Hi Ilona!
Ich versuche auch in einem anderen Forum gerade mein Selbstbildnis zu beleuchten.
Dazu greife ich immer wieder mal ein paar Begriffe aus der Leseprobe auf und versuche zu formulieren, wie es in mein Leben passt.
Ich denke dies beschreibt ein wenig die Strenge, die ich ja selbst auch gar nicht will.
Also ... weiter geht es ...
Mein Selbstbildnis ...
Der Autor schreibt, dass uns unser Selbstbildnis ständig begleitet.
Wenn ich auf mich selbst schaue, dann trifft es voll zu.
Ich habe gelernt, sei sauber und gepflegt - Arbeite hart - "schaffe" Dir etwas.
Ich habe jetzt ein kleines Häuschen - auf zwei Etagen verteilen sich 73 m².
Im EG ein kleiner Flur - eine Gästetoilette - ein großes Wohnzimmer und offener Küche.
Von hier geht es in das Obergeschoss - direkt in mein Schlafzimmer - daneben ein Badezimmer mit Badewanne und bodengleicher Dusche.
Zusätzlich gibt es noch einen Keller mit kleinem Flur, Hobbyraum und Waschküche.
Brauche ich diese Fläche? - Nein - eigentlich nicht.
Ich putze mir hier echt einen Wolf - nicht dass ich übertrieben reinlich wäre ...
Doch auf meinen gewünschten dunklen Fliesenboden ist jeder Krümel zu sehen und mich beherrscht dann der Gedanke, was denn wohl Andere von mir halten, wenn sie dies sehen würden.
Wie kam es zu dem Gedanken zu bauen?
Eigentlich war ich auf der Suche nach einer Eigentumswohnung.
Anstatt zur Miete zu wohnen, wollte ich lieber in eine Immobilie investieren.
Zwei Jahre habe ich gesucht und habe nichts in der Nähe gefunden.
Vielleicht war mein Anspruchsdenken auch zu hoch?
Wollte ich vielleicht den Schritt in die Eigenständigkeit gar nicht wagen - oder hinauszögern?
Wollte ich, wie ich es gelernt habe, etwas vorweisen, auf das ich stolz sein kann?
An Allem ist wohl etwas wahres dran.
Jan und Nicole heirateten (Schwager und jüngere Schwester). Sie zogen in eine eigene Wohnung - erst nach Monheim, dann hier in diesen Ort - nach Frankfurt und wieder zurück.
Bei jedem Umzug war ich dabei - sie blieben, als sie in Monheim und in Frankfurt wohnten - oft am WE bei uns.
So kam es, dass ich mich mit Jan anfreundete und ich mit ihm darten ging.
Irgendwann kam Jan auf die Idee, gemeinsam zu bauen.
Obwohl ich daran - wenn ich ehrlich bin - überhaupt kein Interesse hatte - sagte ich zu.
Wir scheuten uns Grundstücke an - Fertighäuser - irgendwie war das alles nicht das Wahre.
Dort war der Grundstückspreis zu hoch - dort musste mit weisser Wanne gebaut werden.
Die Fertighäuser waren einfach nur "billig" - und diese "Musterhäuser" fielen schon bei der Besichtigung auseinander.
Doch dann - nur ein paar hundert Meter vom Elternhaus entfernt - in einer reinen Wohngegend - zentral und doch ruhig - da stand dieses Grundstück zum Verkauf.
Bei einem Bodenrichtwert von 280 € kostete hier der m² nur 181 €.
Ein absolutes Schnäppchen ... wir schlugen zu.
Erst jetzt drang der Vermesser in mir durch und ich fing an, meine Ideen zum Bau zu Papier zu bringen.
Keine Ahnung, wie wir damals an diese Zahlen gekommen sind - ich erhielt 30% - die beiden Anderen 70.
Die gesamte Planerei könnte Bücher füllen - mein Pedantismus schlug zu - und da ich auch etwas für die Zwei machen konnte, stürzte ich mich in diese Arbeiten.
