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Bin ich spielsüchtig?

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Bin ich spielsüchtig?
« am: 24 Dezember 2015, 01:19:21 »
Hallo,

mein Name ist Alex und ich bin 19 Jahre alt.
Ich bin Student und gehe gelegentlich in die Spielothek "um die Ecke".
Dass ich das erste Mal spielen war, dürfte vor ca. 1 Jahr gewesen sein..
Wie bei fast jedem "Spieler" gewann ich beim ersten Mal mit ca. 2€ Einsatz ca. 15€ (eine Menge Gewinn für mich, damals..) 
Seit dem ging ich anfangs in wöchentlichen Abständen mit einem Freund spielen, ca. 2 mal im Monat.
Daraufhin erhöhte ich den Einsatz (anfangs nahm ich HÖCHSTENS 10 Euro mit. Dann wurden es 20, usw. die höchste Summe die ich an einem Tag verspielt habe sind 100€, die ich am gleichen Tag hart erarbeitet habe.
Dieser besagte Tag war heute, der 23.12.2015, einen Tag vor Heiligabend.
Dies veranlasste mich, Leuten darüber zu berichten wie es um mich geschieht, die dieses Gefühl des Zweifels am eigenen Verstand kennen, und die Gier gegen das "Gewinnen-wollen" besiegen müssen.
In der letzten Zeit (2-3 Wochen) bin ich mindestens 5 mal die Woche in der Spielo. (alleine, was ich eigentlich sehr erbärmlich finde und mir auch so vorkomme)
Ich bin mir darüber bewusst, dass einige von euch wahrscheinlich schonmal mehr verspielt haben, aber 100 Euro sind für mich eine Menge Geld, was mir als, wie ich einfach mal behaupte, intelligentem Menschen viel zu schade ist um es einem Spielcasino Besitzer zu "schenken", den ich überhaupt nicht kenne.
Ich hätte mir die neuen adidas superstars 80s kaufen können von dem Geld, aber nun werde ich weiter dafür arbeiten müssen.
Ich denke mir jedes Mal "du hättest dein Geld genauso gut zereißen können du Vollidiot, was stimmt nicht mit dir?!"

ALLERDINGS:

Ich habe noch nie soviel gespielt, dass dadurch meine Existenz, bzw. notwendige Aufwendungen, wie Geld für Benzin, für Essen, oder sonstige "lebensnotwendige" Dinge fehlte.
Allerdings habe ich eigentlich all das Geld, was "Bonusgeld" war, wovon ich mir schöne Sachen hätte kaufen können, verspielt.
Die Sache ist, soweit möchte ich NIEMALS kommen!



Ich denke ziemlich oft ans Spielen, wie es wohl wäre wenn ich gewinnen würde, was für Sachen ich mir kaufen würde etc.
Ich denke darüber nach, was wohl der höchstmögliche Gewinn ist, den man an einem Automaten erzielen könnte.

Wenn ich ehrlich bin, schätze ich seitdem ich ins Spielcasino gehe das Geld garnicht mehr so wert, wie vorher.
Es ist Mittel zum Zweck geworden, und die 2€ Münzen sind für mich "Coins".

Ich habe eigentlich ein sehr erfülltes Leben, eigentlich...

Ich habe eine sehr hübsche Freundin, mit der ich seit 2 Jahren glücklich zusammen bin, eine Familie die mich liebt, ich spiele hochklassig Fußball, und habe 2 Nebenjobs, also ein Einkommen von ca. 400-600€ im Monat.
Seit heute habe ich eine Liste in meinem Zimmer erstellt, an dem ich die Tage an denen ich nicht
spiele mit einem Kreuz versehe, und habe motivierende Ziele zum sparen angebeben, wie z.B. Urlaub, neue Sneaker.

Erkennt sich einer von euch in meiner Beschreibung wieder, und habt ihr gute bzw. hilfreiche Tipps für mich, wie ich endgültig aufhören kann in die Spielothek zu gehen?

So richtig habe ich es noch nie versucht, jetzt ist das erste Mal wo mir bewusst ist, dass ich das Geld für andere Dinge einfach besser ausnutzen kann.
Ich möchte gerne jeden Tag protokollieren in diesem Forum, weiß ja nichtmal ob es irgendjemand liest.. naja jedenfalls könnt ihr mir gerne auf diesen Beitrag antworten wenn es eine entsprechende Funktion dafür gibt, bin sehr dankbar für hilfreiche Ratschläge, Tipps oder Mantras, die mir helfen Einsicht zu erlangen.
Etwas wie "hör einfach auf zu spielen" kann ich mir auch selbst sagen.

Vielleicht ermutigen mich ja eure Erfahrungen und Geschichten, oder eure Scheidepunkte in denen euch klar geworden ist, dass es so nicht mehr weiter geht.

FREUE MICH ÜBER JEDEN BEITRAG & WÜNSCHE EUCH UND EUREN FAMILIEN EIN SCHÖNES FEST!

und an alle "erwachsenen" Familienväter und Mütter.. DAS GELD IST BEI EUREN KINDERN BESSER AUFGEHOBEN ALS BEI EINEM SCHMIERIGEN SPIELO-BESIZTER, wenn ihr spielen geht ruft euch das Gesicht eurer Kinder ins Gedächtnis. (Hört sich grad an als hätte ich welche habe ich aber nicht)

Wie gesagt:  Schreibt mir gerne, und ab heute kommt jeden Tag ein Beitrag von mir..

