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Partner ist rückfällig geworden - wie reagieren?

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Offline Liv

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Partner ist rückfällig geworden - wie reagieren?
« am: 27 Juli 2013, 20:22:53 »
Hallo!

Ich hoffe hier ein wenig Hilfe finden zu können, ich weiß momentan nicht weiter.

Mein Mann hatte vor einigen Jahren eine Phase, in der er spielsüchtig war. Kurz nachdem ich ihn kennenlernte, hatte ich das entdeckt und war natürlich schockiert. Ich habe es damals erreicht, dass er eine Therapie macht, die auch soweit funktioniert hat, dass er nicht mehr spielte (Onlineroulette) und auch einsichtig war, was seine Spielsucht angeht. Auch wenn er nicht zu den schweren Fällen zählte, die Haus und Hof verzockt haben.
Er hatte mir geschworen, das nie wieder zu machen.
Dennoch haben letzten Endes seine schlimmen finanziellen Verhältnisse (nicht nur vom Spielen so schlimm) zur Privatinsolvenz geführt, in der er jetzt noch mitten drin steckt.
Er hat allerdings nie mein Geld angetastet und in den letzten Jahren auch ein besseres Verhältnis zum Geld und Sparen gewonnen. Ich dachte, er hätte begriffen...

Und seit kurzem spielt er wieder...
Ich weiß gar nicht, warum mich das so schockiert, der Wortbruch und die Heimlichkeiten, ich kenne beides von zuhause (beide Eltern Alkoholiker).
Wir haben wenig Geld, und er steht immer unter hohem Druck, das monatliche Geld reinzuwirtschaften. Der Job ist eine Knochenmühle (Taxifahren). Er sagte mir, nur das Spielen um Geld würde ihn so sehr ablenken und entspannen können, dass er abschalten kann. Ich weiß, dass er ansonsten nachts nach seiner Schicht ab und an nen Bier trinkt oder durch Masturbation Erleichterung beschafft - das find ich ja noch ok. Das mit dem Spielen geht allerdings gar nicht.
Er verharmlost es natürlich, sagt, es sei "just for fun" und das Geld, was er verzockt hat, ist nicht weg, das kriegt er ja wieder. Ja, klar.
Da klingeln bei mir alle Alarmglocken.

Ich hab die Anhaltspunkte dazu auf seinem PC entdeckt, als ich eigentlich was ganz anderes suchte. Klar war das nicht fein, ihn auszuschnüffeln, aber andererseits weiß ich jetzt, dass er seit 2 Monaten wieder erst seltener und in den letzten Tagen fast täglich gespielt hat. Für mich ist das ein klarer Rückfall. Viel Geld hat er noch nicht verloren, aber man weiß ja, wie schnell das gehen kann.

Ich hab mich erstmal mit ihm geeiningt, in einem noch recht vernünftigen Gespräch, seine Kontoauszüge jederzeit einsehen zu dürfen. Weiteres wollte er nicht, ich "solle ihm vertrauen".
Trotzdem hab ich jetzt erstmal nen Riegel vorgeschoben und das Passwort geändert und noch eine Software für hier zuhause installiert, die den Zugriff auf Casinoseiten unterbindet. Ja, das ist eindeutig coabhängiges Kontrolettiverhalten, aber das Vertrauen ist derzeit einfach nicht da.

Ich hab ihm ebenfalls heute einen langem Brief geschrieben (den ich ihm morgen geben will), in dem ich noch mal ganz vorwurfsfrei geäußert hab, dass das für mich ganz klar süchtiges Verhalten ist, was er da gemacht hat, dass es mir leid tut, dass ich ihn in diesem Fall kontrolliere, und dass ich ihm helfen möchte, Wege zu suchen, den Druck anders loszuwerden und unser Leben umzugestalten. Weil ich um unser Zusammenleben kämpfen will.
Dass wir etwas grundlegend ändern müssten, ist uns schon länger klar, aber es scheint fast unmöglich umzusetzen.

So, und nun sitze ich hier. Bin hin- und hergerissen. Ich liebe ihn wirklich sehr, ich weiß aber nicht, ob ich ein zweites Mal sein Abrutschen in die Sucht durchstehe.
Ich bin sehr ratlos. Würde gern bei ihm bleiben, wenn er sich helfen lässt, auch von außen, und wir das alles lösen können, zwischendurch bin ich aber so verzweifelt, dass ich denke, nur eine Trennung kann mich befreien. Ich weiß einfach nicht was ich tun soll, ob ich nur Verständnis und Vertrauen zeigen soll oder ob meine Computerabsicherungsaktion jetzt richtig war oder ob ihn das nur noch weiter in Trotz und Verleugnung treibt. Ich weiß nicht ob ich seinen Worten trauen kann. Ich würde es gern, aber ich weiß es nicht.

Was denkt ihr dazu?

Viele Grüße,
Liv

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Offline Olli

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Re: Partner ist rückfällig geworden - wie reagieren?
« Antwort #1 am: 28 Juli 2013, 09:02:48 »
Herzlich willkommen Liv!

#scherz ein# Ich bin dafür, dass Du ihn verlässt - ich bin nämlich noch Single #Scherz aus#

Meine Liebe, Du hast das vollkommen richtig gemacht.
Einen Blocker zu installieren, wäre mein erster Hinweis an Dich gewesen.

Natürlich wäre es schöner gewesen, wenn er hier die Initiative ergriffen hätte.
Doch da er ja um Ausreden nicht verlegen ist, ist es in meinen Augen vollkommen legitim, dass Du es jetzt gemacht hast.

Er scheint unter seinem Spielen gar nicht zu leiden - aber Du tust es.
Somit schützt Du nicht nur ihn - Du schützt vor Allem Dich selbst.

Mir fällt auf, dass Du mit wirklich sehendem Auge sein Verhalten durchschaust.
Deshalb brauchst Du aber kein schlechtes Gewissen zu haben und ihn so massiv in Schutz nehmen.

Es fängt an damit, dass Du schreibst "spielsüchtig war".
Sicherlich wolltest Du damit seine spielfreie Zeit honorieren.
Doch wer einmal der Spielsucht erlegen ist, der behält sie sein ganzes Leben lang in sich.
Wie ich erst kürzlich schrieb - sie schlummert in uns und wartet darauf, dass wir unaufmerksam werden.
Auch Dein Freund wird immer spielsüchtig bleiben.

Dir muss auch bewusst sein, dass "Haus und Hof verspielen" zukünftig immer im Bereich des Möglichen ist.
Wenn wir Spieler unserer Sucht erlegen, dann steigern wir uns immer mehr in den Realitätsverlust - und werden dann letztendlich - bei fortwährender Verschiebung unserer inneren Grenzen - alle zu "harten Fällen".
Ich habe z.B. immer "nur" mein Gehalt verspielt. Die Summe hat aber trotzdem den Wert eines EFH erreicht ...

