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Wie mit Rückfa(e)ll(en) umgehen ?

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Wie mit Rückfa(e)ll(en) umgehen ?
« am: 25 Januar 2015, 01:44:30 »
Hallo zusammen,
hatte heute einen sogenannten Rückfall und beim wohl allseits bekannten ,,Book of ra" 300eu gelassen.

Meine Frage ist nun, wie geht ihr mit Rückfällen um ? Habe mich hier mal kurz bisschen eingelesen und gemerkt das wohl viele hier nach der Methode der Anonymen Alkoholiker vorgehen, sprich sich jd Tag sagen ,,HEUTE spiele ich nicht".
Mir gefällt diese Methode allerdings überhaupt nicht und ich würde mich freuen wenn vielleicht der ein oder andere anderst vorgeht.

Warum mir das nicht gefällt ist einfach, ich möchte mich in der ,,Spielfreien Zeit" nicht täglich weiter damit beschäftigen und mir dies ständig ins bewusstsein rufen da ich denke dass für MICH dann die Gefahr rückfällig zu werden viel höher ist da es mich ständig triggern würde.

Ich hatte es jetzt geschafft von 2009 bis Sommer 2014 nicht mehr zu Zocken und dachte auch schon ganz anderst über die Spielerei, also ich war schon so weit das ich das garnicht mehr nachvollziehen konnte. Ich hatte vorher Jahrelang immer wieder meinen kompletten Lohn verzockt, Monat für Monat, Kredite verzockt, Weihnachtsgeld und eben alles was ich an Geld bekommen konnte.
2009 habe ich meine Beziehung verloren nach 7,5 Jahren und ab da hatte ich es geschafft ohne Hilfe komplett aufzuhören und habe die Zockerei durch Sport ersetzt.

Im Sommer habe ich nun 2 mal 400eu verzockt, dann an Weihnachten nochmal 600eu und heute nochmal 300eu.
Ich fand es erschreckend wie schnell ich da wieder komplett drin war und wie man sehen kann habe ich nun 3 Rückfälle quasi fast hintereinander da ich einmal wieder angefangen hatte.
Als ich das Spielen Jahrelang komplett aus dem Kopf verbannt hatte hatte ich keinen einzigen Rückfall, 5 Jahre lang, deshalb denke ich auch dass diese Methode jeden Tag daran zu denken nichts für mich ist.

Vielleicht hat ja jemand eine Idee wie ich jetzt vorgehen soll.

lg.

Re: Wie mit Rückfa(e)ll(en) umgehen ?
« Antwort #1 am: 25 Januar 2015, 02:23:16 »
Hallo Marco! Danke für deinen Bericht. Nun du bist nicht der einzige dem es so geht,auch ich hatte heute einen Rückfall.Und mal wieder mehr Geld gelassen als ich wollte.Sprich Konto überzogen. Aber egal. Darauf hin habe ich mich gleich sperren lassen.Das ist schon mal ein guter Anfang aber ob es was bringt weiß ich auch nicht. Akzeptiere deinen Rückfall das ist keine Schande. Sprich mit einem Freund oder einer Freundin darüber. .Du sagtest das Sport dir geholfen hat davon los zu kommen. Warum fängst du dann nicht wieder damit an?  Grüße

*

Offline Olli

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Re: Wie mit Rückfa(e)ll(en) umgehen ?
« Antwort #2 am: 25 Januar 2015, 09:23:10 »
Guten Morgen Marco und gute Morgen Alles_verzockt!

Es gibt die so genannten Selbstaussteiger und diejenigen, die sich Hilfe gönnen.
Als Selbstaussteiger lasse ich "einfach" das Spielen sein - kompensiere die freie Zeit z.B. mit Sport.
Als derjenige, der sich Hilfe gönnt, versuche ich mich mit mir auseinander zu setzen und zu ergründen u.a. wieso ich gespielt habe.
Erst durch die Veränderung meines Handelns und meines Denkens nehme ich Abstand zur Sucht - ohne sie aber im Kopf zu verdrängen.
Die Sucht ist ein Teil von mir, der mich ewig begleiten wird - es bringt daher nichts sie zu verleugnen.
Also nehme ich sie an - ohne ihr nachzugeben.
Die Akzeptanz meiner Sucht und der damit verbundenen Defizite schaffe Abstand.

