Hallo,
zuerst einmal zu meiner Person. Ich komme aus Berlin, 21 Jahre, gelernter Fachinformatiker und nach ungefährer Selbsteinschätzung seit meinem 20. Geburtstag spielsüchtig.
Angefangen hatte alles mit dem 18. Geburtstag. Ich bin volljährig geworden, und wie die Dinge so sind, muss man natürlich alles ausprobieren, darunter zählte auch der erste "legale" Besuch einer Spielothek.
Am Anfang meiner Karriere zum Glücksspielsüchtigen verlief eigentlich alles, so wie bei jedem anderen sicherlich auch. Man verspürt einen Reiz, leicht Geld zu gewinnen, Spaß und Spannung und die Neugierde, da ich vorher noch nie in einer Spielothek war. So wie es der "Zufall" wollte, gewann ich natürlich und ging mit einem breiten Grinsen aus der Spielothek und dachte mir nur, Wow, so einfach geht das.
Bis zum Ende meiner Ausbildung verlief noch alles ganz gesittet, ich ging jeden Samstag auf dem Weg nach Hause, und steckte das Geld, welches von der Feier, Club, Bar oder sonstiges übrig geblieben ist (waren meist zwischen 5 € - 20 €) und verlor die meiste Zeit. Irgendwann schien dies zur Routine zu werden, und es machte mir schließlich nichts mehr aus, wenn die 20 € verspielt wurden.
Der nächste große Schritt in die Spielsucht war, als ich die Ausbildung erfolgreich beendete, und sofort einen Job bekommen habe. Dementsprechend wurde das Limit immer höher, die Einsätze stiegen proportional an, und mir war es völlig egal, ob ich nun an den Automaten 100 € verspielt habe. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich mich noch relativ selbst wieder fangen, und stellte das Spielen ein, ich hatte den Wert des Geldes verlernt, ich erkannte mich nicht wieder.
Die Pause hielt ungefähr 3 Monate an, ungefähr bis dem Zeitpunkt, als ich meinen Führerschein erhielt und mir mein erstes eigenes Auto gekauft habe. Ich war plötzlich mobil und konnte in jeder erdenklichen Spielothek in kürzester Zeit gelangen. In dieser Zeit war es auch keine Seltenheit, dass ich mehrere Stunden in einer Spielothek verbracht habe, meistens war ich 6 Tage die Woche da, verspielte in einer Woche 500 €, mal gewann ich 200 € usw usf. Wer jetzt aber denkt, ich ging am Monatsende mit + - 0 raus, der irrt. Meistens war das verdiente Gehalt auch ausgegeben, wie soll es bei einem Jugendlichen auch anders sein, wenn man nur 85 € Autoversicherung und Sprit als Ausgaben hat....
Der bisherige Höhepunkt meiner Sucht begann, als ich dieses Jahr im Januar arbeitslos geworden bin. Ich hatte plötzlich keine Beschäftigung mehr, habe noch 2 Gehälter bekommen im Februar und März und wusste nicht, wo mich der Weg hinführt. Ich habe mir gedacht, ich finde bestimmt schon wieder neue Arbeit, jetzt nur nicht den Kopf hängen lassen und habe mich sofort nach Erhalt der Kündigung an den PC gesetzt und nach Stellenangeboten recherchiert. Nach einiger Zeit wurde die Situation in meinen Augen zur Routine, keiner meiner Freunde hatte Zeit, befanden sich entweder in der Berufsschule, auf Arbeit oder waren unterwegs.
Ich begann mehrmals am Tag (!) in die nahegelegende Spielothek zu fahren, und verballerte sozusagen mein Geld im Handumdrehen, ich kannte keine Limits mehr, hatte sogar keine Hemmungen noch höhere Einsätze zu spielen. Ich hatte mich praktisch jeden Tag in einem Rausch gespielt. Selbst wenn ich gewonnen hatte, konnte ich micht dazu ermutigen, die Spielothek mit dem Gewinn zu verlassen, da ich mehr wollte, die Gier nach mehr war zu groß. Wenn ich leer ausging, war die Enttäuschung sehr groß, als ich in mein Auto einstieg, fragte ich mich nur, warum machst du sowas, warum tust du dir sowas an, warum steckst du dein ganzes Gehalt in diese verdammten Automaten, machte mir selbst Vorwürfe. Kurz gesagt, ich war total in die Sucht verfallen.
Ganz schlimm wurde es, als es kein Gehalt, sondern Arbeitslosengeld gab und ich nur Absagen auf meinen Bewerbungen erhielt und so langsam an mich selbst zweifelte. Ab dort begann auch der finanzielle Druck, ich hatte plötzlich 500 € weniger Geld im Monat zur Verfügung, und hatte vor, das fehlende Geld durch Spielotheken wieder rein zu holen.
Die Unsummen wurden immer größer, der Dispo nach 5 Tagen nach Erhalt des Arbeitslosengeldes bereits ausgeschöpft und die Verzweiflung wurde immer größer. Diese Situation hält bis heute leider an. Ich belüge meine Eltern bzw. eigentlich meine ganze Familie, frage mit Vorwänden (Geld noch nicht angekommen, EC-Karte kaputt oder was mir in den Sinn kommt oder gerade plausibel erscheint). Anstatt allerdings mit dem erhaltenen Geld den Dispo zu tilgen und das Geld aufs Konto zu bringen, geht der Weg sofort in die Spielothek. Ich habe probiert, über längeren Zeitraum zu hause zu bleiben, besser gesagt, ich habe mich selbst eingesperrt, um die Spielotheken nicht mehr besuchen zu können, was aber auch nur von kurzer Dauer hielt.
Ich entdeckte, dass ich meine Lieblingsspiele am Novoline auch online spielen kann. Ich musste nichts weiter tuen, als Geld zu überweisen, und konnte sofort los spielen, das war der finanzielle K.O.
Nun, da ich mich nun seit 3 Wochen wieder in einem festen Arbeitsverhältnis befinde, habe ich mich entschlossen, das Glücksspiel ein für alle mal einzustellen, ich will nicht wieder mein ganzes Gehalt verspielen, in die Spirale verfallen und lediglich auf den Gehaltstag warten, damit ich zur Bank gehe und wieder und wieder und wieder Geld für die Automaten abhebe. Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber ich möchte was erreichen, ich möchte mir zum Beispiel ein neues Auto kaufen, oder mir von meinem Gehalt was gönnen, sei es nun Urlaub oder sonstiges, ich möchte nicht mehr für die Spielothekenbetreiber und deren Aufsteller arbeiten gehen.
Das war jetzt ziemlich viel Text, ich hoffe, dieser ist einigermaßen leserlich und verständlich. Wenn nicht, fragt einfach nach, ich bin gerne bereit, zu antworten. Ich bin nun bereit, über meine Sucht zu sprechen, welche ich lange nicht wahrhaben wollte, und wenn die Zeit gekommen ist, werde ich es auch meiner Familie beichten, leider bin ich im jetzigen Moment noch nicht stark dafür genug. Aber ich denke, der erste richtige Schritt seit einem Jahr ist, dass ich z.B. meine Sucht öffentlich in einem Forum zugebe.
Über Tipps oder Ratschlägen eurerseits bin ich sehr dankbar und verbleibe.