Was hat Dein Mann denn nach der Therapie an Nachsorge und Prävention gemacht?

So wie Du es schilderst, ist Deine Angst ihn verlassen zu müssen noch verfrüht.
Es ist gut, dass Du Dich mit der Thematik beschäftigst.
Es zeigt, wie sehr Du Dich abgrenzen und Deine eigenen Wünsche, Ziele, Hoffnungen ... für dich definieren kannst.
Dies ist in meinen Augen ein "gesundes" Verhalten und hat auch nichts mit Coabhängigkeit zu tun.

Du hast einen großen Einfluss auf Deinen Mann, wie die Therapie zeigt, und hier würde ich auch für eine weitere Zweisamkeit ansetzen.

Hast Du selber mal Gespräche mit einer Suchtberatung geführt, einem Psychologen, Therapeuten, in einer SHG?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Liv

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Re: Partner ist rückfällig geworden - wie reagieren?
« Antwort #2 am: 28 Juli 2013, 20:53:18 »
Hallo Olli,

vielen Dank für die Begrüßung und die ausführliche Antwort! Finde sehr viel wichtiges in dem was du schreibst.
Ich kann gerade leider nicht so strukturiert darauf eingehen, wie ich möchte, da die Situation hier erstmal eskaliert ist. Mein Mann hat auf die Kontrolle meinerseits (Wegnahme des Suchtmittels) mit Ausrasten reagiert, redet nicht mehr mit mir und Gott weiß was er gerade nebenan macht. Gibts Roulette auf fürs Handy?  ???
Hab ihm den Brief, den ich geschrieben hatte, noch erklärenderweise hingeschoben zum Lesen aber ich weiß nicht ob er grad zugänglich ist.
Er war sehr sauer ("ich hasse dich", "du bist so dumm", "du hast alles falsch gemacht" - sagt er nur wenns wirklich zum Äußersten kommt) und meinte durch meine Kontrolle mache ich alles kaputt, er hätte es wichtig gefunden, zum Beispiel so eine Sperrung vorab gemeinsam zu besprechen, anstatt dass ich einen Alleingang mache und ihm das so aufdrücke. Kann ich zwar nachvollziehen, aber mal ehrlich, er hätte sich nie im Leben darauf eingelassen. Bevor das Gespräch eben so bergab ging, war er schon skeptisch, dass ich wirklich Zugang zu seinen Kontoaktivitäten haben muss. Hatte danach gefragt, und er fand so eine "Sicherheitsstufe 5" total übertrieben. Er hat ja nur ne schlechte Phase und alles sei unter Kontrolle.

Außerdem war er sichtlich schockiert, dass "sein Geld jetzt weg ist" (das was beim Casinoaccount momentan nicht auszahlbar ist), dabei ist es doch nicht weg, nur er kommt ohne mich nicht dran. Völlig irrational.

Olli, wirklich vielen Dank dafür, dass du mir aufgezeigt hast: er leidet offenbar nicht darunter, ich schon. Und deshalb ist es legitim mich zu schützen, indem ich den Hahn zudrehe. Allerdings kann er ja immer noch rausgehen und irgendwo Geld verdaddeln oder übers Handy ins Internet oder sonstiges.

Momentan fühl ich mich emotional völlig abgeschottet, weil ich mit dem Schlimmsten rechne, weiß aber, dass morgen wieder die Angst zurück kommt vor den Konsequenzen, vor Trennung, etc.
Oh Mann. Einfach ist das nicht. Ich weiß nicht ob ich das alles auf Jahre hin weiter durchhalte, falls das überhaupt noch eine Option ist momentan.
Allein schon die Lügerei rund um das alles macht mich fertig. Der lügt mir eiskalt ins Gesicht.

Zu deiner Frage: nach der Therapie gabs gar keine Prävention mehr bei ihm, das Thema war gegessen und er fühlte sich geheilt. War wohl falsch von mir darauf zu vertrauen, ich dachte wirklich es hätte sich zum Positiven verändert - nun es war halt nur die "spielfreie Zeit", wie du richtig aufzeigst. Ich bin echt blind gewesen, ich hätte es ja wissen sollen. Ich hab den Typen geheiratet weil ich dachte wir würden wirklich bergauf gehen zusammen. Ich wollts so gern glauben.

Ich selbst hab auch einige Therapiedinge hinter mir, allerdings halt zu meinen Themen, auch Coabhängigkeit in Bezug auf die Eltern etc. - klar, da war sein Spielen dann auch mal thematisiert - die Therapeutin hat uns damals noch ein Jahr gegeben, wäre wohl vielleicht besser gewesen so...

Was für ein Mist. Sorry, es ist lang und konfus geworden, dir wirklich noch mal großen Dank, du hast mir einiges klar gemacht.
Ich glaub ich klopf drüben jetzt mal an.

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Offline Olli

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Re: Partner ist rückfällig geworden - wie reagieren?
« Antwort #3 am: 29 Juli 2013, 08:51:38 »
Hi Liv!

Dass er keine Prävention betreibt, hatte ich mir schon gedacht.
Solches Verhalten ist sehr sehr oft anzutreffen.
Ich selber habe sogar damals meine Kontovollmacht abgetreten - wollte mich selbst aber lediglich vor dem nächsten Auffliegen schützen.
Ich hatte ja schließlich noch Nebeneinkünfte, die ich verspielen konnte.

Trotz alledem waren auch solche Zeiten für mich lehrreich.
Ein Tropfen nach dem anderen sammelte ich in meinem "ich will selbst aufhören"-Eimer, bis er dann überlief. Ich hörte auf mir Versprechungen zu machen und schritt zur Tat.

Das Verhalten deines Mannes gestern war schlichtweg suchtgesteuert egozentrisch.
Nehme es nicht persönlich. Seine Suchtausübung sieht er in Gefahr.

Genau hier ist aber der Knackpunkt. Er sieht nicht, dass auch ein wenig Spielen die Suchtausübung bedeutet. Er sieht nicht, dass es ihm - vor Allem sieht er aber nicht, dass es DIR schadet.

Grenze Dich beim Thema Sucht rigoros ab. Formuliere Deine Wünsche und formuliere sie als Deine Regeln.
Kompromisse kannst du in anderen Bereichen eingehen - beim Thema Sucht gibt es sie nicht.
Überlege Dir doch bitte mal Konsequenzen, die Du bereit bist einzugehen, wenn er dagegen verstößt.
Von "Wasser und Brot" zum Abendessen über ins Wohnzimmer ausquartieren gibt es für dich bestimmt eine Menge an Möglichkeiten - bevor die Trennung die Spitze des Eisberges markiert.