Ich bin mir sicher, ich pack das!


und ihr schafft es auch!


VIELE GRÜßE,


a_39

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.340
Re: Bin ich spielsüchtig?
« Antwort #1 am: 24 Dezember 2015, 11:37:43 »
Hi a_39!

Herzlich willkommen!

Ich bin Olaf, süchtiger Spieler und schon einige 24 h abstinent.

Wenn ich solch einen Beitrag wie Deinen lese, dann überkommt mich sowohl Traurigkeit, als auch Freunde.

Die Traurigkeit basiert auf den Erfahrungen aus meiner Anfangszeit, die ich in Deinen Worten wiederfinde.
Ich selbst habe mich aber nicht fragend umgehört und war über 20 Jahre lang ein Gefangener meiner Sucht und der damit einhergehenden Verhaltensweisen.
Daher freue ich mich für Dich, dass Du Dich schon so recht früh in Deiner Karriere selbstkritisch reflektierst und aktiv wirst!

"Einfach nicht spielen" - ist Quatsch. Solche Worte stammen von Menschen, die keine Ahnung von der Materie haben.
Hier wird eine Charakterschwäche suggeriert - ein Mangel an Willensstärke.
Wir besitzen aber zumeist mehr als genug davon, lenken sie jedoch in die falschen Bahnen.

Kommen wir zu Dir ...
Wie ich bereits erwähnte, sehe ich Dich am Beginn einer Sucht.
Noch längst nicht ist die Pathologische, doch die Problematische versucht gerade ihren Weg zu finden.
Dein Beitrag spricht hier Bände.
Die Häufigkeit der Besuche steigt.
Die Höhe der Einsätze steigt.
Es wird Geld für geplante Einkäufe verspielt.
Ergo - der Bezug vom gesetzlichen Zahlungsmittel schwindet und wandelt sich langsam zum Suchtmittel.
Die gedankliche Beschäftigung rund um das Spielen nimmt immer mehr Raum im alltäglichen Leben ein.
Rituale etablieren sich, die zum Spielen führen.
Enttäuschung und Unverständnis über das eigene Verhalten zehrt am Selbstwert.
Und und und ...

Nein, mein Freund - Du verschenkst Dein Geld nicht in der Halle - Du erkaufst Dir etwas dafür:
Flucht aus dem Alltagsleben?
Suche nach Entspannung?
Verdrängung von Problemen?

Zumeist wissen wir gar nicht, wieso wir spielen. Unser Leben erscheint doch zufriedenstellend, wenn nicht gar glücklich?

Wie der liebe Robert immer sagt:
Spielen ist nur ein Symptom, jedoch ist es nicht die Ursache.

Wollen wir spielfrei werden, dann wäre es gar nicht schlecht die Ursache oder Ursachen (zumeist sind es ja mehrere Faktoren) zu ermitteln.

Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten in der Suchthilfe.
Ich kann mich einem SHF zuwenden - diesem hier z.B..
Das ist eine schöne Übung. Zuhause oder unterwegs kann man jederzeit ins Netz und seine Gedanken zu Tastatur bringen.
Die nächste Herausforderung sehe ich in einer SHG.
Dort wird in seinen verschiedenen Konzepten die Anonymität ein klein wenig aufgelockert.
Wir sitzen dort Aug in Aug und teilen unsere Erfahrungen.
Weniger die über das Spielen (kommt gerade bei Neulingen immer wieder vor), als die verschiedenen und doch irgendwie immer gleichen ;-) Wege aus der Sucht.
Wenn Dir das nicht zusagt, dann gibt es immer noch die Wege in die Suchtberatung, geleitete Gruppen oder Therapeuten/Psychologen.

Das Angebot ist vielfältig und Du hast lediglich die Wahl!

Ha ...  ;) Da Du Mantras ansprichst, hast Du sicher schon meines gelesen:

Ich erlaube mir nur für heute spielfrei bleiben zu dürfen!

Mache Dir doch bitte einmal eine Liste mit Zielen, die Du für Dein Leben hast.
Frage Dich, ob Du sie durch Spielen erreichen kannst.

Der Weg aus der Suchtausübung heraus führt immer über die gedankliche Auseinandersetzung mit Dir und Deinem Verhalten.
Dies führt dann zu Verhaltensveränderungen in die Bahnen, die Du Dir erhoffst.

Natürlich gibt es auch andere Werkzeuge den Weg zum Spiel zu verbauen.

Da wäre - in Deinem Anfangsstadium durchaus auch zu empfehlen, das Outing vor Deiner Freundin.
Sei ehrlich zu ihr und habe Vertrauen in sie.
Ihr könnt ein temporäres Geldmanagement einführen.
In Hessen lebend könntet Ihr für eine Spielhallensperre aktiv werden - außerhalb Hessens könntest Du Dir in Deiner Halle Hausverbot erteilen lassen.
Es gibt viele Wege, die Du Dir verbauen kannst - Du selbst wirst die Hintertürchen aufspüren und auch verbauen können.

Oh je ... schon wieder ein Roman ...  ;D

Das mag an dieser Stelle erst einmal reichen.

Zu guter Letzt wünsche ich auch Dir ein besinnliches Weihnachtsfest im Kreise Deiner Lieben.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

 

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