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Mein Weg...

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Mein Weg...
« am: 11 Mai 2015, 16:41:04 »
Hey Leute,

ich wollt mal kurz meine Geschichte erzählen.

Ich bin 28 Jahre.
Gerade bin ich auf der Suche nach der Definition meines Spielverhaltens.

Angefangen hat es eigentlich vor etwa 3 Jahren. Damals habe ich, nicht regelmäßig, einfach hin und wieder, gespielt. Seit ich denken kann war ich ausschließlich in Spielhallen unterwegs. Pokern war eher nicht so mein Ding. Mache das eigentlich nur noch Hobbymäßig. Genau wie Sportwetten. Wahrscheinlich liegt das daran das ich in den letztgenannten nie wirklich Erfolg hatte.

Ich hatte nie wirklich Geld (Lehrling, schlechtbezahlte Arbeit und/oder Zeitarbeit). Seit 2 Jahren bin ich nun in einem Job indem ich doch relativ, für mich, viel Geld verdiene. Schulden habe ich auch, aber nicht durch das Spielen(zumindest nicht ausschließlich).
Im letzten Jahr musste ich ein neues Auto(gebraucht) kaufen, hab geheiratet und einen Sohn mit meiner Frau bekommen. Kostet alles Geld. In der Summe liegen meine Schulden bei 15 000 €. Über die Hälfte bei meinem Vater.

Ich bin in den letzten Wochen immer öfters, auch nach der Arbeit, in die Spielo gegangen. Hab auch meistens das verspielt was ich dabei hatte. Mit Gewinn verließ ich selten die Bude. Als Zahl würde ich 2000 € Verlust schätzen in 3 Jahren.

In der letzten Woche hatte ich, mit etwas Alkohol im Blut, die Idee dem ganzen ein Ende zu setzen bevor es mich weiter einnimmt. Aufgrund eines Krankenhausaufenthaltes und der arbeitsunfähigkeit meiner Frau bin ich Alleinverdiener. Auf mich lastet dadurch hohe Verantwortung.
Nach meiner Entscheidung das Spielen aufhören zu wollen, bzw. nicht mehr weiter zu spielen habe ich mich im Internet in diesem und anderen Foren umgesehen.

Als erstes habe ich mich in der Spielothek meines "Vertrauens" gesperrt. Ich war eigentlich immer nur in dem selben. Auf andere hatte ich nie Lust.
Auch habe ich von mir aus, ohne Druck von anderen, einen Termin bei einer SHG gemacht(Vorstellungsgespräch).

Vor etwa 2 Jahren bin ich hier in die Stadt gezogen. Außer meine Kollegen kenne ich kaum jemanden. Daher war das Spielen eigentlich eine Ablenkung vom stressigen Alltag meines Berufes.

Entschuldigt das ich hier etwas wirr schreibe. Ich arbeite nebenbei und muss ständig meine Gedanken unterbrechen.

Spielfrei seit 6 Tagen -> ohne Lust daran was zu ändern.

In dem Brief an die Spielothek konnte man aus 3 verschiedenen Dingen wählen:
spielsuchtgefährdet ---- spielsüchtig ---- ....

Ich habe das erste angekreuzt und würde das auch so sehen. Was denkt ihr?

