« Antwort #19 am: 15 Dezember 2009, 09:28:29 »
Geschendorf: Widerstand gegen geplante Spielhalle
Geschendorf – Geschendorf soll nach der Zustimmung der Gemeindevertretung die geplante Spielhalle bekommen. Doch drei Kommunalpolitiker gründen ein Aktionsbündnis gegen die „Spielhölle“ und sammeln Unterschriften.
Gegen die geplante Spielhalle mit unter anderem etwa 72 Automaten auf einem 3000 Quadratmeter großen Grundstück in der Nähe der Autowerkstatt Ohle an der A 20-Abfahrt regt sich Widerstand. Die Gemeindevertreter Matthias Bastigkeit, Michael Hiebert und Wilfried Möck, die schon in der Gemeindevertretung gegen das Projekt gestimmt hatten, führen dabei gleich eine ganze Reihe von Argumenten an:
Eine Spielhalle passe einfach nicht in ein 565-Einwohner-Dorf.
Es sei generell nicht gut, die gefährliche Spielsucht zu fördern – den jungen Geschendorfer Erwachsenen würde ein solcher Anreiz direkt vor die Haustür geholt.
Der geplante Werbepylon (bis zu 18 Meter hoch) verändere das Dorfbild negativ und durch die Rundum-Beleuchtung über 24 Stunden würde der Lebensraum der Vögel und in der Folge auch der der Fledermäuse empfindlich gestört.
"Ethik muss hier eben vor Monetik gehen", fordert Bastigkeit, der wie seine beiden Kollegen Vater ist. Die nachwachsende Generation liegt ihnen bei der Debatte über die Spielhalle besonders am Herzen.
Als sich die Gemeindevertretung in ihrer Novembersitzung für eine Spielhalle an der Autobahnabfahrt aussprach, fiel diese Entscheidung ohnehin denkbar knapp mit 4:3 Stimmen. "Zwei Gemeindevertreter fehlten, und nach allem, was wir wissen, hätte es durch Stimmenthaltung auch zu einem Patt kommen können", sagt Möck. Am liebsten hätten Bastigkeit und Möck, die der Wählergemeinschaft ABG (drei Sitze in der Vertretung) angehören, sowie Hiebert von der "regierenden" Wählergemeinschaft AGKW (sechs Sitze) ein Bürgerbegehren gegen die geplante Spielhalle beantragt. "Doch wir mussten uns belehren lassen, dass das gegen den Aufstellungsbeschluss eines Bebauungsplans nicht geht", erklärt Möck. Deshalb planen sie nun eine Unterschriftensammlung.
Mit ihrer Ablehnung einer Spielhalle auf dem platten Land stehen die drei Gemeindevertreter offenbar nicht allein: "Jeder von uns dreien bekommt nahezu täglich Anrufe mit der Frage, ob man denn nicht doch noch irgendetwas gegen eine Spielehalle unternehmen könne", sagt Hiebert. Sie schätzen, dass es rund "100 Anrufer von Geschendorf bis Westerrade" waren, die sich bei ihnen gemeldet haben. Und so wollen es die drei Gemeindevertreter trotz der Mehrheitsentscheidung nicht dabei bewenden lassen und nach Möglichkeiten suchen, ihre Kollegen zum erneuten Nachdenken zu überreden.
Gleichzeitig äußern die drei Spielhallen-Gegner Verständnis für die Gemeindevertreter, die bei ihrer Entscheidung vor allem das finanzielle Wohl der Gemeinde im Auge hatten: Eine Spielhalle dieser Größe kann durchaus um die 3000 Euro pro Monat ins Gemeindesäckel spülen – und im Gegensatz zu Gewerbesteuereinnahmen werden Einnahmen aus der Vergnügungssteuer nicht auf die Schlüsselzuweisungen des Landes angerechnet.
Bürgermeister Dirk Wacker, der ebenfalls für die Spielhalle gestimmt hatte, ist offen für die erneute Debatte. „Ich habe natürlich nichts dagegen, wenn im Dorf diskutiert wird. Mich würde auch interessieren, wie viele Unterschriften da zu Stande kommen“, sagte er.
Wer sich für das Aktionsbündnis gegen eine Spielhalle in Geschendorf interessiert, kann Wilfried Möck (Tel. 0 45 53/ 12 80), Matthias Bastigkeit ( 98 98 46) oder Michael Hiebert ( 15 277) anrufen.
von Lothar Hermann Kullack
Lübecker Nachrichten
15.12.2009
http://www.ln-online.de/regional/2706493