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Ist es spielsucht?

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Ist es spielsucht?
« am: 10 Februar 2015, 17:30:11 »
Hallo,

ich bin die (Noch?)-Frau eines Poker-Spielers und habe vor zwei Wochen die räumliche Trennung vollzogen. Jetzt versuche ich mir klar zu werden, in wie weit sein Verhalten schon Spielsucht ist, oder ob ich übertreibe/Gespenster sehe. Vorneweg: Mein Mann hat immer gern gespielt und war als Kind am guten alten 64er viel auf Rekordjagd. Am Anfang unserer Beziehung und Ehe hatte er andere Hobbys und außer gelegentlichen Brettspiel-Runden mit Freunden war Spielen kein großes Thema. Hilfsbereitschaft oder das Übernehmen von Verantwortung war allerdings auch damals schon problematisch, auch wirklich preisgeben, was in ihm vorgeht, schwierig bis teilweise nicht möglich. 2007 mit beginnendem Poker-Boom haben wir mit Freunden angefangen immer mal zu pokern, um cent-Beträge, was lustig war und unproblematisch. Meinen Mann hatte aber der Ehrgeiz gepackt und er begann sich in die Pokerliteratur reinzuknien und wurde schnell der beste Spieler in unserer Runde.Er ist Ehrgeizig und willensstark, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, zieht er es auch durch. Leider begann er auch online zu spielen und das phasenweise bis heute. Ich betone phasenweise, gibt es Spielsucht auch in Episoden? Er hat immer genau Statistik über Gewinne und Verluste geführt und in den ersten Jahren etwas Geld damit gewonnen. Dennoch war das Thema immer ein großer Streitpunkt zwischen uns, denn er ist ein schlechter Verlierer und wurde extrem jähzornig, ging soweit, dass er mal ein Laptop zertrümmert hatte, Stühle umschmiss, Türen knallte. Wenn die Lage bei uns dann eskaliert war, war für viele Monate Schluss damit. Er braucht dann allerdings irgendein anderes Hobby, in das er versinkt, er sagt, er braucht ein Ziel, Erfolg um seinen Akku aufzuladen. Den Job sieht er nur als Gelderwerb, geht ganz gern hin, aber kniet sich dort nicht wirklich rein. Lange Rede, kurzer Sinn, da er mit online-poker emotional nicht umgehen kann und immer wieder gesagt hat, damit ist Schluss, bringt nix, hatte er im November wieder damit angefangen. Ich hatte das nicht so mitbekommen/wahrgenommen, weil ich durch eine Erkrankung im Familienkreis sehr angespannt war und nervlich sehr belastet. Der Weihnachtsurlaub war dann eine Katastrophe und auch die Zeit danach, weil er sich in den Kopf gesetzt hatte, ein größeres Turnier gewinnen zu wollen und Stunden täglich nur noch vor dem Rechner verbrachte. Als er dann innerhalb von zwei Tagen 200 Dollar verspielt hatte und wieder ausrastete, war es aus bei mir. Ich sagte ihm unmissverständlich, Poker und wir, das funktioniert nicht mehr. Seine Antwort daraufhin, ok, dann such ich mir eine Wohnung, ich lasse mir nicht alles verbieten. Ich hab ihm immer viel Freiraum gegeben, bin viele Kompromisse eingegangen, hab ihn bei seinen anderen Aktivitäten oft Unterstützt, und in diesem Moment hatte ich die Nase schlicht voll. Ich fragte ihn ein paar Tage wiederholt, ob das sein Ernst sei, er meinte ja, er pokert nicht mehr, so lange er hier wohnt (hat er in diesen Tagen auch nicht gemacht), aber sobald er eine Wohnung hat. An dem Tag als er den Rückzieher machen wollte, hab ich auf seinen Auszug bestanden. Ich konnte schlicht nicht mehr. Er wohnt jetzt bei seinen Eltern, hat hoch und heilig geschworen dass schluss ist mit online poker, hat sich aber schon ein eigenes girokonto eingerichtet (wir hatten ein gemeinsames) und inzwischen auch PC als auch Pokerbücher und andere Dinge dorthin geholt. Er hat übrigens nie Automaten gespielt oder Roulette, ist aber der festen Überzeugung, dass Poker kein reines Glücksspiel ist (mag sein) und wenn er genug trainiert wird er langfristig erfolg haben. Wie gesagt, es gab lange Phasen (die längste glaub ich 1,5 Jahre) seit 2007, in denen er nicht gespielt hat. Ist immer arbeiten gegangen und auch nicht die Nacht durchgezockt. Trotzdem spielsucht? Bin ich mitschuldig, wenn er jetzt tiefer reinrutscht? Sollte ich seine Eltern nochmal darauf aufmerksam machen? (seine Tante weiß, dass das ein wiederkehrender Knackpunkt bei uns war, wenn auch wahrlich nicht das einzige Problem, wir haben auch unterschiedliche Vorstellungen von Nähe/Distanz in der Beziehung und ich die Auffassung, das Verhältnis Geben/Nehmen stimmt bei uns nicht). Er ist knapp 40 Jahre alt. Er hat versprochen, wegen seiner ganzen Probleme (sieht vieles negativ, erwartet viel von seinen Mitmenschen) eine Therapie anzufangen, aber das hatte er schon mal und ist nur einmal hingegangen. Diesmal hab ich es nicht verlangt, kam von ihm, kann nur hoffen, er versucht es. Ich selbst habe wegen Ängsten eine Therapie gemacht und mein Therapeut hat mich unterstützt in der Entscheidung der räumlichen Trennung, weil ich mit den Nerven echt am Ende war. Gibt es irgendwas was ich tun sollte? Auch für mich? Bin dankbar für alle ehrlichen Antworten!! Viele Grüße grisham2015