Zitat
... er hätte es wichtig gefunden, zum Beispiel so eine Sperrung vorab gemeinsam zu besprechen ...
Wozu? Damit er noch schnell seine Schäflein ins Trockene bringt?
Nein - hierauf gibt es nur eine Erwiederung:
"DU hättest mich um Hilfe bitten müssen. Wenn Du Entscheidungen treffen möchtest - ok - dann trage aber auch Deine Eigenverantwortung!"

Zitat
Er hat ja nur ne schlechte Phase und alles sei unter Kontrolle.
So lange er sich der Sucht hingibt, hat er einfach keine Kontrolle über sich.
Seine Hilflosigkeit gepaart mit seinen verbalen Attacken spricht eine deutliche Sprache.

Zitat
Momentan fühl ich mich emotional völlig abgeschottet, weil ich mit dem Schlimmsten rechne, weiß aber, dass morgen wieder die Angst zurück kommt vor den Konsequenzen, vor Trennung, etc.
Oh Mann. Einfach ist das nicht. Ich weiß nicht ob ich das alles auf Jahre hin weiter durchhalte, falls das überhaupt noch eine Option ist momentan.
Allein schon die Lügerei rund um das alles macht mich fertig. Der lügt mir eiskalt ins Gesicht.

Liv ... das ist doch ein sehr sehr guter Ansatz. schreibe Dir selbst doch mal auf, welche Ängste Du durchlebst. Schreibe all das auf, was Dich belastet.
Dies bietet Dir einen Gegenpol zu dem, was Du an Wünschen und Hoffnungen für dein Leben hast.

Als Tabelle vor Augen kannst Du für dich Entscheidungen treffen und vielleicht sogar Ängste abbauen.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Liv

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Re: Partner ist rückfällig geworden - wie reagieren?
« Antwort #4 am: 29 Juli 2013, 09:51:36 »
Hallo Olli,

vielen Dank für deine Antwort, es tut sehr gut, mit jemanden darüber schreiben zu können.
Zum Stand der Dinge:
ich habe ihn heute morgen kurz gesehen bevor er zur Arbeit gegangen ist. Er sagte wir reden erst wieder, wenn ich die Kindersicherung von seinem Rechner nehme, redet von Grenzüberschreitung, etc. Er wüsste ja dass ich Ängste hätte, aber das würde einfach nicht gehen.
Schiebt es also zu mir zurück.

Ich habe eben bei der Suchtberatungsstelle anrufen und vereinbart, dass ich für heute noch ein Gespräch bekomme, es gibt dort so eine offene Sprechstunde.

Ich bin am Überlegen, ob ich ihm alles wieder so einstelle, dass er Spielen kann, und richte mich innerlich auf Trennung aus. Ich hab momentan überhaupt keine Hoffnung. Mich hat das vor 5 Jahren schon so extrem fertig gemacht, und ich glaube unsere Beziehung war von Anfang an mit meinem Kontrollierverhalten durchzogen.
Ich weiß, dass es a) nicht möglich ist ihn wirklich zu kontrollieren und b) dass es wohl nichts bringen wird bzw. ihn noch mehr unter Druck setzt. Er hat gestern Nacht noch stundenlang mit den Türen rumgeknallt, wie ein Tier im Käfig.

Momentan denke ich, eine Neuorientierung, Trennung, Pause, was auch immer wäre eine Befreiung.


Trotz alledem waren auch solche Zeiten für mich lehrreich.
Ein Tropfen nach dem anderen sammelte ich in meinem "ich will selbst aufhören"-Eimer, bis er dann überlief. Ich hörte auf mir Versprechungen zu machen und schritt zur Tat.
An dieser Stelle möchte ich dir da mal ganz großen Respekt aussprechen. Da gehört viel dazu, und es ist toll, dass du so an dir gearbeitet hast und dir Veränderung ermöglicht hast.
Und es ist auch toll, dass du anderen Menschen hier hilfst. Das ruft einem auch immer ins Gedächtnis, wie es sonst bei einem selbst sein könnte, oder?

Zitat
Das Verhalten deines Mannes gestern war schlichtweg suchtgesteuert egozentrisch.
Nehme es nicht persönlich. Seine Suchtausübung sieht er in Gefahr.
Ja. Das bemerke ich sogar an seinem Gesicht, an seiner Stimme, dass ihn die Sucht dann "reitet" und er nicht normal zugänglich ist. Kommste nicht ran.

Zitat
Grenze Dich beim Thema Sucht rigoros ab. Formuliere Deine Wünsche und formuliere sie als Deine Regeln.
Kompromisse kannst du in anderen Bereichen eingehen - beim Thema Sucht gibt es sie nicht.
Überlege Dir doch bitte mal Konsequenzen, die Du bereit bist einzugehen, wenn er dagegen verstößt.
Von "Wasser und Brot" zum Abendessen über ins Wohnzimmer ausquartieren gibt es für dich bestimmt eine Menge an Möglichkeiten - bevor die Trennung die Spitze des Eisberges markiert.
Nun im Wohnzimmer habe ich schon übernachtet...Türen hat er von selbst geschlossen (geknallt), ich bin also einfach sitzen geblieben im anderen Zimmer. Ich denke nix mehr kochen wird ihn nicht so sehr stören, da er sich dann halt einfach unterwegs irgendwo was kauft. Das kommt ja noch dazu, er frisst seit Monaten heimlich Fast Food. Der steckt da ganz tief in etwas drin, wo ich nicht rankomme, was mir so fremd ist. Und ich hab nichts bemerkt. Doppelleben.
Ansonsten fällt mir momentan nicht viel ein, außer halt eine räumliche Trennung vorzubereiten. Ich möchte hier keinen Rosenkrieg führen. Wenn es seine Entscheidung ist, dass er nichts macht, oder dass er nur halbherzig nach einem Beratungsgespräch so weiter macht wie bisher, weil er ja "so unter Druck" ist, wird er mich wohl gehen sehen. Ich kann nämlich nicht mehr und ich wills dann so auch nicht mehr. Das ist mir heute Nacht klar geworden.

Dass es bei Sucht keine Kompromisse gibt, das weiß ich nur zu gut. Bislang hab ich mich jahrelang immer wieder aufweichen lassen. Zuerst weil ichs nicht anders wusste (Eltern), dann aus Liebe (als Kind will man seine Eltern nicht verlieren, als Frau will man die Beziehung nicht verlieren). Ich hab mir immer und von allen anhören müssen, dass ich zu strikt, zu streng und rigoros bin, wenn ich meine Interessen und Bedingungen durchgesetzt habe. Also das war zwischendurch mal kein Kontakt zu den Eltern, kein Kontakt zur (fressüchtigen) Schwester, sofort Hilfe suchen wegen der Spielprobleme meines Mannes...immer war ich die strenge, böse Kontrollierfrau, die zwar vielleicht ein kleines bisschen Recht hat, aber deswegen doch nicht so einen Aufstand machen muss.
Ist so ätzend immer wieder in diese Rolle reingepresst zu werden.

