noch einen Tipp für mich hat, dann nehm ich ihn wie den letzten Strohhalm. Ist es tatsächlich so, daß es keine Möglichkeit gibt, so jemand vor sich selbst zu schützen?
Danke im voraus für Eure Geduld beim Lesen...
Scrooge

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Offline Harry

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Re: tatsächlich aussichtslos?
« Antwort #1 am: 05 Februar 2007, 06:12:23 »
Hallo scrooge,
du kannst ihm nur helfen wenn du Druck auf ihn ausüber kannst. Wenn du ihn vor die Alternative stellst du oder die Sucht. Nur wenn er sich dann für die sucht entscheidet, bleibt dir nur noch die Trennung. Und wenn er sich dann SELBST zerstört kannst du dann daran auch nichts mehr ändern. Wenn er nochmal einen Selbstmordversuch unternimmt kannst du ihn einweisen lassen, nur wird das dann in Richtung Sucht wieder nicht viel bringen, aber vielleicht wäre dann der bessere Zeitpunkt ihn vor die Entscheidung zu stellen ohne Sucht mit dir ein schönes Leben, oder allein mit Sucht was auch immer.

Lieben Gruß
Harry

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scrooge

Re: tatsächlich aussichtslos?
« Antwort #2 am: 05 Februar 2007, 07:32:20 »
Hallo, Harry,

danke für die deutlichen Worte.
Er hat sich bereits für die Sucht entschieden und so werde ich mich auch entscheiden müssen. Es ist, als sei er in den letzten 30 Jahren mit nur einer einzigen Frau verheiratet gewesen: Seiner Sucht. Sie hat immer gewonnen am Ende, hat ihn zurückbekommen.
Nun, da muß ich durch. Es tut weh.

Danke auch für die Arbeit, die Ihr hier leistet!
Schönen Tag, schöne Woche

Scrooge

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Marzipine

Re: tatsächlich aussichtslos?
« Antwort #3 am: 05 Februar 2007, 07:46:45 »
Hallo Scrooge,
leider bin ich selbst betroffen vom Spielfieber. Mein letzter Besuch im Spielcasino war im September. Ich habe eine Therapie hinter mir und habe bis heute keinen Fuß mehr in eine Spielbank gesetzt. Man braucht natürlich viel Kraft um der Versuchung zu widerstehen. Es ist aber ein schönes Gefühl nicht mehr dort hinzugehen. Das Forum bestätigt mich jeden Tag, dass es sich so viel besser lebt  ;). Das Schicksal Deines Freundes hat mich sehr erschüttert. Da er schon 30 Jahre spielt ist es natürlich sehr schwer für ihn. Vielleicht solltest Du Dir professionelle Hilfe holen bevor Du ihm die rote Karte zeigst. Anscheinend hat er ja nun kein Geld mehr um zu spielen, das wäre für ihn doch ein Anfang. Es gibt auch eine Suchtverlagerung z.B. vom Spielen zum trinken. Aber auch für Alkohol dürfte das Geld zu Ende gehen. Sollte er wirklich Selbstmordgefährdet sein melde es. Hat er keine Familie wo Du Dich hinwenden kannst? Wenn er wirklich so weit unten ist, ist er gefährdet. Er wird spielen wollen, hat kein Geld, da ist schon eine Gefahr vorhanden.
Ich habe mehr Achtung von Angehörigen als von uns Spielern. Ehrlich wir bringen nur Sorgen, finanziellen Ruin und wahrscheinlich viele Tränen. Ich schäme mich und wünsche Dir alles alles Gute.
VG Martina

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scrooge

Re: tatsächlich aussichtslos?
« Antwort #4 am: 05 Februar 2007, 08:07:54 »
Liebe Martina!