Re: Ist es spielsucht?
« Antwort #1 am: 10 Februar 2015, 18:12:40 »
Ich möchte noch ergänzen, dass dies die erste Phase war, in der Geld verloren hat. Vorher gewonnen bzw. 0, aber spielt das überhaupt eine Rolle? Bei Spielsüchtigen sieht man immer Menschen vor Automaten sitzen die die ganze Familie in den Ruin getrieben haben...

Re: Ist es spielsucht?
« Antwort #2 am: 10 Februar 2015, 19:02:49 »
Ich habe das gelesen- und denke das dies klar eine Sucht ist. Er verlagert seine Prioritäten,was er spielt ist egal. Ich möchte hier aber nicht als Hilfestellung da stehen, bin selber erst vor der Sache aufzuhören. Aber hier gibt es Leute die sicher ein paar gute Tipps für dich haben!
WER KEIN ZIEL HAT-KANN NICHTS ERREICHEN!

Re: Ist es spielsucht?
« Antwort #3 am: 15 Februar 2015, 18:52:37 »
Hallo Grisam

Ob er süchtig ist, kann ich nicht beurteilen. Ich vermute, dass einiges im Argen liegt in seinem Leben...und er *flüchtet*...und nach *Erfolg* hungert...und somit dem hinterher jagt.Dem Gefühl Erfolgreich zu sein. Vielleicht..weil es anderweitig im Leben nicht bekommt..diese Bestätigung. Erfolg haben und Annerkennung, von Außen bestätigungen für sich selber, weil man es sich selber aus sich heraus nicht hinbekommt. Ich denke das ist oft ein Grund mit...letztendlich in eine Sucht zu verfallen.

Erkennen kann und muss er das selber..du kannst ihn ansprechen, drauf hinweisen..ob es ankommt..ist eine weitere Nummer. Die Angst davor..an Eingemachtes zu gehen..mit Hilfe von Fachleuten..hindert daran etwas daran zu verbessern. Verdrängen und auf eigene Art weiter zu probieren ..scheint leichter.....Eben so lange ...bis nix mehr geht.

Es geht hier aber um Dich, weniger um deinen Mann. Dir geht es schlecht...und du suchst für dich nach Hilfen. Das ist richtig und gut !