*

Offline andreasg

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Re: Mein Weg...
« Antwort #1 am: 11 Mai 2015, 17:05:49 »
Hallo Familienvater,
Hallo, ich bin Andreas und ich bin Spieler und süchtig;
herzlich Willkommen in unserer Forengemeinschaft. Danke für Deine Beschreibung Deines Wegs.
Da Du diesen Bericht mit einer Frage schließt, kommt erwartungsgemäß die Gegenfrage: "Woran hängt Dein Herz?"
Die Schwierigkeiten bei der Arbeit - von der Ausbildung bis schlecht bezahlten Job- unbezahlte Überstunden - Insolvenz des Arbeitgebers  - kenne ich, ist mein Weg. Die Unfähigkeit, nach dem Arbeitsstreß abzuschalten: in die Taxe setzen, zum Rotlichtviertel brausen, nur um runterzukommen.
Eine Reale Frage an Dich: "Kannst Du Dir vorstellen ohne diesen Puffer = Spielstätte nach Hause zu fahren und dort den fürsorglichen Familienvater zu geben?
Ich habe früher im Büro eine Fachzeitschrift gelesen, da war auf der letzten Seite eine Werburg einer Orga - Firma: 17:01 Uhr, der Angestellte verlässt das Büro mit perfekt aufgeräumtem Schreibtisch, die Tennistasche in der Hand.. Das Hat bei mir Groll und Wunschgedanken aufgebracht, den/die ich aber verspielt habe. Der Sport aber ist ja der Gedanke der bleibt, um fit zu werden und zu bleiben.
Sollte nun aber das Sportwetten stärker bei Dir sein, könnte Deine Eingangsfrage eine Antwort finden.
Nur - wenn Du selbewr , nur für Dich eine Antwort zur Spielabhängigkeit findest, wird sich Dein Weg in einem neuen Licht zeigen.
Schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Mein Weg...
« Antwort #2 am: 11 Mai 2015, 17:18:14 »
Vielen Dank für deine Antwort!
Mein Sohn lebt momentan in einer Kurzzeitpflegefamilie. Das belastet mich sehr aber nimmt auch etwas Stress von mir. Meine Frau kann sich aufgrund von Depressionen nicht alleine um ihn kümmern. Deswegen haben wir uns zu diesem Schritt entschieden. Bis September, dann kommt er wieder zu uns, sollte es meiner Frau besser gehn.

Ich kann ohne Probleme nach Hause fahren, lege mich dort in die Badewanne oder setze mich an den PC.
Aber was mach ich in Zeiten wo das Konto gefüllt ist und meine Frau nicht zuhause ist. Mir fehlt irgendwas. Ein Hobby.
Sport ist nichts für mich. Ich renne den ganzen Tag, hätte gerne noch mehr auf den Rippen und bin eigentlich nach einer Arbeitswoche zu k.o. oder aber auch zu faul.


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Offline Olli

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Re: Mein Weg...
« Antwort #3 am: 12 Mai 2015, 06:57:38 »
Hi und Herzlich willkommen!

Ich bin Olaf, süchtiger Automatenspieler und seit einigen 24 h abstinent.

Mir gefällt Dein Beitrag - und nein, ich finde ihn kein bischen chaotisch.

Auf Deine Frage - da stimme ich Andreas auch zu - kannst nur Du selbst eine Antwort finden.

Die Antwort ist aber gar nicht so wichtig - das Stellen der Frage an sich ist es.

Dies nun verbunden mit den SHG-Besuchen zeigt, dass Du unzufrieden bist mit Deinem Verhalten und daran aktiv etwas ändern möchtest.

Ich wünsche Dir, dass es Deiner Frau bald wieder besser geht und Euer Sohn zu Euch zurück kommen kann.

Wenn ich auch nur annähernd erahnen kann, wie diese Sizuation Dich belastet, so finde ich es nur um so bemerkenswerter, wie Du Dich nun Deinem Spielverhalten und damit dem Leben stellst!

Wenn Du magst, dann berichte ruhig weiter Deine Erfahrungen auf dem Weg in ein spielfreies Leben.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Mein Weg...
« Antwort #4 am: 12 Mai 2015, 08:00:58 »
Guten Morgen,

danke für die netten Worte Olli. Von dir habe ich schon einige lesenswerte Beiträge gelesen, auch in einem anderen Forum.

Heute hab ich frei, die Frau ist in der Tagesklinik. Normalerweise würde ich mir 50 € nehmen und spielen gehen. Das war so der Betrag den ich mir immer mitgenommen habe. Waren die zu schnell weg habe ich "nachgeladen". Grund hierfür kann sein das ich einen Zeitvertreib brauchte. Von vornherein war mir eigentlich klar dass das Geld weg ist.

Rechnungen habe ich immer bezahlt und danach überlegt welches Geld ich zur Verfügung habe und was noch wichtiges im Monat gebraucht wird.

Nun kam letzten Monat noch unerwartet eine höhere Rechnung. Die hat mich dazu gezwungen einige Lastschriften zurück gehen lassen zu müssen. Das hat mich "aufgeweckt". In etwa 2 - 4 Wochen kommt die Steuerrückzahlung. Damit sind erstmal die wichtigsten, kurzfristigen, Kosten gedeckt.