@Marco
Ich bin eine Zeit lang in eine GA-Gruppe gegangen. GA hat die Prinzipien der AA übernommen.
Die 12 Schritte und die Traditionen haben sich seit Jahrzehnten bewährt.
Die "24 Stunden" interpretierst Du leider nicht korrekt.
Sie können sich natürlich auf die Suchtausübung beziehen - zumeist jedoch kann ich sie im alltäglichen Leben anwenden.
Es geht dabei um das Leben im Heute, also nicht in der Vergangenheit und schon gar nicht in ferner Zukunft, und es geht um kleine machbare Zielsetzungen.

Nun, ich beglückwünsche Dich zu den 5 Jahren Abstinenz - das war schon eine Leistung.
Dann hattest Du einen Rückfall. Hmmm ... kann ja passieren ... aufarbeiten, abhaken und gut ist.
Aber Moment! Hast Du ihn aufgearbeitet? Und wenn ja, wie?
Ich "unterstelle"  ;D jetzt einmal - nein.
Somit hattest Du einen Rückfall, der immer noch andauert - die Spielpausen können wir da ruhig außer acht lassen.

Das hört sich jetzt vielleicht etwas hart an, jedoch versuche ich Deine Fakten einfach nur einmal sachlich auf das Wesentliche zu reduzieren.

Was hat dieser lange Rückfall nun Positives bewirkt?
Nun, Du machst Dir Gedanken - kommst irgendwie nicht weiter - hast Dich hier angemeldet, um neuen Input zu bekommen.
Du hast Dich an die Hilfe zur Selbsthilfe gewandt und damit dieses scheußliche  ;D "ich will es alleine schaffen" schon ein Stück weit hinter Dir gelassen.

Noch einmal zurück zum "Heute spiele ich nicht".
Hmmmm ... der Satz hört sich einfach miserabel an - oder?
Wie soll ich mich mit einer Verneinung motivieren?

Ich habe mir einen Satz aus meiner SHG damals verfeinert.
Und nein - er ist nicht der erste Satz den ich denke morgens nach dem Aufwachen.
Ich rezitiere ihn mir, wenn ich merke, dass ich getriggert werde - wenn meine Gedanken sich dem Spielen ergeben wollen.
Da kann auch eine Karte in der Geldbörse sein ... ebenso wie:

Ich erlaube mir nur für heute spielfrei bleiben zu dürfen.

Ich erlaube mir etwas ... gönne es mir ... das ist positives Denken.
Nur für heute - eben weil ich gerade in diesem Moment in Not bin.
Ich setze mir ein kleines Ziel - kann es sogar herunter brechen auf "nur in der lächsten Stunde".
Ich darf spielfrei bleiben - da ist kein Zwang - ich "muss nicht".
Das wichtigste Wörtchen steht aber ganz am Anfang ... das "Ich".
Ich erlaube mir und niemand sonst macht mir Vorschriften ...

Zitat
Warum mir das nicht gefällt ist einfach, ich möchte mich in der ,,Spielfreien Zeit" nicht täglich weiter damit beschäftigen und mir dies ständig ins bewusstsein rufen da ich denke dass für MICH dann die Gefahr rückfällig zu werden viel höher ist da es mich ständig triggern würde.
Es gibt hier doch eine wichtige Frage:

Was rufst Du Dir ins Gedächtnis?
Die Walzendrehungen? Die Bilder? Die Geräusche? Die Lichteffekte? - Das brauche ich auch nicht ...
Stattdessen ist es doch besser darüber nachzudenken, was Du Dir wünschst und wie Du es erreichen kannst.
Eine Hürde, die Dir immer wieder im Wege steht, ist die Sucht.
Also muss ich mich mit ihr - vielleicht nicht unbedingt täglich, aber zumindest regelmäßig und kontinuierlich auseinander setzen.
Erst dann eröffnen sich mir Möglichkeiten der Gegensteuerung.

Ich bin ein Verfechter der Meinung, dass hinter jeder Sucht ein tiefer liegendes Problem liegt.
So lange mir dieses nicht bewusst ist, weiss ich gar nicht, was ich ändern soll.

Und da wir Andere viel eher "lesen" können, als uns selbst, ist es doch nur logisch, sich Gleichgesinnten anzuschließen - oder?

Hier im SHF ist dies ein Anfang. Hier fehlen aber Gestiken - hier fehlt der Tonfall im Gesprochenen ... hier fehlt das "reale Leben" - es fehlen "reale Menschen".