Da es oft vorkommt...das man so Probleme (oder ähnliche) immer wieder *anzieht* ...hat es auch immer mit einem selber zu tun...inwieweit..man da mitgeht. Und Vorbeugt, durch erkennen, der eigenen Strukturen, die daran Anteil haben..dass man nicht das Eine verlässt..und beim Nächsten wieder findet.

Es ist gut wenn man als Paar gemeinsam drann arbeiten kann...aber wohl doch eher selten..als die Norm. Aber oft ist es so, wenn der Eine (als Partner) sich verändert...es unweigerlich auch zu anderen Reaktionen und anderer Entwicklung beim Partner kommt.

Dass du sein Verhalten nicht mehr mit leben kannst und willst...ist gut so !
Es geht nicht um verlorenes Geld allein..auch die Zeit ist verloren.

Die Aussage, dass dein Mann sich nicht alles verbiten lassen will...und deine Aussage, dass du ihm Freiheiten eingeräumt hast...lässt mich vermuten..dass er sich unter Zwängen fühlt...wo er sich nicht wirklich mit wohl fühlt. Das ist erstmal ernst zu nehmen, finde ich.

Wenn du mein Partner wärst...und sagen würdest..ich gebe dir schon viele Freiheiten...
dann würde mir das sauer aufstossen. Weil...welcher andere Mensch...hat das Recht überhaupt..mir Freihieten zu gewären oder nicht? Darüber würde ich mal nachdenken...ob nicht doch auch von deiner Seite her zuviele Erwartungen und Druck entsteht...und somit Auslöser sein könnte.

Das ist das was mir so aufgefallen ist...ob es dir hilft, weiß ich nicht.

lg libelle


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Offline Olli

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Re: Ist es spielsucht?
« Antwort #4 am: 15 Februar 2015, 20:32:56 »
Hi Libellchen!

Zitat
Darüber würde ich mal nachdenken...ob nicht doch auch von deiner Seite her zuviele Erwartungen und Druck entsteht...und somit Auslöser sein könnte.

Daran würde ich auf gar keinen Fall auch nur einen Gedanken verschwenden!
Alles kann ein "Auslöser" sein - ein Angehöriger - ein Fremder - eine schwarze Katze - eine rote Ampel ...
Auch wenn ich Dir in dem Anderen absolut zustimme - hier könnte im Zweifel von Grisham der Saat von Schuld gepflanzt werden.

Hi Grisham!
Herzlich willkommen!
Sorry, ich habe Deinen Text bisher nur überflogen. Habe ein Augenzucken, weswegen ich in solchen Textblöcken permanent in die falschen Zeilen rutsche. Am Anfang der Zeilen, am Ende ... mittendrin ... da verschwimmt mir einfach alles ...  :(
Und da meine Konzentration durch eine Erkältung sowieso schon eingeschränkt ist ...
Bitte nutze die Möglichkeit von Absätzen.
Du kannst den Beitrag auch selbst noch editieren.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Ist es spielsucht?
« Antwort #5 am: 15 Februar 2015, 20:56:42 »
Hallo Olli

Es geht aber doch nicht im Schuldzuweisung !!  :o

Sondern als Paar auch gemeinsam vielleicht Lösungen zu finden. Grisam trägt doch nicht die Verantwortung dafür, wenn ihren Mann etwas zu sehr Druck macht..das kommt aus ihm..und ist auch nur dort auflösbar. Aber drüber reden kann man !! Um Ursachen eventuell auf den Grund zu kommen zbsp Es war ja auch nur ein Vorschlag von vielen, die möglich wären..das ist ja klar.

lg libelle


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Offline Olli

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Re: Ist es spielsucht?
« Antwort #6 am: 15 Februar 2015, 22:08:01 »
Hi Libellchen!

Sorry - Ich weiss, was Du meintest ...
Für mich klang die Formulierung nur als "Insider" - also eventuell mißverständlich für Grisham.
Alles ist gut ...  ;D
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Ist es spielsucht?
« Antwort #7 am: 16 Februar 2015, 01:01:46 »
hallo Olli

hast ja vollkommen Recht...solche Aussagen werden oft missverstanden. Gut, dass du es noch mal deutlicher gemacht hast ! Danke

lg libelle

 

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