Zitat
Zitat
... er hätte es wichtig gefunden, zum Beispiel so eine Sperrung vorab gemeinsam zu besprechen ...
Wozu? Damit er noch schnell seine Schäflein ins Trockene bringt?
Nein - hierauf gibt es nur eine Erwiederung:
"DU hättest mich um Hilfe bitten müssen. Wenn Du Entscheidungen treffen möchtest - ok - dann trage aber auch Deine Eigenverantwortung!"
Ich glaube wenn ich ihm das so sage, erwidert er: "Ja gerne doch, gib mir meine Eigenverantwortung zurück, ich hab das alles im Griff, es passiert schon nichts. Du kannst doch bei mir bleiben, du musst doch gar nicht gehen. Ich verspiele nicht unser Mietgeld, das kannst du mir glauben. Ich mach doch alles für uns, ich steh nur so unter Druck."
Ich weiß dass er sich auch Mühe gibt, und dass er es irgendwo selbst anders will. Nur mit dem Handeln ist er nicht so weit. und das reicht leider nicht.

Zitat
So lange er sich der Sucht hingibt, hat er einfach keine Kontrolle über sich.
Seine Hilflosigkeit gepaart mit seinen verbalen Attacken spricht eine deutliche Sprache.
Das sehe ich genause, leider seh ich momentan keinen Weg, ohne den Konflikt noch zu vergrößern (sprich endlose Streitgespräche), ihn vor sich zu schützen, sprich diese Software installiert zu lassen. Ich will keine Machtspielchen mehr, ich kann nur noch für ihn kämpfen, wenn er mitzieht, von sich aus, aber nicht so.

Zitat
schreibe Dir selbst doch mal auf, welche Ängste Du durchlebst. Schreibe all das auf, was Dich belastet.
Dies bietet Dir einen Gegenpol zu dem, was Du an Wünschen und Hoffnungen für dein Leben hast.

Als Tabelle vor Augen kannst Du für dich Entscheidungen treffen und vielleicht sogar Ängste abbauen.
Naja, meine Ängste momentan sind Jobsuche woanders(große Angst!), Alleinsein, niemanden mehr zum Reden haben, kein Ziel mehr zu haben, wirklich lernen unabhängig zu sein, und dass ich psychisch nicht die Kraft hab, das alles durchzuziehen und völlig abstürze. Die Angst kommt komischerweise immer noch nicht an die Oberfläche, wohl weil noch nichts entschieden ist, ich fühle mich sehr ruhig und kann planen. Das ist ein gutes Zeichen, aber ich  kann nur hoffen, dass das so lange wie möglich vorhält.

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Offline Olli

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Re: Partner ist rückfällig geworden - wie reagieren?
« Antwort #5 am: 29 Juli 2013, 11:38:57 »
Hi Liv!
Zitat
Und es ist auch toll, dass du anderen Menschen hier hilfst. Das ruft einem auch immer ins Gedächtnis, wie es sonst bei einem selbst sein könnte, oder?

Genauso ist es. Daher bin ich auch Dir sehr dankbar.

Ich möchte hier aber auch mal betonen, dass ich nur aus meinem eigenen Erfahrungspool schöpfen kann. Was für mich korrekt erscheint, muss nicht unbedingt auf Dein Leben zutreffen.
Wünsche mir gerade für Dich, dass sich die anderen Mitglieder dieser kleinen Gruppe mal melden würden.

#Wink mit dem Zaunpfahl#

Zitat
Ich habe eben bei der Suchtberatungsstelle anrufen und vereinbart, dass ich für heute noch ein Gespräch bekomme, es gibt dort so eine offene Sprechstunde.

Das finde ich super von Dir ...

Zitat
Schiebt es also zu mir zurück.

Das ist doch typisch ... lasse Dich bitte nicht darauf ein.

Zitat
Ich bin am Überlegen, ob ich ihm alles wieder so einstelle, dass er Spielen kann, und richte mich innerlich auf Trennung aus.

Was soll das denn bringen?
Du bist in die Konfrontation gegangen ... und nun Kapitulation?

Was er da gerade betreibt - er versucht Dich zu manipulieren. Er versucht Deine Grenzen zu ertasten. Das Türenschlagen gehört auch dazu. Er versucht Dir ein schlechtes Gewissen einzureden.
Aber wo ist seines? Er hat gespielt. Er hat verheimlicht. Er hat hintergangen.
Er will zurück zum Status Quo - in dem er die Möglichkeit hat zu spielen.
Wenn Du jetzt nachgibst, dann hat er in (seinen Augen) diesem Machtspiel gewonnen.
Selbst eine Androhung einer Trennung liegt für ihn dann in weiter Ferne, weil er glaubt Dich hier auch noch manipulieren zu können.
Du hast Deine Grenzen abgesteckt und weichst innerlich gerade zurück.
Ich kann das durchaus nachvollziehen ... aber ich glaube nicht, dass es Dich weiter bringt.

Du kontrollierst also? Aha. Da hast Du sicher "niedere Beweggründe"?
Du wolltest sicherlich Deine Eltern quälen, wie jetzt Deinen Mann?
Dir ging es nie um das Wohl der Menschen, die Du liebst?
Dir ging es immer nur um einen persönlichen Vorteil?
Du wolltest diese Menschen immer "klein" halten, um Dich selber auf ein Podest zu heben?
Das ist doch Kokolores - oder?

Du warst nach bestem Wissen und Gewissen für Deine Lieben da und hast versucht zu helfen im Rahmen Deiner Möglichkeiten.

Zitat
Nun im Wohnzimmer habe ich schon übernachtet...
Liv ... entschuldige, hier muss ich mal lachen, auch wenn die Situation sowas von ernst ist.

ER sollte auf der Couch schlafen - nicht DU!  ::)
Damit hast Du seine "Bestrafung" auf Dich genommen!  :o

Zitat
das war zwischendurch mal kein Kontakt zu den Eltern ... zwar vielleicht ein kleines bisschen Recht hat, aber deswegen doch nicht so einen Aufstand machen muss.
Ist so ätzend immer wieder in diese Rolle reingepresst zu werden.

