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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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in dieser Nacht

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Offline andreasg

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in dieser Nacht
« am: 20 April 2014, 04:20:19 »
bin ich schon wach, schlaflos. War auf dem Balkon und sah meinen Blumenkasten an. Gestern Abend holte ich ihn aus der Besenkammer und wunderte mich, daß die Geranien junge Triebe treiben. Bis in so manche Nacht hinein habe ich gesessen und in Verkaufsportalen im Internet noch Blue-ray, DVD Filme und CD's für wenig Geld verkauft, meist noch irgendwo einen alten Karton gefunden un es zu verpacken. In der Nacht aufräumen, die Dunkelheit des Kellers erforschen, in das tiefe Innere blicken. Im Meeting heißt das: die Leichen aus dem Keller räumen, wenn es darum geht alte Schuld zu begleichen.
Seit August 1989 gehe ich in die Meetings. Ich bin Heute frei vom selbstzerstörerischen Glücksspiel. Ich brauche mich nicht dafür zu schämen, auch wenn ich mir mein dumpfes Handeln und Tun der Vergangenheit immer wieder bewusst mache. Vor 20 Jahren, Karfreitag 1994 habe ich meine Spielsucht Gott übergeben. Das ist schon eine Weile her.  Gott ist thot  und ihr habt ihn umgebracht. Den philosophischen Satz Nietschkes philosophiere ich gerne mit meinem Therapeuten aus, versuche  meinen Stil mein Niveau zu finden, meine Philosophie. Von der Trinität habe ich nur ein Drittel, und ich selber habe es dumpf ans Kreuz genagelt. Wenn ich Geschenke erhalte, warum kann ich sie so schwer annehmen, warum ist es so hart, sich aufrichtig über kleine Dinge zu freuen:
Bei zwei Untersuchungen im Krankenhaus wurden keine Metastasen gefunden;
meine Mutter ist nach schwerem Sturz und Krankenhaus wohlbehalten im Pflegeheim,
Meine Anerkennung der Schwerbehinderung mit Merkzeichen G erleichtert meinen Status, gibt mir Vergünstigungen,
zu meiner geschiedenen Frau habe ich ein freundschaftlich Verhältnis, sie schreibt mir bildreiche Briefe;
zu meinem verstorbenen Vater habe ich eine neue Beziehung aufbauen können....
Sein Schweigen, daß er erst für mich auf seinem Abschiedsweg vor 2 Jahren gebrochen hat, wirft noch immens viele Fragen auf. Wie kam es mir, am Kopf der gerade Verstorbenen, den Osterhymnus anzustimmen? Am 22. Mai. Nur eines habe ich gelernt: Ich kann Widerstand leisten. Ich habe eine weite Sehnsucht nach Frieden und Menschlichkeit und eine Liebe zu Gottes schöner Natur. Was mich zum Ende dieser Nacht bewegt, ist der Weg zum Gottesdienst. Ich brauche diesen Weg, weil noch in der Dunkelheit die Vögel mit ihrem Gesang beginnen, wenn ich früh losfahre, mit dem Rad. Ich brauche mein Merkmal dafür, daß ich Frieden haben darf. Freitag trug ich mein Nagelkreuz. Meine Schwester brachte es mir aus Conventry mit. Es ist mehr, als ein Symbol, dsß Frieden zwischen Feinden werden kann, es baut auch wieder zerbrochenes auf Nach meinem Besuch in der Gedenkstätte Bergen Belsen, voriges Jahr habe ich erkannt, daß mein Vater Pazifist war. In der Sucht war ich voller Hass und Groll, nur im Irrbild vorgegaukelter Liebe.Ich bin immer noch nicht müde, habe immer noch so viele Fragen.So oft ist es mir schwer, meine Einsamkeit zu ertragen. Nur einmal die Fantasie neben einem geliebten Menschen jetzt kuschelig im Bett zu liegen. Ich weiß, ich kann es mir nicht erzwingen, nicht erkaufen, mit allen Mitteln der Welt. Manchmal flüchte ich in die segensreiche, medizinisch bedingte Lymph-Drainage: Brust-Bauch und vor allem Beine bekommen ihre Streicheleinheiten. In 20 Minuten wird der Wecker klingeln, frisch duschen, den Körper in den Geist - in die Seele integrieren. So lernte ich es in der Klinik. Wenn ich permanent mein Unvollkommen sein erfrage, karge ich nicht im Selbstmitleid?
In dieser Nacht bin ich frei aufzustehen, so verrückt zu sein, wie mir möglich ist und so laut und fröhlich zu singen, wie meine geschulte Stimme nur Achterbahn fahren kann. In dieser Nacht bin ich angenommen, das glaube ich. Wenn ich mich auf dem Weg mache , tue ich es um Begegnungen zu finden. Die Antwort wird ja gegeben, ich brauche nur die Zeit, dabei zu sein und einfach zu zuhören, in den Gesang des Ostermorgens.
Ein gesegnetes Osterfest
und schöne 24 Stunden
Andreas
« Letzte Änderung: 20 April 2014, 05:00:44 von andreasg »
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline andreasg

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Re: in dieser Nacht
« Antwort #1 am: 04 Mai 2014, 23:31:52 »
Es ist, denn der Computer dazu dient, zu daddeln und die Aggros queren diesen genüßlichen Plan, besser zu schreiben. Das macht meinen Kopf frei! Auf der Homepage meiner Kirchengemeinde fand sich ein Aufruf zu sammel und vortragen von Texten und Gesichten für "die lange Nacht der Kirchen" Nun neine ich ja zur Fülle, aber mir fiel permanent nichts ein, zum Thema: "Himmel über Hannover".
Ich weiß, am 24.Mai steht mein Lieblingstext im Meditationsbuch "Einen Tag zur Zeit" Ich zitiere ihn hier nicht.Genau so wenig, wie ich den Text, den ich einfach in die Tastatur tippte hier nicht einbringe. Einfach anfangen, es  ist so einfach. Was mache ich alles aus der Spiritualität? Manchmal reicht es aus, einen Augenblick zu verweilen, wenn ich mich sammele und besinne.
Bin jetzt dankbar und froh  ::)

Andreas
« Letzte Änderung: 04 Mai 2014, 23:36:37 von andreasg »
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

 

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