Auch Dir danke für Deine offenen Worte!
Seine Familie hat sich schon vor vielen Jahren von ihm abgewandt. Er hat Teile des Familienvermögens verzockt. Tatsächlich steht er nun ganz alleine da. Ohne Freunde (Saufkumpane zählen für mich nicht), ohne soziale Kontakte.
Ich weiss genau, wenn ich jetzt auf ihn zugehe und sage, komm, wir schaffen das, letztes Mal haben wir es auch geschafft, dann läute ich die nächste Runde ein. Ich schreibe wieder für ihn Bewerbungen, suche einen Therapieplatz (wo er dann nicht hingeht und mir gegenüber so tut, als gehe er hin), wasche ihm die Wäsche, kaufe Essen und Kleider...das alles habe ich bereits dreimal hinter mir. Und am Ende zieht er sich wieder in sein Schneckenhaus zurück, geht nicht mehr aus seiner Wohnung, meldet sich nicht. Täglich wache ich morgens auf und weiß nicht, ob er noch lebt.
Daß er hochgradig suizidgefährdet ist, weiss ich. Nur gibt es wohl in Deutschland keine Möglichkeit für Außenstehende, darauf Einfluss zu nehmen, einweisen lassen kann ich ihn erst, wenn er es wieder versucht, da hat Harry Recht.
Ich werde mir einen Termin bei einer Spielsucht-Beratungsstelle geben lassen.

Liebe Grüße an Dich

Scrooge

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Offline Claus

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Re: tatsächlich aussichtslos?
« Antwort #5 am: 05 Februar 2007, 12:49:33 »
Hallo Scrooge,
ich kann dir nur empfehlen, Tu was für Dich lass los.
ich besuche seit vielen Jahren SHG' s für Spieler und Alkoholiker und in
Punkto Angehörige (Mitspieler Mitsüchtige) höre ich in den Meetings solche Aussagen, wie:
–   denn immer kam einer und stahl mir meine Krise –
–   immer haben sie mir geholfen  –
–   haben mir Geld geliehen  –
–   haben für mich gelogen –
–   und sie haben meine Lügen gerne geglaubt –
–   die Hilfen die sie mir gaben, waren keine Hilfen, sie haben meine Suchtkrankheit entscheidend verlängert —
–   Gott sei Dank bin ich nicht an ihrer Hilfe gestorben

        – aus dieser Erkenntnis heraus frage ich oft, ob die Hilfen, die Angehörige und auch Therapeuten den Süchtigen anbieten,
        wirklich zur Genesung von der Sucht führen,  oder ob sie nur gemeinsam ein krankmachendes Spiel weiterspielen 

Mir hat es gehölfen das meine Frau da radikal ausgestiegen ist aus diesem Spiel und was für sich getan hat (eine Kur) und ich
lernen durfte meine Angelenheiten selbst zu regeln.
Das Bügeln und Waschen zB, hatte eine enorme Selbstbestätigung gebracht, denn ich war in so vielen Dingen hilflos und von
meiner Frau abhängig.
Es war keine Ding mehr zwischen uns wie mit Mann UND Frau, sondern eher wie Mutter und Sohn Verhältniss

Also habe  Mut zum Loslassen

Claus



gute 24 Stunden

"Wer kein Ziel hat,
dem stehen alle Wege offen!

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scrooge

Re: tatsächlich aussichtslos?
« Antwort #6 am: 05 Februar 2007, 14:39:57 »
Danke, Claus.

Es ist schwer, zuzusehen und nichts zu tun,  aber vielleicht kann ich es lernen.

Scrooge

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Offline Ilona

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  • 3.891
    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: tatsächlich aussichtslos?
« Antwort #7 am: 05 Februar 2007, 19:00:12 »
Hallo Scrooge,

aus der Ferne ist es nicht so leicht, sich ein genaues Bild zu machen. Es kann ja auch durchaus sein, dass Dein Mann "Flöhe und Läuse" hat. Das heißt im konkreten Fall: eine Abhängigkeitserkrankung und eine schwere Depression. Was mich beunruhigt: Du schreibst, dass Dein Freund suizidgefährdet ist. Das solltest Du ernst nehmen. Das heißt nicht, dass Du die Betreuung übernehmen musst. Du könntest aber vielleicht mit seinem Hausarzt sprechen. Oder mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst, der ist nämlich zuständig für akut Suizidgefährdete. Falls Du eine Adresse brauchst, gib kurz Bescheid.