Tja ... ich habe momentan auch keinen Kontakt mehr. Mein Vater ist ein Egozentriker.
Nie konnte ich seinen Erwartungen gerecht werden. Nie wurden meine Einwände, meine Wünsche und Ziele akzeptiert.
Ich habe einfach keine Lust mehr, gegen ein Bollwerk anzurennen, welches ich nicht einzureissen vermag.
Vor 14 Tagen erst wurde ich lautstark als "faul" beschimpft, nur weil ich jetzt meinen Weg gehe und der eben anders aussieht als seiner.
Er schaut immer gerne auf sich selbst und das, was er "erreicht" hat.
Doch er konnte dies nur erreichen, weil er eine Frau hat, die ihm alle Arbeit rund um den Haushalt und der Erziehung abgenommen hat. Er braucht einfach nur Geld verdienen gehen.
Er hat noch nie für sich selbst sorgen müssen. Er weiss gar nicht, was dies bedeutet.
Als ich alt genug war, habe ich ihn erst neben der Schule, dann neben meinem Job noch geholfen.
Als er sich mit 45 noch selbstständig gemacht hat, habe ich die Rechnungen geschrieben, die Angebote, die komplette Konversation mit Kunden, Gerichten, Steuerberatern und und und ...
Ich war die zweite Person, die ihn zu seinem "Erfolg" geführt hat.
Und ich habe das gerne gemacht.
Als ich hier mein Häuschen gebaut habe, da hat er mir im Rahmen seiner Möglichkeiten, damals war er schon 70, geholfen, weil Zitat: Ich ihm immer geholfen habe.
Dieses Lob hat er vor 14 Tagen zerstört mit dem Satz:
Wenn ich gewusst hätte, wie faul Du bist, dann hätte ich Dir nie geholfen.

Ich finde es daher vollkommen korrekt, dass Du Dich, wie ich jetzt gerade, Dich abgegrenzt hast.

Entschuldige meine kleine Excursion - was ich aufzeigen möchte:
Wenn ich mir treu sein will, dann muss ich zeigen, wo meine Grenzen sind.

Ich habe kein schlechtes Gewissen - wieso auch.
Natürlich belastet es mich - aber durch meine innere Abgrenzung trifft es mich nicht so stark.

Ich drücke dir für den Termin die Daumen.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
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Offline Liv

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Re: Partner ist rückfällig geworden - wie reagieren?
« Antwort #6 am: 29 Juli 2013, 16:35:19 »
Hallo Olli,

nun der Termin ging etwas schnell vorbei und ehrlich gesagt hat er mir nicht so zur Entscheidungsfindung geholfen. Nichts was ich nicht schon hier gelesen hatte.  ;)

Ich glaub ich krieg auch grad nicht klar eingeordnet was "meine Grenzen definieren" bedeutet. Ich weiß nicht, ob man es in jedem Fall so strikt sehen muss. Weißt du, ich hab ja auch wieder Kontakt zu meinen Eltern. Obwohl sie mich sehr verletzt haben und es noch tun. Ich weiß nur: eigentlich sind nette Leute, sie haben halt nur diese schreckliche Krankheit, die sie dazu führt, mich zu mißachten und auf meinen Grenzen rumzutrampeln. Je nachdem wie viel Abstand ich dazu aufbauen kann ist das mal mehr und mal weniger schlimm. Nun, ich werd sie nicht ändern können. Wie du deinen Vater auch nicht. Ja, es tut immer noch weh, so etwas gesagt zu bekommen wie dass man faul ist, oder? Es ist wichtig, innere Standfestigkeit dagegen aufzubauen, manchmal scheint es müßig. Sie zeigen auch null Einsicht.
Mein Mann übrigens auch fast (null). Er gibt schon zu (eben im Gespräch nach einer endlosen quälenden Diskussion) dass es ein Fehler war zu spielen, da er unsere Beziehung damit massiv gefährdet hat, doch von seiner Überzeugung, dass es Glückssträhnen gibt, die man im Gefühl haben kann, weicht er nicht ab. Und dass er kontrolliert spielen kann. Ja. Ich hab ihn ehrlich gefragt, wie man so blöd sein kann, das zu glauben, naja, das war dann schon der versöhnlichere Teil des Gesprächs. Ich find es ja auch überhaupt kein Stück hilfreich, wenn er mir vorlabert, dass er früher in seinen ganzen anderen gescheiterten Beziehungen ja viel emotionaler und fieser argumentiert hätte, und dass ich schon längst die Tür im Rücken hätte, wenn er noch so wäre. So einen Mist muss ich mir anhören und am besten noch dankbar zu Kreuze kriechen, dass er jetzt so einen smarten Argumentationsstil drauf hat. Sorry, ich bin noch etwas am Dampfen. Vielleicht habe ich mich wieder belabern lassen..?

Wir haben die K9 Software deinstalliert, aber ich hatte ja gleichzeitig auch das Passwort für seinen Casinoaccount geändert, d.h. er könnte sich zwar auf einer anderen Seite anmelden, aber nicht mehr auf die Seite drauf, wo er jetzt immer gespielt hat. Keine Ahnung, vielleicht ist es Augenwischerei. Für ihn war es so wichtig, dass keine fremde Software auf seinem Computer ist, die ich da illegal und heimlich draufgespielt hätte, dass er anders mit mir nicht reden wollte.
Wie gesagt, vielleicht alles Augenwischerei. Wer spielen will, der macht das auch. Ich lasse die Kontrolle jetzt los. Ich soll ihm jetzt vertrauen, nun das kann ich natürlich nicht so ohne weiteres, aber ich lasse jetzt los.
Therapiegespräche wird es nicht geben, "auf das Blabla lässt er sich nicht noch mal ein" und ehrlich gesagt, ich hab heute auch schon wieder Zahnschmerzen davon bekommen, ich hab viel Therapie gemacht und irgendwann wird man müde. Ich hätte mir durchaus ein Gespräch zu dritt nochmal vorstellen können, aber er hat völlig abgeblockt von vornherein. Ich weiß nicht, er will das alles einfach nicht, und ich hab keine Kraft dafür zu kämpfen und ihm alles vorzusetzen, wenn er es nicht will.
Ich lass es jetzt darauf ankommen. Wenn es nicht läuft, dann muss ich meine Koffer packen, bzw. dann möchte ich das und ich hoffe ich mach es dann auch. Bisher konnt ich es mir nie vorstellen, aber inzwischen fühlt es sich immer richtiger an.

Ich habe ihm wenigstens verdeutlichen können, dass ich ihn nicht quälen und kleinmachen will durch meine Kontrollieranfälle und den harten Diskussionsstil (er sagt, ich würde Kanonen auf ihn richten) und dass mitnichten alle schädlichen Aktivitäten gleich schädlich sind. Oder würde jemand Rauchen und Spielen auf eine Stufe stellen? Vielleicht hat er kapiert, dass Rauchen mich ein kleines bisschen ärgerlich macht, Spielen mir aber den Boden unter den Füßen wegzieht.

