so, mein erster spielfreier Abend seit langem - komisch irgendwie.
Selbst wenn ich in den letzten 9 Jahren mal hin und wieder weggegangen bin, waren meine Gedanken nur beim Spiel und ich hoffte, dass mein Gegenüber die Rechnung übernimmt, so dass ich im Anschluss an mein Date oder Treffen mit Freundinnen meine eingeplanten 10 Euro anderweitig "investieren" konnte. Zum Teil hab ich mich sogar mit einer Notlüge frühzeitg verabschiedet, weil ich ja wußte, um 22.00 beginnt ein Turnier ... ich könnte es noch rechtzeitig schaffen, wenn der Tankstellenverkäufer nicht so lang braucht um die Paysafecard rauszulassen (Kreditkarte hatte ich zum Glück noch nie).
Ich frag mich heute, weshalb ich diesen Blocker nicht schon viel eher installiert habe. Ich fand für mich selbst immer die Ausrede, dass ich jetzt ja nicht aufhören könne, denn zum Monatsersten bekäme ich ja wieder Bonusgeld/Cashback und es wäre ja wirklich dumm, darauf zu verzichten! Heute empfand ich Erleichterung, den ganzen Tag über. Ich hab sogar länger gearbeitet (ging ja sonst nicht, da ich um 17.15 zuhause sein musste, da dann das erste für mich interessante Turnier startete. Heute fand sich sogar noch Zeit zum Putzen, was mal wieder dringend nötig war. Und es fühlte sich auch prima an, dass ich heute niemanden um Geld bitten musste. Auch habe ich keine Einzugsermächtigung stornieren müssen (was mittlerweile schon fast Ritual war ... Lastschrift zurückbuchen um Kohle zu haben, und bei Gehaltseingang wieder begleichen). Mich wunderts, dass das immer hingenommen wurde (mit entsprechenden Gebühren natürlich).
@olaf
Ich weiß nicht, ob ich tatsächlich alle Informationen kenne, nur die üblichen halt, aus allen Foren. Die "Sachlichen" quasi ... die kenne ich. Ich glaube, dass "Psychisches" bei mir eher von Nutzen ist. Auch wenn ich glaube, gar nicht schlecht im Selbstreflektieren zu sein, so helfen mir andere Sichtweisen immer wieder, Neues zu entdecken oder Festgefahrenes zu revidieren.
Was mir grad noch einfällt - wenns auch nichts mit meiner Sucht direkt zu tun hat - ich wundere mich schon die ganze Zeit (seit ich in den Foren lese), dass es sich bei den meisten Abhängigen oder Abstinenten um Leute mit eher gehobenem Bildungshintergrund handelt. Soweit ich das zumindest beurteilen kann ... Die Leute, die Rat suchen ... und auch die Ratgebenden können sich alle gut ausdrücken, schreiben i.d.R. fehlerfrei und machen generell einen gebildeten Eindruck. Heißt das, statistisch gesehen, eine Spielsucht trifft hauptsächlich solche Menschen? Oder macht es nur den Eindruck, weil nur einigermaßen gebildete Menschen sich in Foren outen? Heißt das im Umkehrschluss, dass Menschen mit "niedrigerem Niveau" gar nicht auf die Idee kommen zu gamblen? Weil sie zufriedener sind, da sie sich eben nicht so viele Gedanken übers Leben machen? Ich hoffe, das kommt jetzt nicht arrogant rüber, es ging mir heut nur so durch den Kopf.
Olaf, ich möchte auch keine Lügnerin mehr sein. Ich möchte gerne wieder so sein wie früher. Lebenslustig, vielseitig interessiert und zufrieden. Ich möchte mich wieder mögen!!
Wg. meiner Wohnung und dem (auch) damit verbundenem Wunsch, mit der Scheisse aufzuhören ...
daran hab ich auch schon gedacht, was dann ist, wenn ich es geschafft habe (also Umzug hinter mir, Kinder "verräumt"), dann bin ich allein ... weiß womöglich immer noch nichts mit mir anzufangen. D.h. ich muss vorbeugen? Mir überlegen, wo meine Interessen früher lagen und daran anknüpfen? Also VHS-Kurse besuchen ... solche Sachen. Das wollte ich auch die letzten Jahre. Konnte mich aber nie dazu überwinden mich irgendwo anzumelden, bzw. habs immer aufgeschoben. Da mir die 100 Euro für nen Kurs zu schade waren und auch die Zeit, die ich dafür aufbringen müsste. Wie paradox ;-)
Wie ihr mir helfen könnt? Ihr tut es schon. Durchs Fragenstellen. Fragen, die mir selbst nicht mehr einfallen. Durchs Hinterfragen meiner Rechtfertigungen oder Behauptungen. Durch Eure Erzählungen Eurer eigenen Geschichten. Auch wenn ich schon jahrelang mitlese, so habe ich dennoch erst jetzt durch die Registrierung das Gefühl, "dabei" zu sein. Vorher war es eher so ein oberflächliches darüberlesen.
Ja, ich bitte darum mir mein Selbstbild gerade zu rücken!!! Und mich nicht zu schonen. Ich mag klare Worte. Und ich mag es, konfrontiert zu werden, auch mit Unangenehmem.
