Hallo zusammen
Ich bin schon eine Weile angemeldet und lese fleißig mit. Das ist nun mein erster Beitrag.
Ich habe gut 2 Jahre ziemlich exzessiv gespielt, und mein Leben glitt mit immer mehr durch die Finger. Spielpausen dauerten in der Regel nicht mehr als nur wenige Tage oder eine Woche. Ich war öfters gewillt aufzuhören, doch irgendwie immer zu schwach und nach kurzer Zeit war ich wieder in meinem wahnsinnigen Trott gefangen; Bis Anfang Oktober vergangen Jahres irgendetwas in mir Klick machte. Ich kann es nicht genau benennen, aber ich hatte das Gefühl fertig mit dem Thema zu sein. Mit anderen starken Süchten (Cannabis) war es ebenso gewesen, dass ich vom einen auf den anderen Tag die Finger davon liess. Es mag schon sein, dass meine Nerven dieses "Leben" einfach nicht mehr ertragen konnte, und ich deshalb eine Wand aufgebaut habe, aber ich habe mich dennoch sehr eingehend mit meiner Sucht beschäftigt. Meine Bezugspersonen wissen allesamt Bescheid. Ich habe mich nicht versteckt und wie ein "Schläfer" gelebt, der insgeheim doch darauf wartet irgendwann wieder loszulegen.
Ich habe diese letzten 4 Monate wieder richtig an meinem Leben teilgenommen, ich war ausgeglichen bis glücklich, hatte manchmal das Verlangen zu spielen, und habe dann doch immer wieder die 24 Stunden gefeiert, die ich abstinent blieb. Die Welt um mich herum nahm wieder Farbe an. Ich verspürte wieder Freude an Essen, Schlafen, Sex etc. Vor allem aber daran nicht ständig Lügen zu müssen. Mein Kontostand und meine Nerven erholten sich.
Bis zur vergangenen Woche... Ich musste eine große Überweisung tätigen und nachdem ich lange nicht mehr auf meinen Kontostand gesehen hatte (Ich arbeite in der Gastronomie und lebe fast nur vom Trinkgeld, während auf mein Konto jeden Monat vom Lohn ein ganz guter Überschuss bleibt) war ich überrascht wie viel Geld sich in den letzten Monaten angesammelt hatte. Eigentlich bewahrt meine Freundin meine EC-Karte für mich auf, aber da ich sie brauchte um die Rechnung zu bezahlen, war ich allein am Computer, überwies die Betrag und da war immer noch so viel Geld. Ich kann mir nicht erklären was mich dazu veranlasst hat 100 und dann noch mal 100 und nochmal 100 an ein Onlinecasino zu überweisen. Am Ende des Nachmittags stand ein Gewinn von € 300, den ich mir überwiesen liess, ich ging zur Arbeit und war sehr böse mit mir, aber zumindest - und da war das Spielerhirn wieder auf vollen Touren - hatte ich ja nicht verloren. Mein großes Ziel spielfrei zu leben war ausgesetzt, aber dann war es vielleicht nur ein Ausrutscher und über das Bonusgeld konnte ich mich zwar nicht freuen, aber ärgern nun auch nicht. Angefixt von diesem Erlebnis setzte ich mich gestern wieder vor den Computer. Die 300,- waren schliesslich Bonus und wieder zog es mich in diesen Sog herein, an dessen Ende ein Verlust von 800,- stand, nein steht.
Das wirklich Schlimme aber ist, dass dieses Gefühl wieder da ist. Diese unheimliche Schwere, die Wut auf mich selbst, das Gefühl nicht atmen zu können und die Angst, dass es mich wieder übermannt und ich innerhalb weniger Tage oder Wochen wieder so lebe wie ich es mir wirklich nicht mehr vorstellen konnte.
Mir ist vollkommen klar: Spielfrei zu leben ist kein Sprint, es ist nicht mal ein Marathon. Ich werde mein ganzes Leben damit zu tun haben. Nach einer Weile schläft das Suchtgedächtnis mehr und mehr ein, ist aber sofort wieder bei 100%, sobald man es aufweckt.
Aber wie soll ich nur mit diesem Rückfall umgehen? Ist es ein Warnschuss? Soll ich mich darüber quälen , oder vielmehr die letzten Monate sehen, wie gut es mir ging? Sollte ich versuchen den Rückfall abzuhaken? Geht alles wieder von vorne los?
Ich weiß es nicht, aber ich hoffe nichts mehr, als dass mir von den 4 Monaten der - ich nenne es einfach mal - Gesundung etwas bleibt.
Wie ist eure Erfahrung mit Rückfällen? Was ist der beste Weg damit umzugehen?
Und um der "Gehst du zur SHG?"- oder "Therapie?"-Keule vorzubeugen. Ich habe beides getan. Die Therapeutin konnte mir im Gegensatz zur SHG leider nicht wirklich helfen. Und zur Gruppe kann ich derzeit leider nicht gehen, da meine Schichten inzwischen so sind (Ich arbeite Nachts), dass es kollidiert.
Ich würde mich sehr freuen zu hören wie ihr mit Rückfällen umgeht, umgegangen seid. Was mich wirklich positiv stimmt, ist dass ich beim Schreiben dieser Zeilen merke wie "angefixt" ich vom guten Leben, MEINEM Leben in den vergangenen 4 Monaten bin. Und ich spüre, dass ich mich nicht entmutigen lassen möchte. Ich freue mich auf eure Antworten, Anregungen. Ganz Liebe Grüße