Gönnt es Euch daher einfach eine SHG aufzusuchen.
Schaltet das jetzt gerade aufschreiende Kopfkino einfach aus und geht hin.
Es ist ganz anders als Ihr Euch das ausmalt. Im positiven Sinn, versteht sich  ;D


Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Wie mit Rückfa(e)ll(en) umgehen ?
« Antwort #3 am: 25 Januar 2015, 21:27:18 »
Hallo Marco

Sorry, ich kann nicht ganz glauben, dass in deiner Abstinenz zeit nie wieder eine sekunde ans Spielen gedacht hast. Bist du dir sicher, da ganz ehrlich zu reflektieren?

Ich kann eher glauben, dass du da entschlossen sofort gegenreagieren konntest..und solche Gedanken sich nicht festsetzen sondern nur durch fließen konnten.

Rückfälle bei Süchten , sind eher die Norm, satt selten und darum nichts besonderes..auch wenn es persönlich ärgerlich ist.
Ich denke niemand ist vor Rückfällen immun , es kann zumindest theoretisch jedem passieren. Und bestimmt gerade dann leichter..wenn man den Respekt vor dieser fiesen Sucht verliert..sie nicht mehr so ernst nehmen kann , wie einst.

Täglich im Kopf zu haben...Heute darf ich nicht spielen..war auch für mich nicht der richtige Weg. Das nicht dürfen...hat mich unter Druck gesetzt..ein Druck den ich irgendwann dann immer aufgeben musste, weil ich ihm nicht mehr standhalten konnte. Ich will jetzt nicht oder heute nicht..war dann schon besser. Das für Heute, besagt für mich eigendlich nur...dass ich nur den heutigen tag wirklich aktiv gestalten kann. Vergangenes kann ich nicht rückgänig machen und für die Zukunft fehlen mir noch die nötigen Informationen, die zusammen treffen...um in so eine Gefahr zu kommen. Ich kann also immer nur Heute aktiv mein Leben gestalten. Das gilt nicht nur für die Sucht.Es kommt immer drauf an, wie man Aussagen für sich interpretiert und versteht.

Wenn es dir Wert ist, dein Leben wieder spielfrei zu leben, wirst du das auch wieder so hinbekommen. Ein Rückfall kann auch eine Chance sein...zbsp mir klar machen, dass in meinem Leben etwas nicht gut läuft, außer dem Spielen. Achtsamkeit, Ehrlichkeit mit sich selber ist zum Entwickeln eben nie verkehrt. Ich denke der Sinn des Lebens steckt eh darin , im sich selber Erkennen und dafür Sorgen... ein für sich zufriedenes, glückliches Dasein zu finden.

Jeder Tag ist eine neue Chance und kann somit immer wieder der erste Tag eines neuen und besseren Lebens werden...nicht nur wegen einer Sucht.

lg libelle

*

Offline andreasg

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Re: Wie mit Rückfa(e)ll(en) umgehen ?
« Antwort #4 am: 25 Januar 2015, 22:23:56 »
Hallo ihr Lieben,

ich gebe zu, es ist schwer für mich, hier zu antworten. Bin ich doch gerade vollkommen damit beschäftigt, jemanden vom Internet zu befreieen, der dort auf Viren kom' raus "unnütze Sites" besucht. Sicher, das ist eine andere Sucht: Menschen zu helfen, die sich nicht helfen lasssen wollen....
Nur für Heute bin ich frei vom selbstzerstörerischen Glücksspiel. Das Aussprechen und hier - das Schreiben ist für mich immer wieder ein Befreiungsschlag. Klar, ich meide die Spielstätten, weil ich nicht reingehen möchte, um armen Zockern mehr Kleidung anzubieten als die Unterhose, die ihnen noch bleibt. Wem kann ich erzählen, wie meine Unterwäsche damals aussah, als ich einen Weg aus der Spielstätte fand. Dieses Glücksgefühl, in ein Bekleidungshaus zu gehen, um mir von meinem Geld Wäsche zu kaufen!
Wenn jemand auf dünnem Eis in den See eingebrochen ist, erfragt er seinen Retter nach Referenzen?

Marco, es steht mir nicht zu die emotionale und finanzielle Härte Deines Rückfalls zu werten. Ich bin aber der Meinung , daß sich jeder Strohhalm, der sich Dir zeigt, sich zu einer haltenden Hand entpuppen kann. Wenn es Dein Anliegen ist, das Programm und die Prinzipien einer Spieler-Selbsthilfe-Gemeinschaft zu erfragen, dann geh einfach hin und bring es gradlinig und direkt vor. Das ist allemale besser, als Spielen zu gehen!
Wenn am Donnerstag bei uns im Meetingraum die Tür aufgeht, dann freue ich mich.
Du bist nicht allein

Andreas
« Letzte Änderung: 26 Januar 2015, 09:59:32 von andreasg »
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

 

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