Sarkasmus? Ja, darin bin ich prima! :-D
Als Selbstmitleid würde ich es nicht bezeichnen (ich überlege aber noch). Ich sehe mich ja nicht als Opfer. Ich bin eher sauer auf mich, als dass ich mich bemitleiden würde. Sauer, dass ich nicht stark genug war/bin. Dass ich, die ich mich immer über andere erhoben habe - so was Saudummes mache. Etwas, was völlig sinnfrei ist. Ich ... die immer pragmatisch, vernünftig gehandelt hat und "Schwaches" verurteilt hat? Vielleicht ist das mein Lernprozess? Dass ich quasi erst soweit kommen musste, um mich nicht mehr zu erheben? Ist es das was ich lernen sollte? Hm, ich bin weder gläubig noch glaube ich an Schicksal ... aber vielleicht ist es psychologisch irgendwie so zu begründen?
Ja, meine Kinder mussten verzichten. Auf Materielles, aber sicher auch auf meine Aufmerksamkeit.
Sie werfen mir nichts vor. Sie wissen nichts vom Spielen (sie denken ich zocke halt ohne Geld, just for fun). Da wir nie was hatten, ist ihnen Materielles auch nicht wichtig. Sie werfen mir also nie vor, nix gehabt zu haben, weil wir stattdessen ne Menge Spaß zusammen hatten. Es war nie eine richtige "Mutter-Kind-Beziehung", eher WG-ähnlich. Beide sind sehr selbständig und gehen ihren Weg. Sie haben beide einen Job, eine vernünftige Einstellung zum Leben, sind sehr sozial und kommunikativ. Die Schulzeit war nicht einfach (da geb ich mir wieder die Schuld, da ich zu wenig Zeit investiert habe, sie entsprechend zu fördern). Mit meiner Liebe oder Sorge habe ich sie manchmal ein wenig überfordert oder eingeengt ... aber auch die Sorge war größtenteils meinem schlechten Gewissen geschuldet. Weil ich immer im Hinterkopf hatte, dass sie hoffentlich nicht genauso abrutschen könnten wie ich, wenn ich nicht genau aufpasse. Ich denke, dass wenn ein Außenstehender sie fragen würde, wie ihre Kindheit war, würden sie sagen ... es war lustig und wir hatten viele Freiheiten, und wir wußten, dass Mama immer alles regelt und auch zu uns hält, wenns Ärger gibt.
Und dennoch leide ich darunter (nun doch Selbstmitleid?), dass ich z.B. mein Auto verkaufen musste und sie ab dann keinen "Fahrer" mehr hatten. Dass sie nur Standardklamotten bekamen, sich Sonderwünsche alle selbst erarbeitn mussten. Dass ich ihnen keinen Urlaub bieten konnte, sie stattdessen zu Oma geschickt habe. Dass sie mein Gejammer über das "geldlose Dasein" ertragen mussten usw. Bevor ich Kinder hatte, hab ich mir immer vorgestellt, dass wenn es mal so sein würde, ich für meine Kinder alles tun würde ... ihnen Hobbys ermögliche, Sport, Privatschule ... whatever. Nichts davon ging ... (nochmal ein wenig Selbstmitleid).
Die Werte, die ich versucht habe ihnen zu vermitteln ... waren/sind ... Toleranz, Neugierde, Bildung (sofern das als Wert zählt), Stärke ... (also Position zu beziehen, sich nicht drücken, sich für Schwächere einzusetzen usw.). Wenn ich sie mir so ansehe, dann ist mir das ganz gut gelungen. Auch dass sie konventionelles hinterfragen, sich ihre eigene Meinung bilden und diese auch kundtun, gefällt mir. Das hab ich hingekriegt. Sie sind und werden keine Spießer. Das war mir irgendwie wichtig :-D
Wir reden oft/viel und ich ermutige sie auch zur Kritik an mir, daher ist mir das nicht fremd.
Wenn ich sie jetzt fragen würde, dann kämen Kritikpunkte wie:
- Ich sorge mich zuviel (wenn ich den 22-jährigen frage, ob er auch seine Mütze dabei hat)
- Ich flippe zu schnell aus (wenn ich z.B. Essensreste von vor 3 Wochen in ihren Zimmern vorfinde)
- Ich übertreibe maßlos
- Ich bin intolerant (obwohl ich Toleranz von Ihnen einfordere)
- Ich hätte einen Putzfimmel (stimmt defintiv nicht)
- Ich würde mich zu sehr einmischen (wenn ich versuche, alles zu organisieren ... Arzttermine, Bewerbungen, Wohnungssuche etc)
- Ich wäre zu neugierig (weil ich halt immer wissen will, wie ihre Abende waren, wies auf Arbeit läuft, wies Ihnen geht ... zu viele Fragen stelle ... --> wir haben uns mittlerweile auf drei Fragen geeinigt, die bekomme ich beantwortet und dann muss gut sein)
Was gibt das nun für ein Bild von mir? Also wo könnte ich ansetzen?
Danke ... schon im Voraus :-)
Mir gehts gut grad.