Tja, Status Quo. Ich weiß nicht, wie es wird. Im Prinzip bräuchte ich sofort eine Pause. Es macht mich alles so müde und das nur, weil man irgendwann mal die Hoffnung hatte, man könnte gemeinsam ein schönes Leben führen.

Soweit erstmal von mir..

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Offline Olli

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  • 7.472
Re: Partner ist rückfällig geworden - wie reagieren?
« Antwort #7 am: 29 Juli 2013, 17:11:54 »
Hi Liv!

Du hast Dich leider in seine Spielchen einbinden lassen.
Ich weiss, dass die Emotionen außen vor zu lassen sooooo ungemein schwer ist.
Doch Diskussionen bringen nichts - emotionale Ergüsse bringen nichts.
Es macht Dich fertig - und er bekommt seinen Spielwillen.

Wenn er Dich derart beleidigt, dann - verzeih mir - hast Du bei ihm nicht den Stellenwert, den Du verdienst.

Mir fehlen gerade die Worte bei so massiver Manipulation Deiner Person.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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freitagessen

Re: Partner ist rückfällig geworden - wie reagieren?
« Antwort #8 am: 29 Juli 2013, 23:28:36 »
Hallo Liv

Von mir auch ein Herzlichen Willkommen (erstmal)

@ Olli.......Bin 5000km von mein Computer entfernt ..... Also nicht so voreilig mit deiner Latte  8)



Übrings. Manipulieren konnte ich nur die, die sich auch manipulieren ließen, und ein jeder der sich manipulieren lies, war für mich in meiner aktiven Zeit ein potenzielles und willkommenes "Opfer" ( nicht mehr und nicht weniger!!!!!)

LG Rainer

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Offline Liv

  • *
  • 10
Re: Partner ist rückfällig geworden - wie reagieren?
« Antwort #9 am: 30 Juli 2013, 07:07:31 »
Danke für das Willkommen Rainer.

Also ich lasse mich manipulieren ohne es zu bemerken bzw. knicke ich immer wieder ein. Mag sein. Wie gesagt fällt es mir schon ein Leben lang schwer das zu erkennen.
Wie komme ich da raus? Was kann ich tun, als nächsten Schritt? Es tut mir leid, ich sehe da auch nur noch die Schwarzweißmöglichkeit, nämlich auszuziehen. Wenn ein Kompromiss, ein Versuch zusammenzuleben bedeutet, dass ich manipuliert werde, dann kann ich hier nicht zusammenleben mit ihm.
Ich schreib grad alles mal raus ein bisschen.
Ich bin nur sein Opfer - dazu passt, dass er nur ein minimales bisschen Reue oder Trauer zeigt darüber was passiert ist.
Es gibt so viele Unstimmigkeiten und auch Dummheiten in dem was er sagt, dass ich es teils gar nicht fassen kann. Das mit der Gewinnsträhne z.B., oder dass er jetzt Angst um sein auf dem Casinoaccount verbliebenes Geld hätte, weil ich ja ein Passwort geändert hab, und wenn man dauernd etwas ändert, macht man einen schlechten Eindruck bei "der Führung, die schauen sich das auch an." Dass er sich mit einer falschen Adresse dort registriert hat (übrigens die der Exfreundin), ist ein Beweis, dass er es nicht ernst gemeint hat mit der Spielerei. Und außerdem wollte er nicht, dass gegebenenfalls Post hier eintrifft, damit er keine Diskussionen bekommt.
Sagt ja eigentlich schon alles.
Sind das Dämlichkeiten, die man mitten in eine Streit äußert, oder ist das sein wahres Gesicht? Bin ich wirklich so blöd darauf einzugehen und sowas in Hoffnung auf ein besseres Zusammenleben unter den Tisch fallen zu lassen?

Was kann mein nächster Schritt sein? Ich bin so sehr verunsichert von dem ganzen Streiten und Diskutieren. Ich weiß, ich sollte es selbst wissen und spüren, nun spüren tue ich, dass ich hier momentan nicht mehr glücklich bin.

Er sagte gestern noch, jetzt hab ich wohl wieder alles kaputt gemacht, oder? Hat angeboten, selbst auf dem Sofa zu schlafen. Aber was ändern an seiner Einstellung zum Spielen kann er nicht. Er braucht einfach ein entspannteres Leben ohne Druck, dann verschwindet das auch wieder. Nun sein entspanntes Leben kann er dann haben, wenn ich nicht mehr da bin.

Wenn er wirklich nur am Spielen interessiert ist, dann ist es ihm letzten Endes auch egal, ob ich da bin oder nicht, ja? Dann bin ich doch nur hier zur Bequemlichkeit?

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Offline Liv

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Re: Partner ist rückfällig geworden - wie reagieren?
« Antwort #10 am: 30 Juli 2013, 11:09:48 »
Ok, es gibt an Neuigkeiten:
Auf meine Absichtserklärung, sich demnächst räumlich zu trennen, hat sich mein Mann bereit erklärt, an einem Gespräch zu dritt in der Beratungsstelle teilzunehmen, wo ich gestern war. Termin kann ich heute mittag vereinbaren, wenn die Ansprechpartnerin wieder erreichbar ist.

Wir haben das Passwort zu seinem Casinoaccount nochmal zusammen abgeändert, haben jetzt beide den Zugang dazu und uns das Versprechen gegeben, jegliche Änderungen (als da wäre: die dort grad nicht rückbuchbare Restsumme an Geld auszuzahlen, für die er eine Bestätigung seiner Identität schicken muss) nur noch zusammen vorzunehmen. Sollte er dort spielen, merke ich es. Das ist für mich soweit akzeptabel.

Ich habe ihn auch heute ganz schön unter Druck gesetzt, morgens um 7 mit Fragen und Anklagen ins Zimmer gekommen und aufgeweckt. Das ist schlecht gewesen, aber wir sind im Dialog geblieben und haben diese Änderung erreicht. Ich bin immer noch sehr unter Anspannung, aber momentan allein und ich hoffe, es legt sich heute etwas.

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Offline Olli

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Re: Partner ist rückfällig geworden - wie reagieren?
« Antwort #11 am: 30 Juli 2013, 15:46:04 »
Hi Liv!

Ich lege deine Worte mal auf die Goldwaage  :D

Unter Druck setzen - ist ok.
Anklagen - ist nicht ok.