Alles Gute

Ilona

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scrooge

Re: tatsächlich aussichtslos?
« Antwort #8 am: 05 Februar 2007, 21:22:33 »
Hallo, Ilona,

Du hast 100 pro Recht, er hat eine schwere Depression zusätzlich zu seiner Spielsucht. Er war deswegen auch beim Arzt, hat aber die verordneten Medikamente nicht nach Anweisung eingenommen, er hat sie nach wenigen Wochen von sich aus abgesetzt. Er weigert sich auch, nochmal zum Arzt zu gehen, vor allem, weil er nicht mehr krankenversichert ist (hat keine Beiträge mehr in seine private Vers. einbezahlt)
Das Problem ist: ER LEHNT JEDE ART VON HILFE AB!!! Wirklich jede. Glaubt, daß er GANZ UNTEN ankommen muss, um "es zu kapieren", ich glaube, er wünscht sich den totalen Zusammenbruch. Sowas wie eine Todessehnsucht. Er hat nur Angst, dass der nächste Suizidversuch wieder daneben geht, deshalb hat er ihn noch nicht unternommen.
Den sozialpsychiatrischen Dienst würde er gar nicht in die Wohnung lassen.
Das Posting von Claus ist mir sehr unter die Haut gegangen "Gott sei Dank bin ich nicht an der Hilfe geszorben" und "sie haben mir meine Krise gestohlen" sind schon Sätze, die helfersüchtigen Angehörigen die Augen öffnen.
Das Dumme ist nur, dass man niemand gegen seinen Willen in eine Klinik einweisen lassen kann, so lange er noch zurechnungsfähig ist. Und das ist Definitionssache. Niemand würde ihn einweisen, nur, weil seine Freundin behauptet, er sei suizidgefährdet.
Trotzdem werde ich morgen mal bei der Beratungsstelle anrufen und um einen Termin bitten, danke für den Schubs. Ich war wirklich schon so weit, das "Loslassen" zu übertreiben.

Liebe Grüße,

Scrooge

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Marzipine

Re: tatsächlich aussichtslos?
« Antwort #9 am: 06 Februar 2007, 07:19:29 »
Liebe Scrooge,
merkst Du eigentlich, dass er Dich mit runter zieht? Er setzt Dich psychisch total unter Druck. Sollte er wirklich einen Versuch machen, sich das Leben zu nehmen und es ihm evtl. auch noch gelingt, wirst Du nicht mehr glücklich. Nehme die Hilfe bitte von Ilona an. Auch wenn seine Familie mit ihm gebrochen hat, sage ihnen Bescheid. Dann bist Du nicht mehr alleine mit diesem riesigen Problem. Dass Dein Freund Dir so etwas auferlegt finde ich Schei.., entschuldige bitte aber Krankheit hin oder her, wenn er Dich liebt dann würde er Dir so etwas nicht aufhalsen. Mein Mann hat sich vor 4 Jahren das Leben genommen, ohne das es irgend jemand nur ahnte, er war kein Spieler oder andersweitig süchtig, er wollte einfach nicht mehr leben, es war so ungeheuerlich für mich, ich dachte ich drehe durch. Aus diesem Grund bin ich zur Spielerin geworden, ich habe dort meinen Frust abgelassen, dachte ich, allerdings wurde dadurch noch alles schlimmer. Scrooge schrei es in die Welt mein Freund will sich das Leben nehmen, ansonsten wirst Du daran zugrunde gehen. Wenn es sein muss, verlasse ihn. Oh Gott ich wünsche Dir Kraft.
Liebe Grüße
Martina

Re: tatsächlich aussichtslos?
« Antwort #10 am: 01 Juni 2007, 22:05:52 »
Liebe scrooge!
Hast mir so nett auf meine frage geantwortet.Wenn ich aber deine probleme hier lese,kommen mir meine ganz klein vor.Bist du noch mit deinem freund zusammen? Ich bin es mit meinem noch.Ich glaube immer noch an das gute im menschen.Er geht jede woche zur selbsthilfegruppe und langsam,ganz langsam keimt die hoffnung in mir auf das alles irgendwann gut wird.Hätte er den schritt zur selbsthilfegruppe nicht freiwillig getan,hätte ich ihn rausgeschmissen.Es wär hart geworden,denn ich liebe ihn über alles-hatte schon viel pech in meinem leben mit männer und dachte,er ist jetzt der richtige-aber letzendlich habe ich nir gesagt:ICH HABE AUCH NOCH EIN LEBEN! Wirf deins nicht so weg.kein mann/spieler der welt ist es wert,sein eigenes leben wegzuwerfen.manchmal muß man vielleicht egoist sein.Ich bewundere dich für deinen mut.
lg claudi

 

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