Kurzum - wir fanden einen Generalunternehmer (GU) und schlossen auch hier einen Vertrag ab.
Doch erst, als wir im Winter 2008 das Grundstück freiräumten, da wurde mir richtig bewusst - Olaf - dieser vordere Teil des Grundstückes hier - der gehört Dir - hier wirst Du bald wohnen.
Dass es mit dem GU noch arge Probleme geben würde - mit der Nachbarschaft Kontroversen gab - konnte ich da noch nicht ahnen.
Tja, und so bauten wir ein Doppelhaus - meines mit 73 - das andere mit 134 m² Wohnfläche.
Den kompletten Innenausbau haben wir aus dem Werkvertrag ausgeschlossen.
Den haben wir selbst gemacht - also alle Fliesenarbeiten incl. Abmauerungen, Abdichtungen etc. - alle Bodenbeläge und alle Decken, die wir mit Holz verkleidet haben.
Die Außenanlagen - Eigenleistung.
Mit dem Elektriker habe ich sogar vereinbart, dass er die Leitungen in Leerrohre legt, wenn ich alle Schlitze schlage.
Ich stürzte mich in die Arbeit - neben meinem Job.
Natürlich begann ich in meinem Haus. Nur ich musste ja aus meinem Elternhaus nicht unbedingt raus.
Und als dann mein Patenkind sagte: Der Onkel ist noch vor uns in seinem Haus - Jan bereits seine Mietwohnung gekündigt hatte - da habe ich bei mir alles stehen und liegen gelassen und habe erst einmal den Beiden geholfen.
Es hat mir Spaß gemacht. Mein Ego habe ich mir kitzeln lassen. Ich fühlte mich gebraucht und willkommen.
Machte ich mir mit diesem Gefühl nicht selbst etwas vor?
Wieso hänge ich so an der Güte einer Leistung?
Wieso musste ich immer erfolgreich sein?
Hier auf der Arbeit habe ich immer Ingenieurleistungen erbracht - obwohl ich keiner bin und nicht danach bezahlt werde.
1998 habe ich angefangen zu programmieren - in Access mit VBA.
Bis 2003 habe ich Tools noch und nöcher in meiner Freizeit programmiert.
Die ganze Zeit musste ich gegen meinen Chef kämpfen - der das gar nicht wollte.
Also habe ich ihn Anfang dieses Jahres in mein Büro geführt und eines der Toolslaufen lassen.
Aus einer sequentiellen ALK-GIAP Entladedatei wurden Höhen ausgelesen - die Daten sortiert, Geradeneinrechnungen vorgenommen, Plausibilitätsprüfungen vorgenommen und und und - und zu jedem dort vorhandenen Profil wurde eine AutoCAD-Zeichnung erstellt.
Ein Kollege hatte kurz vorher einen im Umfang vergleichbaren Auftrag bearbeitet - eine geschlagene Woche hat er benötigt.
Mit meiner Software war mein Auftrag in geschlagenen zwei Minuten durch - Textfreistellungen mussten darin dann jedoch noch händisch vorgenommen werden.
40 Profile waren in 4 Stunden abgearbeitet incl. Plotten, Schneiden, Falten.
Was ich erntete war sprachloses Staunen.
Keine zwei Wochen später bekam ich den "Auftrag" eine Datenbank zur Bearbeitung von Vorkaufsrechten zu schreiben.
Die von einem Kollegen einst laienhaft programmierte Auftragsverwaltung wurde in meine Hände gelegt.
Ich schrieb einen Frontendupdater, der nun allen Datenbanken, die ich programmierte vorgeschaltet wurde.
Die Auftragsverwaltung wurde um ein Abrechnungs- und Berichtswesen ergänzt - für eine andere Abteilung das Baulastenverzeichnis programmiert.
Ja, ich gebe gerne zu - und ich glaube, es ist auch unschwer zu erkennen - ich bin stolz darauf!