Aber wenn es zum Dialog geführt hat ... #schulterzuck#

Zitat
Wir haben das Passwort zu seinem Casinoaccount nochmal zusammen abgeändert, haben jetzt beide den Zugang dazu und uns das Versprechen gegeben, jegliche Änderungen (als da wäre: die dort grad nicht rückbuchbare Restsumme an Geld auszuzahlen, für die er eine Bestätigung seiner Identität schicken muss) nur noch zusammen vorzunehmen. Sollte er dort spielen, merke ich es. Das ist für mich soweit akzeptabel.

Welchen Sinn macht das? Was soll das?
Er hat gar keinen Bezug zum gesetzlichen Zahlungsmittel Geld.
Ihm ist das Geld auf dem Casinokonto schnurzpipe.
K9Webprotection ist wieder runter vom Rechner.
Es gibt tausende Onlinecasinos - auf die Du keinen Zugruff haben wirst.

Er täuscht Dir ein ruhiges Gewässer vor, obwohl er bereits auf einem Kavenzmann surft.

#seufz#

@Rainer
Schön dass Du dich gemeldet hast.  ;D
Unsere Gruppe besteht aber aus noch mehr Mitgliedern, auch wenn sie zumeist nur lesen.
#noch mal mit dem Zaunpfahl wink#

@Liv
Zitat
Schwarzweißmöglichkeit
Dieses Wort sehe ich tatsächlich oft nur beim Thema Spielsucht.
Entweder ich spiele - oder ich spiele nicht.
Wenn ich nicht spielen will, dann ...
- betrete ich keine Spielhalle.
- wechsele ich kein Zigarettengeld an einem Spielautomaten an einem anderen Ort.
- wende ich mich in einer Kneipe von den Geräten bewusst ab.
- lehne ich - wie passiert - die Übernahme des Spieles an einem Online-Pokertische ab.
- versuche ich herauszufinden, wie ich mich vor Versuchungen schützen kann.
- versuche ich meine Defizite zu akzeptieren oder ihnen entgegen zu steuern.
- versuche ich auf die bedürfnisse meiner Lieben einzugehen, ohne mich dabei selbst zu verraten.
- ...

Das sind für mich ganz klare Ansagen. Die Betonung liegt hier auf "für mich".
Was Andere da denken und tun ist mir vollkommen egal.

Wenn Du als einzige Konsequenz nur eine Trennung siehst, dann ist Deine Entscheidung - trotz Deiner inneren Zerrissenheit - bereits gefallen - oder nicht?

Was Deine Aktion heute Morgen aber auch wieder zeigt - Du hast einen Einfluss auf ihn.
Auch wenn es ihm nicht richtig bewusst ist mit seiner unlogischen Argumentation - er sortiert gerade seine Prioritäten neu. Er macht sich bewusst, was er wirklich möchte - und das scheinst Du zu sein.
Die Kraft der Sucht in ihm ist aber auch gewaltig - sie ringt um die Oberhand.
Du konntest einen Hebel ansetzen und ihn zu einem Paargespräch führen.

Fokussiere Dich mal nur diesen Erfolg.
Den hast Du erreicht!
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Liv

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Re: Partner ist rückfällig geworden - wie reagieren?
« Antwort #12 am: 30 Juli 2013, 19:49:02 »
Hi Olli,

Ich lege deine Worte mal auf die Goldwaage  :D
Nur zu, es hilft mir!
Klar ist Anklagen das falsche Mittel, war vielleicht auch ne doofe Wortwahl. Aber du kennst vielleicht die Hitze des Gefechts und offenbar...hat es ja was bewirkt.


Zitat
Welchen Sinn macht das? Was soll das?
Er hat gar keinen Bezug zum gesetzlichen Zahlungsmittel Geld.
Ihm ist das Geld auf dem Casinokonto schnurzpipe.
K9Webprotection ist wieder runter vom Rechner.
Es gibt tausende Onlinecasinos - auf die Du keinen Zugruff haben wirst.

Er täuscht Dir ein ruhiges Gewässer vor, obwohl er bereits auf einem Kavenzmann surft.
In dem Fall war das für mich eher ein symbolischer Schritt, wenigstens wieder miteinander umzugehen und nicht nur gegeneinander. Also Deeskalation.
Und offenbar ist ihm sein dort "erwirtschafteter" Gewinn ::) wichtig genug, dass er hektische Flecken bekam, als er ihn nicht mehr in Erreichbarkeit sah. Da hat er eine völlig verzerrte Wahrnehmung. (Das ist auch sowas, was ich nie, nie kapieren werde, er hat halt diese Prägung, aber da kommen so absurde Sachen bei raus.)
Klar weiß ich, dass er überall zocken kann. Das kann er aber auch mit K9 aufm Rechner, wenn er woanders hingeht, insofern ists doch egal.
Ich glaube es wär für ihn auch weniger schlimm gewesen, wenn ich zum Beispiel einfach nen Router gekauft hätte, der irgendwas sperrt (falls es das gibt), das hatte in dem Fall mit seinem ganz persönlichen Rechner zu tun, an dem ich rumgefriemelt hab. War ja nicht das erste Mal, und daher musste ich diplomatisch einlenken, aus meiner Sicht.


Zitat
Zitat
Schwarzweißmöglichkeit
Dieses Wort sehe ich tatsächlich oft nur beim Thema Spielsucht.
Mir ist das früher schon recht häufig begegnet, durch meine Prägung und persönliche Geschichte dann allerdings eher negativ besetzt. Was für den einen ein stabiles gutes Gerüst, ist für ein anderen ein starres Korsett. Ich bin 100%ig bei dir, das man als Suchtkranker konsequent sein muss in seinem Handeln, ich persönlich habe schon die Erfahrung gemacht, dass ich meine Schwarzweißsicht oft nochmal erweitern muss, um nicht daran zu scheitern.

Zitat
Wenn Du als einzige Konsequenz nur eine Trennung siehst, dann ist Deine Entscheidung - trotz Deiner inneren Zerrissenheit - bereits gefallen - oder nicht?
Nun, ich habe in den letzten 24 Stunden meine Optionen etwas erweitert und werde bis zum Gespräch am Donnerstag noch weiter überlegen, welche Wünsche/Forderungen ich da an ihn formulieren möchte, aber grundsätzlich bin ich bereit die Beziehung loszulassen, ja.
Abstand brauche ich auf jeden Fall erstmal, bin auch schon am Organisieren dass ich ein paar Tage rauskomme.
Damit die Beziehung überhaupt noch wieder ansatzweise tragfähig wird, müsste er sehr glaubhaft deutlich machen, dass er bereit ist, an sich zu arbeiten, sprich konkrete Wege finden Druck anders abzubauen (egal ob jetzt mit Therapie oder ohne), mir gemeinsamen Zugriff auf seine Konten/Gelddinge gewähren, falls Druck vorhanden ist versprechen zuerst zu mir damit zu kommen, und absolute Ehrlichkeit zu sich & zu mir einhalten.
Das sind sehr elementare Dinge, und ich möchte gleichzeitig anbieten, dass ich versuche, weniger hart und absolut zu sein, wenn mal Fehler passieren. Da meine ich jetzt nicht solche kapitalen Fehler wie "drei Monate heimlich gespielt" sondern mehr so Sachen wie "mal geraucht", weil ich bei sowas bisher auch ziemlich verurteilend war, und du kannst dir ja vorstellen, dass das auch Druck aufbaut.