Ich denke in den letzten Tagen viel nach. Als Papa eines 9-Monate alten Jungen passt die Spielerei mal gar nicht in mein Bild einer glücklichen Familie. Finanziell am Limit zu leben darf nicht mein Ziel sein.

Gestern nach der Arbeit dachte ich mir das ich eigentlich mal wieder spielen könnte. Erst hinterher fiel mir ein das ich mich in "meiner" Spielothek habe sperren lassen. Damit war die Sache für mich erledigt und ich hab mich gut gefühlt.

*

Offline Olli

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Re: Mein Weg...
« Antwort #5 am: 12 Mai 2015, 08:38:53 »
Hi!

Zitat
Schulden habe ich auch, aber nicht durch das Spielen(zumindest nicht ausschließlich).
...
Als Zahl würde ich 2000 € Verlust schätzen in 3 Jahren.

Wie wäre es denn, wenn Du Dich einmal hinsetzt und eine detaillierte Aufstellung machst?
Sicherlich - Auto, Heirat, Umzug - das hat alles Geld gekostet.

Doch "so lange Du denken kannst" hast Du ja das Dir zur Verfügung stehende Geld verspielt und daher nicht gespart für die genannten größeren Ausgaben.
Könnte es sein, dass die 2000 € denn doch zu als Betrag zu klein sind?

Könnte der eventuell entstehende Schock Dir hilfreich sein und Dich motivieren vorhandenes Geld lieber in Tilgungen Deiner Schulden zu stecken?

Verstehe mich bitte richtig: Verspieltes Geld ist weg und es ist müßig dem nachzutrauern.
Wenn man aber nun den Betrag in Relation zu seinen Schulden sieht, dann ist dieser gigantische Berg vielleicht doch nicht so groß. Ein Ende der Tilgungen wäre greifbarer - und motivierender?

Zitat
Gestern nach der Arbeit dachte ich mir das ich eigentlich mal wieder spielen könnte. Erst hinterher fiel mir ein das ich mich in "meiner" Spielothek habe sperren lassen. Damit war die Sache für mich erledigt und ich hab mich gut gefühlt.

Das war eine sehr wichtige Erfahrung!
Süchtige Gedanken (ich nenne sie einfach mal so) überflutenden Dich - Du hast inne gehalten - nachgedacht - bist nicht spielen gegangen - hast Dich wohl gefühlt.

Nachtrag: Dankeschön für Dein Lob  ;D
« Letzte Änderung: 12 Mai 2015, 08:42:54 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Mein Weg...
« Antwort #6 am: 12 Mai 2015, 23:00:28 »
Die Jungs von der Bank sind auf Zack. Mein Rahmenkredit wurde gekündigt.
Ich zahle ab jetzt in Raten die 5.000 € ab. Das wollte ich vor Monaten schon machen. Damals gings nicht. Nachdem ich nun einige Lastschriften zurück gegeben habe klappt es.

Es kann auch sein das es mehr als 2.000 € waren die ich verspielt habe. Das ist nun leider nicht mehr nachvollziehbar. Anfangs bin ich ja noch vorsichtig spielen gegangen aufgrund stetiger Geldknappheit. Da hatte ich 2x Glück. Nachdem ich eben 2x gut Geld gewann habe ich dieses nicht direkt wieder verzockt sondern habe mir, noch in der selben Nacht, nen Fernseher und einige andere Dinge bestellt.

In letzter Zeit habe ich aber mehr und mehr den Überblick verloren. Geld war da, aber die zukünftigen Kosten habe ich nicht im Blick behalten.

Re: Mein Weg...
« Antwort #7 am: 13 Mai 2015, 00:39:15 »
Ich lese seit Tagen in diesem oder einem anderen Spielsucht-Forum. Lese die Probleme anderer Menschen. Ist das eine Art Therapie? Mir hilft es jedenfalls.
Noch mehr hilft mir das heute alles woran ich denke mein Sohn ist. Er wird heute um 17:01 Uhr 9 Monate. Es fühlt sich einfach richtig an. Mein kleiner soll später auf seinen Vater aufblicken. Einen Vater, der vielleicht gestresst von der Arbeit kommt. Aber keiner der seinen Frust an ihm ablässt. Wenn mein Sohn kommt und verlegen nach 5 € für ein Spielzeug fragt möchte ich die immer zur Hand haben. Er soll später genug Geld zur Verfügung haben für den Führerschein und ein kleines Auto. Papa soll ihm nicht sein Konto leer räumen oder ihm was verheimlichen müssen. Der kleine lernt Tag für Tag so viel dazu. Dann muss es sein Papa doch schaffen mit dem Mist, dem Spielautomaten, aufzuhören.