Leider gab es mit meinem Chef - der übrigens vom Verhalten her mein Vater sein könnte - vor drei Jahren Krach.
Er forderte mich auf bei einer Urkundenfälschung mit zu machen - ich habe dies abgelehnt.
Werden Gewässer 2. Ordnung vermessen, dann kann ein Eigentumsübergang außerhalb des Grundbuches stattfinden.
Wir sollten eigenen Besitz an eine benachbarte Kommune verkaufen - ein Gewässer 2- Ordnung hatte dort zwischenzeitlich einen zweiten Arm gebildet.
Zitat: Wenn wir diesen Arm im Kataster bilden, dann verlieren wir für den Verkauf Fläche - und damit Geld!
Im Rahmen dieses Streites hat er mich angeschrieen und als bekloppt betitelt.
Daraufhin habe ich ihm einen sehr freundlichen Brief - meine Kollegin hat ihn vorher entschärft - geschrieben, in dem ich ankündigte: Im Wiederholungsfalle lege ich alle freiwilligen Tätigkeiten nieder.
Anfang letzten Jahres dann wurde begonnen neue Produkte zu kaufen, die meine Datenbanken ersetzten.
Mir selbst ist dies sogar relativ schnuppe. Meine Datenbanken liefen stabil und benötigten nur hier und da mal ein wenig Wartung, wenn sich unsere EDV mal wieder überlegte, neue Server etc. anzuschaffen.
Mittlerweile bin ich seit auch drei Jahren für drei gekaufte Softwareprodukte zuständig - in einem muss ich auch ein wenig programmieren
Ich war auch zwischenzeitlich 7 Jahre lang in einem Tambour-Corps und habe dort die Spielmannstrommel gespielt.
Sehr ungewöhnlich in der Vereinsgeschichte bin ich bereits nach einem halben Jahr im Karneval mit aufgetreten - bei der nächsten Hauptversammlung kurz danach wurde ich offiziell aufgenommen.
Ein Jahr später saß ich im Vorstand als Zeugwart - ein weiteres Jahr später übernahm ich die gesamte Trommelprobe.
Ein 13-jähriger benötigte eine Sonderprobe - also habe ich sie vor die Offizielle gesetzt.
Im Karnevalszug haben wir auf mein Anregen hin Kuscheltiere geworfen und siehe da - auf einmal hatte ich sechs kleine Würmer vor mir stehen - allesamt um die sechs Jahre alt.
Leute, Leute ... das war vielleicht eine Herausvorderung ... nein, es galt nicht nur die Wirbelwinde zu bändigen - es fing ganz banal an ... wie bringe ich den Kindern Noten bei? Ohne Bruchrechnung?
Und wie gestalte ich die Übungen so, dass die Kinder ihren Spaß dabei haben?
Naja ... ich war also Zeugwart - Leiter der Trommelproben ... habe alle Trommelnoten in einer Software erfasst und korrigiert.
Dann habe ich das 75-jährige Jubiläum organisiert - mehrere kleine und zum Schluss eine große Tour.
Ich war bei jedem Auftritt dabei und habe noch den Kinderchauffeur gemimt.
In der letzten Jahreshauptversammlung wurde ich denn noch überraschender Weise zum Jugendwart gewählt.
Mein Cousin, der mich in den Verein eingeführt hatte, steckte jedoch so voller Neid, dass er gegen mich intrigierte und mich mehrfach bloß stellte.
Jedes Mal waren es nachweislich seine Hirngespinste - doch der Verein steckte den Kopf in den Sand - ließ mich hier alleine - und ich trat aus.
Jedes Mal, wenn ich an diese Zeit zurück denke, frage ich mich heute - Wie hast Du das alles geschafft?
Diese Zeit im Verein hat sich mit den 15 Jahren Zeitungen austragen überschnitten.
2 * die Woche habe ich relativ dicke Wälzer ausgeteilt.