Zitat
Was Deine Aktion heute Morgen aber auch wieder zeigt - Du hast einen Einfluss auf ihn.
Auch wenn es ihm nicht richtig bewusst ist mit seiner unlogischen Argumentation - er sortiert gerade seine Prioritäten neu. Er macht sich bewusst, was er wirklich möchte - und das scheinst Du zu sein.
Die Kraft der Sucht in ihm ist aber auch gewaltig - sie ringt um die Oberhand.
Du konntest einen Hebel ansetzen und ihn zu einem Paargespräch führen.
Klar möchte ich gern wissen, ob er das nur alibimäßig zugesagt hat, damit ich die Fresse mal für zwei Tage halte, oder ob er wirklich etwas ändern will für sich und mich und die Beziehung. Aber ich denke das zeigt erst die Zeit.

Zitat
Fokussiere Dich mal nur diesen Erfolg.
Den hast Du erreicht!
Danke! Das habe ich heute auch so verspürt und ich bin froh dass ich es geschafft habe, trotz aller Schwierigkeiten. Bin aber auch stolz auf mich momentan mit so vielen Leuten darüber zu reden, also auch hier im Forum & mit meinen Freunden. Das hab ich früher nicht gemacht und ich merke, dass es echt hilft!

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freitagessen

Re: Partner ist rückfällig geworden - wie reagieren?
« Antwort #13 am: 01 August 2013, 10:53:55 »
Hallo Liv

Das sind viele Fragen !

Was kann ich tun, wie komme ich da raus , der nächste Schtritt !

Jeder Spieler ist auf seine Art ein Individuum, etwas haben wir aber gemeinsam,
"Nichts und niemand kann uns vom spielen abhalten, wenn nicht der aufrichtiger Wille hierzu vorhanden ist"

Ein aufrichtiger Wille ist bei deinen Mann in keinsterlei weise erkennbar !!!!

Er gestaltet sich ein Leben mit seiner Sucht, und Du bist ein Notwendiges übel welches er braucht um dieses auch fortführen zu können!!
Klingt hart, ist aber die Wahrheit.

Was könntest Du jetzt tun ?

Ich denke mal für deinen Mann relativ wenig ( hier hast Du schon viel getan) und das Ergebnis ist gleich Null !!!

Es steckt im Sumpf, und wenn Du dich an ihm festhältst gehst Du mit unter.

Er braucht noch Zeit um zu realisieren welch eine vernichtende Kraft diese Sucht, nicht nur auf dir, sondern auch auf ihm hat.

 Bis dahin kannst, und solltest Du nur für dich Dasein, alles andere ist vergeudete Zeit.

LG Rainer

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Offline Liv

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Re: Partner ist rückfällig geworden - wie reagieren?
« Antwort #14 am: 30 August 2013, 21:04:08 »
Hallo,

ich wollte mich noch mal hier melden, um über meine Fortschritte zu schreiben.

Ich habe mich entschlossen, aus der gemeinsamen Wohnung hier auszuziehen, um erstmal für mich selbst sorgen zu können und mein Leben so zu gestalten, wie ich mir das vorstelle. Das ist eine Entscheidung, die sich sehr gut und erleichternd anfühlt.
Ich sehe den Vorfall (oder Rückfall) meines Mannes somit als Chance, endlich für mich selbst einzustehen.
Natürlich sind nicht alle negativen Gefühle einfach weg, ich kann nur einfach nicht mehr in dieser konfliktbeladenen Situation immer weiter drin bleiben, und ich finde, das muss ich auch nicht. Der räumliche Abstand gibt ihm auch Gelegenheit, mal ganz tief in sich zu gehen und zu schauen, was ihm wichtig ist. Oder auch nicht, wer weiß. Meines Wissens nach spielt er weiterhin, obwohl er es nicht mehr will. Er kämpft sehr mit sich, schaut schon hin, beschäftigt sich mit sich, versucht sich zu verstehen, kommt aber nicht so leicht raus. Momentan versuche ich mich davon zu distanzieren und konzentriere mich auf meine Ziele. Ich kann ihm nichts abnehmen, wie ich inzwischen weiß.

Das Beratungsgespräch hat er übrigens nur mir zuliebe mitgemacht, er will im Allgemeinen nicht weiter von mir mit dem Thema konfrontiert werden ("problematisieren") und "nicht unter Druck gesetzt werden". Ich lasse ihn jetzt los. Er muss seinen Weg gehen. Ich will nicht weiter verurteilen und streiten, das führt nur zu immer mehr Unglück in mir. Wenn ich hier bleibe, würde das Thema wieder auf den Tisch kommen, weil ich momentan kein Vertrauen mehr spüre und eben nachfrage. Ich versuche es jetzt andersrum und lasse wie gesagt los.
Den zweiten Paarberatungstermin der im November noch mal sein soll, kann ich offensichtlich absagen, weil er das Ganze eh nicht ernst nimmt. Letzten Endes hat er sich an die Abmachungen, die wir dort trafen, nicht gehalten. Klar hat mich das verletzt, aber aus dieser Verletzung hinaus habe ich auch wieder so gehandelt, dass es uns nicht vorwärts bringen konnte (konfrontiert). Die Fronten sind sehr festgefahren. Ich spüre, dass ich das nicht mehr möchte und nicht mehr kann.
Ich fühle mich durch diese ganze Krise bereit für einen neuen Weg, der erstmal getrennt stattfindet. Natürlich sind wir ja noch verheiratet, also noch nicht ganz voneinander separiert, doch ich werde sehen, was die Zeit bringt. Ich weiß nicht, ob er sich jemals ändern wird und einen gangbaren Weg findet für sich, nun auch das wird die Zeit zeigen. Ich kann nur nicht mehr an seiner Seite darauf warten, das etwas passiert, denn dann gehe ich kaputt. Ich glaube und spüre, das Leben ist mehr als eine Aneinanderreihung von negativen, schlimmen Gefühlen, ich möchte da endlich mal raus.

Wollte das nur mal schreiben, mich auch noch mal für eure Hilfe vor einem Monat hier bedanken, es hat mir in der verzweifelten Situation, in der ich war, viel geholfen!

 

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