Papa soll ihm ein Vorbild sein, ein gutes!

*

Offline Olli

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Re: Mein Weg...
« Antwort #8 am: 13 Mai 2015, 08:15:31 »
Guten Morgen!

Geldmanagement scheint in Zeiten sinkender Gehälter wohl immer mehr außer Mode zu kommen.
Kein Wunder, dass die Verlockung des schnellen Gewinnes angestachelt durch die Medien und durch Unterlassung unserer Politik immer mehr Menschen der Glückspielsucht verfallen.

Ich finde, Du solltest anfangen ein Haushaltsbuch zu führen.
Dafür gibt es im Netz massenhaft Freeware.
Dort hinein kommen nicht nur alle Einnahmen und Ausgaben aufgeteilt in diverse Konten, sondern auch Planungen für die Zukunft.

Gerade in Hinblick auf Deine momentanen Schulden erhälst Du "schwarz auf weiss" einen Überblick auf die schwindenden Restschulden.
Das mag anfangs etwas demotivierend sein, mit der Zeit aber siehst Du Erfolge und motivierst Dich selbst.

Zitat
Dann muss es sein Papa doch schaffen mit dem Mist, dem Spielautomaten, aufzuhören.

Der Papa muss das gar nicht - aber er darf es tun.
Nicht für seine Frau und nicht für seinen Sohn - nur für sich alleine.
Bürde bitte niemandem anderen Deine Verantwortung für Dich auf.
Du bist die Person, die es sich wert sein sollte zufrieden und glücklich durchs Leben zu schreiten.
 8)

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Re: Mein Weg...
« Antwort #9 am: 13 Mai 2015, 10:37:32 »
Hey Olli,

das war auch anders gemeint als es vielleicht bei dir ankam. Natürlich ist niemand außer mir dafür verantwortlich. Ich sehe meine Familie als Motivation.

Eine Excel-Tabelle mit Einnahmen/Ausgaben führe ich seit längerem. Vielleicht sollte ich dort einfach einen neuen Wert(Sparen) einfügen.

Mit meinem Rahmenkredit hat die Online-Bank auch das Tagesgeldkonto gelöscht. Ich habe mir schon ein neues raus gesucht und werde versuchen dort zu sparen. Nur Einzahlungen, Tan-Liste vernichten usw.

Liebe Grüße

Re: Mein Weg...
« Antwort #10 am: 19 Mai 2015, 11:23:56 »
Heute, immer noch spielfrei, kam das Elterngeld meiner Frau. Damit hab ich nun ein paar der offenen Rechnungen gezahlt.
Wir zahlen alles gemeinsam. Ich verdiene, wie schon beschrieben, für meine
Verhältnisse relativ gut. Dadurch das wir Kredite (Hochzeit, Auto, Führerschein, Taufe)
abzahlen müssen und unser Kind momentan in einer Pflegefamilie lebt haben wir extreme monatliche Kosten. Das drückt doch sehr auf meine Stimmung.
Meine Frau belaste ich damit nicht. Sie soll sich ganz auf ihre psychische Genesung konzentrieren können.
Vielleicht sollte ich mal bei ner Schuldnerberatung anfragen. Mein Problem ist das ich relativ gut mit Geld umgehen kann und nicht weiß wo ich noch sparen kann. Rechtsschutzversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung, usw. werde ich behalten.

Wollte mich nur mal wieder melden.  ;)

*

Offline andreasg

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Re: Mein Weg...
« Antwort #11 am: 19 Mai 2015, 14:17:43 »
Hallo Familienvater,

schön zu hören, daß Du weiter spielfrei bist,

aber die Frage nach einer Schuldnerberatung und für mich als Spieler absurd - mit Geld umgehen zu können.

Dank sei MS Excel

Schöne 24 Stunden
Andreas
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