Dann habe ich meinem Vater noch geholfen - den Garten in Schuss gehalten ...
Habe nebenher noch in meinem Beruf Geld verdient - und ich habe gezockt, wie wild.
Ich habe keine Ahnung ...
"Gerade extreme Anstrengungen sind eventuell schädlich, da sie das Gegenteil von dem bewirken können, was wir erreichen wollen." heißt es in der Leseprobe.
Ich denke, dies passt wie Faust aufs Auge auf mein Leben.
Nicht nur, dass dies mehrfach nach aussen Neid erzeugte, unter dem ich dann leiden durfte.
Es schürte auch eine innere Erwartungshaltung auf Respekt.
Kam dieser dann nicht, dann fühlte/fühle ich mich nicht wertgeschätzt.
Mein Hirn sagt mir - wenn Du schenkst, dann erwarte keine Gegenleistung.
Doch die Realität sieht anders aus.
Ich fühle mich dann nicht nur mißverstanden, sondern sogar mißachtet.
Ich bin dann zutiefst verletzlich - angreifbar - der, der mich kennt und so handelt, bekommt eine immense Macht über mich.
Eine Macht, die erst durch mich entsteht und mir suggeriert - Du bist nicht willkommen.
Ein unendlicher roter Faden, der sich durch mein Leben schlängelt.
Zur Frage 1 aus der Leseprobe: Bin ich willkommen?
Wenn ich auf meine Kindheit zurück blicke, dann denke ich sehr wohl, dass ich ein "gewolltes" Kind war.
Kann mich nicht beschweren, dass in den prägenden ersten 6 Lebensjahren mein "Körpergedächtnis" nicht genug aktiviert worden wäre.
Jedoch war ich lange Jahre eine Heulsuse und wurde entsprechend gehänselt und fortgestoßen.
Als Schieler mit ziemlich schlechten Augen wurde ich geboren und lief immer wieder abwechselnd mit einem Pflaster auf dem linken, dann auf dem rechten Auge herum.
Auch hier war ich den Angriffen - dem Spott der Kinder ausgesetzt - erst die Pflaster - später die Brillen.
In dieser Zeit wurde ich als einziger Junge in der Nachbarschaft und gleizeitig Familie immer wieder ausgegrenzt.
Ich möchte hier jetzt nicht auf die Tränendrüse drücken - das waren für mich letztendlich alles Geschehnisse, die an meinem Selbstbildnis gekratzt haben.
Jedes Ereignis war ein Puzzlestück zu meinem "Bild".
Im Alter von ich glaube 4 Jahren wurde ich dann am Unterleib operiert.
Zwei hässliche Narben erinnern mich heute noch daran, dass in meinem Körper etwas nicht normal verlaufen ist und reguliert werden musste. Als Kind hat es mich nicht gestört - mit Beginn der Pupertät aber sehr wohl.
Heute kann das Problem, sofern es früh erkannt wird, per Medikamenten behoben werden.
Während meiner ersten Jahre lief meine Mutter regelmäßig mit mir zu Augenärzten.
Jedes Mal hieß es - es ist noch zu früh für eine OP.
Mit fast 12 lag ich dann unterm Messer und mir wurden die Augenbänder gekürzt.
Mein Schielen ist daher heute nur noch zu sehen, wenn ich extrem übermüdet bin oder zur Seite blicke.
Kurz darauf sollte auch etwas an meiner Sehschärfe gemacht werden, doch jetzt hieß es: Sie hätten früher zu uns kommen müssen - zu gefährlich.
Erst vor ein paar Jahren habe ich meinen Augenarzt gefragt, was denn heute möglich wäre.
Er sagte, er könne mich operieren, die Sehstärke würde sich verbessern - nur mein Gehirn würde dies nicht realisieren.
Da Ihr, liebe Leser, bis hierher so fleissig durchgehalten habt, drohe ich Euch jetzt mal:
Später mehr ...